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BTS - Liebe geht durch den Magen (Jin Ff)

Mein Name ist Rose Kim Un, ich bin 22 Jahre alt und das hier ist meine Geschichte.
Eigentlich wollte ich immer als Schauspielerin arbeiten, doch dank meinem Vater ist es nun mein Job, Menschen Geheimnisse zu entlocken. Er ist alles was ich habe und ich möchte ihn nicht enttäuschen. Doch bei meinem neusten Auftrag stellte ich mir doch die Frage:" Ist es das wert?" Oder sollte ich vielleicht doch auf mein Herz hören?

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    Name: Rose Kim Un
    Alter: 22 Jahre
    Größe: 1,64 m
    Augenfarbe: dunkelbraun
    Haarfarbe: pastellrosa
    Land: Korea
    Hobbys: essen, Cello spielen, schauspielern, kochen
    Eigenschaften: verrückt, musikalisch, verfressen, schlau
    Ausbildung: eigentlich Schauspielerin, arbeitet für ihren Vater
    Eltern: Vater (Chef einer berühmten Zeitung), Mutter (tot)


    Ein lauwarmer Luftzug fuhr durch meine halblangen pastellfarbenen Haare, die mich sanft an der Nase kitzelten. Ich lag mit halb-geschlossenen Augen im hohen Gras zwischen den kleinen bunten Blumen und beobachtete die weißen Wolkenschafe. Der süßliche Duft der Kirschenbäume lag in der Luft, während kleine hellrosa Blätter mit dem Wind tanzten.

    Es war Frühling.

    Ein Frühling, der mich an meine Kindheit erinnerte. Ich lächelte, als sich das dicke Wolkenschaf in einen kleinen Hasen verwandelte und davon hoppelte. Glücklich schloss ich die Augen und ertastete mit beiden Händen das Gras und die Erde unter meinem Körper. Der Boden war bereits etwas warm von den ersten Sonnenstrahlen, die sich über die grünen Wiesen gelegt hatten. In Gedanken versunken strich ich mit meiner Hand über das wild gewachsene Gras.

    Ich liebe die Natur und so auch alles was zu ihr gehört.
    Als eine weiße Taube auf dem Kirschblütenbaum über mir landete, setzte ich mich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich blinzelte gegen die Sonne und hielt mich als Schutz die Hand vor die Augen.

    Unter mit lag Seoul. Die Stadt, in der ich groß geworden war. Auf dem Abhang, auf dem ich mich befand, konnte man über die ganze Stadt sehen. Es war wundervoll. Man sah dich Hochhäuser, die kleinen Dörfer am Rand der Stadt, den großen Stadtpark, die kleinen Gassen, die Wiesen,….
    Dieser Platz hier, war ein Ort, an dem ich mich schon immer sicher gefühlt habe. Immer wenn es mir in der Vergangenheit schlecht gegangen war, bin ich hierhergekommen. Ich weiß nicht wieso, aber nur hier schaffe ich es wieder mit mir ins Reine zu kommen.

    Mein Name ist Rose Kim Un. Ich bin 22 Jahre alt und das hier, das ist meine Geschichte.

    Mein Handy summte. Schnell kramte ich in meiner Jackentasche nach dem kleinen rosa-roten Teil. „Ja?“ Ich hob ab und hörte ein leises Husten am anderen Ende der Leitung. „Rose? Wo bist du, ich brauch dich sofort in der Firma. Ich habe einen neuen Auftrag für dich!“ Ich verdrehte die Augen. „Guten morgen Paps! Auch schon dich zu hören!“, holte ich meinen Vater auf den Boden der Tatsachen zurück. „Jaja, Rose. Aber jetzt beeil dich es ist wichtig!“

    Ich seufzte leise und stand auf. „Gut, ich bin in 15 Minuten da!“ „Bis gleich“, kam es vom anderen Ende. Doch bevor ich noch etwas antworten konnte hörte ich auch schon das Klacken des Hörers, der wieder zurück auf die Station gelegt worden war.

    „Typisch Paps!“, murmelte ich und machte mich auf den Weg zurück in die Stadt.

    Meine Beziehung zu meinem Vater ist……naja sagen wir mal, sie ist gewöhnungsbedürftig. Würden man uns nicht kennen, würde man eher denken, wir seinen Chef und Angestellte und nicht Vater und Tochter. Mein Vater ist ein angesehener Mann in Seoul. Ihm gehört eine der größten Zeitungen hier die „Secret“. Das ist Englisch und steht für „Geheimnis“. Was unsere Zeitung nicht passender mit einem Wort beschreiben könnte. Denn worauf wir uns spezialisiert haben, und was wie eine Bombe bei unseren Lesern einschlägt, sind die Geheimnisse der Stars und Sternchen dieser Stadt.

    Ich arbeite seit ich 18 bin bei der Zeitung meines Vaters. Eigentlich habe ich die Ausbildung zur Schauspielerin gemacht, doch mein Vater wollte unbedingt, dass ich in seiner Firma einstiege. Eigentlich wollte ich damals „nein“ sagen, doch ich wollte meinen Vater nicht enttäuschen.

    Das Ansehen und der Zuspruch meines Vaters bedeutet mir alles. Außer ihm habe ich niemanden. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben und einen Bruder, oder eine Schwester habe ich nicht. Als ich klein war, habe ich immer die verrücktesten Dinge angestellt, um die Aufmerksamkeit meines Vaters zu bekommen. Ich wollte doch nur einmal hören, dass ich etwas gut gemacht habe, dass er stolz auf mich war. Doch das war beinahe unmöglich.

    Mein Vater arbeitet hart und würde ich nicht in seiner Firma angestellt sein, würden wir uns vermutlich gar nicht mehr sehen.


    Mit meinem Blick zu Boden gerichtet, trottete ich den langen Weg zurück in die Stadt, bis ich schließlich das große Bürogebäude meines Vaters erreichte. Die 120 Stockwerke wirkten eindrucksvoll auf die Passanten und ragten viele, viele Meter in den blauen Himmel. Vervollständigt wurde das Bild von den Menschenmassen in Anzug und mit Aktenkoffer, die im Sekundentakt ein- uns ausmarschierten. Ich seufzte noch einmal in mich hinein, dann betrat ich das Gebäude.

    -drei Minuten später im Büro meines Vaters-

    „Na endlich!“, begrüßte mich mein Vater und schlug die dicke Aktenmappe zu, die vor ihm auf dem Tisch lag. „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, argumentierte ich und ließ mich keuchhend auf den Sessel an der gegenüberliegenden Seite des Tisches fallen. „Das mag schon sein“, murmelte er und zog einige Zettel aus dem Stapel. „Das ändert aber nichts daran, dass du wieder mal zu spät bist!“

    Ich biss mir auf die Unterlippe und schluckte die aufkommende Wut herunter. „Das nächste Mal bin ich pünktlicher, versprochen!“, lächelte ich entschuldigend und überschlug meine Beine. „Das mag ich hoffen“, kam es als Antwort. Dann hielt mein Vater inne und reichte mir die Zettel.

    Ich nahm sie entgegen und sah ihn verwirrt an. „Und was soll ich damit?“ „Das ist dein neuer Auftrag!“ Ich musterte die Seiten, auf denen sieben verschiedene Steckbriefe abgebildet waren. Es waren sieben junge Männer einer K-Pop Gruppe. „BTS“, las ich leise und überflog die Seiten. Ihre Namen waren Jung Hoseok (J-Hope), Park Jimin (Jimin), Kim Namjoon (RM), Kim Taehyung (V), Min Yoongi (Suga), Jeon Jungkook (Jungkook) und Kim Soekjin (Jin).

    Mein Vater erhob sich plötzlich von seinem Sessel, stand auf und sah aus dem großen Glasfenster, von dem man den Überblick über die ganze Innenstadt hatte. „Du wirst diese sieben jungen Männer um den Finger wickeln und ihnen ein Geheimnis nach dem anderen aus der Nase ziehen. Dazu wirst du eine neue Identität bekommen und die nächsten Wochen bei ihnen einziehen.“ Ich sah ich fragend an. „Und wie genau hast du dir das vorgestellt, dass ich da reinkomme?“

    Mein Vater drehte sich zu mir um und kam auf mich zu. „Über ihn!“ Er zeigte auf denn ältesten der sieben Männer. „Über Kim Soekjin.“ „Er wird heute Abend als Stargast bei einer Kochshow teilnehmen, und du wirst ebenfalls dabei sein. „Ich?“, fragte ich verwirrt und sprang von meinem Sessel hoch. „Ja du!“, erklärte mein Vater bestimmend. „Du bist Schauspielerin. Wer sonst, könnte es besser machen als du und Kim Soekjin dazu überreden, die nächsten Wochen bei ihm wohnen zu können.“

    „Ist das nicht illegal?“, erkundigte ich mich schnell in der Hoffnung, ihm die Idee noch ausreden zu können. „Ach Rose, du solltest doch mittlerweile wissen, dass man in unserer Branche nicht immer alles auf dem legalen Weg erledigen kann. Manche Dinge muss man einfach riskieren!“

    Ich schluckte. „Du willst also, dass ich mich bei diesen sieben Männern zuhause einschleiche und ihr Vertrauen gewinne, sodass sie mir ihre Geheimnisse verraten und ich sie dann hintergehe und sie an die Öffentlichkeit weiterleite?“ „Bravo, Rose. Du hast es verstanden! Und merk dir eines: Je skandalöser, desto besser!“

    „Ich weiß nicht so recht“, murmelte ich. „Es ist eine Sache ab und an Promis zu beobachten und ihnen ab und an in einem Gespräch an der Bar ein Geheimnis zu entlocken, aber ist es nicht falsch Menschen über einen so langen Zeitraum dermaßen zu hintergehen?“

    Mein Vater sah mich verständnislos an. „Ich bin enttäuscht von dir Rose! Ich hätte wirklich gedacht und hättest mittlerweile verstanden worauf es in unserer Arbeit ankommt!“
    Diese Worte trafen mich wie ein Dolch mitten in Herz. Schnell sah ich wieder auf und ging auf meinen Vater zu. „Warte, du hast recht. Du kannst auf mich zählen. Ich mache es!“
    Mein Vater lächelte zufrieden und legte mir eine Hand auf die Schulter.

    „Wusste ich doch, dass ich mich immer auf dich verlassen kann!“

    2

    -eine Stunde später-

    Mit einem leisen Knacken bohrten sich die Metallbuchstaben des Stanzers in das Plastik meines neuen Führerscheins und dann in meine neue Kreditkarte. An der Stelle, wo eigentlich „Rose Kim Un“ stehen sollte, stand nun „Rose Park“. Ich griff nach den beiden Karten und betrachtete den Schriftzug mit kritischem Blick.

    „Und das merkt man bestimmt nicht?“ Der Mann aus der Identitätsabteilung sah auf und schüttelte den Kopf. „Nein, mit Sicherheit nicht! Die beiden Ausweise sind ja echt, es ist nur nicht legal sie auf diese Weise herzustellen und zu benutzen!“ Ich nickte, verstaute die Karten sicher in meiner Geldbörse und machte mich auf den Weg in den 10. Stock.

    Es war bis jetzt noch nie nötig gewesen, für einen meiner Jobs, einen neuen Ausweis machen zu lassen. Für gewöhnlich stelle ich mich einfach mit einer falschen Visitenkarte vor. Die kann meine Zielpersonen aber erst dann überprüfen, wenn es bereits zu spät ist und ich die Informationen habe, die ich brauche.
    Im 10. Stock angekommen, lief ich den langen Gang hinunter, bis zu einer großen Holztür. Schon bevor ich aufmachte, konnte ich die laute Musik hören, die aus dem Raum dröhnte. „Big Bang“, grinste ich und trat ein.

    „Rose, mein Schatz!“ Als Chloe mich bemerkte, kam sie mit einem breiten Lächeln auf mich zu und schloss mich fest in ihre Arme. „Wo schickt dich dein Vater denn nun wieder hin? Möchte er dir nicht mal eine kleine Pause gönnen? Du arbeitest doch sowieso rund um die Uhr!“

    Verlegen löste ich mich von ihr und warf einen sehnsüchtigen Blick nach draußen. „Ich bin diesmal länger weg“, erklärte ich und beobachtete, wie sich ein Vogelschwarm in die Lüfte erhob. „Länger weg?“, wiederholte sie und führte mich zu meinem Lieblingssessel, auf dem ich seufzend Platz nahm.
    „Und wem genau, wirst du diesmal ein Geheimnis entlocken“, bohrte Chloe weiter und begann sich über meine Haare herzumachen. „Den sieben Mitgliedern aus BTS. Papa möchte, dass ich es schaffe, bei ihnen einzuziehen!“

    Chloe stoppte damit, an meinen Haaren herumzuziehen und sah mich geschockt an. Sie wollte etwas sagen, doch dann schüttelte sie nur verständnislos den Kopf. Kurz schwieg sie, dann warf sie einen blick in den Spiegel und legte ihre Hände auf meine Schultern. Sie überlegte. „Das heißt,……………wir brauchen etwas junges, peppiges, einzigartiges, oder?“
    Ich dachte ebenfalls kurz nach, und nickte schließlich. „Ich glaube, das wäre perfekt!“ Kurz kramte sie in einer Lade mit Haarfarben, und hatte schließlich gefunden, was sie gesucht hatte. „Oh Rose mein Schatz, du wirst es lieben!“
    Überglücklich legte sie mir ein Handtuch um und machte sich an die Arbeit.

    Chloe ist unsere Stylistin und Visagistin hier in der Firma. Zu ihr geht man, wenn man für einen Job mal schnell sein Äußeres ändern muss. Denn hat man so wie ich, täglich einen neuen Auftrag, sollte man so wandelbar wie möglich sein, und am besten nie wie man selbst aussehen.

    Chloe und ich stehen uns sehr nahe. Ich kenne sie, seit ich ein kleines Mädchen war und sie ist fast so etwas wie eine Ersatzmutter für mich. Auch wenn ich ihr leider fast nie über meine Aufträge erzählen darf, schafft sie es doch, mir das Gefühl zu geben, für mich da zu sein, wenn ich sie brauche. Und das ist es auch, was ich so sehr an ihr liebe.


    -zwei Stunden später-

    „So, fertig!“ Zufrieden legte Chloe den Föhn und das Haarspray zu Seite und gab mir den Blick auf den großen goldenen Spiegel frei. „Na, was sagst du? Gefällts dir?“

    Ich blinzelte, und starrte mich selbst überrascht im Spiegel an. Meine Haare glänzten in den warmen Sonnenstrahlen und schimmerten in einem hellen Rosa. Nicht nur die Länge meiner Haare war um einige Zentimeter gekürzt worden, nein, auch Stirnfransen umspielten nun mein überraschtes Gesicht und ließen mich fast etwas frech aussehen.

    „Es ist der Wahnsinn“, staunte ich und wuschelte mir verliebt durch das Haar. „Wusste ich doch, dass dir das gefällt“, grinste Chloe stolz und nahm mir das Handtuch ab.

    „So, jetzt brauchen wir nur noch das perfekte Outfit für dich! Wir wollen ja, dass du heute alle Leute in der Show vom Hocker haust!“

    Sie zog mich sanft auf dem Sessel auf und schob mich in den großen begehbaren Kleiderschrank. Jedes Mädchen würde mich um das hier beneiden. Hier drinnen stapelten sich Schuhe über Handtaschen und in jeder Schrank-Abteilung gab es Kleidung für einen anderen Anlass.

    Doch auch, wenn ich hier schon bestimmt hundert Mal drinnen war, war es immer noch ein Erlebnis etwas aus diesem Repertoire auszuwählen, dass ich naher auch tragen durfte. Mein Blick schweifte über die riesen Auswahl an Röcken und Kleidern und bliebt schließlich an einer blauen Jeansjacke mit Blumenprint hängen.

    Ich griff nach ihr und strich sanft über den rauen Stoff und das filigrane Muster. Als Chloe mich bemerkte, kam sie zu mir und sah mir neugierig über die Schulter. „Perfekt!“, meinte sie lächelnd. „Ich denke das ist es!“

    -eine Stunde vor der Show-

    Ich war angespannt.

    In den letzten Stunden hatte ich mir alles eingeprägt, wovor mich mein Vater gewarnt hatte. Noch dazu kam, dass ich nun ein komplett anderer Mensch war und so hatte ich auch eine andere Lebensgeschichte. Trotzdem habe ich versucht so viel wie möglich aus meinem echten Leben zu übernehmen, so wahr es unwahrscheinlich, dass mir einmal ein Fehler passierte.

    Das Auto, in dem ich saß, fuhr gerade auf die Hauptstraße auf. In etwa zehn Minuten waren wir am Ziel, dann musste ich für alles bereit sein.

    Meine Hände schwitzten und ich wischte sie nervös in meine Hose. „Jetzt reiß dich zusammen, Rose“, ermahnte ich mich selbst in Gedanken. Ich sah aus dem Fenster. Heute waren da keine Wolkenschafe und auch keine Wolkenhasen, die glücklich davonhoppelten. Ich seufzte. Noch einmal ging ich meine neue Identität durch, die ich in den nächsten Tagen niemals vergessen durfte:

    1. Mein Name ist Rose Park.
    2. Ich bin 22 Jahre alt
    3. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben
    4. Meinen Vater kenne ich nicht
    5. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen
    6. Ich habe keine Geschwister
    7. Ich habe die Schule abgebrochen, um für meine Großeltern da zu sein
    8. Ich versuche Arbeit zu finden, um meine Großeltern finanziell zu unterstützen

    Das war es also, wer ich jetzt war. Ein Mädchen, dass zwar viele Gemeinsamkeiten mit mir hatte, aber eigentlich das komplette Gegenteil von mir war. Als ich meinen Steckbrief das erste Mal gelesen hatte, fühlte es sich so an, als wäre dieses Mädchen ein besseres, netteres Mädchen, als ich es je sein könnte. Rose Park war jemand, der sich für andere einsetzt, ihnen unter die Arme greift, wenn sie Hilfe brauchen. Doch Rose Kim Un, nein, ich war jemand, der andere Menschen aushorcht, ihr Vertrauen gewinnt, nur um sie dann wieder in aller Öffentlichkeit bloß zu stellen.

    Als die Kirschenbäume am Straßenrand, an mir vorbeizogen schloss ich die Augen. Ich schloss sie noch ein letztes Mal als Rose Kim Un.

    Als ich sie wieder öffnete war ich jemand ganz anderes. Nun war ich:

    Rose Park.


    3

    Als ich aus dem Auto stieg, wehte mir die frische Frühlingsluft durch die Haare. Instinktiv pustete ich sie mir die rosaroten Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah mich auf dem Studiogelände der Kochshow um. Es würde seine Zeit dauern, bis ich mich an diese ausgefallene Haarfarbe gewöhnen würde. Ich seufzte.

    „Miss Rose?“, der Fahrer der mich hierhergebracht hatte, wandte sich an mich. „Ich soll Ihnen ausrichten, dass Ihr Vater in der nächsten Zeit mit Ihnen in Kontakt bleiben wird!“ „Überrascht mich nicht!“, murmelte ich kaum hörbar fügte aber noch ein:“ Natürlich, da bin ich aber beruhigt!“, hinzu. „Und vergessen Sie nicht die kleine Kamera an ihrer Jacke!“

    „Welche Kamera?“ Verdutzt suchte ich meine Jeansjacke nach irgendwelchen Auffälligkeiten ab. „Na, das kleine Ding unter dem Glitzerstein der Blume!“, erklärte der Fahrer. Tatsächlich. Schon im nächsten Augenblick hatte ich sie entdecket. Es war eine winzig kleine Mini-Kamera, die sich perfekt unter der Verzierung meiner Jeansjacke tarnte.

    „Und was soll ich damit?“, erkundigte ich mich perplex. „Hat Ihnen Ihr Vater das nicht gesagt?“ Ich runzelte die Stirn. „Nein!“ Der Fahrer atmete sichtlich genervt ein und aus und begann dann zu erzählen. „Also, diese kleine Kamera hat einen Sender. Ihr Vater weiß also immer wann sie wo sind und kann sie jederzeit orten. Die Bilder, die über diese Kamera aufgenommen werden, können nicht live mitverfolgt werden, deshalb ist es Ihr Job die Kamera mit all dem Bildmaterial am Ende ihres Auftrags bei Ihrem Vater abzuliefern. Für alle Fälle haben sie eine Ersatzkamera in ihrem Koffer, die sie jederzeit durch einen Knopf an der Unterseite aktivieren können!“

    „Wie schön!“, lächelte ich mit sarkastischem Unterton und strich genervt über den kleinen Glitzerstein. Jetzt kontrollierte mich mein Vater auch schon, wenn er gar nicht in seiner Nähe war.

    „Wars das?“, fragte ich und wollte gerade gehen, als mich der Mann am Ärmel festhielt. „Ich würde Ihnen noch empfehlen Ihren Koffer mitzunehmen!“, merkte er an und drückte mir einen pinken Rollkoffer in Hand. „Ja,…..ähhh danke!“, murmelte ich, schnappte mir den Griff und marschierte los.

    -im Studio-

    „So, Sie sind also unsere heutigen Kandidaten! Bitte nehmen Sie doch noch Platz. Wir werden Ihnen erklären worauf sie während der Show achten sollen und wie der Ablauf des heutigen Abends geplant ist!“

    Eine aufgetakelte Moderatorin in hohen Absätzen und kurzem Mini-Kleid stöckelte interessiert an mir und den anderen Kandidaten vorbei. Währenddessen gingen Securities durch die Reihen und kontrollierten unsere Ausweise.

    Ich merkte wie meine Hände zu schwitzen begannen, als der Mann in schwarz vor mir stand. „Miss, Ihr Ausweis bitte!“ Nervös fummelte ich meinen Führerschein aus der Geldbörse hervor und reichte sie dem Security Mann. Mit kritischem Blick studierte er zuerst das Foto und mein Gesicht und dann die Sicherheitsnummer.

    „Ok, Miss. Ich wünsche Ihnen viel Spaß!“
    Die Anspannung viel von mir ab und ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Danke, Sir!“

    Neben mir saß ein junges Mädchen, das vielleicht ein paar Jahre älter war als ich. Sie tippte aufgeregt eine Nachricht in ihr Handy ein und grinste bis über beide Ohren. Als sie fertig war, lehnte sie sich zu mir hinüber.

    „Hey, hast du schön gehört, dass Jin von BTS heute mitmacht? Kannst du das fassen? Ich nicht! Das ist doch einfach der Wahnsinn! Oh Gott, ich werde ihm das erste Mal so nahe sein!“

    „Vergiss nicht zu atmen!“, mahnte ich sie amüsiert und stützte meinen Ellbogen auf die Sitzlehne es Stuhles. Doch sie ignorierte meine Warnung und plapperte einfach munter weiter. „Er sieht so gut aus! Seine Augen sind wie Sterne und seine Lippen sind so weich und soooo schön…..“

    Ich spürte wie mir mein Mittagessen wieder hochkam. Das war doch zum Kotzen. Diesem Fangehabe konnte ich gar nichts ab. Um so erleichterter war ich daher, dass sich nun die Moderatorin wieder zu Wort meldete, um uns den weiteren Verlauf de Show zu erklären.

    „So meine Lieben! Wir verteilen nun Namensschilder mit euren Vornamen. Die steckt ihr euch bitte gut sichtbar an eure Kleidung! Sie sind sowohl für uns, als auch für euch und für das Publikum eine Hilfe und dienen hauptsächlich der Orientierung.“

    Während ich zuhörte, steckte ich mir mein Schild an. Es war weiß mit einem hellrosaroten Rahmen in dem in einem eleganten Schriftzug „Rose“ geschrieben stand. Vorsichtig befestigte ich es neben der kleinen Kamera. Mich nervte das kleine Ding jetzt schon.

    In den folgenden Minuten wurden wir über die Regeln und den Verlauf der Show aufgeklärt. Es war eigentlich recht simpel und ich brauchte nicht lange, bis ich das System verstanden hatte:

    Die „normalen“ Kandidaten müssen jeweils gegen einen „Promi-Kandidaten“ antreten. Zu Beginn wird ein Gericht festgelegt, das beide in derselben Zeit kochen müssen und am Ende von ausgewählten Köchen verkostet und benotet wird. Der jeweilige Verlierer in dem Team scheidet aus. Es gibt drei Runden. Die Vorspeise, den Hauptgang und die Nachspeise. Die dritte Runde ist das Finale, aus der der Sieger dieser Show hervorgeht. Der Preis der heutigen Folge, wird jedoch erst zu Beginn der Show preisgegeben.

    Als die Moderatorin ihre Ansprache beendete klatschte sie einmal euphorisch in die Hände und lächelte in die Runde. „So, habt ihr noch Fragen?“

    Kurzes Schweigen.

    Dann schoss eine kleine Hand in die Luft und jemand zappelte ungeduldig auf seinem Sessel hin und her. „Ja, Sumi?“ Die Augen meiner Sitznachbarin leuchteten, als sie aufgeregt ihre Frage stellte.

    „Wann werden Jin und die anderen Star-Kandidaten eintreffen?“ Die Moderatorin lächelte und deutete auf ihre Armbanduhr. „Die sollten jeden Augenblick eintreffen!“ Sumi, kiekste auf und wippte nun noch aufgeregter als vorhin, auf ihrem Platz hin und her.

    „So, dann sehen wir uns nachher!“ Die Moderatorin verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung und stöckelte mit kleinen Schritten hinter die Bühne, wo sie sich mit dem Kamerateam beriet.

    Gerade wollte Sumi mir wieder etwas ins Ohr flüstern, als ich die Flucht antrat und mich schleunigst verdrückte. Auftrag hin oder her, das hier wollte und konnte ich mir nicht länger anhören. So stand ich auf und setzte mich drei Plätze weiter neben einen Herrn im mittleren Alter, der sichtlich beschäftigt auf seinen beschriebenen Notizblock starrte.

    Ich atmete kontrolliert ein und aus und versuchte mich wieder zu sammeln. Hoffentlich fing es bald an. Ich wollte einfach, dass das hier so schnell wie möglich vorbei war.

    Plötzlich ging das Licht an und die Türen wurden aufgemacht. „Sie kommen, sie kommen!“, rief Sumi aufgeregt aus drei Plätzen Entfernung und starrte angespannt auf die offene Eingangstür. Nur weinige Sekunden später betraten drei junge Männer und eine junge Frau das Studio.

    Ein Raunen ging durch die Sitzreihen und Gemurmel machte sich unter den Besuchern breit.

    Die Moderatorin hatte nun ein Mikrophon und trat nach vorne, wo sie alle gut sehen konnten. „Ich bitte sie nun ebenfalls auf die Bühne zu kommen. Sie werden nun ihrem ersten Partner zugeteilt, gegen den sie in der ersten Runde kochen werden! Doch zuerst stellen sie sich doch bitte vor.“

    „Kamera! Wir beginnen jetzt zu filmen!“ Der Mann hinter der Kamera nickte und schwenkte zur Bühne. Noch im selben Moment ertönte eine eingängige Melodie und die Moderatorin sprach die ersten einleitenden Worte für das Publikum vor den Fernsehern.

    „Mein sehr geehrtes Publikum. Ich bin Janina Misuki und heiße sie herzlich willkommen zu unserer 4. Folge „Promi-Kitchen“. Heute wird sich wieder herausstellen wer in der Küche die Nase vorne hat und unseren heutigen Hauptpreis entgegennehmen wird. Ich lade Sie hiermit auf eine kulinarische Reise in die Küchen ferner Länder ein und wünsche Ihnen gute Unterhaltung! Aber nun stelle ich Ihnen erst mal die heutigen Kandidaten vor!“

    Ein Scheinwerfer leuchtete auf und verfolgte Janina, die mit einem sichtlich einstudierten Lächeln auf uns zu stöckelte. Zuerst dachte ich, sie würde zuerst die Star-Gäste vorstellen, doch überraschender Weise blieb sie zuerst bei mir stehen.
    Grelles Scheinwerferlicht leuchtete mich an und ich konnte kaum etwas erkennen. Trotzdem setzte ich gekonnt ein süßes Lächeln auf und zwinkerte in die Kamera.

    „Auf ins Gefecht!“, dachte ich und machte einen Schritt nach vorne.



    4

    „Guten Abend! Ich bin Rose und ich freue mich heute hier sein zu dürfen!“ Ich deutete eine höfliche Verbeugung an und lächelte in die Kamera. Das Publikum applaudierte und alle musterten mich interessiert.

    Nun meldete sich wieder die Moderatorin. „Rose ist 22 Jahre alt und kocht leidenschaftlich gerne in ihrer Freizeit. Mit dem Preis, den sie heute gewinnen möchte, würde sie gerne ihre Großeltern unterstützen, bei denen sie aufgewachsen ist.“ Ein Raunen ging durch den Saal, dann schwenkte der Scheinwerfer zu meinem Nachbarn.

    Erleichtert atmete ich aus. Während die Moderatorin die anderen Kandidaten interviewte, hatte ich Zeit endlich mal nach meiner Zielperson Ausschau zu halten. Und so dauerte es nicht lange, bis ich ihn entdeckt hatte:

    Kim Seokjin war groß, etwa 1,80m und hatte breite Schultern. Seine dunklen Haare passten perfekt zu seinen großen Knopfaugen und seinen herzförmigen Lippen. Alles in einem war er ein richtig gutaussehender junger Mann. Ich musterte ihn fasziniert, bis er plötzlich ebenfalls von einem Scheinwerfer erfasst wurde, und sich vorstellen musste.

    Während er sprach, kreischten Mädchen aus dem Publikum laut auf und auch Sumi konnte sich kaum noch auf ihrem Platz halten. Ich hatte das Bedürfnis die Augen zu verdrehen, doch ich hielt mich zurück, schließlich waren wir gerade live im Fernsehen. Seokjin lächelte und flirtete mit der Kamera. Er wirkte selbstsicher und sympathisch, ebenso wie man es von einem Idol erwartet.

    Schnell konzentrierte ich mich wieder auf meine eigentliche Aufgabe und folgte aufmerksam den Anweisungen der Moderatorin Janina Misuki. Sie ging auf ein großes Glas zu, indem sich viele kleine goldene Bälle befanden. Sie wartete kurz bis sie die Kameras perfekt im Fokus hatte, dann setzte sie fort. „In dieser Schüssel, meine Damen und Herren, befinden sich goldene Bälle mit den Namen unserer Kandidaten. Ich werde nun immer zwei Namen ziehen, die dann unser erstes Team bilden werden.

    Lächelnd griff sie in den Behälter und zog die ersten zwei Bälle heraus. „Im ersten Team sind: GOT7s Jackson und………………Sumi!“ Große Enttäuschung schlich sich das Gesicht von Seokjins größtem Fan. Ich musste mir ein kleines Grinsen verkneifen und folge weiter angespannt der Ziehung.
    „Im zweiten Team sind BTSs Jin und…………Min-hyun.“ Der Herr, der vorhin so akribisch sein Notizbuch studiert hatte, sah verwirrt auf und schenkte seinem neuen Partner ein eher unsicheres Lächeln. Jin ging auf ihn zu und verbeugte sich höflich. „Freut mich!“ Er hielt ihm ebenfalls die Hand entgegen und schob ihn sanft aus dem Fokus der Kamera an den Rand der Bühne.

    Das dritte Team bildeten eine junge Schauspielerin und ein ebenso junger Herr, der sichtlich verknallt in seine neue Teampartnerin war. So stand also fest, ich würde im letzten Team sein und zwar gemeinsam mit dem Schauspieler Lee Jong-suk.

    Ich kannte ihn bereits aus einigen K-Dramas und war, als ich noch jünger war, auch etwas verknallt in ihn gewesen, doch das sollte nun keine Rolle spielen. Schließlich musste ich mich auf meinen Auftrag konzentrieren und durfte mich keinen Falls ablenken lassen.

    „So, nun nehmen Sie bitte ihren vorgesehenen Platz ein. Sobald Sie soweit sind, bekommt jedes Team ein Gericht, das es in der nächsten halben Stunde zubereiten muss. Möge der Bessere gewinnen!“

    Lee Jong-suk kam zu mir, verbeugte sich und geleitete mich dann höflich zu unserer Küchenzeile. Sobald wir dort waren, bekamen wir jeder ein Couvert, indem sich ein und dasselbe Rezept befand. Ich öffnete es: „Putenstreifensalat“
    Jong-suk sah zu mir rüber und deutete auf das Couvert. „Angst?“ Ich grinste kampflustig. „Nur, wenn du sie hast!“ Er lachte auf, dann legten wir los.

    -10 Minuten später-

    Frisches Gemüse knackte, heißes Wasser blubberte und die Öfen surrten. Ich befand mich mitten in einer Küchenschlacht und es machte eine riesen Spaß. Ich liebe es zu kochen und ich liebe es kulinarische Kunstwerke zu erschaffen.

    Während ich den Salat wusch und das Huhn in Streifen schnitt zusammen mit Gewürzen und in die Pfanne warf, spähte ich unauffällig zu Seokjin hinüber. Er war sichtlich vertieft in seine Arbeit und konzentrierte sich auf sein Sushi, das er gerade fein säuberlich in Algen-Blätter rollte.

    Meine Hühnerstreifen zischten auf und ich drehte schnell Herd etwas herunter. Ich musste es irgendwie schaffen Kontakt zu ihm aufzubauen. Angestrengt überlegte ich mir einen Plan und rührte dabei nachdenklich in der brutzelnden Pfanne herum. Schließlich hatte ich eine Idee.

    Ich legte den Löffel zur Seite, wischte meine Hände in der geblümten Schürze ab und machte mich auf den Weg. Schnell drückte ich mich vorbei an den Küchenzeilen der anderen Teams und versuchte nicht direkt vor der Kamera vorbeizulaufen. Dort angekommen, blieb ich stehen und wartete, bis er mich wahrnahm.

    Kim Seokjin bemerkte mich nicht. Er schnitt seine Maki in gleich große Stücke und richtete sie liebevoll auf einem kleinen Teller an. Ich wartete einige Sekunden. Dann räusperte ich mich und sichte seinen Blickkontakt.

    „Oh, tut mir leid? Kann ich dir helfen?“ Er sah mich entschuldigend an und legte sein Messer zur Seite. Ich blinzelte und setzte ein freundliches Lächeln auf. „Ich wollte fragen, ob du noch etwas von der Minze hast, die im Zutatenvorrat gelegen ist. Es ist nämlich keine mehr da!“

    Ich lachte innerlich. Dass ich den ganzen Rest hatte, musste er ja nicht wissen!

    Er warf einen Blick hinüber in das leere Regalfach. „Aber klar!“ Schnell zupfte er etwas von seiner Minze ab und legte es auf einen kleinen schwarzen Teller, den er mir großzügig reichte. „Danke“, grinste ich. „Du bist meine Rettung!“

    Kurz versuchte ich noch seinen Blickkontakt zu halten, dann strich ich mir eine rosa Haarsträhne hinters Ohr und machte am Absatz kehrt. Der erste Schritt war schonmal getan.

    Gerade dachte ich, dass es das war, als mich Kim Seokjin plötzlich zurückrief. „Hey, warte mal!“

    Verdutzt drehte ich mich um. Er lächelte. „Rose ist ein wunderschöner Name! Er passt zu dir!“ Er deutete auf mein Namensschild und winkte mir schließlich zum Abschied. Verlegen stieg mir die Röte in die Wagen. „Ähh…danke!“ Schnell drehte ich mich wieder um und ging zurück zu meinem Platz. Ich war verwirrt.

    „Konzentrier dich Rose!“, befahl ich mir selbst und widmete mich wieder meinem Gericht. Neben mir richtete Jung-suk bereits seinen Putenstreifensalat an. Er war sichtlich zufrieden mit seinem Ergebnis und hielt mir seinen Teller stolz unter die Nase. „Na, kannst du das toppen? Du scheinst ja noch nicht so weit zu sein!“

    Ich knirschte genervt mit den Zähnen. „Ich warne dich, unter Druck kann ich noch besser kochen!“ Er lachte auf und hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, das wird nachher noch die Jury bestätigen!“

    Ich schnaufte. Geschwind drehte ich den Herd ab und legte die Putenstreifen auf meinen knackigen grünen Salat. Dann gar nierte ich mein Werk und goss meinen süß-sauren Dressing darüber. Zum Schluss verzierte ich das Ganze mit meinen geborgten Minz-Blättern.

    Zufrieden stemmte ich die Hände in die Seite und musterte mein Gericht von allen Seiten.

    Wir würden ja noch sehen, wer hier die Nase vorne hatte.


    Bitte schreibt mir doch eure Vorschläge und Gedanken in die Kommentare! Ich bin immer offen für neue Ideen und freu mich von euch zu hören!:)))

    P.S. Bitte bewertet meine Ff und lasst ein "Gefällt mir" da!:))

    LG Fleur0109

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    Als wir die fertigen dampfenden Gerichte der Jury vorsetzten, merkte ich erst, wie angespannt ich war. Denn erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich diese Runde gewinnen musste, sonst konnte ich unmöglich Kontakt mit Seokjin aufnehmen und ich würde bei meinem Auftrag versagen.

    Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und wartete ab. Der Koch, der über mein Gericht abstimmen würde, kaute konzentriert auf meinen goldbraunen Putenstreifen herum. Es waren Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Er hatte die Augen geschlossen, dann öffnete er sie und sah mich an. Nicht die kleinste Emotion war in seinen Augen zu erkennen. Das verunsicherte mich.

    „Das zweite Gericht bitte!“, sagte er knapp und ein Kellner servierte ihm den Putenstreifensalat von Junk-suk. Kurz studierte er ihn, dann steckte er sich eine gut gefüllte Gabel in den Mund. Erneute Sekunden des Bangens und Wartens.
    Plötzlich stand er auf und läutete eine große goldene Glocke. Das Publikum verstummte und auch die anderen Teilnehmer, starrten uns gespannt an.

    „Gut gemacht!“, lächelte der Koch mit einem Mal. „Es freut mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass es Rose in die nächste Runde geschafft hat!

    Als ich das hörte machte mein Herz einen Satz und ein breites Grinsen breite sich in meinem Gesicht aus. Das Publikum applaudierte und auch Junk-suk gratulierte mir, wenn auch ein bisschen wehmütig. „Vielleicht klappts beim nächsten Mal!“, scherzte ich und reichte ihm lächelnd die Hand. „Bestimmt“, grinste er zurück.

    Ein letztes Mal applaudierte das Publikum für Junk-suk, der nun die Bühne verließ, dann beruhigte sich alles wieder.

    Auch die anderen Teams setzten nun dem Koch ihre Gerichte vor. Es war spannend und ich fieberte mit ihnen mit. Auch die anderen Teilnehmer hatten es geschafft tolle Spießen auf die Teller zu zaubern, die ich am liebsten alle selbst probiert hätte. Neugierig inspizierte ich Seokjins Sushi und war sichtlich beeindruckt von dem, was ich sah.

    Eine halbe Stunde später war es entschieden. Jin, Sumi und die junge Schauspielerin hatten es in die nächste Runde geschafft, die anderen waren leider ausgeschieden.

    Ich atmete erleichtert aus. Gott sei Dank hatte es Soekjin geschafft, sonst wäre die Möglichkeit zu ihn Kontakt aufzubauen für mich gestorben. Jetzt musste ich nur noch mit ihm in ein Team kommen und zwar möglichst bald. Denn ich war mich nicht sicher, ob meine Kochkünste reichen würden, um ins Finale zu kommen.

    „So, meine lieben Damen und Herren! Dann wollen wir einmal, die Teams für die Hauptspeise festlegen!“, zwitscherte die Moderatorin und griff in die Schüssel mit den goldenen Bällen. Spannende Musik untermalte die Dramatik, als sie die beiden Kugeln öffnete und die Namen vorlas.

    „Im ersten Team sind………………..Jin von BTS und Sumi!“
    Sumi kreischte auf und hüpfte quietschend zu Jin herüber. Der wich etwas verstört einige Schritte zurück, versuchte ihr aber sichtlich angestrengt offen und freudig gegenüberzutreten. Ich seufzte innerlich. Na toll, jetzt musste ich auch noch ins Finale kommen, um endlich mit dem Typen reden zu können! Was man nicht alles machte, um die Aufmerksamkeit von seinem eigenen Vater zu bekommen.

    Etwas genervt aber mit einem aufgesetzten Lächeln begrüßte ich meine neue Teampartnerin und stellte mich zur Küchenzeile. Wir öffneten das Couvert. „Lasagne.“ Erleichtert atmete ich aus. „Puh, noch mal gutgegangen!“, dachte ich und machte mich an die Arbeit.

    Während ich Tomaten in einen Topf warf und gemeinsam mit Karotten, Cella und Gewürzen pürierte, beobachtete ich Sumi, die gar nicht mehr von Jin abließ. Er hatte sichtlich Probleme zu arbeiten, da Sumi so nahe an ihm dran stand, dass er kaum Platz hatte, um sein Gemüse zu schneiden. Sie sah ihn aus großen Augen an und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann kicherte sie und klimperte einmal mit ihren langen dunkeln Wimpern.

    Etwas genervt räusperte ich mich lauter, als es nötig gewesen wäre. Sumi und Seokjin wandten sich zu mir um, und sie lies für einen Moment seinen Arm los. „Sumi, wo hast du eigentlich dein T-Shirt her? Das steht dir echt gut!“ Sie lächelte selbstverliebt und strich sich über das glitzernde Paillettenteil. „Mir gefällt es auch sehr gut! Willst du wissen, wie und wo ich es gefunden habe!“ „Aber unbedingt“, meinte ich mit einem sarkastischen Unterton, den sie wohl nicht wahrzunehmen schien.

    Und während mir Sumi die Geschichte erzählte, wie sie an ihr hässliches T-Shirt gekommen war, warf mir Jin einen erleichterten Blick zu und formte ein „Danke“ mit seinen Lippen. Ich lächelte und deutete ihm an sich schnell umzudrehen und weiter zu kochen.

    -eine Stunde später-

    „Riiiiiing!“ Meine Küchenuhr klingelte und ich holte meine knusprig-überbackene Lasagne aus dem Ofen. Auch meine Teamkollegin, war bereits beim Anrichten und gar nierte ihren Nudelauflauf mit italienischen Gewürzen und etwas Parmesan. Seokjin hatte es mittlerweile geschafft sein Gericht fertig zu kochen, ohne permanent von Sumi unterbrochen zu werden. Und auch Sumi hatte es irgendwie bewerkstelligt etwas auf den Teller zu zaubern.

    Geschafft atmete ich die Gerüche der letzten Stunde ein und schloss die Augen. „Einmal noch!“, dachte ich. „Einmal noch, dann hätte ich mein Ziel erreicht!“

    In der zweiten Runde zeigte die Jury schon etwas mehr von dem, was sie sich bei unseren Gerichten dachte. Diesmal war Seokjins Team zuerst dran. Und es dauerte nicht lange, bis feststand, dass es Jin war, der ins Finale kommen würde. Sumi schien so verliebt i Seokjin zu sein, dass sie komplett auf die wichtigsten Zutaten vergessen hatte und somit ausgeschieden war.

    Als sie davon erfuhr, stampfte sie einmal wütend auf den Boden. Sie lies sich aber nicht davon abbringen noch zu Jin zu laufen und ihm ein letztes Mal, um den Hals zu fallen. Etwas überrumpelt, tätschelte er ihr kurz ihren Kopf, dann drückte er sie von sich weg und sie musste die Bühne verlassen.

    Nun war mein Team an der Reihe. Ich hatte mich bemüht, war mir aber nicht sicher ob meine Lasagne gut genug war, um die meiner Mitstreiterin zu besiegen. Aufgeregt schwankte ich von einem Fuß auf den anderen und beobachtete das Geschehen. Die Jury lobte beide Gerichte und es war schwer zu sagen, welches ihnen besser geschmeckt hatte. Nach einer kurzen Beratungsrunde stand deren Entscheidung jedoch fest.

    „Rose?“ „Ja?“, meine Stimme brach vor lauter Aufregung ab und ich machte einen Schritt nach vorne. „Wir freuen Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie im Finale der heutigen Show sind! Somit ist unser letztes Team des Tages Rose zusammen mit BTSs Jin.“

    Das Publikum jubelte und es brach tobender Applaus im Saal aus. Seokjin und ich grinste über beide Ohren, als wir uns zu unserer Küchenzeile begaben. „Freut mich!“, lächelte Jin und reichte mir die Hand. „Ebenso!“, grinste ich und schüttelte seine Hand.

    Seine Hand war groß und warm, aber so sanft wie die einer Frau. „Ich muss dich warnen. Ich gewinne immer!“, scherzte Seokjin und griff nach dem Couvert. „Geht mir auch so!“, meinte ich frech und nahm ihm das Couvert aus der Hand. „Mal sehen womit ich dich gleich schlagen werde!“, bohrte ich nach und zog den Zettel aus dem Couvert.

    „Creme brulee!“ Wir sahen uns beide an und warfen dann erneut einen Blick auf den Zettel. Ich ärgerte mich. So etwas hatte ich noch nie gekocht. Ich hatte keine Ahnung von diesem Dessert, aber auch Seokjin schien wenig Ahnung von den zu haben, was er gleich zubereiten sollte. Etwas unsicher sah er auf und zuckte mit den Schultern.

    „Tja, möge der Bessere gewinnen!“

    6

    Mein Kopf arbeitete fieberhaft. Angestrengt versuchte ich mir zusammenzureimen, welche Zutaten ich für mein Creme Brulee verwenden sollte. Verzweifelt sah ich mich um und suchte in den Regalen nach Schlagobers und einer Vanilleschote.
    Das Scheinwerferlicht blendete mich und ich begann zu schwitzen.

    Aber auch Seokjin schien es nicht besser zu gehen. Haareraufend griff er nach einer Packung braunem Zucker und legte einige Eier in einen Korb. Er lächelte verlegen, als er groß auf dem Studiobildschirm erschien und setzte schließlich wieder seinen selbstbewussten Gesichtsausdruck auf.

    Irgendwie musste ich es schaffen etwas mit ihm zu plaudern. Doch das war leichter gesagt, als getan. Schließlich lag der Fokus aller Menschen in diesem Raum, inklusive jener, die vor den Bildschirmen saßen, auf uns. Das machte es nicht gerade leicht, unauffällig auf ihn zuzugehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

    Da musste ein Plan her, aber schnell!

    Jins Sicht:

    „Eier, Zucker, Obers,……..“ Ich seufzte. Irgendetwas fehlte, da war ich mir sicher! Innerlich verfluchte ich an diesem Punkt Sofie, die mich dazu überredet hatte, bei diesem Blödsinn mitzumachen. „Jin“, hatte sie gesagt. „Jetzt sieh es doch mal so! Wenn du gewinnst, kannst du mit diesem Geld Menschen helfen, die es nötiger haben also du! Du könntest es zum Beispiel spenden!“

    Anfangs war ich wie aus dem Häuschen von dieser Idee, doch mittlerweile ging es mir schon etwas auf die Nerven hier zu sein. Dieses Mädchen von vorhin hatte mir den letzten Nerv geraubt und eigentlich war ich müde.

    Die letzten Tage waren ganz schön stressig für uns gewesen. Jeden Abend ein Konzert und zwischen durch Proben, Proben und noch mehr Proben. Würde ich nicht jeden Tag ein gutes Mittagessen bekommen, hätte ich mich längst beschwert, aber gottseidank schmeckt das Essen von Sofie göttlich. Sie kümmert sich immer darum, dass wir bei unserem stressigen Tagesplan nicht darauf vergessen zu essen und ist mittlerweile schon so etwas wie eine zweite Managerin für uns geworden.

    Allgemein hat sich bei uns im Apartment in den letzten Wochen so einiges getan, aber das erzähle ich euch ein andermal. Jetzt muss ich mich mal darauf konzentrieren etwas auf den Tisch zu zaubern und zwar etwas Besseres, als meine Konkurrentin.
    Apropos, da kommt sie auch schon. Will die etwa zu mir?

    „Vanille, dir fehlt Vanille!“, lächelte sie und streckte mir eine dunkelbraune Vanilleschote entgegen. Sie hatte kleine Grübchen, wenn sie lachte und ihre pastellrosaroten Haare, schmeichelten ihren rosigen Pausbäckchen. Rose war etwas kleiner als Sofie, Xenia und Emilia, hatte aber eine deutlich weiblichere Figur.

    Ich hatte sie mir vorhin schon einmal etwas genauer angesehen. Natürlich so, dass sie es nicht bemerkte.
    Wie ich sie finde?

    Mysteriös, wenn ihr mich fragt. Ich werde nicht ganz schlau aus ihr. Einerseits sieht sie aus wie das süße Mädchen von nebenan. Andererseits hatte sie aber auch etwas Geheimnisvolles an sich, das mich jedes Mal verwirrt, wenn ich sie ansehe.

    „Äh…danke“, meinte ich verwundert und wollte nach der Schote greifen. Doch Rose umschloss sie wieder mit ihrer Hand und versteckte sie hinter ihrem Rücken. Sie grinste frech und kräuselte ihre Stupsnase. „Du bekommst sie, wenn du mir verrätst, was du in deinem Korb hast!“ Sie deutete auf meinen Strohkorb, den ich hinter meinem Rücken versteckt hatte, sodass sie meine Auswahl der Zutaten nicht sehen konnte!“

    „Ist das nicht Bestechung?“, gab ich ruhig zurück versuchte sie mit einem meiner charmanten Blicke zu überzeugen, mir einfach die Schote zu überlassen. Doch nichts da. Worldwide-Hansome-Jin schien bei ihr nichts bewirken zu können, denn sie hob nur eine Augenbraue.

    „Mag schon sein, dass es das ist“, erklärte sie. „Aber es kommt uns doch beiden zu Gute. Also, haben wir einen Deal?“ Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Ich überlegte kurz, dann ergriff ich sie und schüttelte sie. „Deal!“

    Roses Sicht:

    „Yaaaaaas!“, jubelte ich innerlich. „1:0 für Rose!“ Der Typ hätte doch wirklich geglaubt, dass er mich mit einem seiner Blicke um den Finger wickeln kann. Da hat er sich aber geschnitten. Das bringt bei mir nichts. Außerdem, was der kann, kann ich schon lange.

    Als er mich einen Blick in den Korb werfen ließ, überreichte ich ihm im Gegenzug die Vanilleschote. „Danke“, grinste ich. „Es hat mich gefreut mich Ihnen Geschäfte zu machen.“ Ich zwinkerte ihm einmal zu, dann drehte ich mich um und hopste glücklich zurück an meinen Platz.

    So, Zielperson hat angebissen. Jetzt musste ich es nur noch schaffen, dass er mich zu sich in sein Apartment einläd.

    -eine halbe Stunde später-

    Mit den fehlenden Zutaten, die ich von Jin bekommen hatte, hatte ich es geschafft ein beinahe perfektes Creme Brulee auf den Tisch zu zaubern. Zufrieden bewunderte ich mein süßes Werk und karamellisierte den braunen Zucker mit einem Bunsenbrenner.

    „Perfekt“, dachte ich. „Der konnte sich auf was gefasst machen!“
    „So, die Zeit ist um! Bitte treten Sie jetzt von Ihren Gerichten weg!“ Die Moderatorin übernahm wieder das Kommando und trat in die Mitte der Bühne. „Es wird Zeit den Preis des heutigen Abends zu verraten!“ Spannende Musik klang durch den Raum und das Licht wurde etwas gedämmt. Auf dem Bildschirm erschienen viele Zahlen, die wie verrück umherflogen.

    Das Publikum verstummte und alle starrten gebannt auf die Zahlen, die sich nach und nach aneinanderreihten. Dann stoppten sie.

    „10 000$“, schrie die Moderatorin ins Mikrophon. „Der Gewinner des heutigen Abends erhält 10 000$!“ Ein Raunen ging durch den Saal bis plötzlich je ein Scheinwerfer auf mir und auf Jin einen Platz gefunden hatte. Eine mysteriöse Stimme ertönte. „Wer wird der Gewinner sein? Ist es Jin von BTS?“

    Kreischen und Pfeifen erfüllte das Studio. „Oder ist es Rose, die das Geld ihren Großeltern geben möchte?“ Verhaltenes Klatschen ging durch die Reihen. Ich lies mir nichts anmerken und lächelte weiterhin brav in die Kamera.
    „Das werden wir gleich wissen! Aber nun bringt eure Gerichte doch bitte zur Jury!“

    Seokjin und ich taten wie befohlen und trugen jeder unseren Teller zu dem strengen Haubenkoch, der unsere Creme Brulees mit kritischem Blick musterte.

    Abermals erklang spannende Musik und ich merkte wie mein Herzschlag immer schneller wurde. Seokjin gab sich immer noch gelassen uns lachte selbstsicher ins Publikum. Er schien wirklich zu denken, dass er derjenige war, der heute gewinnen würde. Der Ehrgeiz packte mich. Eigentlich wäre es nicht nötig für mich heute zu gewinnen, doch ich würde zu gerne sein enttäuschtes Gesicht sehen, wenn er von seinem hohen Ross fällt.

    Plötzlich legte der Haubenkoch seinen Löffel, mit dem er die Gerichte gekostet hatte, zur Seite und schob die Teller von sich weg.

    „Es wurde eine Entscheidung getroffen!“, lächelte die Moderatorin und eilte zu der Jury. Sie beugte sich zu ihm und er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lächelte.

    „Meine lieben Damen und Herren. Der Gewinner des heutigen Abends und somit auch der neue Besitzer von einem Koffer mit 10 000$ ist……………..“

    7
    ………… BTSs Jin!“

    Der Scheinwerfer über mir ging aus und über Seokjin platze eine Konfettikanone. Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie die Menschen im Publikum aus ihren Sitzen aufsprangen und jubelnd dem Gewinner applaudierten. Mein klopfendes Herz setzte für einen Moment aus, dann sammelte ich mich wieder und gratulierte Seokjin lächelnd zu seinem Sieg.

    „Viellicht wird’s beim nächsten Mal was!“, grinste er frech und tätschelte mir von oben herab mein Haar. „Ja, vielleicht!“, antwortete ich mit einem leicht enttäuschten Unterton.

    -eine Stunde später-

    Nachdem alles fertig gedreht war und wir alle unsere Interviews gegeben hatten, leerte sich langsam das Studio. Lichter wurden abgedreht und nach und nach verwandelte sich der Raum in eine einsam dunkle Halle, die man kaum noch mit dem bunten schrägen Studio von vorhin vergleichen konnte.

    Ich saß grübelnd auf den Stufen der Tribüne und beobachtete die Arbeiter, die Sessel und Dekorationen in Kartons packten und in einem Wagen verstauten. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich es schaffen sollte mit Seokjin mitzukommen.

    Eigentlich hatte ich gehofft, er würde Mitleid mit mir haben. Schließlich hatte Rose Park das Geld dringend nötig. Doch seitdem er mit seinem Interview fertig war, war er mit seinem Handy hinter der Bühne verschwunden und telefonierte.

    Gedankenverloren drehte ich an der Minikamera auf meiner Jeansjacke herum. „Ich frage mich, ob Papa gerade zusieht“, dachte ich und legte kurz eine Hand vor die Linse.
    Plötzlich läutete es in meiner Jackentasche. Ich zog mein Handy heraus und nahm den Anruf entgegen.

    „Rose?“ „Papa?“ Schnell nahm ich die Hand von der Kamera und sah mich vorsichtig im Raum um, sodass ich mir sicher war, dass mich auch niemand belauschte. „Und wie weit bist du? Hast du es bereits in die Wohnung geschafft? Ich bin gleich im Büro, dann werde ich das Videomaterial deiner Kamera sichten!“ Ich schwieg. Es musste so schnell wie möglich eine plausible Ausrede her.

    „Ich arbeitete noch daran!“, meinte ich schließlich knapp. Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein Stöhnen. „Wie du arbeitetest noch daran! Hast du es etwa noch nicht geschafft?“ Ich ballte die Faust und schluckte meine aufkommende Wut herunter. „Papa, es ist schwieriger als du denkst an den Typen heranzukommen.

    Mein Vater wollte gerade zu einem weiteren Vorwurf ansetzen, als Seokjin plötzlich wieder aus dem Backstage-Bereich zurückkam und sein Handy zurück in die Hosentasche steckte. „Warte“, flüsterte ich in den Hörer. „Er kommt gerade auf mich zu!“ Dann legte ich auf.

    Gespannt beobachtete ich wie er direkt auf mich zukam und schließlich etwa einen halben Meter vor mir stehen blieb. Er kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf und steckte eine Hand in die Hosentasche.

    „Äh…Rose, ich weiß, dass du gewinnen wolltest, um deinen Großeltern zu helfen. Und ich habe eben von meinem Manager erfahren, dass du gar nicht von hier bist, aber dringend Geld verdienen musst, um die eine Wohnung zu leisten. Und da hab ich mir gedacht……“

    Ich riss erwartungsvoll die Augen auf. Würde er etwa das sagen, was ich glaube?

    „Und da wollte ich fragen, ob du vielleicht solange bei uns wohnen willst, bis du genug Geld verdient hast, um die eine eigene Wohnung zu leisten.“

    Ich schluckte. Innerlich schrie ich vor Freude, doch äußerlich blieb ich völlig gelassen. Lediglich ein unsicheres Lächeln umspielte meine Lippen. Das hatte ich nicht erwartet. Eigentlich hätte ich gedacht, ich müsste mir irgendeine dramatische Geschichte überlegen, sodass er Mitleid mit mir bekommen würde und sich meiner annimmt. Doch wie es aussieht, hat er alles ganz von alleine geregelt. Also war das richtig…….nett von ihm?

    Schnell schüttelte ich die Gedanken aus meinem Kopf. Nein, an sowas durfte ich gar nicht denken. Er war meine Zielperson und ich durfte keine Sympathien für meine Zielpersonen entwickeln. Das war nicht richtig.

    „Und wie siehts aus?“ Seokjin hielt mir lächelnd die Hand entgegen. Noch immer etwas überrumpelt, aber erleichtert griff ich nach der Hand. „Danke, Seokjin!“ „Bitte sag Jin!“, grinste er, dann folgte ihm und wir verließen das Studio.

    Jins Sicht:

    Ich hatte Mitleid mit ihr und hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, sie dort auf der Tribüne sitzen zu lassen. Umso glücklicher war ich deshalb, dass ich das OK von Sofies Vater bekam, sie mit ins Apartment zu nehmen. Es würde sowieso nicht für all zu lange sein und außerdem freuen sich die Mädchen sicher über eine weitere Bewohnerin im Haus, wenn wir mal länger nicht zuhause sind.

    Ihr müsst nämlich wissen, dass Sofie, Xenia und Emilia offiziell immer noch nicht die Freundinnen von RM, Suga und V sind. Nach dem Vorfall mit Sofie damals, trauen wir uns einfach nicht damit an die Öffentlichkeit zu gehen und halten es lieber geheim. Offiziell sind die drei deshalb deren Cousinen.

    Das hat aber nun mal auch zur Folge, dass die drei nur selten mit ihren Freunden raus gehen können und ihre Liebe außerhalb der Hausmauern geheim halten müssen.
    Tja, das Leben eines Idols ist eben nicht immer so toll und einfach wie es scheint….

    -beim BTS Apartment-

    Roses Sicht:

    Es war schon dunkel als wir bei dem großen Apartment ankamen und glitzernde Sterne den dunkelblauen Nachthimmel schmückten. Als Jin und ich aus dem Wagen stiegen blies mir kalte, feuchte Luft ins Gesicht und es roch immer noch nach dem rosa Blättern der Kirschenbäume.

    „So, wir sind da!“, lächelte Jin reichte mir die Hand, um mir aus dem Wagen zu helfen. „Die anderen sind sicher noch wach, also brachst du nicht leise sein!“

    Als wir die Tür hinter uns schlossen, duftete es bereits nach Reis und gebackenem Huhn. Auch Jin schien das zu bemerken und grinste breit. „Ich liebe es, wenn man heimkommt und das Essen bereits am Tisch steht.“ Zufrieden warf er seine Jacke über den Kleiderständer und wir betraten das Esszimmer. Der Tisch war bereits gedeckt und auch alle Spiesen standen am Tisch, doch wo waren die anderen Mitglieder der Gruppe?

    „RM? Jimin? J-Hope? Sofie?”, rief Jin und sah sich fragend um. „Sofie?“, dachte ich verdutzt. „Wer in aller Welt war das? Ich hätte gedacht hier wohnen nur Jungs?“

    Ich ging einige Schritte zurück und übersah dabei die große Steinfigur hinter mir. Ich stolperte nach hinten und taumelte in einen Raum hinein.

    Es musste eines der Zimmer der Jungs sein. Gerade noch rechtzeitig stützte ich mich an einem Regal ab, aus dem mich eine freche Hasenfigur anlachte.

    Ich drehte mich um und starrte in das Gesicht eines geschockten Jungen, der in Boxershorts auf dem Bett lag und Kopfhörer aufhatte, aus denen laute Musik dröhnte.
    Kurz starrten wir uns beide einfach an.

    Dann legte ich mir verlegen die Hände vor die Augen und er schrie:“ JIIIIIIIINNNNN, was macht ein Mädchen in meinem Zimmer!“

    8

    Der Finger des Jungen zitterte etwas, als er gezielt auf mein beschämtes Gesicht wies. Er schien sich nicht gerade wohl in meiner Gegenwart zu fühlen, aber wer war das schon, wenn man halb nackt in seinem Bett lag und ein fremdes Mädchen bei der Tür hineinstolperte.

    Plötzlich konnte ich nicht anders, und kicherte los. Verwundert legte der Junge seinen Kopf schief und zog leicht verärgert die Augenbrauen hoch.

    „Ich weiß gar nicht, was daran so lustig ist“, maulte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und……wer bist du überhaupt?“

    Plötzlich eilte Jin um die Ecke auf den Jungen zu und musterte ihn genauestens von oben bis unten. „Alles gut bei dir?“ Er strich ihm liebevoll über die Haare und vergewisserte sich ein zweites Mal seiner Gesundheit. Doch all das schien dem Jungen in meiner Gegenwart ganz schön unangenehm zu sein. Er schubste Jin weg und zog sich schmollend die Decke über den Kopf.

    „Lass mich in Ruhe mit deinem Mutter-Glucken-Komplex und entferne das Ding da aus meinem Zimmer. Tritt man sich Mädchen neuerdings in Koch-Shows ein, oder hast du sie etwa von der Straße aufgelesen?“

    „Hey!“ Ich hob drohend einen Arm in die Richtung des unhöflichen Jungen, als ich mich wieder erinnerte, warum ich hier war, und lies ihn seufzend sinken. Jin warf mir einen entschuldigenden Blick zu und versetzte dem Jungen als Antwort einen kleinen Tritt. „Sei gefälligst etwas netter zu unserem Gast. Außerdem wird sie hier in der nächsten Zeit wohnen!“

    Kurz blieb es still unter der Bettdecke, dann schlug er sie zur Seite und sah uns beide entsetzt an. „Wie, sind drei etwa nicht genug?“

    Jetzt hatte ich den Durchblick verloren. Wovon redete er da überhaupt!

    Jin seufzte verzweifelt aus und murmelte:“ ….so ein hoffnungsloser Fall!“ Dann schnappte er mich zu meiner Überraschung am Handgelenk und wir verließen das Zimmer des Jungen. Der aber war noch nicht fertig mit uns und schrie:“ Schleppt ihr jetzt einer nachdem anderen eine an, oder wie sieht das aus?“

    Jin aber schenkte ihm keine Aufmerksamkeit mehr und ging mit mir an der Hand zurück ins Esszimmer. Verdattert stolperte ich hinter ihm nach und sah wohl nur zwei Sekunden später noch dämlicher aus der Wäsche, als plötzlich der Esstisch voll besetzt war.

    „Wow, wo kommt ihr denn jetzt alle her?“, erkundigte sich Jin überrascht, als er die anderen Mitglieder entdeckte. „Wir waren noch im Studio!“, mampfte der Junge, der wohl V war, mit vollem Mund und schob seiner Sitznachbarin ein Stück Fleisch in den Mund.

    Warte mal was? Verdutzt schüttelte ich den Kopf und blinzelte einige Male, nur um mich zu vergewissern, dass ich mich auch nicht irrte. Waren das etwa MÄDCHEN?

    Ich zählte drei Stück. Eine neben V, eine neben Suga und die dritte saß auf RMs Schoß und nippte an einer Tasse Tee. Als sie mich entdeckten sahen sie mich ebenfalls aus großen Augen an.

    „Und wer bist du?“, fragte ein kleinerer Junge, der soweit ich wusste, Jimin war, und zog eine Augenbraue hoch.

    „Ich?...............Ähhhh…..ich bin Rose. Rose Pa..Park!“ Ich fühlte mich etwas überrumpelt und hatte deutlich Schwierigkeiten ruhig zu bleiben. „Freut uns dich kennenzulernen!“, lächelte nun RM, der Leader der Gruppe, und nickte mir aufmunternd zu. Dann wendete er sich an Jin. „Hyung, ich glaube, du musst uns so einiges erklären!“

    „Ja, mach ich. Ich hole nur noch Jungkook aus seinem Zimmer. Der hat wieder Liebesentzug!“

    Jin verlies den Raum und nun stand ich etwas unbeholfen da und wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Das Mädchen auf RMs Schoß hatte aber irgendwann Mitleid mit mir und meinte:“ Bitte setz dich doch und iss etwas. Es ist genug für alle da!“
    Ich lächelte erleichtert und nahm dankend auf dem Stuhl neben Jimin Platz.

    -währenddessen in Jungkooks Zimmer-

    Jins Sicht:

    „Kookie, schieb deinen Hintern aus dem Bett! Es gibt Abendessen!“ Ich rüttelte an Jungkooks Decke, doch der grummelte nur etwas Unverständliches vor sich hin. „Ich will nicht! Und außerdem braucht ihr mich eh nicht!“

    „Sag nicht so einen Blödsinn und komm da jetzt raus!“, befahl ich schon etwas verärgert und zog ihm die Decke weg.

    Jungkook hatte sich seit Emilia bei uns wohnte ganz schön verändert. Jetzt wo V kaum noch Zeit für ihn hatte, fehlte ihm der Freund, mit dem er immer so viel Spaß hatte, sehr und er hatte das Gefühl alleine gelassen zu werden. Mittlerweile war er sogar schon so weit, dass er sich einredete, V würde ihn mit Emilia ersetzen.

    Alle meine Versuche bisher, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, waren nicht erfolgreich und so verzieht er sich regelmäßig mit seinen Kopfhörern in seinem Zimmer und schottet sich vom Rest der Welt ab.


    Etwas genervt unternahm ich einen letzten Versuch ihn aus dem Bett zu bekommen und schmiss mich auf ihn drauf. „Hab dich!“, grinste ich und knuddelte ihn von allen Seiten. „Hey“, kicherte Jungkook plötzlich. „Geh von mir runter, das kitzelt!“ „Soll es ja auch“, erklärte ich frech und strubbelte ihm durch die Haare.

    Doch das war ein Fehler. Denn ehe ich es mich versah, hatte sich der Kleine über mich hergemacht und mich in den Schwitzkasten genommen!“ „Hey, hey, hey, stopp, stopp, Jungkook, au, au, das tut weh, bitte, bitte, lass mich los….!“
    J
    ungkook grinste breit und stand mit mir unter dem Arm aus dem Bett auf. „Selbst Schuld“, meinte er und zog mich hinter sich her. All mein Jammern brachte nichts, um mich aus seinen Armen zu befreien, aber dafür hatte ich es geschafft ihn bis zu Esstisch zu bringen.

    Mit offenem Mund sahen uns die anderen fragend an. „Ich hab‘s geschafft!“, lächelte ich gequält und streckte einen Daumen nach oben. „Du kannst mich dann wieder loslassen!“, bettelte ich und befreite mich aus seiner schraubstockartigen Armbeuge. Schmerzverzerrt rieb ich mir den Nacken und setzte mich zu den andere an den Tisch.

    „Also ihr wollt wissen, wie es dazu gekommen ist?“ Ich nickte in Roses Richtung. RM und Sofie nickten. Das ist aber eine lange Geschichte, also könnte das noch ein bisschen…..“

    „Wir haben Zeit“, meinte Suga und legte die Füße auf den Tisch nur um sie gleich wieder runterzunehmen, als er einen tödlichen Blick von Sofie kassierte.

    „Suga, sag bloß du meldest dich freiwillig fürs Abwaschen heute!“ Er schüttelte schnell den Kopf und wischte kleinlich genau eventuellen Schmutz vom Tischen, den seine Schuhe hinterlassen haben könnten.

    „Also“, wiederholte ich noch einmal. „Das war so…..“

    9

    Sofies Sicht:

    Jin redete eine Stunde lang. Er erzählte uns von allem was passiert war. Von dem Wettbewerb Roses Großeltern, die sie unterstützen möchte und ihrer Notlage nicht genug Geld zu haben, um sich hier eine Wohnung leisten zu können.

    Auch wenn ich zu Beginn etwas skeptisch war, war ich doch stolz auf ihn, dass er sich so entschieden hatte. Denn eigentlich war es nicht gerade ungefährlich Mädchen aus Seoul einfach nach uns zuhause einzuladen. Schließlich wusste hier offiziell niemand von uns dreien und erst recht nicht, dass drei der BTS-Mitglieder in einer festen Beziehung waren.

    Gott sei Dank hatte Namjoon damals die Idee gehabt und einfach als deren Cousinen auszugeben. So konnten wir uns wenigstens ab und an in der Öffentlichkeit mit ihnen sehen lassen, ohne Aufsehen zu erregen. Trotzdem. Es war nicht gerade einfach eine Beziehung zu führen, von der niemand außerhalb dieses Haushaltes etwas wissen durfte und das spürte ich von Tag zu Tag mehr.

    Wie gerne würde ich mit RM unter Tags einmal auf ein Date gehen und Hand in Hand durch die Stadt schlendern. Aber, das geht nun mal nicht.

    Während Jin sprach, lehnte ich mich verstohlen zu Namjoon und flüsterte:“ Cousine, oder Freundin?“ Er verstand augenblicklich und deutete auf seine Hauptschlagader. „Cousine also.“ Ich seufzte. Na toll, jetzt konnten wir uns auch noch zuhause verstellen und so tun, als wären wir verwandt. Kuscheln auf der Couch war für die nächste Zeit also gestrichen.

    „So“, beendete Jin seine Geschichte. „Und jetzt sind wir ja alle hier zusammen. Noch irgendwelche Fragen?“ Schweigen. Dann übernahm RM das Wort. „Nein, ich glaub es ist alles klar. Aber Rose möchte bestimmt wissen wer wir sind!“

    Unterm Tisch streckte ich meinem Freund lächelnd einen Daumen entgegen. Er wollte Rose anscheinend zuvorkommen und klarstellen, dass wir bloß deren Cousinen waren, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden. Ich liebe es, wenn er mich blind versteht, dann war alles so einfach und wir brauchen kaum Worte, um die Gedanken des anderen zu deuten.

    „Also ich bin RM, aber du kannst auch Namjoon sagen und das ist meine Cousine Sofie.“

    Roses Sicht:

    Wie Cousine? Hä? Davon stand aber nichts auf meinen Steckbriefen. Etwas verdattert starrte ich in die Runde.

    „Ich bin V und das ist meine F…….fabelhafte Cousine Emilia!“ Bei dem Wort „fabelhaft“ zuckte Jimin zusammen und musste sich ein Lächeln verkneifen. Ich legte misstrauisch den Kopf schief. Irgendwas war hier doch faul.

    Wie sich kurz darauf herausstellte, hieß die Cousine von Suga Xenia und mit ihren weißen Haaren sahen sich die beiden sogar etwas ähnlich.

    Wie der Rest der Mannschaft hieß, wusste ich ja bereits, aber das durfte ja niemand wissen, sonst würde meine Tarnung auffallen. Also lies ich die Vorstellungsrunde über mich ergehen und beendete sie schließlich selbst.

    „Und ich bin Rose und ich bin euch wirklich dankbar, dass ich in den nächsten Tagen bei euch wohnen darf. Ich wüsste nicht was ich ohne Jins nettes Angebot getan hätte!“

    Trotz meiner netten Begrüßung, schienen alle Mitglieder und auch deren Cousinen etwas misstrauisch zu sein. Es wäre, als würden sie mit nicht recht über den Weg trauen. Ich meine, wenn ich sie wäre, würde ich das auch nicht, ich war hier schließlich die Böse. Trotzdem musste ich es irgendwie schaffen ihr Vertrauen zu erlangen. Ich wusste nur noch nicht wie.

    Ich erinnerte mich an die Kamera an meiner Jacke und erst jetzt wurde mir bewusst, dass alles, was ich nun mit dieser Kamera aufnahm, später meinem Vater in die Hände viel.

    Naja immerhin, die Schlagzeile „Mädchen im BTS-Apartment“ war ihm schon mal sicher, den von all dem hier wusste die Öffentlichkeit nichts. Würde ich das meinem Vater zeigen, würde ihn das umhauen.

    Vielleicht würde ich dann endlich mal von ihm gelobt werden……

    -in der Nacht in meinem Zimmer-

    Das Zimmer, das mir Sofie angeboten hatte, war groß und geräumig. An den Wänden rankten sich rosa Blüten und das Bett war ein Traum in Pastell. Ich fühlte mich augenblicklich wohl in diesem Raum und legte fest, dass das der Ort war, an dem ich abends meine Rolle ablegen konnte und endlich wieder ich sein konnte.

    Es ist nicht so, dass ich nicht ich selbst war, wenn ich die Rolle von Rose Park spielte, aber es fühlte irgendwie falsch an sie zu sein, und alle um mich herum zu belügen. So war ich froh hier endlich wieder Rose Kim Un zu sein und die Last der Lügen fallen zu lassen.

    Erschöpft lies ich mich in die weichen rosaroten Polster fallen und blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich seufzte und starrte die Decke an. „Worauf hatte ich mich da nur eingelassen!“

    Jins Sicht:

    Mein Zimmer war das neben Roses. Sie hatte das pinke Zimmer, das Jungkook und V einmal für mich eingerichtet hatten. Warum fragt ihr? Ach, das war wieder einmal einer ihre Streiche. Ihr wisst vielleicht, dass ein Spitzname von mir „Pink Princess“ ist und so fanden sie es lustig mir passend dazu ein Zimmer zu dekorieren.

    Zu ihrer Enttäuschung bin ich dort aber nie eingezogen. Ich meine es ist schön aber eine Explosion von pink. Da gefällt mir mein Zimmer in seinem schlichten Stil, doch um einiges besser.
    Ich lauschte in die Stille hinein. War sie etwa noch wach?
    Nein, ich glaube sie schläft schon.

    Ich weiß bis jetzt nicht, warum, aber ich musste ihr einfach helfen. Irgendetwas an ihr gefiel mir so gut, dass ich sie nicht einfach gehen lassen konnte.

    Ich weiß, es ist gefährlich einfach Mädchen in diesem Alter zu uns nach Hause einzuladen. Schließlich könnte sie ebenso ein verrückter Fan sein. Aber ich denke, das ist hier nicht der Fall. Sie zeigte ja auch keine Regung, als sie unsere Wohnung betreten hatte.

    Jeder andre Fan wäre total ausgetickt, also denke ich, können wir ihr vertrauen.

    Ich hoffe nur, dass auch die anderen nach und nach Vertrauen in sie haben werden. Vielleicht können wir ihr dann auch erzählen, dass die Mädchen eigentlich Vs, Sugas und RMs Freundinnen waren. V und Suga, Emilia und Xenia hassten mich sicher dafür, dass nun akutes Kuschel- und Kussverbot herrschte. Noch dauzu mussten die Mädchen nun in einem anderen Zimmer schlafen, um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.

    Ich habe wirklich Mitleid mit ihnen. Es war schon so schwer für sie nur im Apartment als Paar leben zu können und nun nahm ihnen mein Gast auch noch diese Möglichkeit.

    Na toll, jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, obwohl ich jemanden geholfen habe. Wäre ja ein Wunder, wenn man es immer allen recht machen kann.

    Ich seufzte. Vielleicht würden Pancakes zum Frühstück sie etwas besänftigen.

    10

    -währenddessen im Zimmer der Mädchen-

    Xenias Sicht:

    Als ich leise Schritte hörte, die zum Fenster tapsten, öffnete ich die Augen und starrte in die Dunkelheit. „Sofie?“, flüsterte ich und richtete mich vorsichtig auf. Die Schritte stoppten. „Xenia, leg dich wieder hin! Ich mach nur das Fenster auf.“

    „Könnt ihr auch nicht schlafen?“, kam es vom anderen Ende des Zimmers und Emilia knipste ihr Nachlicht an. Ich seufzte und strich mir die weißen Haare aus dem Gesicht. „Nein“, murmelten Sofie und ich gleichzeitig.

    Sofie kam zurück und setzte sich an das Ende meines Bettes. „Ich vermisse mein Bett!“ „Nur dein Bett?“, grinste ich breit und schmiss ihr ein Kissen entgegen. „Jaja und Namjoon natürlich!“ „Sag bloß, dir fehlt Suga nicht!“

    Rücklinks lies sich Sofie neben mich plumpsen und legte ihre Arme um mich. „Einerseits ist es wirklich angenehm eine Nacht, ohne Joonies Schnarchkonzert zu schlafen, aber jetzt wo er nicht da ist, fehlt mir das schon irgendwie.“
    Wir kicherten.

    Nun stand auch Emilia aus ihrem Bett auf und pflanzte sich neben uns. „Ich vermisse V auch, aber wer weiß, vielleicht hat das eh bald ein Ende und wir können Rose in unsere Beziehung mit den Jungs einweihen.“ Ich runzelte die Stirn. „Glaubst du wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Irgendwas an ihr macht mich misstrauisch.“

    „Wie meinst du das?“, flüsterte Sofie nachdenklich und kuschelte sich tiefer in ihre Bettdecke. „Weiß nicht…“, gab ich als Antwort. „Das sagt mir halt mein Bauchgefühl. Und das hat fast immer recht!“

    Emilia grinste und deutete auf ihren Bauch. „Mein Bauchgefühl sagt mir was ganz anderes!“ „Wieso? Bist du bist schwanger?“, meinten Sofie und ich im Chor. Emilia lachte. „Nein, aber ich hab einen riesen Hunger. Ihr nicht?“

    „Doch klar“, grinste ich. „Was haltet ihr von einem kleinen Mitternachtssnack“, überlegte Sofie und sah uns erwartungsvoll an. „Deine spontanen Einfälle sind immer die Besten“, grinste Emilia und stand auf. „Auf in die Küche, aber leise, sonst wecken wir noch die anderen auf!“

    Auf leisen Sohlen tapsten wir also über den eiskalten Fußboden in die Küche. Auf halbem Weg knurrte Emilias Magen unnatürlich laut. Sofie und ich sahen und an und hielten uns schnell eine Hand vor den Mund, um nicht laut loslachen zu müssen. „Hast du heute nichts gegessen?“, flüstere ich und schob Emilia sanft vor mir her. „Doch, aber ich hab‘ immer Hunger. Das weißt du doch!“

    In der Küche angekommen, wollte ich gerade nach dem Lichtschalter greifen, als wir leise raschelnde Geräusche hören konnten. „Ist da jemand drinnen?“, wunderte sich Emilia und wollte gerade nach der Türklinke greifen, als jemand von innen die Tür öffnete.

    „Emilia?“ „V?“ „Was macht ihr denn hier?“, erkundigte sich RM und starrte in die überraschten Augen meiner besten Freundin. „Das könnten wir euch genau so gut fragen“, grinste ich breit und verschränkte die Arme vor der Brust.

    Plötzlich hörte ich hinter den beiden etwas knuspern. Ich brachte sie gar nicht zu fragen, wer das war, denn das Schmatzen würde ich überall heraushören können. Ich drängte mich zwischen RM und V durch und griff nach der Chipstüte, die sich in Sugas Händen befand.

    „Hey“, motzte dieser und wollte mir die Packung wieder aus den Händen grapschen. „Ich hätte gedacht du wolltest in der nächsten Zeit wieder etwas gesünder essen?“ Er sah mich aus seinen verschlafenen Schlitzaugen an und schnappte schnell nach der Tüte.

    Zufrieden griff er rein und stopfte sich die goldbraunen Chips in den Mund. „Der Vorsatz zählt nicht mehr. Jetzt brauch ich Frustessen!“

    Plötzlich sah mir V über die Schulter und schmunzelte:“ Ja, weißt du Xenia. Er vermisst dich so sehr, dass er seinen Frust schon wieder mit Essen kompensieren muss!“ „Gar nicht war“, wehrte sich Suga. Doch ich sah in seinen Augen, dass V die Wahrheit gesagt hatte.

    In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus und ich grinste breit. „Wie, findest du das lustig?“, schmollte mein Freund und legte die Tüte zur Seite. „Nein, mir geht’s doch genau so wie dir!“ Und dann drückte ich ihn fest an mich. Glücklich vergrub ich mein Gesicht in seinem Schlafanzug. Es roch nach Suga. Wie mir dieser Geruch gefehlt hatte……

    Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander. Schnell drückte Suga mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann widmeten wir uns wieder unseren Freunden. Doch denen ging es nicht viel anders, als uns. Auch Sofie du Namjoon und Emilia und V standen jeweils in einer Ecke da und hatten sich an ihr Gegenüber gekuschelt.

    „Gott ist das kitschig“, grinste Suga und zog mich an der Hüfte an sich ran. „Ach tu nicht so! Ich weiß doch, dass du das magst. DU gibst es nur nicht zu!“ Er wurde rot und kratzte sich verlegen am Kopf. „Du durchschaust mich auch immer wieder!“

    Im nächsten Moment schloss Sofie plötzlich die Tür und ging zum Vorratskasten. Sich griff hinein und zog Soletti, Gummibärchen und Schokolade heraus. „Also, was haltet ihr von einem kleinen Mitternachtssnack?“ Sugas Augen flammten auf. Sofie grinste und warf ihm die Packung mit den Gummibärchen zu. „Aber nicht alle auf einmal!“

    Und so setzten wir uns alle gemeinsam auf den Küchenboden und teilten glücklich unsere Snacks. Auch wenn wir wussten, dass es ab morgen nicht so weitergehen konnte, genossen wir die Zeit mit unseren Freunden, die uns noch blieb.

    Und auch, wenn es das erste Mal war, dass wir sechs zusammen in dieser Konstellation etwas unternahmen, fühlte es sich doch so an, als wäre es schon immer so gewesen…..

    -3:00 Uhr-

    Sofies Sicht:

    Ich kuschelte mich an Namjoon und stopfte mir währenddessen ein Gummibärchen nach dem anderen in den Mund. Mit meinem Ohr, das auf seiner Brust lag, konnte ich seinen gelichmäßigen Herzschlag hören. Ich schloss die Augen.

    „Nicht einschlafen“, brummte mein Freund und strich mir liebevoll über die Haare. „Ich glaube es ist sowieso Zeit, dass wir wegräumen und alle wieder auf unsere Zimmer gehen. Es ist schon spät.“

    „Er hat Recht“, stimmte Emilia ihm zu, die gerade kleine Zöpfe in Vs Haare flocht. „Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist!“ „So ein Blödsinn“, maulte V und sah sie klagend an.

    Etwas traurig standen wir alle auf und räumten die Tüten zurück in den Kasten. Als wir die Küche verlassen hatten und wieder auf unsere Zimmer gehen wollten, zog mich Namjoon an sich ran und legte ein letztes Mal seine Lippen auf meine.

    Auch wenn wir jetzt schon fast ein Jahr zusammen waren, brachten mich seine Küsse immer noch um den Verstand.
    Ich legte meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn zurück. „So und jetzt ab ins Bett“, meinte ich schnell und merkte wie glühend heiß meine Wangen schon wieder waren.

    Namjoon grinste und wuschelte mir durch die Haare.
    Dann verschwand jeder der Jungs wieder in seinem Zimmer und wir Mädchen blieben am Flur zurück.

    „Boa, ist es kalt!“, brach Emilia plötzlich die Stille und wir machten uns auf den Weg zurück in unsere warmen Betten.

    11

    -am nächsten Morgen-

    Jins Sicht:

    Ich öffnete das Fenster in der Küche und lies die kalte Morgenluft hineinströmen. In der Nacht hatte es geregnet und der Geruch des feuchten Grases stieg mir in die Nase. Doch jetzt schien wieder die Sonne und die Vögel zwitschern auf den Kirschbaumästen.

    Zufrieden widmete ich mich wieder meinen Pancakes, die bereits goldbraun in meiner Lieblingspfanne brutzelten. Und während ich überlegte, ob ich sie mit Blaubeeren, oder Erdbeeren gar nieren sollte, fielen mir die Chipskrümel am Küchenboden auf.

    Ich hockte mich hin und betrachtete sie genauer. „Ich habe doch gestern Abend noch die Küche geputzt?“, wunderte ich mich. Gerade wollte ich die Krümel mit einem kleinen Besen in den Mülleimer kehren, da kam Rose in ihrem pinken Schlafanzug in die Küche und rubbelte sich den Schlaf aus den Augen. Sie gähnte und sah irgendwie süß aus, mit ihrem verstrubbelten Haaren und ihrem verschlafenen Blick.

    „Guten Morgen“, grüßte sie dennoch und sah sich unsicher im Raum um. „Kann ich dir beim Frühstückmachen helfen?“ Ich grinste in mich hinein. Sie hatte wohl ein schlechtes Gewissen und wollte sich jetzt nützlich machen.

    „Klar“, meinte ich und deutete auf die Pancakes. „Könntest du die mal umdrehen? Ich muss noch den Dreck von meinen Freunden wegmachen!“

    Rose nickte und schlurfte zum Herd. Im Halbschlaf nahm sie die Pfanne in die Hand und wendete alle Pancakes mit einer gekonnten Handbewegung.

    Mir klappte die Kinnlade herunter. „Wow“, staunte ich und fragte mich, ob sie dazu überhaupt ihre Augen geöffnet hatte. „Sonst noch was?“, gähnte sie. „Es sind noch Erdbeeren im Kühlschrank, die geschnitten werden müssen!“

    Wieder nickte sie und machte sich an die Arbeit. „Was für ein außergewöhnliches Mädchen“, dachte ich und versenkte die Chipskrümel im Mülleimer.

    -beim Frühstück-

    Roses Sicht:

    Ich hatte mich dazu entschieden wenigstens in der Früh die Jacke mit der Kamera auszulassen. Erstens sah es komisch aus mit einer Jeansjacke am Frühstückstisch zu sitzen, wenn alle anderen ihren Schlafanzug anhatten und zweitens brauchte ich meine Zeit in der Früh wieder in meine Rolle zu schlüpfen.

    Ich war mir sicher, dass meinem Vater das gar nicht gefallen würde, aber der wusste davon ja nichts. Schließlich kann er das Filmmaterial erst sicherstellen, wenn ich es ihm bringe und solange ich hier bin, kann ich selbst bestimmen, was ich aufnehme und was nicht.

    Trotzdem taten mir diese Jungs ein wenig leid. Wenn meinem Vater die Aufnahmen in die Hände fallen, kann es ganz schön peinlich für die Jungs werden. Ganz abgesehen davon, dass ihre Privatsphäre alles andere als privat sein wird, wenn alles öffentlich wird.

    Aber mein Job ist mein Job, da kann man nichts machen….


    Gedankenverloren stocherte ich in meinem Pancake herum. Auch die anderen saßen zum Teil verschlagen und zum Teil einfach nur schlecht gelaunt am Tisch und starrten in die Luft. Ob das etwa an mir lag? Zumindest warf mir das Mädchen mit den weißen Haaren die ganze Zeit so vernichtende Blicke zu. Ich denke Xenia, so hieß sie doch, kann mich nicht besonders leiden.

    Ich seufzte. Ach egal, es war sowieso nicht meine Aufgabe gewesen, Freunde zu finden, also musste ich das einfach ignorieren.

    „Ach, Suga!“, brach Jin die Stille und deutete auf den Jungen neben Xenia. „Ich habe heute in der Früh Chipskrümel auf meinem frisch gewischten Küchenboden gefunden. Kann es vielleicht sein, dass du wieder Frust mit Essen kompensierst?“ Sofie, RM, V, Emilia, Xenia und Suga warfen sich wie aufs Stichwort vielsagende Blicke zu. Ich runzelte die Stirn.

    Jins Sicht:

    Aha, daher wehte der Wind. Ich verstand, was Sache war und musste grinsen.

    „Ach egal“, fügte ich schnell hinzu und zwinkerte meinen Freunden zu. Ich hoffe sie hatten Spaß.

    „Und was steht heut noch so an?“, erkundigte sich Jungkook der sich, wie immer in letzter Zeit, eher ruhig verhalten hatte. „Suga, J-Hope und ich sind heut im Studio!“, erklärte Xenia. „Sofie und ich gehen shoppen für die Hochzeit!“, meinte Emilia und lächelte übers ganze Gesicht.

    „Welche Hochzeit?“, frage Rose vorsichtig. „Xenias Mutter und Sofies Vater heiraten nächste Woche!“ „Lange Geschichte“, fügte V hinzu, denn Rose schien nur Bahnhof zu verstehen. „OK, das hießt der Rest bleibt zuhause?“, fragte ich und googelte etwas in meinem Handy.

    Die anderen nickten. „Ok, dann werde ich mit Rose heute in die Stadt gehen. Mal sehen, ob wir irgendwo einen Job für dich auftreiben können!“

    Ich hatte gestern lange überlegt, wie ich zum einen Rose helfen konnte und zum anderen meinen Freunden ein wenig Zeit für sich und ihre Beziehungen zu geben und so kam ich auf die Idee mit Rose in die Stadt zu fahren.

    Außerdem würde es sonst nicht mehr lange dauern, bis Xenia über Rose herfiel und sie in sämtliche Fetzen zerreißen würde. Xenia war wie immer am misstrauischsten, wenn wir auf fremde Personen trafen. Und die Tatsache, dass Rose der Grund war, warum sie Abstand von Suga halten musste, schien in dem Fall nicht gerade hilfreich zu sein.

    -eine Stunde später-

    Roses Sicht:

    Ich war überrascht von Jins Angebot. Ich hätte ihn nicht so hilfsbereit und fürsorglich eingeschätzt. Naja, er hätte es ja auch eigentlich nicht nötig….

    Als Jin ins Auto stieg, hatte er sich eine Sonnenbrille aufgesetzt und sich eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ich schlug die Stirn in Falten.

    „Das nennst du unauffällig?“ Er blieb völlig cool und schnallte sich gelassen an. „Also neben deinen pastellrosaroten Haaren bin ich der reinste Schatten. Also mach dir darum keine Sorgen!“ Ich grinste.

    Kurz überlegte ich, ob ich mich mit meiner Jacke so drehen sollte, dass die Kamera im richtigen Winkel war, um Jins Gesicht aufzunehmen, doch dann überlegte ich es mir anders.
    Sollte mein Vater doch mit den Tonaufnahmen zufrieden sein….

    -in der Innenstadt-

    „Was hast du dir denn so vorgestellt?“, erkundigte sich Jin und versuchte dabei möglichst unauffällig an den Menschenmassen vorbeizugehen. „Der Job ist mir eigentlich egal. Hauptsache ich verdiene genug Geld dabei!“, erklärte ich und stellte mich zwischen Jin und zwei Mädchen, die in aus großen Augen ansahen.

    Schnell liefen wir weiter. „Danke“, lächelte dieser und zog mich in eine Fußgängerzone. „Gibt es denn irgendwas, das du besonders gut kannst?“ Ich sah zu ihm hoch und grinste breit. „Kochen!“

    Er hob die Augenbrauen. „Ja ich glaube mich zu erinnern, dass du das ganz gut kannst. Aber war da nicht noch einer, ich meine so ein gutaussehender Typ, der das ganze noch besser als du gemacht, und gewonnen hat!“

    Ich überlegte kurz und schob die Unterlippe vor. „Nein, also da würde mir niemand einfallen!“, log ich mit einem teuflischen Lächeln.

    Jin lachte.

    Plötzlich kreischte ein Mädchen und wir rissen herum. „Ahhhhhhh, da ist Jin von BTS!“ Jin fluchte. „Weg hier!“ Er schnappte mich an der Hand und wir sprinteten los.

    12

    Überrascht stolperte ich hinter ihm her. Gemeinsam drückten wir uns durch die Menschenmassen und versuchten dabei aus dem Blickfeld des Mädchens zu kommen. Es war nicht einfach, denn passte man nicht auf, wurde man links und rechts unsanft angerempelt.

    Ich versuchte die Ruhe zu bewahren, doch mit solch einer Situation hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Jin hatte mich aus dem Konzept gebracht und so schaffte ich es nicht einmal rechtzeitig auszuweichen, als plötzlich ein Fahrradfahrer aus einer Seitengasse bog.

    Es rumpelte und ich landete unsanft auf dem steinigen Schotterboden. Im letzten Moment stützte ich mich mit den Händen, ab was ist schon Sekunden später bereute, als meine Hand wie Feuer zu brennen begann. Der Fahrradfahrer fluchte und warf mir einen verärgerten Blick zu. Dann schnappte er seinen Drahtesel und machte sich, ohne sich nach meinem Befinden zu erkundigen aus dem Staub.

    „Alles gut bei dir?“, fragte Jin sofort und kniete sich besorgt neben mich. Schmerzverzerrt starrte ich auf meine aufgeschürften Hände und meine blutigen Knie. „Ja, nur halb so schlimm“, beteuerte ich und sah mich um, ob das Mädchen uns immer noch auf den Fersen war.

    Im selben Augenblick hörten wir kreischende Mädchenstimmen immer näherkommen. Panische sah ich zu Jin auf, dessen Kopf sichtlich angestrengt arbeitete. „Ich hasse mein Privatleben“, murmelte Jin und raufte sich gedankenverloren die Haare. „Welches Privatleben?“, scherzte ich unter Schmerzen. Jin lachte verzweifelt. „Ja, da hast du wohl recht!“

    Als ich mich aufrichtete spürte ich wie mein Knöchel wie wild zu pochen begann. „Kannst du laufen?“, fragte er und beobachtete angespannt wie die Horde von quietschenden Fans immer näherkam. „Geht schon“, log ich und zog mich an einer Straßenlaterne hoch. Ich bereute meine Lüge in dem Moment, als ich den verletzten Fuß wieder belastete und ein brennender Schmerz durch mein gesamtes Bein fuhr.

    „JIIIIIIINNNN!“, kreischte es und Schritte kamen immer näher. Jin schnappte erneut meine Hand und wollte mich mit sich mitziehen, doch mein Bein sackte sofort in sich zusammen. Schnell stützte er mich und zog mich zu sich hoch. „Dein Knöchel?“ Ich nickte verlegen. Es war mir verdammt peinlich so hilflos zu sein.

    „Lauf schon!“, meinte ich und drückte ihn von mir weg. „Mich kennen sie eh nicht!“ Bei meinen Worten verzog er das Gesicht und sah mir etwas länger als es sich gehörte in die Augen. Dann kam er auf mich zu, legte seine Arme unter meine Beine und hob mich hoch.

    „Hey!“, meinte ich überrascht und sah ihn aus großen Augen an. Mein Herz pochte wie wild, als ich ihm so nahe war. Zuerst dachte ich, er wollte etwas sagen, doch dann lies er es sein und lief mit mir in den Armen in die nächste Seitengasse.

    Als er loslief legte ich instinktiv meinen Arm um seine Schultern. Sie waren zu breit, um sie umfassen zu können und so krallte ich mich in seinem Pullover fest. Es ist wirklich seltsam, aber ich fühlte mich plötzlich sicher und war froh, dass er mich dort nicht hat sitzen lassen.

    Schüchtern starrte ich ihn von der Seite an.

    Jins Sicht:

    Ihr Blick durchbohrte mich und ich fühlte, wie mein Herz plötzlich wie wild zu schlagen begann. Oder war es vielleicht einfach nur das Laufen, das mir dieses Herzflattern bereitete?
    Als ich um eine Ecke bog, wehten mir ihre pastellfarbenen Haare ins Gesicht. Sie rochen nach blühenden Kirschblüten. Ich lächelte. Sie war leichter als ich gedacht hätte.

    Verstohlen begutachtete ich ihr aufgeschürftes Knie und den Knöchel, der langsam anzuschwellen begann. Das sah nicht gut aus…

    Manchmal gibt es Momente, in denen ich es bereute, dass ich mich damals dafür entschieden hatte, ein Idol zu werden. Ich vermisste die Tage, an denen ich ungestört durch die Straßen schlendern konnte ohne gleich fotografiert, oder verfolgt zu werden. Ich meine, klar, ich gebe gerne ab und zu Autogramme und posiere für ein Foto. Ich bin ja auch dankbar für die Unterstützung unserer Fans, aber haben wir es nicht auch ab und an verdient etwas Privatsphäre zu haben?

    Deshalb haben wir es uns über die Jahre angewöhnt, immer erst spät abends in die Stadt zu gehen. Und so wurde auch der Nachtclub, in dem Xenia arbeitete, einer unserer Lieblingsorte. Ich seufzte innerlich.

    Erleichtert bemerkte ich, dass wir unserer Verfolger abgeschüttelt hatten. Ich blieb stehen und sah mich um. „Ich glaube, wir haben es geschafft!“, murmelte ich mit prüfenden Blicken in alle Seiten.

    Jetzt wo wir standen, spürte ich plötzlich, auch Roses Herzschlag. Er war mindestens so schnell wie meiner, doch ich bin gelaufen und sie nicht. Ich musste grinsen. Aber eigentlich war das ja klar. Schließlich hatte mein Aussehen Einfluss auf den Herzschlag tausender junger Mädchen. Also war das doch normal, oder.

    Plötzlich wurde sie rot und lockerte die Hand, die sich bis eben noch fest in meinen Pullover verkrampft hatte. „Du kannst mich dann wieder runterlassen!“, murmelte sie verlegen und ich setzte sie sanft am Boden ab.

    Sie humpelte einige Schritte, dann setzte sie sich an den Randstein und rieb sich den geschwollenen Knöchel. „Sollen wir ins Krankenhaus fahren?“, erkundigte ich mich und kramte nach meinem Handy. „Nein, nein. Das geht schon“, beteuerte sie und verdeckte die wunden Stellen an ihrem Knie.

    Wir sahen uns beide an und wussten nicht recht, was wir sagen sollten. „Und was jetzt“, fragte Rose schließlich und zuckte mit den Schultern. Ich seufzte tief.

    „Also, das mit der Job-Suche wird heute nichts mehr. Und ich weiß auch nicht, ob wir bis zu unserem Wagen zurückkommen!“ Rose nickte verständnisvoll. „Also würde ich sagen, ich frag Kookie, ob er uns abholen kann.“ Rose nickte erneut. „Tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache!“

    Ich lächelte. „Ach schon gut. Dafür kannst du ja nichts. Das ist eigentlich eher meine Schuld!“ Schnell schickte ich Jungkook eine Nachricht, auf die er auch binnen weniger Minuten antwortete.

    „Er holt uns ab und sollte gleich da sein!“ Ich steckte mein Handy zurück in die Hosentasche.

    Unangenehme Stille bereite sich erneut zischen uns aus. Verlegen starrte ich auf den Boden. Ich wurde plötzlich so unsicher, was war denn mit mir los? Sonst war ich doch auch nicht so verlegen in der Gegenwart von Mädchen.

    Ich sah mir Rose genau an. Je länger ich sie studierte, desto mehr Dinge fielen mir an ihr auf, die echt hübsch waren. Ihre kleine Stupsnase, ihre herzförmigen Lippen, ihre langen Wimpern…..

    Ich lächelte, als mir ihre bestickte Jeansjacke auffiel. V würde für das Teil töten.

    „Hab ich was im Gesicht?“, fragte Rose plötzlich. Sie schien meine Blicke bemerkt zu haben. „Du bist wirklich hübsch!“, sagte ich knapp und bereute meine direkte Art noch im selben Augenblick.

    Oh Gott. Verlegen wandte ich mich ab und tat so, als würde ich das Plakat hinter mir studieren.

    13

    -währenddessen im BTS Apartment-

    Emilias Sicht:

    Langsam lies ich den Pinsel der Nagellackflasche über meine Zehen gleiten. Es war ein schönes Erdbeerrot in dem kleine goldene Glitzerflocken waren, die schimmerten, wenn einzelne Sonnenstrahlen darauf fielen. Konzentriert bemalte ich meine große Zehe und versuchte dabei nicht meine Nagelhaut zu berühren.

    Jetzt von Jin und Rose für einige Zeit außer Haus waren, hatten wir uns dazu entschieden unsere Arbeit außen vor zu lassen und die wenigen Stunden normalen Alltags zu genießen. Suga und Xenia hatten sich wie immer in ihr Zimmer verzogen und genossen es wieder nebeneinander einzuschlafen, ganz im Gegenteil zu Sofie und Namjoon, die dabei waren im Internet nach dem perfekten Kleid für Sofie zu suchen.

    Ich wusste, dass es nicht gerade RMs Lieblingsbeschäftigung war sich mit Mode auseinanderzusetzen, doch er machte das für Sofie. Und ich war mir sicher sie wusste das zu schätzen.


    Versonnen blinzelte ich in die Sonne, die durch unser Wohnzimmerfenster schien und genoss die Wärme, die sich über meinem Körper ausbreitete.

    Plötzlich sprang V über die Couch und landete vor mir auf der Couch. Ich erschrak und mir viel beinahe die Nagelackflasche aus der Hand. „V, erschreck mich nicht so!“, beschwerte ich mich und sah voller Entsetzten, dass ich einen dicken roten Fleck auf dem Fuß hatte. „Na toll“, kicherte ich und versuchte wenigstens ein wenig böse auf meinen Freund zu sein.

    „Oh“, meinte V verlegen und betrachtete die rote Markierung. „Das tut mir aber leid!“ „Lügner“, grinste ich und boxte ihm in die Seite. „Ich helfe dir“, meinte er schnell. Und ehe ich es mir versah, war V auch schon dabei Nagellack auf meine Zehennägel aufzutragen. Seine Hände waren kalt und ich war wirklich kitzelig auf den Füßen.

    Ich lachte auf. „Ahhh, nein! Bitte nicht, ich bin da viel zu kitzelig!“ V grinste. „Hey, du musst ruhig bleiben, sonst male ich daneben!“ „Das geht aber nicht, wenn du mich kitzelst“, lachte ich laut und hielt mir die Hand vor den Mund.

    „Psst, wir dürfen nicht zu laut sein, sonst wecken wir Xenia und Suga auf“, kicherte ich und beruhigte mich langsam wieder. V nickte und pustete auf meine Zehen um den Nagellack schneller zu trockenen. Ich lächelte.

    Auf einmal bog Jungkook um die Ecke und schnappte sich den Autoschlüssel, der in einer Schüssel am Kasten lag.
    „Wo fährst du hin?“, erkundigte sich V und bemalte dabei immer noch total konzentriert meine kleine Zehe. „Ich hol‘ Jin und Rose aus der Stadt ab. Jin wurde erkannt und jetzt kann er nicht selber zum Auto zurück!“

    V setzte den Pinsel ab und sah zu Jungkook. „Schieße!..............Soll ich mitkommen?“ Jungkook schüttelte den Kopf. „Nein, ich schafft das schon! Mach du nur weiter wo du aufgehört hast. Es sieht komisch aus, wenn nur eine Seite bemalt ist!“ Er deutete auf meinen anderen Fuß, der noch völlig unbemalt war.

    Dann schnappte er sich seine Jacke vom Haken und verließ, ohne ein weiteres Wort zu sagen das Apartment. V sah ihm kurz nah, dann wandte er sich wieder an mich.

    Er tat so als wäre nichts, aber ich wusste genau, dass sein Kopf auf Hochtouren arbeitete. „V“, meinte ich knapp und legte meine Hand auf seine. „Meinst du nicht, du solltest mal wieder etwas mit Jungkook unternehmen? Ich glaube er vermisst dich!“

    V zuckte mit den Schultern.

    „Hey“, wiederholte ich. „Das ist mein Ernst!“ „Ich treffe mich ja auch mich Sofie und Xenia, also kannst du ja auch ab und an etwas mit Jungkook und Jimin unternehmen!“ V sah zu mir auf und ich sah die Unsicherheit in seinen Augen.

    „Aber Jimin hat, doch auch kein Problem damit. Ich glaube das ist nur so eine Phase von Kookie!“ Ich seufzte und setzte mich auf. „Das glaub ich nicht“, erklärte ich. „Ich denke, dass Jimin nur derjenige ist, der es sich nicht anmerken lässt, wenn ihn etwas stört. Kookie dagegen, lässt dich merken, wenn etwas nicht passt!“

    V wandte den Blick ab.

    „Tae.“ Ich legte meine Hände um seinen Nacken und zog ihn näher an mich ran. „Weißt du, ich finde es toll, dass wir jede freie Minute mit einander verbringen und ich genieße das wirklich, aber auf Dauer ist es besser für uns alle, wenn wir neben unserer Beziehung auch noch andere Freunde haben.“ Ich lächelte.

    „Geh doch zu Kookie und Jimin, wenn Jungkook wieder da ist und verabredet euch. Keine Ahnung, geht ins Kino, oder Billiard spielen!“ Ich legte den Kopf schief als ich Vs unsicheren Gesichtsausdruck sah. „Machst du das?“

    V dachte kurz nach. Dann nickte er. „Ich glaube, ich weiß was du meinst!“ Ich lächelte zufrieden und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ihr werdet bestimmt Spaß haben.“

    -währenddessen auf dem Weg in die Stadt-

    Jungkooks Sicht:

    Ich war frustriert. Wusste aber gar nicht, ob ich auf Emilia, oder V böse sein sollte.

    Verärgert drehte ich die Musik lauter und bog in die Innenstadt ein. Jin hatte mir seinen Standort geschickt. Konzentriert beobachtete ich das Navi und kontrollierte, ob ich am richtigen Weg war. So, da vorne musste ich links und dann zwei Straßen weiter rechts.

    Ich legte einen kleineren Gang ein und drehte das Lenkrad nach links. In Schrittgeschwindigkeit fuhr ich durch die Fußgängerzone.

    Es dauerte nicht lange, da hatte ich die beiden entdeckt. Rose saß am Straßenrand und massierte ihren Knöchel während Jin an der anderen Straßenseite stand und betont unschuldig die Plakate studierte. Ich runzelte die Stirn. Was war den da los?

    Sanft bremste ich und hielt mit dem Wagen einige Meter entfernt von den beiden. Jin bemerkte mich und winkte mir erleichtert entgegen. Vom Auto aus beobachtete ich, wie er Rose aufhalf und sie stützte. Es schien, als hatte sie sich verletzt, denn sie humpelte sichtlich schmerzerfüll bist zum Auto.

    Ich öffnete von innen die hintere Tür und die beiden stiegen ein. „Was ist passiert?“, fragte ich während Jin und Rose sich anschnallten. „Ein kleiner Unfall“, erklärte Rose. „Aber es ist nur halb so schlimm wie es aussieht!“ Ich warf Jin einen vielsagenden Blick zu. „Sie war eine schlechte Lügnerin“, dachte ich. Jin schloss die Wagentür und wir machten und auf nach Hause.

    Roses Sicht:

    Meine Wangen glühten immer noch. „Du bist wirklich hübsch!“, klangen Jins Wort in meinem Kopf wieder und verursachten ein Kribbeln in meinem Bauch. Ich atmete tief durch. Warum hatten mich diese Worte so getroffen. Das hatten schließlich schon viele Männer zu mir gesagt und nie waren es mehr als einfache Worte.

    Ich sah zu Jin. Er hatte sein Kinn auf seine Hand gestützt und beobachtete die vorbeiziehenden Kirschblütenbäume am Straßenrand.

    „Er sieht auch nicht schlecht aus!“, dachte ich.

    14

    -zurück im Apartment-

    Sugas Sicht:

    „Klick, klick!“ Mit zwei kurzen Mausklicks fügte ich die Base Drum auf jeden zweiten Schlag in die oberste Leiste meines Musikprogramms ein. Ich drehte die Lautstärke meiner Kopfhörer hoch und lies mein neustes Werk auf mich wirken.
    Ja, so gefiel es mir schon viel besser. Zufrieden drückte ich auf „speichern“.

    Plötzlich bewegte sich der Haufen unter meiner Bettdecke. Xenia gähnte und streckte alle Viere von sich. Ich grinste. „Gut geschlafen?“ „Wie ein Stein“, ärgerte mich Xenia und schlüpfte aus dem Bett.

    Mit schlurfenden Schritten stellte sie sich hinter mich und sah mir interessiert über die Schulter. „Und wie weit bist du gekommen?“ „Naja, irgendwas fehlt noch, aber ich denke es ist so gut wie fertig!“, erwiderte ich und setzte die Kopfhörer ab.

    Xenia beugte sich nach vorne und und studierte die Leiste mit den verschiedenen Instrumenten. „Lass mal hören“, meinte sie und schnappte sich meine Kopfhörer. Ich drückte auf „Start“ und wartete ihre Reaktion ab.

    Zuerst wirkte sie sehr skeptisch, doch nach wenigen Sekunden zog sich ein breites Grinsen über ihr Gesicht. Sie nickte im Takt der Musik und summte leise die Melodie mit. Als der Song zu Ende war, nahm sie die Kopfhörer ab und legte sie mir um den Hals. „Mir gefällts“, meinte sie und legte den Kopf, wie immer, wenn sie überlegte, etwas schief. „Aber probier‘ doch mal die Snare Drum auf 3 und 4!“

    Ich überlegte nicht lange, sondern tat, was sie mir vorschlug. Ich zog die Kopfhörer heraus und drehte den Song über die Boxen auf. Zusammen hörten wir ihn erneut an. „Wow“, staunte ich. „Wie hast du…?“ Xenia grinste frech. „Ich bin nicht um sonst deine Freundin!“

    Lächelnd legte sie die Arme um meinen Nacken und küsste meinen Hals. Meine Haut kribbelte und ich lächelte verlegen. „Weißt du ob Rose schon wieder da ist?“

    Augenblicklich erstarb ihr Lächeln und sie wurde wieder ernst. „Nein, keine Ahnung. Interessiert mich eigentlich auch nicht.“ Ich klappte den Laptop zu und sah sie von der Seite an. „Xenia, ich weiß du kannst sie nicht besonders gut leiden, aber gib ihr doch mal eine Chance! Vielleicht ist sie ganz nett?“

    Xenia atmete verächtlich aus. „Genau „vielleicht“, das ist der Punkt. Sie könnte alles sein! Ich traue ihr nicht. Irgendwas an ihr ist faul!“

    Ich runzelte die Stirn. „Meist du nicht, du bist etwas zu misstrauisch, was sie betrifft?“ „Nein“, schmollte meine Freundin und zog beleidigt die Unterlippe vor. Ich lächelte. „Schau nicht so, du weißt doch, dass ich das nicht mag.“

    Nun lachte auch Xenia wieder. Schnell schnappte ich sie an der Hüfte und zog sie zu mir auf die Couch. Ich stütze sie mit meinem rechten Arm und zog sie sanft zu mir auf. „Keine Sorge, ich beschütze dich schon vor der gruseligen Rose!“ Ich musste lachen. „Ja, Rose ist wirklich ein gruseliger Name findest du nicht?“, meinte ich mit einem sarkastischen Unterton.

    Xenia schnappte nach Luft und wollte sich gerade wieder aufregen, da drückte ich ihr schnell einen Kuss auf die Lippen. Überwältigt lies sie die Arme sinken und küsste mich zurück.

    -vor dem Haus-

    Roses Sicht:

    „Warte ich helfe dir!“ Jin kam auf mich zu und legte mir wie vorhin den Arm um die Taille, um mich auf dem Weg zurück ins Haus zu stützen.

    „Danke“, meinte ich verlegen. Geduldig führte er mich die Stiegen nach oben und wir betraten das Haus. Jungkook schloss hinter uns die Tür und lies den Autoschlüssel zurück in die Schüssel fallen. „Wir sind wieder da!“, rief er etwas lauter als es meiner Meinung nach nötig gewesen wäre und schon verzog er sich wieder in sein Zimmer.

    Der stechende Schmerz bereite sich erneut in meinem Knöchel aus und ich knickte ein. Jin zog mich schnell wieder auf und sah mich mitleidig an.

    Ehe ich es mir versah, hatte er mich wieder hochgehoben und trug mich in Wohnzimmer. Mein Bauch kribbelte und ich sah ihn erneut aus großen Augen an. Daran würde ich mich wohl nie gewöhnen.

    Als wir im Wohnzimmer ankamen höre ich jemanden kichern. Es waren V und Emilia. Sie saßen auf der Couch und V pustete auf ihre Zehennägel, die wohl gerade erst mit einem roten Nagellack überzogen wurden. Sie sahen vertraut aus. Ich stutzte. Vertrauter, als man es von einem Cousin und dessen Cousine erwarten würde.

    Als sie uns bemerkten, verstummte das Lachen und V und Emilia sahen uns aus großen Augen an. Auch Jin schien überrascht zu sein und mir war, als wollte er sich entschuldigen. Doch warum?

    Schnell setzte sich Emilia gerade hin und sah mich besorgt an. „Rose, was ist denn passiert?“ Sie entdecke meinen dicken Knöchel und musterte mich mitleidig von oben bis unten. „Oje!“, meinte sie schließlich knapp, stand auf und führte mich zur Couch.

    „Setz dich erst mal. Ich hole den Verbandskasten!“ Als sie an Jin vorbeiging warf sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, den er nicht zu verstehen schien. „Hey, ich kann nichts dafür“, beteuerte und zuckte mit den Schultern.

    „Ich bin gleich wieder da!“, erklärte nun auch V und klopfte mir kurz mitfühlend auf die Schulter. Und schon waren sie beide verschwunden.

    Vs Sicht:

    Schnell drückte ich mich an Jin und Rose vorbei. „Jetzt aber schnell, bevor hier noch knutschende Paare aus ihren Zimmern stolpern“, dachte ich und ging mit zügigen Schritten auf RMs und Sofies Zimmer zu.

    Ich klopfte an die Tür an, wartete aber nicht, bis mich jemand hereinbat und öffnete sie einfach. „V?“ Überrascht über meinen plötzlichen Besuch sah mich RM und Sofie an. Sofie hatte ihren Kopf auf RMs Schoß liegen und schien immer noch nach einem passenden Kleid zu suchen.

    „Rose und Jin sind wieder da!“, erklärte ich. „Schon?“, meinte Sofie überrascht. „Ich hätte gedacht, sie würden länger brauchen!“ „Rose hat sich verletzt. Deshalb sind sie schon früher wiedergekommen!“

    RM stand auf und kam besorgt auf mich zu. „Ist es schlimm?“ „Ich denke, der Knöchel ist verstaucht! Aber fragt sie doch selbst!“ Sofie stand ebenfalls von der Couch auf und wir verließen gemeinsam den Raum.

    Grade wollte ich die Stiegen nach oben zu Suga und Xenia, als mich Sofie am Ärmel festhielt. „Ich habe drei Kinokarten für „Avengers – Infinity War“. Ich habe mir gedacht du, Jungkook du Jimin, ihr solltet mal wieder was mit einander machen!“ Sofie drückte mir drei Karten in die Hand und klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter.

    Ich sah sie überrascht an. „Woher wusstest du……?“ Sofie grinste und wuschelte mir durch die Haare. „Ich kann Gedankenlesen!“, grinste sie und folgte RM ins Wohnzimmer.
    Verwundert betrachtete ich die drei Karten und lächelte schließlich. Womit hatte ich nur diese Freundin verdient?

    Kurzerhand entschied ich mich deshalb um und warnte nicht Xenia und Suga vor, sondern steuerte Jungkooks Zimmer an.

    15

    Als ich vor Jungkooks Zimmertür stand klopfte ich kaum hörbar und wartete ab. Jetzt wo ich mit Emilia darüber gesprochen hatte, hatte ich irgendwie ein schlechtes Gewissen. Wie sich Jungkook wohl die ganze Zeit über gefühlt haben musste.

    Erst jetzt wurde mir bewusst, wie wenig ich in den letzten Tagen mit ihm unternommen hatte. Ich schluckte.

    Die Tür ging auf und Jungkook steckte seinen Kopf durch den Spalt. Er hatte Kopfhörer auf und wirkte überrascht mich hier anzutreffen.

    „V? Was machst du denn hier?“ Ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf. „Darf ich rein?“ Jungkook überlegte kurz, öffnete aber schließlich doch die Tür soweit, dass ich hindurchschlüpfen konnte.

    Zufrieden, das erste Hindernis überwunden zu haben, lies ich mich aufs Bett fallen und tippte eine kurze Nachricht an Jimin in mein Handy. „Kookies Zimmer – jetzt😊“, schrieb ich und schloss den Chatverlauf.

    „Also, was gibt’s?“, fragte Jungkook etwas misstrauisch. „Brauche ich etwa einen Grund, um in das Zimmer meines Freundes zu gehen?“, antwortete ich etwas schnippisch und verkreuzte die Arme vor der Brust. Es verletzte mich, dass er so über mich dachte, aber ich konnte ihm dafür auch nicht böse sein. Schließlich war ich selbst schuld daran.

    Plötzlich ging die Tür erneut auf und Jimin schlurfte im Schlabberlook und verstrubbelten Haaren zum Bett. Er ließ sich rücklinks aufs Bett fallen und atmete erschöpft aus. Jungkook und ich grinsten. „Harter Tag?“, fragte ich. „Ja, total“, seufzte Jimin. „J-Hope und ich waren trainieren und jetzt könnt ich im stehen einschlafen!“ Er machte eine kurze Pause.

    „Warum genau, wolltest du eigentlich, dass ich herkomme“, erkundige sich Jimin und drehte sich auf den Bauch, um uns beide sehen zu können.“ „Ja, das würde mich auch mal interessieren“, fügte Jungkook schnell hinzu.

    Ich seufzte. „Ja ist gut! Ihr habt mich durchschaut!“ Ich hielt kurz inne und die beiden sahen mich interessiert an. „Ich wollte mich bei euch entschuldigen“, fügte ich dann schnell hinzu und kramte nach den Kino-Karten.

    Jungkook und Jimin warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „Also, es tut mir leid, dass ich in letzter zeit so wenig mit euch unternommen habe“, erklärte ich verlegen. „Ich habe mit irgendwie eingebildet, dass ich jetzt, wo ich eine Freundin habe, den ganzen Tag bei ihr sein muss. Aber jetzt ist mir klargeworden, dass das nicht stimmt. Naja, wenn ich ehrlich bin, hat mir das Emilia klar gemacht!“

    Jimin grinste. „Ich mag dieses Mädchen, du nicht auch?“ Er stupste Jungkook an, der endlich wieder ein Lächeln aufgesetzt hatte. „Zumindest hat sie jetzt was gut bei mir!“ Jimin und Jungkook lachten.

    Ich war mir nicht sicher, ob meine Entschuldigung jetzt richtig angekommen war, also legte ich zur Sicherheit die drei Kinokarten vor uns hin. Jimin und Jungkook rissen die Augen auf. „Sind das……?“, staunte Jungkook und fuhr vorsichtig über das bunte Papier. „…..Karten für Avengers Infinity-War!“, staunte Jimin und starrte mich fragend an.

    „Wo hast du die her?“ Ich grinste breit. „Ich habe so meine Quellen!“ Die beiden waren immer noch völlig baff. „Ich habe mir gedacht, ihr wollt vielleicht mit mir heute in die Abendvorstellung gehen! Wir waren schon lange nicht mehr gemeinsam aus!“

    Als ich das sagte, grinsten meine beiden besten Freunde über beide Ohren. „Danke V“, meinte Jungkook plötzlich und umarmte mich. Jimin beobachtete die Szene und warf sich glücklich auf uns. „Ich hab euch vermisst Jungs!“ Unter seinem Gewicht stöhnte ich auf, aber ich musste lachen. „Endlich war alles wieder beim Alten!“

    -währenddessen in Xenias und Sugas Zimmer-

    Sugas Sicht:

    „Holen wir uns einen Kaffee?“, fragte ich Xenia, die mit ihrem Kopf auf meiner Brust lag und sich mit den Bändern meines Pullis spielte. „Mhmm“, brummte sie und ich grinste.

    Als ich sie aufzog wehrte sie sich verschlafen und wollte wieder zurück ins Bett kriechen. „Komm schon, ein bisschen Energie schadet dir nicht!“ Ich schob sie sanft vor mir her und lies die Tür hinter uns ins Schloss fallen.

    „Ich mag nicht, dass sie wiederkommt“, meinte Xenia plötzlich und hielt mich am Ärmel fest. „Wer?“, fragte ich in Gedanken und konzentrierte mich dabei die Stiegen mit halbgeschlossenen Augen zu treffen. „Na, Rose! Wenn sie kommt, muss ich wieder so tun, als wäre ich deine Cousine. Und mal ehrlich, wie kann ich deine Cousine sein!“

    Ich kicherte. Wenn Xenia aufsteht, braucht sie immer länger um komplett wach zu werden und ist in dieser Zeit so trotzig wie ein kleines Kind und beschwert sich über alles und jeden. Ich nutze das meistens, um sie ein wenig zu ärgern und hab so auch meinen Spaß.

    „Wir sehen uns doch ähnlich. Findest du nicht?“, grinste ich und deutete auf ihre Haare, die so weiß wie meine eigenen waren. Xenia verzog das Gesicht zu einer Grimasse und streckte mir die Zunge raus. „Komm schon Cousinchen!“, ärgerte ich sie weiter. Xenias Mundwinkel zuckten, wie immer, wenn sie böse wurde. „Sag das noch einmal und küsse dich das nächste Mal vor allen anderen. So dass du es richtig peinlich findest!“

    Ich ächzte. „Das stört mich schon lange nicht mehr!“, fügte ich schnell hinzu und setzte einen ernsten Blick auf.

    Mitten auf den Stiegen blieb Xenia plötzlich stehen und drehte sich zu mir um. „Achja, ist das so?“ Ihr Stimme hatte einen gefährlichen Unterton, der mir eindeutig mitteilte es jetzt lieber sein zu lassen, bevor etwas passieren würde, dass ich bereuen könnte. Xenia setzte ein teuflisches Lächeln auf.

    „Na, das können wir ja gleich mal austesten!“ Mit einer gezielten Handbewegung packte sie mich am Arm und zerrte mich die Stiegen hinunter in Richtung Wohnzimmer. „Seht mal alle her“, sagte sie laut und hatte plötzlich all ihre Energie zurück.
    „Suga, ist seit heute ein Romantiker!“

    Als wir im Türrahmen standen, legte sie frech die Arme um meinen Nacken und ehe ich es mir versah, hatte sie ihre Lippen auf meine gelegt. Ich zuckte zusammen und spürte die Blicke der anderen in meinem Rücken. Ich fühlte mich immer noch nicht 100% wohl, mich vor den anderen zu küssen……

    Trotzdem explodierte ein kleines Feuerwerk in mir und ich fühlte, wie sich die Glückshormone in mir ausbreiteten. Nur irgendetwas irritierte mich. Während Xenia mich küsste dachte ich angestrengt nach.

    Plötzlich stutzte ich.

    Kein Gejubel? Keine blöden Kommentare? Kein Kichern der anderen Mädchen?

    Und da sah ich sie auf der Couch sitzen, wie sie uns verstört von der Seite anglotzte. Rose hatte den Mund offenstehen und konnte offenbar nicht glauben, was sie da sah. RM hatte sich verzweifelt die Hände vors Gesicht geschlagen und Sofie deutete und mit einer fuchtelnden Handbewegung an, es sein zu lassen.

    Wie in Trance drückte ich mich von Xenia weg und starrte die anderen an, die uns entgeisterte Blicke zuwarfen.

    „Scheiße“, murmelte ich und ging einen Schritt nach hinten.
    Rose stotterte, hob die Hand und deutete auf Xenia.

    „D….du…..du küsst deine Cousine?“


    Hey liebe Leser,
    ich wollte euch nur sagen, dass jetzt voraussichtlich jeden Tag ein Kapitel um 19:00 Uhr online kommt!:))
    Ich hoffe ihr habt so viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben:))^^

    LG Fleur0109

    16

    Roses Sicht:

    So, halt, stopp, jetzt reichts, sagt bitte jemand, dass ich das gerade geträumt hab? Entgeistert starrte ich auf Suga und Xenia, die sich vor einigen Sekunden noch in den Armen gelegen und sich geküsst hatten.

    „E….Es ist….ähhh…..nicht so wies aussieht!“, stammelte Suga wild gestikulierend. „Ist sie überhaupt seine Cousine?“, fragte ich verwirrt und warf Jin und RM ernste Blicke zu.
    Alle schwiegen.

    Xenia sah mich böse an und wollte abhauen, doch Suga hielt sie am Ärmel fest. Dann stand RM auf und stellte sich zwischen Rose und Xenia. „Ich glaube, es ist an der Zeit ihr die Wahrheit zu erzählen!“ „Hä?“ Verwirrt sah ich zwischen BTS und den Mädchen hin und her.

    Erst als Jin seine Hand auf meine Schulter legte, schaffte ich es wieder in die Wirklichkeit zurückzukommen. „Mach dich auf eine lange Geschichte gefasst“, meinte er und setzte sich neben mich.

    Dann begann RM zu erzählen.

    -zwei Stunden später-

    Zwei Tassen Tee und drei verrückte Liebesgeschichten später, war ich komplett in das Leben der Mitglieder eingetaucht. Ich konnte gar nicht fassen, was ich in den letzten Stunden erfahren hatte. RM, Suga und V hatten alle eine Freundin, die sie vor der Öffentlichkeit gemein hielten, die ganz nebenbei auch noch mit ihnen zusammenlebt.

    Mein Kopf war voll mit Informationen, die er erst mal verarbeiten musste.

    Wenn Papa das erfuhr, würde er einen halben Herzinfarkt bekommen. Ich meine, wenn das an die Öffentlichkeit kommt, war das weitaus schlimmer für die BTS-Mitglieder als einfache peinlich Geheimnisse. Das war kein einfaches Skandal, das war eine Katastrophe und würde sie tausende gebrochene Herzen von Fans kosten.

    Nennt mich inkonsequent, aber ich fühle mich jetzt irgendwie schlecht, hier zu sein. BTS und die Mädchen hatten mir gerade alles erzählt, was sie vor der Welt verheimlichten, und ich bin auch noch diejenige, die ursprünglich gekommen ist, um genau diese Geheimnisse in die Welt hinauszuposaunen.

    „Ja, das ist alles“, beendete RM seine Rede und lies die Hände sinken. „Ich hoffe unser Geheimnis ist bei dir sicher, denn wir sind mittlerweile mehr als Freunde. Wir sind eine Familie und ich glaube es wäre vernichtend für uns alle, wenn unsere Fans das herausfinden!“

    Namjoon sah mich bittend an und ich nickte. „Ja, ich verstehe!“
    „Also verrätst du uns nicht?“, fragte Emilia voller Vorfreude und schenkte mir ein breites Lächeln. Ich spürte einen Stich in meinem Herz, als ich kurz die Hand über die kleine Mini Kamer an meiner Jacke legte, die nun alles aufgenommen hatte, von dem sie nicht wollten, dass es jemand erfuhr. „Nein“, log ich. „Ich werde es keinem erzählen.“

    BTS und die Mädchen seufzten erleichtert. „Bin ich froh“, meldete sich J-Hope und lies sich erleichtert auf die Couch fallen.

    „Ich hab euch ja gesagt, wir können ihr vertrauen“, meinte Jin glücklich und zwinkerte mir zu.

    Auch Xenia wirkte plötzlich etwas gelassener und umfasste Sugas Hand. „OK“, lächelte sie. „Vielleicht hast du recht und sie ist eh ganz nett!“ Die anderen grinsten und die Stimmung lockerte sich langsam wieder auf.

    „Mist schon so spät?“, meinte V und sah auf die Uhr. „Wir müssen los, sonst verpassen wir den Film!“ V griff nach dem Autoschlüssel und schob Jungkook und Jimin in die Garderobe, die sofort begannen Fan-Theorien zum Kinofilm auszutauschen. Sofie und Emilia klatschen einander ab. „Haben wir gut gemacht!“, grinste Emilia. „Wie immer“, fügte Sofie hinzu und begann die Teetassen zurück in die Küche zu räumen.

    Im nächsten Moment läutete mein Handy. Es war mein Vater.
    „Ähmm.,,,,, ich geh kurz telefonieren“, meinte ich. „Meine Großeltern….“ „Geh nur“, lächelte Jin. „Sie freuen sich bestimmt dich zu hören!“ „Ja, bestimmt.“ Zähneknirschend hastete ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
    „Papa?“ „Rose, wie weit bist du? Gibt es Neuigkeiten, die mich interessieren könnten?“

    Ich seufzte und lies mich auf mein Bett fallen. „Nein, bist jetzt nicht!“ Mein Vater räusperte sich am anderen Ende der Leitung und ich hörte das verärgerte Klicken seines Kulis. „Rose, lüg mich nicht an! Das kann nicht sein. Du lebst in einer Wohnung mit sieben Jungs. Da muss dir doch irgendetwas aufgefallen sein!“

    Ich spürte die Wut in seiner Stimme und es bildete sich ein Klos in meinem Hals. Konnte er nicht für den Anfang einfach mal stolz auf mich sein, dass ich es hier überhaupt hineingeschafft hatte? „Rose, raus mit der Sprache!“ Meine Hände zitterten bereits und ich schloss für einen Moment die Augen.

    „Junkook, V und Jimin gehen gleich ins Kino, das gleich um die Ecke von deinem Büro, und sehen sich „Avengers Infinity-War“ an!“ Es war eine unwichtige Information, doch ich wusste was passieren würde, wenn mein Vater das in seine online Ausgabe der Zeitung schreiben ließ.

    „Na, das ist doch was Rose! Es ist zwar kein Knüller, aber zumindest ganz gut für den Anfang!“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Was hatte ich da bloß angerichtet.

    „Achja, und Rose, ich bin schon wirklich gespannt auf das Material deiner Kameras. Da lässt sich bestimmt auch so einiges finden!“

    „Oh, ja, dass kannst du laut sagen“, dachte ich und hasste mich in diesem Moment die Jacke angehabt zu haben. „Und denk ja nicht daran, die Jacke irgendwann mal auszuziehen“, äffte mein Vater als hätte er meine Gedanken gelesen.

    „Keine Angst ich habe sie immer an“, konterte ich schnell und wollte mich gerade verabschieden, als er fortsetzte. „Und noch etwas. Bitte, flirte doch ein bisschen mit diesem Jin. Er soll Vertrauen in dich gewinnen. Und wer weiß, vielleicht erzählt er dir dann Dinge, die du sonst nicht erfahren würdest!“ Dann legte mein Vater auf.

    Fix und fertig legte ich mein Handy auf den Nachttisch und lies mich ins Bett fallen. Schnell schnappte ich mir das Kissen und schrie einmal voller Wut hinein.

    Nein, nein, nein. Warum musste er gerade das von mir verlangen. Ich wollte das nicht tun. Ich mag Jin, ich mag ihn wirklich……….

    Verzweifelt starrte ich an die Decke und sammelte mich wieder.
    „Rose“, sagte ich zu mir selbst. „Sieh es mal so. Wenigstens fällt es dir nicht schwer mit ihm zu flirten!“ Ich seufzte.

    „Ja, aber es ist falsch“, dachte ich noch, dann schlief ich ein.

    17

    -der nächsten Morgen-

    Jins Sicht:

    Der Wasserkocher klickte und ich füllte das heiße, kochende Wasser in eine Tasse mit Jasmintee. Der frische Geruch stieg mir in die Nase und ich zog ihn genüsslich in mich auf.

    Ich war froh, dass alles gestern so ausgegangen war. Es war einfacher für und alle und die schlechte Laune meiner Freunde war auch mit einem Mal wie weggeblasen.

    Ich mochte Rose. Ich denke, sie, Sofie und Emilia könnten in Zukunft sogar Freundinnen werden. Xenia dagegen würde bestimmt noch etwas brauchen, bis sie eine neue Person in ihren Freundeskreis aufnahm. Aber so war sie nun einmal.


    Gedankenverloren tunkte ich den Teebeutel in meiner Tasse auf und ab und blätterte währenddessen in meinem Lieblingskochbuch. Mhmm, was sollte ich heute kochen? Ich dachte an den Kochwettbewerb und dann an Rose. An diesen einen Augenblick, als ich sie getragen hatte und sie mich aus ihren großen braunen Augen angesehen hatte….. Den bekam ich einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Es war verrückt.

    „Morgen“, brummte plötzlich ein verschlafener Jungkook, der gähnend um die Ecke bog. Ich grinste, riss mich von meinen Gedanken los und zog ihn zu mir. „Gut geschlafen?“,
    bemutterte ich ihn und wuschelte ihm durch die Haare. „Ne, der Film hatte ein Open End und ich hab mir die ganze Nacht mögliche Enden ausgedacht! Ich bin fix und fertig!“, grummelte Kookie und holte sich eine Packung kalten Kakao aus dem Kühlschrank.

    „Mein Beileid“, grinste ich. „Mhmm“, murmelte er und verdrückte sich mit einem großen Glas und dem Kakao wieder in sein Zimmer.

    „Ich bin mir sicher, die hatten gestern eine Menge Spaß im Kino“, dachte ich und wendete mich lächelnd wieder meinem Kochbuch zu. Ich blätterte einige Seiten um, und entschied mich schließlich für Gurkenmaki, gebratene Nudeln und Leberknödelsuppe.

    Die Mädchen aus Österreich hatten definitiv Spruen in meinen Rezepten hinterlassen. Denn wenn ich früher nur asiatisch gekocht habe, dominierten in den letzten Wochen Schnitzel, Schweinsbraten und Knödel den Mittagstisch.
    Während ich die Töpfe auf den Herd stellte, hörte ich V und Emilia im Bad singen und seufzte glücklich:“ Endlich wieder alles beim Alten!“

    „Kann ich helfen?“
    Ich zuckte erschrocken zusammen und lies beinahe den Topfdeckel fallen, den ich gerade aus dem Regal geholt hatte. „Sorry, hab ich dich erschreckt?“, fragte Rose und ging vorsichtig einen Schritt auf mich zu. „Ähh……nein“, log ich verlegen und platzierte den Deckel auf dem passenden Topf.

    „Brauchst du was?“, erkundigte ich mich schnell höflich, um die peinliche Stille auszulöschen. „Nein, eigentlich nicht!“, lächelte Rose und sah mir direkt in die Augen. Ich schluckte und sagte einfach nichts. Zu groß war die Gefahr jetzt einfach loszustottern. „Ich wollte fragen, ob wir gemeinsam das Mittagessen kochen wollen? Natürlich unter deiner Anleitung“, fügte sie hinzu und sah sich interessiert im Raum um.

    „Ähmm….äh….wieso nicht“, sagte ich schnell und legte ihr das Kochbuch vor die Nase. „Was machst du?“, erkundigte sich Rose und blätterte die Seiten um. „Gurkenmaki, gebratene Nudeln und Leberknödelsuppe!“, erklärte ich und füllte Wasser in einen Topf. Letzteres schein sie zu verwirren.

    „Das haben mir Sofie und Emilia gelernt“, klärte ich sie auf. „Sie kommen ja aus Österreich!“ „Achso“, lächelte sie und öffnete den Kühlschrank. „Wo habt ihr denn das Gemüse?“ „In der untersten Lade“, meinte ich und versuchte mich wieder auf meinen Topf mit heißem Wasser zu konzentrieren.

    „Ich mach dann mal die Gurkenmaki, wenn das für dich okay ist!“ „Ja, mach nur“, winkte ich ab und wandte mich von ihr ab.
    Ich konnte meinen Herzschlag in den Ohren hören, was ich echt unangenehm fand. Ich schwitzte. Schnell öffnete ich das Küchenfenster und lies frische Luft hereinströmen. Schon besser.

    Ich beobachtete sie, wie sie die Gurke aus dem Kühlschrank nahm, sie schälte und dann in lange Spalten schnitt. Rose hole eine Algenplatte aus der Packung und portionierte den Reis mit etwas Essig darauf. Zuletzt legte sie die Gurke hinein und rollte alles zusammen.

    Sie machte es mit einer Selbstverständlichkeit und Leidenschaft, die ich nur von Spitzenköchen kannte. Ich blinzelte.

    „Da!“ Plötzlich stand sie vor mir und hielt mir ein fertiges Gurkenmaki entgegen. „Koste mal, ich hoffe sie schmecken besser als sie aussehen!“, grinste sie breit. „Ich finde, die sehen toll aus“, meinte ich verwundert und steckte mir alles auf einmal in den Mund. Erwartungsvoll starrte sie mich aus den großen braunen Augen an. „Oh Gott, nicht schon wieder dieser Blick!“, dachte ich und schluckte alles herunter. Verlegen hielt ich einen Daumen hoch. „Perfekt“, meinte ich und sie hüpfte zufrieden zurück an ihren Arbeitsplatz.

    Sie war süß, wenn sie glücklich war. Auch wenn ich vorher, als sie die Küche betreten hatte, hätte schwören können, dass ihr etwas am Herzen lag.

    „Wie weit bist du mit der Leberknödelsuppe?“, erkundigte sie sich und ich schreckte hoch. „Mist“, fluchte ich. „Die hab ich ganz vergessen!“ Im nächsten Moment zischte es auch schon und mein Topf mit heißem Wasser kochte über. Ich hastete zur Herdplatte und stellte den Topf zur Seite.

    „Ein wahrer Spitzenkoch“, kommentierte Rose vom anderen Ende der Küche. „Hey!“, beschwerte ich mich und warf ihr die Topflappen entgegen. Sie kicherte und wich geschickt aus. „Kein Grund wütend zu werden“, ärgerte sie mich und richtete angeberisch ihre perfekten Gurkenmaki auf einem Teller an. „Es kann halt nicht jeder kochen“, grinste sie frech.

    „Na warte“, zischte ich und schnappte mir die Wassersprühfasche zum Befeuchten der Pflanzen von der Fensterbank. Mit einem Satz war ich bei ihr und sprühte ihr eine gewaltige Ladung Wasser ins Gesicht.

    Rose quietschte auf und versuchte abzuhauen, doch ich versperrte ihr den Weg und attackierte sie von allen Seiten. „Halt, stopp, nein, bitte…“, lachte sie und hielt sich die Hände schützend vor die Augen. „Ergeben Sie sich, oder ich bin gezwungen sie von oben bis unten nass zu spritzen!“ Rose öffnete die Augen und musterte unbeeindruckt. „Niemals“, meinte sie schließlich.

    Dann schnappte sie die Sprühflasche und startete einen Gegenattacke. Ich schrie und wich ihr aus. Wir lachten. „Na warte“, grinste sie und erwischte mich mitten im Gesicht. Ich schnappte nach Luft und sie stoppte für einen Moment. Keuchend sahen wir uns beide an, wie wir da so klitschnass in der Küche standen.

    Dann brachen wir in schallendes Gelächter aus. „Du siehst aus wie ein nasser Hund“, scherzte sie und legte die Sprühflasche beiseite, um mir ein Tuch zum abtrocknen zu reichen. Ich starrte sie immer noch einfach an. Ihre Haare klebten ihr im Gesicht und die Wasserperlen glitzerten auf ihrer Haut.

    Mit einem Mal machte ich einen Schritt auf sie zu. „Rose“, sagte ich, während sie mein Gesicht mit dem Tuch abtrocknete.

    Doch ich wartete gar nicht auf eine Antwort und küsste sie einfach.




    18

    Roses Sicht:

    Überrascht spürte ich wie Jins Lippen sanft die meinen umschlossen. Warte mal, war es nicht mein Job ihn zu verführen und nicht umgekehrt? Mein Bauch kribbelte wie verrückt, und als Jin seine Hände um meine Hüften legte, lies ich mich einfach darauf ein.

    Es fühlte sich zwar falsch an, dennoch war es wunderschön.
    So schloss ich die Augen und küsste ihn zurück.

    Meine Gedanken überschlugen sich und ich dachte an die Kamera, an meinen Vater und meinen Auftrag. Doch dann kam ich zurück in die Gegenwart, spürte Jins warme Hände und seine weichen Lippen. Ich ignorierte glücklich meine Vergangenheit und beschloss nur für diesen Augenblick den Moment zu leben.

    Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander. Verlegen sahen wir beide zu Boden. „Das war……..wow“, flüsterte Jin und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ich biss mir auf die Unterlippe, auf der ich immer noch Jins Kuss fühlte.

    Plötzlich musste ich lächeln. „Was ist so lustig“, fragte Jin verunsichert. Langsam gewann ich meine Selbstsicherheit zurück und lehnte mich gegen die Küchenzeile. „Naja, ich hab mir deine Küsse irgendwie leidenschaftlicher vorgestellt!“ „Was soll denn das bitte heißen?“, grinste Jin, der immer noch seine Hände um mich geschlungen hatte.

    Ich kicherte. „Ach, vergiss was ich gerade gesagt hab!“ Dann drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, befreite mich aus seinen Armen, schnappte mir die Gurkenmaki und hopste aus der Küche.

    Mein ganzer Köper glühte und kribbelte wie verrückt.

    Jins Sicht:

    Ich habe es wirklich getan. Überglücklich fasste ich mir auf die Lippen und erinnerte mich an den magischen Moment. Es war einfach perfekt gewesen. „Gut gemacht“, lobte ich mich selbst in Gedanken und klopfte mir auf die Schulter.

    -beim Frühstück-

    Jimins Sicht:

    Hey, alle miteinander. Von mir habt ihr schon lange nichts mehr gehört, oder? Wies mir geht? Ganz gut eigentlich. Vor allem jetzt, wo V und Jungkook wieder etwas mit mir miteinander unternehmen. Ich habe die beiden vermisst, aber vor allem V.

    Ich freue mich immer noch sehr für ihn und Emilia, aber ich freue mich noch mehr, dass nun wieder alles beim Alten zwischen uns ist.


    Glücklich lud ich meinen Teller voll mit Roses Gurkenmaki, die nebenbei nicht nur gut aussehen, sondern auch noch himmlisch schmecken. Ich mag Rose. Sie war eine gute Köchin, ich glaube, sie würde sehr gut zu unserer Gruppe passen. Und wenn ich mir sie und Jin so ansah, könnte ich schwören, die zwei waren mehr als Freunde.

    Ich meine, ich weiß schon, dass Jin sie mag, denn das würde selbst ein Blinder erkennen. Seht euch die beiden nur mal an, wie sie dasitzen und kaum etwas von dem tollen Essen herunterbekommen, weil sie sich die ganze Zeit abwechselnd anstarren.

    Ich frage mich nur, ob es Rose genau so ging?

    „Rose, kannst du mir bitte die gebratenen Nudeln geben“, bat J-Hope und stopfte sich dabei ein Gurkenmaki mit ordentlich Wasabi in den Mund. „Äh….klar“, stotterte sie und wandte ihren Blick von ihrem gutaussehenden Gegenüber ab.

    „Hier bitte.“ Sie reichte ihm den Teller und J-Hope nahm ich mit einem breiten Grinsen entgegen. Ich runzelte die Stirn. Als alle wieder ihre Gespräche weiterführen, lehnte ich mich zu ihm herüber und flüsterte:“ Hey, J-Hope ärger die beiden nicht!“ „Wieso nicht?“, mampfte er. „Lass mir den Spaß. Ich bin noch Single, das brauch ich ab und zu!“ Ich grinste und lehnte mich wieder zurück.

    Was das betraf, verstand ich ihn nur zu gut.

    -nach dem Frühstück in der Küche-

    Sofies Sicht:

    „Ich bin im Studio“, murmelte Namjoon, drückte mir einen Kuss und die Stirn und verschwand mit einer Tasse Kaffee aus der Küche.

    „Ist gut“, lächelte ich und stellte ein Glas nach dem anderen in den Geschirrspüler. Jin stand neben mir und sah lächelnd aus dem Fenster. Ich gab ihm einen leichten Tritt.

    „Hey, hilfst du mir mal?“ Jin ignorierte mich und lächelte einfach weiter. „Hallo! Erde an Jin!“ Ich fuchtelte wie wild mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Nach einigen Sekunden zuckte er zusammen und bemerkte mich. „Oh…..tut mir leid! Ich war………..in…..äh…..Gedanken!“ „In Gedanken?“, wiederholte ich. „Ja, ist klar….“ Ich grinste breit.

    „Nein, im Ernst“, beteuerte er. „Erzähl mir keinen Blödsinn“, konterte ich selbstsicher. „Ich sehe doch, dass du verliebt bist!“ Jin riss überrascht die Augen auf. „Ich verliebt? Wie kommst du denn darauf? Ich bin……..so…..wie immer“, stellte er richtig, glaubte sich dabei aber offensichtlich selbst kein einziges Wort.

    „Jaja“, grinste ich nur und drückte ihm ein Geschirrtuch in die Hand. „Da, dann kannst du mir ja bestimmt auch beim Abtrocknen helfen!“ Er verzog das Gesicht, machte sich aber an die Arbeit.“

    -eine Stunde später in Roses Zimmer-

    Roses Sicht:

    Ich saß am Fenster und beobachtete, wie sich die Kirschblütenblätter von den Knospen lösten und vom Wind verweht wurden. Ich seufzte. Innerlich zerfraß mich das schlechte Gewissen.

    „Ich hätte das nicht tun dürfen“, dachte ich. „Doch andererseits, war es doch Jin, der mich geküsst hatte und nicht umgekehrt!“ Ich war verwirrt und wusste gar nicht mehr was ich denken sollte.

    Wütend zog ich meine Jeansjacke aus und knallte sie aufs Bett. „Ach lasst mich doch alle in Frieden“, murmelte ich und kauerte mich auf der Fensterbank zusammen. Ich fühlte mich so schlecht…

    Plötzlich klopfte es an meiner Tür. „Wer konnte das sein?“, wunderte ich mich und erstarrte für einen Moment. „Herein“, sagte ich schließlich und die Tür wurde geöffnet. „Rose?“

    Es war Jin. Mein Herz setzte aus, als ich ihn erkannte. „Was gibt’s“, fragte ich ihn so, als wäre ich völlig gelassen. Doch das gelang nicht ganz, da sich meine Stimme vor lauter Aufregung überschlug. Überrascht hielt ich mir die Hand vor den Mund.

    Jin lächelte. „Warum sitzt du am Fenster?“, erkundigte sich Jin und kam auf mich zu. „Ich…äh…ich…..warum sollte ich nicht am Fenster sitzen?“, antwortete ich etwas durcheinander mit einer Gegenfrage. Jin ignorierte das und stellte sich neben mich ans Fenster.

    Nervös bohrte ich meine Nägel in meine Hand und biss mir auf die Unterlippe. „Es ist schön draußen“, murmelte Jin und deutete auf die blühenden Kirschenbäume. „Mhmm“, stimmte ich ihm zu und bemühte mich dabei meinen Herzschlag auf einer normalen Frequenz zu behalten.

    Wir schwiegen beide für einige Sekunden und es breitete sich eine beklemmende Stille im Raum aus.

    Jin räusperte sich.

    „Rose, hast du Lust mit mir heute am Abend einen Ausflug zu machen?“ Ich riss herum und sah zu ihm hoch. „Einen…….Ausflug?“, wiederholte ich. Jin schnappte nach Luft. „Naja, man könnte auch „Date“ sagen, aber ich wollte nicht, dass dich das vielleicht abschreckt, oder so!“ Ich sah ihn aus großen Augen an und brachte kein Wort heraus.

    „Du musst nicht, wenn du nicht willst“, erklärte er schnell und wandte sich ab. „Nein, nein“, stellte ich schnell richtig. „Ich würde das gern tun………, also auf ein Date mit dir gehen, meine ich!“ Jin lächelte erleichtert. „Ok, dann freu ich mich schon“, meinte er schnell und ging langsam Richtung Tür. „Dann bis nachher!“ „Bis nachher“, lächelte ich zurück.

    Als die Tür hinter ihm ins Schloss viel starrte ich für kurze Zeit fassungslos aus dem Fenster. Dann sprang ich auf schnappte mir ein Kissen und tanzte mir die Seele aus dem Leib. Glücklich quiekend sprang ich im Raum herum.

    Ich konnte es kaum glauben. Jin und ich würden heute Abend auf ein Date gehen……

    19

    -am Nachmittag im Wohnzimmer-


    Namjoons Sicht:

    Zufrieden steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und drehte meine Lieblingsplaylist auf. Ich erhöhte die Lautstärke und legte mein Handy beiseite. Gelassen nickte ich zum Rhythmus der Musik und schloss die Augen. Langsam spürte ich wie mein Körper sich entspannte und ich einschlief.

    Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter und ich schreckte hoch. Verwirrt zog ich mir die Kopfhörer aus den Ohren und riss herum. Hinter mir stand Jungkook, der mir mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sein Handydisplay entgegenhielt.

    „Namjoon, das finde ich gar nicht lustig!“ „Was?“, fragte ich überrumpelt und sah mir das Foto auf seinem Handy genauer an. „Seid das……….ihr? Im………Kino?“ Jungkook schnaufte. „Diese verfluchten Paparazzi! Nirgends kann man mehr hingehen, ohne, dass man verfolgt wird!“ Ich musterte das Bild genauer. Ich las den Namen der Zeitung, die das Bild gepostet hat. „Secret“, murmelte ich in Gedanken. Ich mochte diese Klatsch-Blätter nicht. „Wenigstens sieht man, dass ihr Spaß hattet!“, versuchte ich Jungkook auf andere Gedanken zu bringen.

    Jungkook verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Ja sehr toll“, meinte er sarkastisch und packte sein Handy wieder in die Hosentasche. „Woher wussten, die überhaupt, dass ihr dort wart. Ihr habt es ja nicht gepostet, oder weitererzählt, oder?“ „Nein, keinem einzigen Menschen“, beteuerte er bedrückt. „Nur ihr wusstet von unserem Ausflug!“
    Ich dachte nach.

    „Das alles macht meiner Meinung nach keinen Sinn“, murmelte ich. „Ich versteh’s auch nicht!“, schimpfte Jungkook. „Aber ich hasse das an unserem Job! Ich wollte doch einfach nur in Ruhe mit meinen Freunden ins Kino gehen, ist das zu viel verlangt?“ Dann drehte er sich um und stampfte zurück in sein Zimmer.

    Ich seufzte.

    -währenddessen in Roses Zimmer-

    Nervös lief ich im Zimmer auf und ab. Jin würde jeden Moment da sein und mich abholen. Ich hatte eine ganze Stunde gebraucht, um mich fertig zu machen. Und nun….
    Ich sah in den Spiegel.

    Meine pastellrosaroten Haare hatte ich an der Seite zurückgeflochten und mit kleinen, unauffälligen Zopfgummis befestigt. Ich hatte mich für meine Lieblingsohrstecker, die mit kleinen rosaroten Glitzersteinen, entschieden und dazu einen rosa-weiß gestreiftes T-Shirt und mein Lieblingsjeanskleid kombiniert.

    Ich sah zur Garderobe, auf der meine blumenbestickte Jeansjacke hing. So, die würde heute hierbleiben. Dazu hatte ich mich entschieden. Punkt und aus. Ich würde einfach sagen, dass ich in der Zeit geschlafen und sie deshalb ausgezogen habe.
    Entschlossen kontrollierte ich ein letztes Mal mein Äußeres und griff dann nach meinem Rucksack. Ich sah auf die Uhr. Schon 10 Minuten zu spät…..
    Ich hoffe er hatte nicht auf mich…..

    Im nächsten Moment klopfte es an der Tür. Ich öffnete. Jin richtete gerade seine Haare, lies aber die Hand sinken, als er mich sah. „Wow, du siehst…….“ „Können wir?“, fragte ich schnell verlegen und schloss die Tür hinter mir. Jin grinste.

    Bevor wir unsre Schuhe anzogen, gingen wir an RM vorbei, der seine Nase in einen dicken Schmöker gesteckt hatte. Leise schlichen wir uns an ihm vorbei, doch als wir gerade dachten, wir hätten es geschafft, ließ er das Buch sinken und sah uns mit gerunzelter Stirn an.

    „Was genau soll das hier werden?“, fragte er und sah interessiert zwischen uns hin und her. Jin und ich sahen uns an. „Hast du’s ihm gesagt?“, flüsterte ich kaum hörbar hinter vorgehaltener Hand. „Nein, du?“, flüsterte er zurück. Ich schüttelte den Kopf.

    Also wusste RM nichts von unsrem Kuss. Ich grinste. „Wir gehen noch einmal in die Stadt, einen Job für mich suchen!“ Namjoon hob misstrauisch eine Augenbraue. „Aha! So?“ Er deutete auf unsere herausgeputzte Aufmache. „Nicht gerade unauffällig, wenn ihr mich fragt.“ Jin zog mich aus dem Raum. „Also, „Auffällig“ ist das neue „Unauffällig“, wusstest du das nicht?“ Namjoon sah uns kopfschüttelnd nach, dann widmete er sich seufzend wieder seinem Buch.

    -im Park-

    Jin Sicht:

    Die Sonne stand schon tief, als wir mit dem Auto unser Ziel erreichten. Ich hatte beschlossen Rose meine Lieblingsort hier in der Stadt zu zeigen und wollte, dass einfach alles perfekt war.

    Es gibt einen kleinen verlassenen Park, ganz hier in der Nähe vom Apartment, indem kaum Menschen sparzieren gehen. Und genau aus diesem Grund liebe ich diesen Park. Wenn ich mal Ruhe brauche und auch etwas Abstand, von den vielen Mitbewohnern im Apartment, setze ich mich oft abends hier auf eine Bank und sehe mir den Sonnenuntergang an.

    Äste knackten, als wir uns vorsichtig einen Weg durch den verwachsenen Garten bahnten. Überall sprossen wilde Rosen und Blumen, die ich so noch in keinem Garten gesehen hatte. Es war ein außergewöhnlicher, beinahe mystischer Ort. Bis auf Namjoon hatte ich meinen Lieblingsort noch nie jemand anderes gezeigt.

    Als wir an einem efeuumwachsenen Baum vorbeikamen stutze Rose. „Kümmert sich noch jemand um diesen Ort?“, erkundigte sie sich. „Nein, so weit ich weiß nicht…….

    Ich schob sie auf eine kleine Wiese, die von Rosenbüschen und einigen Trauerweiden umgeben war. Ich stellte mich hinter sie und flüsterte ihr geheimnisvoll ins Ohr:“ Man sagt, der Besitzer hat in diesem Garten exotische Pflanzen gekreuzt, um neue Arten zu züchten. Doch man wird wohl nie erfahren, wie erfolgreich seine Versuche waren, denn man erzählt sich, dass er seine Aufschriften und all sein Wissen mit ins Grab genommen hat!“

    Rose sah mich aus großen Augen an. „Wirklich? Oh Gott, das ist ja......“ Ich grinste.
    Sie war so naiv.
    Irgendwie süß.
    Ich grinste breit und ging einen Meter auf Abstand. „Nein, ich hab dich nur verarscht. Das ist ein alter verlassener Stadtpark, für den die Stadt einfach kein Geld mehr aufbringen möchte, also lassen sie die Blumen und Büsche einfach wachsen!“

    Ich lachte auf, als ich ihren verwirrten Geschichtsausdruck sah. Doch dann änderte sich ihre Stimmung binnen Sekunden und sie stürzte sich mit einem Kampfschrei auf mich. „Na warte, du!“

    Ich quiekte auf und sah zu, dass ich mich rechtzeitig aus dem Staub machte. Glucksend rannte durch die Büsche, verfolgt von einer fluchenden Rose, die doch nach einigen Metern ebenfalls zu kichern begann. „Mach das nie wieder“, schrie sie und sprang in einem Satz auf meinen Rücken.

    Gerade noch rechtzeitig erwischte ich sie und zog sie hoch. Ich nahm sie huckepack und Rose legte ihre Hände um meinen Hals. „Tut mir leid“, grinste ich und sah in ihr schmollendes Gesicht.

    Langsam ging ich mit Rose am Rücken weiter durch den Park. „Mir gefällts hier“, murmelte Rose und legte ihr Kinn auf meine Schulter. „Bist du öfters hier?“ „Gelegentlich“, lächelte ich. „Immer dann, wenn’s mir mal zu viel wird!“ Wir schwiegen.

    Als wir beim kleinen Teich vorbei kamen auf dem viele kleine Seerosen schwammen, entdeckten wir auch einen Strauch mit rosaroten Wildrosen. Sie waren wunderschön und waren an den Rändern etwas dunkler als in der Mitte der Blume. „Da, schau mal!“, staune Rose und ich steuerte den Strauch an.

    Vorsichtig brach ich eine Rose ab und reichte sie ihr. „Pass auf die Dornen auf“, warnte ich sie. „Danke“, lächelte Rose und steckte sich die Blume in die Haare. „Eine rosa Rose für Rose“, grinste ich verlegen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Rose lief rot an und vergrub verlegen ihr Gesicht in meiner Jacke.

    „Darf ich dir jetzt meinen Lieblingsort zeigen?“, murmelte sie in meinen Rücken hinein. „Sicher, wo ist er denn“, fragte ich und drehte mich mit ihr einmal im Kreis. „Ganz in der Nähe“, erklärte sie und legte ihre Hände auf meine Schultern. In meinem Bauch flatterten Schmetterlinge auf und ich musste lächeln.

    „Gut, dann gib mal den Weg an, ich geh da hin, wo du mich hinführst.“

    20

    Mit Rose huckepack lief ich im Licht der letzten
    Sonnenstrahlen durch die kleinen Gassen. Rose navigierte mich derweil und hörte sich nach einigen Minuten wie das Navi von Junkook an. „…..und jetzt biegen Sie bitte scharf links ab“, grinste sie und ich schlug den linken Straßenabschnitt ein. „….in hundertfünfzig Metern nehmen Sie dann die dritte Ausfahrt.“ Ich lachte auf.

    „Solange du nicht sagst:“ Jetzt bitte wenden oder Route wird neu koordiniert, mache ich alles mit“, Rose kicherte und ich merkte wie es langsam steiler wurde. „Ist dein Lieblingsplatz auf einem Berg?“ „Hügel!“, korrigierte Rose. „Aber es lohnt sich“, fügte sie noch schnell hinzu und ich setzte keuchend meinen Weg fort.

    -oben auf dem Hügel-

    Ich staunte als wir am Rand des Hügels standen und über ganz Seoul blicken konnten. Die rote Scheibe stand bereits am Horizont und färbte den Himmel in ein rosa-rotes Farbmeer. Man roch die Düfte der Restaurants am Fuß des Hügels und der Kirschblütenbaum neben uns regnete kleine rosa Blütenblätter.

    „Es ist wundschön hier“, murmelte ich und drehte mich einmal im Kreis. „Ich weiß“, lächelte Rose. „Ich habe den Platz hier entdeckt, als ich klein war. Seitdem ist es mein Platz, um nachzudenken und meine Ruhe zu haben!“ Ich nickte.
    Gemeinsam setzten wir uns an den Abhang und beobachteten wie die Sonne langsam hinter einem der Hochhäuser verschwand.

    Roses Sicht:

    Angespannt legte ich die Arme um meine Knie und starrte den Sonnenuntergang an. Ich hatte diesen Ort noch nie jemanden gezeigt, also war es irgendwie seltsam gemeinsam hier zu sitzen. Doch da mir Jin seinen geheimen Ruheort gezeigt hatte, wollte ich ihm auch meinen zeigen.

    „Was war eigentlich dein Traumberuf, als du klein warst?“, fragte Jin plötzlich, wandte seinen Blick aber nicht von dem schönen Naturschauspiel ab. Ich war verwirrt. „Mein Traumberuf, oder der von meiner Rolle?“, dachte ich und beschloss nach kurzem Überlegen heute nichts als die Wahrheit zu sagen. Schließlich hatte ich auch meine Jacke und die Kamera daheim und somit war ich wieder ich.

    „Schauspielerin“, verriet ich ihm und legte mich ins Gras. „Schauspielerin?“, wunderte sich Jin und legte sich neben mich. „Ja, ich habe die Leute in den Filmen immer bewundert, wie sie in diese vielen Rollen schlüpfen konnten und doch noch sie selbst waren“, erklärte ich und bemerkte, wie man langsam die ersten Sterne am Himmel erkennen konnte.

    „Und du“, erkundigte ich mich schnell, bevor er auf die Idee kam mir weitere Fragen zu stellen, die ich eventuell, aufgrund meiner Tarnung, nicht beantworten konnte. Jin lachte.

    „Das klingt vielleicht jetzt komisch, aber ich war auf einer Schauspielschule, bevor ich von dem Talentscout von Bighit entdeckt wurde. „Ich weiß“, wollte ich sagen. Schließlich hatte ich seinen Steckbrief gelesen. Doch das konnte ich nicht, also sah ich ihn überrascht von der Seite an. „Im Ernst?“ Jin lächelte. „Tja, vielleicht sind wir uns doch ähnlicher, als du denkst!“ Ich verzog das Gesicht kaum merklich. „Das denke ich nicht“, dachte ich und schloss für einen Moment die Augen.

    -eine halbe Stunde später-

    Wir lagen immer noch im weichen Gras am Abhang meines Lieblingshügels und beobachteten die Sterne. Sie glitzerten wie kleine Diamanten am Himmel und verwandelten den Nachthimmel in ein funkelndes Sternenmeer. Die Grillen zirpten und langsam wurde es kühler.

    „Jin?“, fragte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. „Mhm?“ „Bist du glücklich?“ Er drehte verwundert den Kopf zu mir. „Meinst du jetzt im Augenblick?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, allgemein! Bist du glücklich mit deinem Leben?“ Er dachte kurz nach.

    „Ja!“, antwortete er schließlich. „Ich meine, warum sollte ich es nicht sein. Ich liebe meinen Job, habe die besten Freunde die man sich vorstellen kann…..“ Dann sah er wieder mich an. „…..und im Moment würde ich an keinem anderen Ort, als hier glücklicher sein!“

    Ich schnappte nach Luft und spürte wie sich der Schmerz wieder in meiner Brust ausbreitete. „Wieso diese plötzliche Frage?“, erkundigte er sich weiter. „Nicht wichtig“, tat ich es schnell ab und wandte mich wieder ab.

    Jin schien meinen besorgen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, denn er griff nach meiner Hand und zog mich zu sich. „Und du Rose, bist du glücklich?“ Ich schluckte. „Ich…….ich weiß es nicht!“, antwortete ich zögerlich. Jin drückte meine Hand.

    Das schlechte Gewissen zerfraß mich förmlich und ich spürte wie eine heiße Träne meine kalte Wange hinunterlief. Meine Simme zitterte, als ich mich wieder zu Wort meldete. „Jin, ich muss dir was sagen. Ich…..“

    Doch Jin lies mich nicht ausreden. Er legte seine Hand auf meine Wange, zog mich zu sich und küsste mich. Meine Wangen glühten. Traurig schloss ich die Augen und spürte wie eine Träne nach der anderen auf Jins Wange tropfe. Als ich aufschluchzte, löste er sich von mir und nahm mich einfach in den Arm.

    Mein Körper bebte, doch Jin beruhigte mich und streichelte mir sanft über den Kopf. Irgendwann vielen mir die Augen endgültig zu und ich schlief ein.

    -zurück im Apartment-

    Jins Sicht:

    Auf leisen Sohlen tapste ich vorbei an Jungkooks Zimmer und öffnete die Tür zu Roses Zimmer. Ich hörte sie leise in meinen Armen atmen, als ich sie vorsichtig auf ihr Bett legte.

    „Was bedrückt dich bloß so?“, flüsterte ich und strich ihr eine rosa Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann zog ich ihr die Schuhe aus, nahm ihr die Rose aus den Haaren, legte diese auf ihren Nachttisch und deckte sie zu.

    Für einen Moment lang sah ich ihr zu, wie sie dalag. So friedlich und zufrieden, als ob alles perfekt wäre…. Ich zögerte, doch dann gab ich ihr noch schnell einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, Rose“, flüsterte ich und ging zur Tür.

    -am nächsten Morgen-

    Roses Sicht:

    Völlig verschwitzt wachte ich auf. Ich hatte einen Albtraum…..
    Mir war heiß. Ich schlug die Decke zur Seite und stand aus dem Bett auf.

    Wartet mal. Bett? Wie kam ich denn…….. Ich sah mich verwundert im Raum um. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass ich mit Jin auf meinem Lieblingshügel gelegen bin und dann…..

    Ich warf einen Blick zum Nachttisch, auf dem die Rose von gestern lag. „Mist“, fluchte ich. Oh, Gott war mir das peinlich. Ich war einfach eingeschlafen…..

    Hatte Jin mich etwa den ganzen Weg hierher zurückgetragen? Ich lächelte verlegen. Bei den Gedanken an gestern wurde mir ganz warm ums Herz und mein Bauch begann wieder zu kribbeln.

    Verliebt schlurfte ich zurück zu meinem Bett und schnappte mir mein Handy. Ich entsperrte es und starrte überrascht auf meinen Bildschirm.

    „SIE HABEN 24 VERPASSTE ANRUFE VON „PAPA“ “, sprang mir in Großbuchstaben entgegen. Ich seufzte lange und lies mich mit einem stöhnenden Geräusch ins Bett fallen.

    „Na toll“, dachte ich. „Als ob mein Leben nicht schon kompliziert genug wäre…:“

    21

    Ich wählte widerwillig seine Nummer und wartete bis er meinen Anruf entgegennahm.

    „Papa?“ Am anderen Ende der Leitung hörte ich wie mein Vater aufstand und einen Raum verließ. „Rose! Ich habe dich gestern unzählige Male angerufen! Warum hast du nicht abgehoben?“ Mein Kopf arbeitete und ich suchte fieberhaft nach einer passenden Ausrede.

    „Ich……ich war mit Jin unterwegs!“ Mein Vater machte eine Pause und ich konnte hören, wie er eine Tür hinter sich schloss. „Und hast du es geschafft?“ „Was geschafft?“, fragte ich verunsichert. Mein Vater seufzte genervt. „Hast du es geschafft ihn um den kleinen Finger zu wickeln?“ Panik kam in mir hoch. „W…..wie genau meinst du das jetzt?“, fragte ich und biss mir nervös auf die Unterlippe.

    „Also wirklich Rose. Manchmal frage ich mich wirklich, ob du meine Tochter bist, so begriffsstutzig wie du bist!“ Ich schluckte. Das hatte gesessen. Mein Vater gab ein enttäuschtes Stöhnen von sich und setzte sich. „Hast du das Gefühl, dass Jin etwas für dich empfindet?“, fragte er diesmal laut und deutlich. Ich zögerte. Rose?“, ermahnte mich mein Vater.

    „Ja, ja habe ich“, gab ich zu und bereute es noch im selben Moment. „Perfekt“, meinte mein Vater knapp. „Dann versuche nun herauszufinden, was er sonst keinem erzählt. Jeder hat irgendwelche dunklen Geheimnisse in seiner Vergangenheit! Hast du verstanden?“ „Ja“, sagte ich kaum hörbar.

    „Sehr gut“, meinte mein Vater. „Gut gemacht!“ Ich sah auf. War das etwa……ein Lob gewesen? Wärme breitete sich in mir aus und ich setzte mich wieder aufrecht hin. „Papa?“, fragte ich plötzlich und hatte neuen Mut gefasst. „Ja bitte, aber mach schnell. Ich bin gerade mitten in einem Meeting!“ Ich räusperte mich. „Können wir mal wieder gemeinsam essen gehen, wenn ich hier mit diesem Auftrag fertig bin?“

    Mein Vater seufzte. „Ja können wir, aber du weißt ja, ich habe im Moment sehr viel zu tun, also erwarte dir nicht zu viel!“ Glücklich breite sich ein Lächeln in meinem Gesicht aus. Das reichte mir. Es war zwar keine 100-prozentige Zusage, aber immerhin gab es Hoffnung.

    Überglücklich beendete ich das Gespräch und legte auf. Dabei hatte ich beinahe vergessen, was mein Vater eigentlich von mir verlangt hatte…..

    -im Wohnzimmer-

    Sofies Sicht:

    Ich lag mit dem Kopf auf Namjoons Brust und surfte im Internet auf den verschiedensten Seiten nach dem perfekten Kleid für die Hochzeit von meinem Vater und Xenias Mutter. Es war nicht gerade einfach „das perfekte Kleid“ zu finden, da ich mehr als nur wählerisch bin, was meine Kleidung betrifft.

    „Und was ist mit dem“, fragte Namjoon und deutete auf ein hellblaues Kleid, das mit weißen Blumen bestickt war. „Mhmm, weiß nicht…….. Ist das nicht etwas zu kurz für die Jahreszeit?“ Namjoon seufzte. „“Für RM ist kein Kleid zu kurz“, ärgerte ihn V, der plötzlich hinter uns stand und scheinbar unser Gespräch belauscht hatte.

    Mein Freund warf V einen mahnenden Blick zu, den dieser mit einem breiten Grinsen gekonnt ignorierte. „Emilia hat schon eines gefunden!“, meinte er dann und lies sich neben uns fallen. „Wirklich?“, wunderte ich mich. „Das hat sie mir noch gar nicht erzählt!“ „Wir haben‘s ja auch gerade erst bestellt“, erklärte mein bester Freund und lies sich neben mich auf die Couch fallen.

    „Und wie sieht ihr Kleid aus?“, erkundigte sich Namjoon, wobei ich mir sicher war, dass ihm das eigentlich total egal war. Er wollte wie immer einfach nur höflich sein. „Es ist olivgrün und schulterfrei“, erzählte V stolz. „Ich habe es für sie ausgesucht“, fügte er noch stolz hinzu.

    „Grün passt du ihren Augen“, murmelte ich und scrollte mich wieder durch das Angebot. „Stopp!“, schrie V plötzlich und deutete auf ein kirschrotes Kleid mit Dreiviertelärmeln kleinen Glitzersteinen an der Taille. „Das ist es“, meinte er überzeugt und klickte darauf, um das Kleid genauer betrachten zu können.

    Das Kleid war nicht zu kurz und hatte auch keinen zu großen Ausschnitt, so wie ich es gerne hatte. Trotzdem wirkte es frisch und jung. „Gefällt mir“, gab ich zu und schob es in den Einkaufswagen. „Das nehme ich!“

    Namjoon starrte V aus großen Augen an. „Wie hast du…?“ „Tja, es haben nun mal nicht alle so ein Auge für Mode, wie ich!“ Er grinste. Als ich den Laptop zuklappte und aufstand hörte ich noch wie RM leise zu V sagte:“ Das nächste Mal übernimmst du das Onlineshopping mit Sofie!“
    Ich kicherte und verschwand in der Küche.

    -im Studio-

    Emilias Sicht:

    Ich war so glücklich mit der Kleiderwahl, die V für mich getroffen hatte. Er wusste wirklich, was zu mir passte. Voller Vorfreude speicherte ich das Bild meines Kleides in der Galerie ab und betrat das Studio. Mal sehen, was Xenia und Suga so machten.

    Als ich den Raum betrat, saßen die beiden am Klavier und spielten zusammen eine improvisierte Melodie. Suga bemerkte mich uns die hörten auf. „Guten Morgen Emilia“, begrüßte mich Suga und Xenia und schlossen den Deckel des Klaviers.

    „Ich wollte nur mal bei euch reinschauen!“, lächelte ich und setzte mich auf meinen Lieblingssessel. „Hast du schon ein Kleid für die Hochzeit?“, erkundigte ich mich bei Xenia. „Seh ich so aus?“, grinste sie und zog sie verschlafen die Pullover-Ärmel über die Hände.

    „Hast du denn schon eine Vorstellung“, fragte ich neugierig. Suga grinste. „Ja hat sie!“ Xenia boxte ihm in die Seite. „Und?“, bohrte ich nach. „Naja, schwarz.“, meinte sie knapp. „Was sonst?“ Suga lachte auf, hörte aber auf als Xenia ihm einen ihrer Todesblicke zuwarf.

    Ich musste grinsen. Typisch Xenia. Das war etwas, dass sich in all der Zeit hier nicht verändert hatte. Denn Xenias Kleiderschrank bestand immer noch zu 99% aus schwarzen Teilen. „Findest du nicht, dass schwarz etwas düster ist für eine Hochzeit?“, fragte ich vorsichtig.

    Xenia schüttelte den Kopf. „Ne!“ Und damit war das Thema auch erledigt und sie räumte schmatzend, mit einer Chips-Tüte in der Hand, das Feld. Suga zuckte mit den Schultern. „Also ich mags, wenn sie schwarz trägt!“ Und damit machte auch er sich aus dem Staub und sie ließen mich alleine im Studio zurück.
    Ich grinste. Mit den beiden war es einfach unmöglich länger als fünf Minuten ein ernsthaftes Gespräch zu führen.

    -Jins Sicht-

    Als ich mir in der Küche gerade einen frischen Tee machte, kam eine zufriedene Sofie um die Ecke und öffnete den Kühlschrank. „Morgen Jin“, lächelte sie und strubbelte mir liebevoll durch die zerzausten Haare. Sie nahm sich eine Schokoladenmilch und lehnte sich gegen die Küchenzeile.

    „Na, wo warst du denn gestern so lange mit Rose?“ Ein freches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wusste sie etwa von uns? Ich wollte das alles nicht gleich an die große Glocke hängen und allen von uns erzählen. Und überhaupt, wir sind ja auch kein Paar……

    „Na?“ Sofie rückte mir auf die Pelle und stupste mich mit der Faust an der Schulter an.

    „Ähhh…..spazieren?“, erklärte ich. War ja auch nicht gelogen. „Und sonst so?“, bohrte sie weiter. Ich seufzte und schnappte mir meine Tasse. „Mann, geh mir nicht auf die Nerven.“ Eigentlich reagierte ich da etwas über, doch ich hatte gerade echt keine Lust meine Beziehung zu Rose zu definieren.

    Zuerst wollte ich herausfinden, warum sie gestern geweint hatte. Denn so sehr ich es auch versuchte, ihr trauriges Gesicht ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf…..

    Mit meinem Tee in der Hand drückte ich mich an Sofie vorbei und flüchtete aus der Küche. Sofie sah mir mit einem fragenden Blick hinterher.

    22

    Roses Sicht:

    Beschäftigt klickte ich mich durch die Job-Angebote, die es momentan so in der Innenstadt gab. Es wurde Zeit, dass ich auch die vorgegebenen Absichten meiner Rolle verfolgte, nicht, dass meine Mitbewohner noch misstrauisch werden würden…..

    Außerdem brauchte ich Zeit. Zeit, um mit mir wieder etwas ins Reine zu kommen. Mein Gefühlsleben spielt momentan nämlich verrückt und ich weiß eigentlich gar nicht mehr wohin mit all meinen Emotionen.

    Auf der Homepage eines kleinen Cupcake Cafes, fand ich wonach ich suchte. „Küchenhilfe gesucht!“, stand da in elegant geschwungenen Buchstaben. „Na endlich“, seufzte ich und speicherte zufrieden die angegebene Telefonnummer. Schnell tippte ich eine Bewerbungsnachricht und drückte auf senden.

    Mit meinem Blick auf mein Display gerichtet, schlenderte ich um die Ecke und rempelte wohl einen der Jungs an. „Sorry“, murmelte in Gedanken und wollte gerade weiter ins Wohnzimmer gehen, als mit der jemand an der Rückseite meiner Jeansjacke packte und zurückzog.

    „Hey“, beschwerte ich mich und sah in die sanften Augen von Jin. „Oh, hey“, verbesserte ich schnell meine Ausdrucksweise und wich einen Schritt zurück. „Rose, hast du kurz Zeit? Ich würde dich gerne etwas fragen?“ Was würde er wissen wollen? Sein besorgter Gesichtsausdruck verunsicherte mich.

    Gerade wollte ich antworten, als mein Handy klingelte. Ich sah zu Jin auf. „Geh nur ran“, lächelte er freundlich. Es war eine Nummer, die ich noch nicht eingespeichert hatte. Wer konnte das sein? Neugierig hob ich ab.

    „Hallo?“ „Ja, guten Tag, hier ist Conny, von „Connys Cupcakes“. Ich habe gerade dein Bewerbungsschreiben gelesen und wollte fragen, ob du gleich jetzt bei uns anfangen kannst? Wir haben gerade einen totalen Andrang und wir könntenecht jede Unterstützung gebrauchen!“

    „Das ging aber schnell“, lachte ich. „Ja, ich weiß, aber uns brennt wirklich der Hut“, hörte ich Conny verlegen kichern. Ich sah auf die Uhr. „Ja also ich kann eigentlich schon sofort kommen. Wenn ich jetzt losfahre, dann bin ich etwa in einer halben Stunde beim Cafe!“ „Oh ja, das wäre perfekt“, keuchte sie erleichtert und ich hörte wie die Glocke der Ladentür im Hintergrund klingelte.

    „Bitte wenden sie sich doch an den Kollegen“, meinte Conny schnell und ich hörte wie eine Männerstimme im Hintergrund den neuen Kunden begrüßte. „Also, du heißt Rose, oder?“ „Ja.“ „Danke, Rose, du bist wirklich unsere Rettung!“ „Na dann bis gleich, ich fahre dann jetzt los“, verabschiedete ich mich. „Nochmal, danke“, reif Conny in denn Hörer, dann legte sie auf.

    „Wer war denn das?“, erkundigte sich Jin verwundert, der die ganze Zeit interessiert gelauscht hatte. Ich grinste breit. „Rate, wer seid gerade eben einen Job hat!“ Jin sah mich aus großen Augen an. „Im Ernst?“ Ich nickte. „Hey, das ist ja super“, lächelte er und boxte mir kumpelhaft gegen die Schulter.

    „Nur, ich muss jetzt leider sofort los. Sie brauchen Hilfe, weil das Cafe völlig überlaufen ist!“ Jin sah mich ein wenig enttäuscht an. „Wir reden nachher, ja?“ Ich zwinkerte ihm aufmunternd zu.

    Ich wollte gerade gehen, da viel mir etwas ein, dass ich beinahe vergessen hatte. „Achja, und Jin?“ Er wartete darauf, dass ich fortfuhr. „Danke, fürs ins Bett tragen“, grinste ich verlegen. „Das war wirklich lieb von dir!“ Schnell drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange, dann schnappte ich auch schon meine Tasche und ging zur Tür.

    -eine halbe Stunde später-

    Als ich das kleine Cafe am Ende einer kleinen Seitengasse entdeckt hatte, wunderte ich mich nicht, dass es überlaufen war. Es war winzig, aber scheinbar wirklich beliebt, denn die Schlage vor dem Cafe reichte bis auf die andere Straßenseite. Über der Ladentür hing ein pinkes Schild auf dem in verschnörkelter Schrift „Connys Cupcakes“ stand.

    Der ganze Laden war von Efeu umwachsen und davor standen gemütlich eingerichtete Bänke mit hellrosaroten Polstern. Mit gefiel es hier auf Abhieb.

    Eigentlich brauchte ich das Geld gar nicht, aber zum einen war es gut meine Tarnung so realistisch wie möglich zu gestalten und zum anderen liebe ich Cupcakes über alles. Es war schon immer so ein kleiner geheimer Traum von mir gewesen einen eigenen Cupcake Laden zu haben.

    Voller Vorfreude bahnte ich mir einen Weg an den Menschen vorbei, und betrat den Laden.

    Der Duft frisch gebackener Cupcakes stieg mir in die Nase und ich sog ihn genüsslich in mich auf. „Lecker“, dachte ich und sah mich neugierig um. Abgesehen von den vielen Menschen, die warteten, dass sie einen Tisch ergatterten, oder Cupcakes zum Mitnehmen bekamen, standen noch zwei Mitarbeiter hinter der Ladentheke.

    Auf der linken Seite lief ein Mädchen, sie war ca. in meinem Alter und hatte kurz blonde Haare, hektisch zwischen der Kaffeemaschine und der Kassa hin und her. Rechts stand ein gutaussehender junger Mann mit strubbeligen schwarzen Haaren, die ihm beinahe bis über die Augen hingen. Konnte er da überhaupt etwas sehen?

    Vorsichtig ging ich auf die beiden zu. Der Typ mit den zu langen Haaren bemerkte mich zuerst und gab dem Mädchen einen Stoß mit dem Ellbogen. Sie sah zu mir. „Oh, hallo Rose. Du bist wirklich pünktlich!“ Sie hatte ein freundliches Lächeln und sie war mir vom ersten Moment an sympathisch. „Ich bin Conny“, stellte sie sich vor und verbeugte sich höflich.

    „Und das da hinten….ich weiß, man sieht ihn nicht so gut……….ich sage ihm ständig er soll endlich zum Frisör gehen……….“ Sie stoppte, als der junge Mann ebenfalls zu uns kam und sich neben mich stellte. „Ich kann mich selbst vorstellen“, erklärte er knapp und ein kaum erkennbares Lächeln zuckte über seine Lippen.

    „Ich bin Felix, aber mich nennen hier alle nur X!“ Ich verbeugte mich ebenfalls. „Schon dich kennenzulernen. Ich bin Rose“, stellte ich mich ihm vor. „Ich weiß“, kommentierte er und drehte sich ohne eine weitere Regung um und ging zurück hinter die Theke, wo bereits die nächsten Kunden ungeduldig darauf warteten, bedient zu werden.

    „Keine Angst“, entschuldigte sich Conny für ihren Kollegen. „Er ist manchmal ein wenig gruselig. Aber im Großen und Ganzen ist er wirklich nett. Ich kicherte. „Ok, danke für den Hinweis!“

    „Ok, Rose. In deiner Bewerbung hast du geschrieben, dass du ganz gut Backen kannst. Eigentlich würde ich das zuerst überprüfen, bevor ich dich einstelle, doch die Zeit haben wir jetzt nicht. Ich brauch unbedingt jemanden, der neue Erdbeercupcakes bäckt. Unsere Köchin hat eben gekündigt, weil sie ein besseres Jobangebot bekommen hat und X und ich haben hier alle Hände voll mit den Kunden zu tun…..also…“

    Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, ich mach das schon! Stell dich du nur wieder zur Kassa ich habe in einer halben Stunde frisch Erdbeercupcakes für dich.“ „Oh Gott, dich schickt der Himmel“, meinte Conny erleichtert und flitzte zurück zur Kaffeemaschine. „Das Rezept ist in der pinken Mappe“, rief sie noch und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

    Ich folgte dem Schild auf dem „Küche“ stand und stand nur wenige Sekunden später in dem großen Schweinestall von Küche, die ich je gesehen hatte.
    „Ach du meine Güte“, stieß ich hervor. „Wie sieht es denn hier aus?“

    23

    -währenddessen im BTS Apartment-

    Jins Sicht:

    „Na toll, jedes Mal, wenn ich sie fragen möchte, was mit ihr los ist, kommt irgendwas dazwischen!“ Ich seufzte und biss in den Apfel, der mich schon eine halbe Ewigkeit aus der Obstschüssel auf unserem Esstisch anlachte.

    „Na, warum schaust du denn so traurig?“, erkundigte sich Emilia und lies setzte sich neben mich and den Tisch. „Und wo ist überhaupt Rose?“ „Die ist in die Stadt gegangen……Sie hat jetzt einen Job“, fügte ich mehr oder wenig begeistert hinzu. „Ist doch toll, oder nicht?“, meinte Emilia vorsichtig.

    „Ja schon“, murmelte ich. „Aber?“, bohrte sie nach. Ich seufzte. „Ja gut, jetzt wo sie einen Job hat, wird sie wohl öfters weg sein…..“, verriet ich ihr mein Bedenken. „Und der Gedanke gefällt dir nicht“, stellte Emilia fest. Ich nickte.

    „Ach Jin, komm her!“ Sie umarmte mich und legte ihr Kinn auf meine Schulter. „Ich weiß, die Liebe ist nicht immer einfach!“ Ich stutzte und wandte mich wieder aus ihrer Umarmung. „Wie….wie weißt du, dass ich und Rose......, dass wir…?“ Sich lächelte. „Ach Jin. Denkst du, dass wir alle blind sind? Mittlerweile haben alle mitbekommen, dass du sie mehr als nur „magst“.

    Ich wurde rot. „Ist das so offensichtlich?“ Emilia lachte auf. „Ja, das ist es!“

    Es herrschte kurz Stille.

    „Hast du ihr schon gesagt, was du empfindest?“ Emilia legte den Kopf schief und sah mich erwartungsvoll an. „Naja, so direkt nicht“, erklärte ich immer noch peinlich berührt entlarvt geworden zu sein. „Dann mach das doch, wenn sie wieder nach Hause kommt“, schlug Emilia vor und stand auf.

    „Wo gehst du hin?“, erkundigte ich mich. „V wartet auf mich“, grinste sie breit. „Und was macht ihr?“, fragte ich und biss ein weiteres Stück meines Apfels ab. „Das würdest du wohl gerne wissen.“ Verschmitzt zwinkerte sie mir zu und verlies das Esszimmer.

    -währenddessen bei Connys Cupcakes-

    Roses Sicht:

    Überall Mehl, Eier und Schokolade. Ich konnte nicht fassen was für eine Unordnung in dieser Küche herrschte. Etwas angeekelt machte ich einen großen Schritt über eine Teigspur, die sich etwa einen Meter lang über den Boden zog.

    Schließlich entdeckte ich neben Eierschalen und Backblechen eine rosarote Mappe. „Hab ich dich“, lächelte ich und schlug den dicken Ordner auf. Mehl staubte auf und ich hustete. „Erdbeercupkaes, Erdbeercupcakes,…“, murmelte ich und fuhr mit meinem Zeigefinger über Inhaltsverzeichnis. „Ah, da haben wir euch ja. Seite 34!“

    Nach kurzem Blättern hatte ich das Rezept gefunden und ging las es leise vor. „200g Butter, 150g Mehl, vier Eier, eine Vanilleschote,………..eine Vanilleschote“, wiederholte ich und erinnerte mich dabei an die Kochshow, wo ich Jin kennengelernt hatte. Ach, Jin…..

    Wie es ihm wohl gerade ging? Ich hatte ihn da einfach so am Gang stehen lassen….. Ich schluckte. Hoffentlich würde er nie wissen wollten, warum ich an diesem Abend geweint hatte. Denn ganz ehrlich, ich weiß nicht wie ich ihm das erklären soll, ohne ihn anzulügen. Und das will ich nicht.

    Ich will nicht mehr lügen…..

    „Rose? Alles OK bei dir? Hast du alles gefunden?“ Conny steckte ihren Kopf um die Ecke und lächelte mir freundlich zu. „Ja, alles unter Kontrolle“, meinte ich schnell. „Ich lese mir nur das Rezept durch!“ Sie nickte. „Achja und die Buttercreme brauchst du nicht mehr machen, die ist bereits im Kühlschrank!“, erklärte sie noch war im nächsten Moment auch schon wieder verschwunden.

    Zwei Minuten später hatte ich alles im Kopf abgespeichert und konnte loslegen. „Also, an die Arbeit“, freute ich mich und schlug das erste Ei in eine Schüssel.

    -eine halbe Stunde später-

    Konzentriert drückte ich eine letzte Buttercreme-Haube auf einen der Cupcakes und gar nierte sie mit einer winzigen Erdbeere. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. „Rose, du hast dich mal wieder selbst übertroffen“, lächelte ich stolz und klopfte mir das Mehl von der Schürze.

    Vorsichtig nahm ich das Tablet mit den Cupcakes hoch und machte mich auf zu Conny.

    Im Laden war es immer noch gestopft voll. Doch wenigstens gab es keine lange Warteschlange mehr. Die Besucher saßen nun an den kleinen gemütlichen Holztischen und genossen ihre kleinen Zuckerbomben.

    Mit dem riesigen Tablet vor dem Gesicht konnte ich kaum etwas sehen. Trotzdem entdeckte ich Conny und ging voller Vorfreude auf sie zu. „Conny, deine Cupcakes sind…..“ „Fertig“, wollte ich sagen, doch dazu kam ich nicht mehr. Ich stolperte über die Leine eines kleinen Dackels, der sich freudig schwanzwedelnd über einen kleinen Krümelhaufen auf dem Boden hergemacht hatte.

    Ich schrie auf und verlor mein Gelichgewicht. Wie in Zeitlupe beobachtete wie das Tablet mit den Erdbeercupcakes durch die Luft flog. Als ich am Boden aufknallte, kniff ich die Augen zusammen und wartete auf das scheppernde Geräusch, wenn das Tablet am Boden aufkommen würde.

    Doch……nichts!

    Kein Scheppern, kein Klappern, nicht einmal ein dumpfes Klacken. Langsam öffnete ich die Augen. Verwirrt sah ich auf.
    „Pass das nächste Mal einfach besser auf.“ Felix stand vor mir und hielt das Tablet mit den Cupcakes in der Hand. Sie waren alle heil und sahen genau so perfekt, wie vor meinem Sturz aus.

    Ich konnte Felix Augen nicht sehen, so war es schwer für mich seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Doch ich konnte schwören, dass ein kleines belustigtes Lächeln seine Lippen umspielte. „Äh……danke“, meinte ich peinlich berührt und griff nach dem Tablet.

    X wollte gerade gehen, als er sich noch einmal zu dem Hund und seinem Besitzer umdrehte. „Achja, und Hunde müssen eigentlich draußen blieben! Das wissen Sie, oder?“ Der dicke Mann, dem der kleine Dackel gehörte, schluckte verlegen. „Ja, natürlich. Tut mir leid. K…kommt nicht wieder vor!“

    Erleichtert begutachtete ich ein letztes Mal die Cupcakes, dann brachte ich sie zu Conny.

    -nach Dienstschluss-

    „Rose die sind perfekt. Du bist eingestellt. Nein, jetzt mal ehrlich. Die schmecken sogar noch besser als sonst“, schwärmte Conny und verdrückte bereits ihren dritten Erdbeercupcake. Ich grinste.

    Conny und ich hatten uns nach Ladenschluss noch nach draußen gesetzt und haben ein wenig geplaudert. Ich hatte erfahren, dass der Laden ihr gehörte und es ihr großer Traum gewesen war, all das hier auf die Beine zu stellen. Conny kommt aus einer armen Familie und hat es durch harte Arbeit geschafft ihr Ziel zu erreichen.

    Nach einiger Zeit hatte sich herumgesprochen, wie gut die Rezepte, die nebenbei von ihrer Großmutter sind, sind.
    Ich mochte Conny. Sie war richtiger kleiner Sonnenschein und mit ihren kurzen blonden Haaren wirkte sie noch flippiger und frecher, als sie es sowieso schon war.

    Der Vorteil war, dass sie soviel redete, dass ich kaum von mir erzählen musste. Das war natürlich perfekt, denn so musste ich mir nicht noch eine Geschichte ausdenken. Ich konnte ihr ja schlecht erzählen, dass ich bei BTS wohne.


    „Also soll ich morgen wiederkommen?“, erkundigte ich mich. „Auf jeden Fall“, schmatzte Conny. „Dein Geld bekommst du dann immer am Monatsende, passt das für dich?“, ich nickte und hielt mein Gesicht in die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

    „Bis Morgen“, sagte plötzlich jemand. „Bis morgen, X!“, verabschiedete sich Conny und ich sah wie Felix mit einem Rucksack geschultert auf sein Fahrrad stieg und davonfuhr.
    Ich sah ihm nach.

    Ein seltsamer Typ…., aber irgendwie mochte ich ihn…..



    Liebe Leser,
    wollt ihr Bilder von Conny und Felix (X) haben, oder stellt ihr sie euch lieber selbst vor?:))

    24

    -am nächsten Morgen-

    Jins Sicht:

    Ich habe Rose gestern nicht mehr getroffen. Sie muss irgendwann spät abends heimgekommen sein, denn ich konnte hören wie sie sich ihre Zehe gestoßen hatte, als sie leise durchs Wohnzimmer geschlichen ist. Ihr Fluchen war laut genug, um es bis in mein Zimmer zu hören.

    Kurz habe ich überlegt, ob ich zu ihr hinüber gehen sollte, doch ich habe es mir dann anders überlegt und bin irgendwann eingeschlafen.

    Je länger wir von einander getrennt waren, desto mehr beschlich mich das Gefühl, dass irgendetwas unausgesprochen zwischen uns war. Irgendetwas, das sie mir nicht sagen konnte. Denn wenn es nicht so wäre, hätte sie es mir schon längst erzählt…..

    -eine Stunde später am Frühstückstisch-

    „Und wie ist der neue Job“, erkundigte sich Emilia bei Rose und rührte konzentrierte mit einem kleinen Löffel ihren Kakao um. „Toll“, grinste Rose und biss genüsslich in ihre Banane. „Wenn du mir die Adresse von dem Cupcake-Laden gibst, komm ich dich gerne mal besuchen!“

    Mit etwas Abstand beobachtete ich wie Rose Emilia die Adresse schickte und gemeinsam über das Cafe schwärmte. Die anderen saßen ebenfalls am Frühstückstisch und lauschten aufmerksam ihrem Gespräch.

    „Und wie sind deine Kollegen so?“, erkundigte sich Emilia und stellte ihre Tasse wieder zurück auf den Teller. „Conny ist echt nett“, erzählte Rose. „Sie ist nicht viel älter als ich und hat den Laden von ihrem eigenen Geld auf die Beine gestellt.“ Die anderen staunten. „Und der andere Typ, den du vorher erwähnt hast?“, bohrte Vs Freundin nach.

    „Du meinst Felix?“ Emilia nickte. Rose dachte einen Augenblick nach. „Ganz ehrlich? Aus dem werde ich nicht wirklich schlau. Er ist irgendwie……..mysteriös.“

    Ich sah etwas in ihren Augen flackern, dass mir in diesem Zusammenhang gar nicht gefiel.

    Ich räusperte mich. „Wer weiß, vielleicht hat er etwas zu verbergen.“ Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung. „Was ist? Kann ja sein. Also, ich mag keine Leute, die etwas verbergen. Halte dich lieber fern von ihm!“ Rose sagte kein Wort, sondern sah mich einfach nur an.

    Es herrschte eine beklemmende Stille.

    Dann brach Jimin das Eis. „Morgen ist doch die Hochzeit, oder?“ Die anderen erwachten wieder aus ihrer Anspannung und wandten sich von mir ab. „Ja“, lachten Sofie und Xenia sich glücklich an. „Ich freu mich schon so“, meinte auch Emilia.

    „Müssen wir da wirklich alle mitkommen?“, gähnte Suga verschlafen. Xenia stieß ihm in die Seite. „Du wirst mitkommen, ob du willst oder nicht! Es kommen alle!“

    Suga gab ein grunzendes Geräusch von sich und stopfte sich eine Erdbeere in den Mund. „Ja, ist gut“, maulte er. „Kein Grund gleich wie meine Mutter zu klingen!“ Xenia grinste und die anderen mussten lachen.

    „Rose?“, fragte Sofie plötzlich. „Willst du nicht auch kommen?“ Rose sah auf und warf Sofie und mir abwechselnd verwirrte Blicke zu. „Äh,…..ich….ich weiß nicht,……wenn ich darf?“ „Natürlich darfst du“, grinste Xenia breit. „Du und Jin seid ja praktisch ein Paar, also müsst ihr da sowieso gemeinsam hin!“

    Meine Freunde starrten mich alle erwartungsvoll an.
    Rose und ich praktisch ein Paar? In dieser Wohnung konnte man auch nichts geheim halten! Ich seufzte und warf Sofie einen warnenden Blick zu, die hatte es bestimmt Emilia erzählt und die dann Xenia. „Mädchen“, dachte ich. „Die können auch nichts für sich behalten!“

    „OK, gut wie lange wisst ihr es schon“, fragte ich schließlich laut in die Runde. Ich war für alles gewappnet. „Wie, dass du auf sie stehst, oder dass ihr was zusammen habt?“, fragte J-Hope frech.

    Mir viel die Kinnlade herunter. Hätte ich mir ja denken können, dass die Jungs auch eingeweiht waren. „Was? Du hast was mir Rose?“, fragte Suga plötzlich verdattert und vergaß dabei fast, dass er noch eine Erdbeere im Mund hatte. „Warum erzählt mir das keiner?“ Die anderen seufzten.

    Ok, ich verbessere mich. Es wissen doch nicht alle. Suga hatte wie immer alles verschlafen.

    „Ist doch jetzt egal, wie lange wir es schon wissen“, unterbrach V die Unterhaltung. „Fest steht, dass du und Rose euch mögt und ihr morgen gemeinsam, so wie alle anderen….“ Er warf Suga einen vielsagenden Blick zu. „….auf die Hochzeit geht. Punkt, aus, ende.“

    Damit war das Thema für V erledigt. „Emilia, ich bin dann mal in meinem Zimmer!“, richtete er sich an seine Freundin. „Ich scheib noch eine Karte für deine, ich meine eure Eltern“, verbesserte er sich und lächelte auch Sofie zu.

    Als V verschwunden war, sah Emilia wieder zu Rose. „Hast du schon ein Kleid für morgen?“ Die sah immer noch ziemlich verwirrt drein. Scheint so, als ist ihr das alles jetzt ein wenig zu schnell gegangen. „Äh….nein….ich glaube…nicht“, stotterte sie perplex.

    „Na, das ist ja perfekt“, lächelte Emilia und wendete sich an mich. „Wolltest du dir nicht noch einen neuen Anzug kaufen? Dann könnt ihr ja gleich gemeinsam fahren!“, orderte Emilia an und stand auf.

    Brüderlich klopfte sie mir auf die Schulter. „Na, dann wünsche ich euch viel Spaß beim Shoppen. Ich bin dann mal wieder in meinem Zimmer!“ Und schon machte sie sich auch schon aus dem Staub.

    Rose sah mich immer noch aus großen Augen an. „Deine Freunde sind echt schräg, weißt du das?“ Kurz verharrte auch ich noch in meiner Schockstarre, dann musste ich lachen. „Ja, ja das sind sie wohl!“

    -währenddessen auf dem Dach einer kleinen Wohnung am Rande der Stadt-

    Felix‘ Sicht:

    Langsam beobachtete ich wie ein neuer Tag anbrach und sich die Sonne über Seoul erhob. Ich hielt mein Gesicht in das Licht und schloss die Augen. Ich roch den Duft des frischen Grases und hörte wie das Wind durch die Blätter und Äste der Kirschbäume raschelte.

    Als ich die Augen wieder öffnete sah ich immer noch nichts. Seufzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich sah auf die Uhr. Zeit sich fertig zu machen und ins Cafe zu fahren….

    Geschickt kletterte ich an der Regenrinne vom Dach und landete elegant am sicheren Boden. Ich berat meine kleine heruntergekommene Wohnung. Es war nicht viel was ich hier drin hatte, doch es reichte zum Leben. Trotzdem war ich stolz.

    Alles was hier drin war, habe ich mir selbst durch harte Arbeit verdient. Es war nicht einfach ohne die Unterstützung seiner Eltern zu überleben, aber damit habe ich gelernt umzugehen….

    Ich schnappte mir meinen Pulli und meinen Rucksack. Und ging zur Ausgangstür. Doch bevor ich aus der Wohnung ging, bleib ich noch kurz vor dem Bild meiner Mutter stehen.

    Es war ihr Begräbnisfoto. Sie sah wunderschön aus. Ich lächelte.

    „Bis nachher Mama!“ Mit diesen Worten schloss ich die Tür hinter mir.

    25

    -zurück im BTS Apartment-

    Roses Sicht:

    „Hast du alles?“ Jin schnappte sich seinen Rucksack und suchte nach dem Autoschlüssel. In meinem Kopf hallten immer noch seine Worte wider. „Ich mag keine Leute, die etwas verbergen“, hatte er gesagt. Mich bekroch erneut das schlechte Gewissen und fummelte nervös an der kleinen Kamera an meiner Jeansjacke herum.

    „Hallo? Erde an Rose?“ „Äh…ja, klar…..wir können gehen“, stotterte ich schnell. Dann verließen wir die Wohnung.
    -im Auto-

    „Wo fahren wir eigentlich hin?“, erkundigte ich mich immer noch etwas abwesend. „Ich kenne einen Laden am Rand der Stadt. Der sollte genau das haben, was wir brauchen!“ Jin lächelte mich freundlich an. Verlegen lächelte ich zurück, dann wandte mich ab und starrte aus dem Fenster.

    Es herrschte plötzlich wieder eine so beklemmende Stille, dass Jin das Radio aufdrehte. Aber nur so laut, dass man sich auch noch gut unterhalten konnte.

    Im nächsten Moment räusperte sich Jin. „Rose, was ich dich schon länger fragen wollte……. Warum hast du damals geweint?“ Instinktiv zuckte ich etwas zusammen. „Na toll, hätte ich mir ja denken können, dass die Frage heute noch kommt!“

    Fieberhaft schusterte ich mir eine halbwegs plausible Antwort zusammen. „Also….weißt du…..das ist mir jetzt ein bisschen peinlich……“ Jin sah kurz zu mir, nahm meine Hand und drückte sie. „Es muss dir nichts peinlich sein, du kannst mir alles erzählen!“ Ich atmete tief durch. „Ich hatte einfach Heimweh. Ich vermisse meine Großeltern“, schauspielerte ich gekonnt und setzte einen betrübten Gesichtsausdruck auf.

    Jin schien mit mir mitzufühlen und mir meine Lüge abzukaufen. „Das tut mir leid, das wusste ich nicht“, meinte er sanft. „Aber wenn du willst, dann können wir sie ja mal besuchen!“ „Oh Gott“, dachte ich. So viel Mitgefühl brauchte ich dann doch nicht. Wo sollte ich denn so plötzlich Großeltern aus dem Hut zaubern….

    „Ach, nein. Nicht nötig“, wehrte ich schnell seinen Vorschlag ab. „Es geht mir ja auch schon viel besser. Ich meine, ihr habt mich so liebevoll aufgenommen. Für mich seid ihr schon wie eine Familie für mich!“ Jin lächelte und bog rechts ab. Ich schluckte.

    Wenigstens war das nicht gelogen. Ich mochte sie wirklich alle sehr gerne. Sogar Xenia hatte ich ins Herz geschlossen, doch je mehr ich das zuließ, desto mehr tat es weh sie zu belügen und ihnen etwas vorzumachen.

    „So.“ Jin hielt plötzlich den Wagen an und zog die Handbremse an. „Wir sind da!“ „Schon?“ Überrascht sah ich aus dem Fenster und entdeckte einen eleganten Klamottenladen, der selbst für meine Verhältnisse nicht billig aussah.

    Jin öffnete mir die Tür und wir betraten gemeinsam den Laden.

    -im Laden-

    Der Geruch von blumigem Parfüm stieg mir in die Nase. Wir traten in einen Raum ein mit hohen Decken und Säulen aus Stein. In den Auslagen standen prächtige Kleider und luxuriöse Anzüge, die Jin wahrscheinlich alle ausgezeichnet stehen würden.

    Kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen stand auch schon ein Herr im mittleren Alter vor uns. Er war kleiner als ich und trug einen tollen, maßgeschneiderten Anzug. Er lächelte uns freundlich an und verbeugte sich.

    „Guten Tag Herr Kim. Wie kann ich ihnen behilflich sein?“ Jin schien man hier schon zu kennen. Ich fragte mich, wie oft er hierher kam?

    Beim Begleiter und ich verbeugten uns ebenfalls. „Guten Morgen, Yuri! Wir werden morgen auf eine Hochzeit von Freunden gehen.“ Yuri nickte. „Und dazu bräuchte ich einen neuen Anzug und Rose..“ Er deutete auf mich. „….ein neues Kleid!“

    Der kleine Mann kam erfreut auf mich zu und begutachtete mich von oben bis unten. „Rose…..ein schöner Name!“, murmelte er scheinbar beeindruckt. „Und sie hat so eine tolle Figur!“ Ich wurde rot und sah unsicher zu Jin auf. Der grinste nur breit und steckte belustigt seine Hände in die Hosentaschen.

    „Also, da habe ich genau das richtige“, stellte Yuri glücklich fest und ging mit kleinen zappeligen Schritten in einen anderen Raum. Jin und ich folgten ihm. „Ist der immer so?“, flüsterte ich Jin zu. „Ja, keine Sorge. Er ist in Ordnung“, beruhigte mich Jin und nahm meine Hand.

    Mein Bauch kribbelte wie verrückt, als wir um die Ecke in den nächsten Raum gingen. Das war hier wohl die Herrenabteilung. Ich sah mich um und wahr fasziniert von der riesigen Auswahl an Fliegen und Krawatten.

    „So, probieren Sie den doch mal an! Ich denke, der wird Ihnen ausgesprochen gutstehen!“ Yuri kam mit einem dunkelroten, glänzenden Anzug wieder und führte Jin in eine Umkleidekabine. „Und sie meine Dame, für Sie habe ich auch schon das dazu passende Kleid. Ich hoffe es gefällt Ihnen!“ Er zappelte wieder davon und lies uns wieder alleine.

    Jin war bereits hinter dem Vorhang verschwunden und schlüpfte in seinen Anzug. „Und passt er?“, fragte ich durch den Vorhang hindurch. „Wie angegossen“, scherzte Jin.

    Im nächsten Moment kam der kleine Mann wieder zurück und überreichte mich vorsichtig ein Kleid. Als ich genauer betrachtete, staunte ich. „Das ist wunderschön“, sagte ich leise. „Stimmt, so wie sie meine Liebe.“ Mit diesen Worten schob mich Yuri in die Umkleidekabine und zog den Vorhang zu.

    Jins Sicht:

    Zufrieden strich ich den Stoff meines Anzugs glatt und betrachtete mich im Spiegel. Ich war zufrieden mit dem, was ich sah. „Passt, den nehme ich!“, dachte ich und trat überzeugt aus der Umkleidekabine.

    Yuri empfing mich mit aufgerissenen Augen. „Jetzt sehen sie sich doch mal an. Der steht Ihnen ja ausgezeichnet!“, überschüttete er mich mit Komplimenten. Meine Brust schwoll an und ich grinste über beide Ohren. „Ich weiß!“

    „Fräulein Rose, sind sie schon fertig? Oder benötigen Sie Hilfe mit ihrem Reißverschluss“, erkundigte er sich. „Nein, nein“, meinte Rose schnell. „Alles unter Kontrolle!“ Ich lächelte. Yuris Art war ihr wohl nicht ganz geheuer. Aber keine Sorge, er ist völlig in Ordnung. Ich kenne ihn schon seid ich klein war. Mein Vater kauft bis heute seine Anzüge bei Yuri und hat mich früher immer hierher mitgenommen.

    „Kann ich rauskommen?“, fragte Rose plötzlich. „Klar“, meinte ich.

    Vorsichtig ging der Vorhang auf und Rose kam heraus. Mir viel die Kinnlade herunter. „Wow“, dachte ich nur, doch die Worte schafften es nicht bis aus meinem Mund heraus. „Und?“, fragte Rose und dreht sich einmal im Kreis. „Ist das passend genug für eine Hochzeit?“

    „Aber natürlich“, antwortete Yuri an meiner Stelle. „Sie müssen nur aufpassen, dass sie der Braut keine Konkurrenz machen, meine Liebe!“ Rose lachte verlegen auf. „Ach, keine Sorge.“

    Ich war immer noch völlig in ihren Bann gezogen. Rose trug ein hautfarbenes Tüllkleid indem rote und rosarote Rosen, aber auch einige Efeuranken eingearbeitet waren. Es war als wäre es für sie gemacht worden.

    Sie sah einfach bezaubernd aus…..

    26

    -am Nachmittag in „Connys Cupcakes“-

    Felix Sicht:

    Die Neue ist heute Nachmittag wieder pünktlich zum Dienst erschienen. Wartet, wie heißt sie noch einmal? Achja, Rose. Sie ist dann wieder recht schnell in der Küche verschwunden und hat eine Cupcakesorte nach der anderen gebacken. Sie war wirklich schnell und war überrascht wie gut ihre kleinen Desserts schmeckten.

    Es ist jetzt vielleicht komisch, wenn ich das sage. Aber irgendwie erinnert sie mich an jemanden. Ihr Gesicht kommt mir einfach……bekannt vor. Vielleicht war sie mir deshalb von Anfang an sympathisch. Nein wirklich ich mag die Neue. Ich denke nur, dass sie ein wenig Angst vor mir hat. Aber konnte ich ihr das übel nehmen?

    -am nächsten Morgen-

    Sofies Sicht:

    „Warte, stopp kurz!“ Rose hielt inne und ich steckte die rote Rose in ihren Haaren mit einer zweiten Haarklammer fest. „So, das sollte halten“, lächelte ich zufrieden. „Danke, Sofie!“ Rose stand auf und ging auf Jin zu, der bereits in seinem dunkelroten Anzug im Wohnzimmer auf sie wartete.

    Rose sah heute einfach Hammer aus. Ich meine, Xenias schwarzes und Emilias grünes Kleid waren auch toll, aber Rose….

    Ehrlich gesagt, war wirklich neidisch, als sie gestern zu Mittag mit ihrer Shoppingbeute heimgekommen ist. Es war, als hätten dieses Kleid hundert kleine Blumenfeen nur für sie hergestellt. Nicht, dass ich an sowas glaube……, aber es wirkt nun mal so.

    An Jins verliebten Gesicht hatte ich gesehen wie stolz er auf sie war. Die beiden sind so süß zusammen…… Ich frage mich wirklich wie lange es noch dauern wird, bis er sie endlich fragt, ob sie seine Freundin sein möchte.

    „Sofie? Hast du meine Anzugshose gesehen?“, rief RM aus unserem Zimmer heraus und schlüpfte hektisch in sein Sakko. „Hängt am Kleiderhaken hinter der Tür!“; rief ich zurück und machte mich daran Xenias Haare einzuflechten. „Aber bitte keine Glitzersteine, oder Blumen in meine Haare geben“, orderte Xenia und verzog angewidert das Gesicht. „Jaja, geht klar“, grinste ich und steckte ihr heimlich eine kleine Glitzerblume zwischen die geflochtenen Strähnen.

    „Wir haben noch eine Stunde! Beeilt euch!“ Hektisch rannte V zwischen seinem dem Wohnzimmer und dem Bad hin und her, bis seine Freundin ihn am Gang abfing. Emilia richtete Vs Krawatte und zog sie absichtlich etwas zu fest. „Mach nicht immer so einen Stress! Das geht sich schon alles aus“, lächelte sie frech.

    „Blau, oder grün?“, kam Jungkook plötzlich um die Ecke und hielt mir zwei Krawatten unter die Nase. „Frag, V“, schlug ich vor. „Der ist da der Experte!“ Jungkook lächelte und eilte zu Emilia und V. Tae deutete auf die blaue, die er sich dann stolz von Emilia umbinden ließ.

    „So fertig“, meinte ich zu Xenia und fixierte alles mit Haarspray. „Danke dir!“, grinste sie und stand auf. „Bist du auch schon so aufgeregt?“, zappelte Xenia hin und her, was ziemlich untypisch für sie war. „Und wie“, erwiderte ich ihre Vorfreude und umarmte sie einmal fest.

    „Wir wären dann auch soweit! Jimin und J-Hope kamen aus ihrem Zimmer. Sie hatten sich auch in Schale geworfen und präsentierten stolz ihre bunten Fliegen. „Stylisch, oder?“, deutete J-Hope auf ihre farbenfrohen Accessoires. V verzog das Gesicht und lachte. „Naja, wenn du meinst?“

    Xenia seufzte neben mir, als ihr auffiel, wer immer noch fehlte. „War ja klar“, murmelte sie und ging die Stiegen nach oben in Sugass und ihr Zimmer. „Suga?“, hörte ich sie fragen, doch niemand antwortete. Sie kam wieder zurück und zuckte ratlos mit den Schultern. „Hat jemand Suga gesehen?“

    Es waren nun alle im Wohnzimmer versammelt, doch niemand hatte eine Antwort für sie. „Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war beim Frühstück“, erklärte Jungkook und sah sich um. „Er hat sich vorhin eine Krawatte von mir ausgeborgt“, erinnerte sich nun auch V.

    Plötzlich ging die Tür auf und ein keuchende Suga kam herein. „Wo kommst du denn her?“, fragte Xenia verdattert. „Ich war noch Blumen kaufen“, erklärte Suga schnell und zog einen dicken Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor. „Für die Braut“, erklärte er knapp.

    Xenia lächelte. Sie war sichtlich stolz auf ihren Freund. „Können wir dann“, wollte sich Suga aus der unbehaglichen Situation befreien. „Der Wagen steht schon vor der Tür!“ „Klar“, meinte Xenia, und schnappte Suga glücklich an der Hand.

    Jins Sicht:

    Einer nach dem anderen stieg in den Wagen, bis nur noch Rose und ich über waren. „Du sieht heute echt toll aus“, schwärmte ich und sah ihr dabei tief in die Augen. „Du siehst heute aber auch nicht schlecht aus“, lächelt sie zurück und fasste sich verlegen an die Blume in ihrem Haar.

    Ich streckte ihr die Hand entgegen. „Bereit?“ „Bereit, wenn du es bist“, grinste Rose breit und griff nach meiner Hand. Ich verschränkte meine Finge in ihre, dann schlossen wir die Tür hinter uns.

    -bei der Hochzeitlokation -

    Roses Sicht:

    Auch wenn nicht viele Menschen da waren, war es eine wunderschöne Hochzeit. Xenias Mutter war eine wirklich hübsche Frau. Sie hatte ein elegantes, weißes Kleid an mit einer langen Spitzenschleppe. Und Sofies Vater, der hatte nur Augen für seine zukünftige Frau.

    Sofie hatte mir ja damals erzählt wie ihre Eltern sich kennengelernt hatten und meiner Meinung nach, klang das mehr nach einem Märchen, als nach einer realistischen Liebesgeschichte. Es war einfach zu romantisch, um wahr zu sein….

    Xenia und Sofie waren die stolzen Trauzeugen ihrer Eltern und standen die gesamte Trauung über an ihrer Seite. RM und Suga durften sich dabei neben ihre Freundinnen stellen, der Rest von uns saß in den Bänken und verfolgte das ganze Geschehen gespannt von dort aus.

    „Ich möchte, dass meine Hochzeit auch so ist“, raunte mir Emilia zu und verfolgte fasziniert, wie die beiden sich die Ringe ansteckten. Ich lächelte. „Das musst du V sagen, nicht mir!“ „Hä, was habt ihr gesagt?“, meldete der sich, als er seinen Namen hörte. „Ach nichts“, vertröstete Emilia ihn schnell.

    Jin, der neben mir saß, hatte meine Hand immer noch nicht losgelassen. Gemeinsam lauschten wir genau, als Xenias Mutter und Sofies Vater ihr Eheversprechen austauschten.
    „Und nun erkläre ich euch zu Mann und Frau! Sie dürfen die Braut jetzt küssen!“, sprach der Pfarrer mit feierlichen Worten. Und das ließen sie sich nicht zweimal sagen.

    Wir applaudierten und jubelten ihnen zu, als sie danach als stolzes Ehepaar über den Blütenteppich am Boden die Kirche verließen.

    „Und jetzt?“ Ich sah fragend zu Jin auf. „Jetzt gibt’s was zu essen!“, grinste der breit und klopfte auf seinen knurrenden Bauch. „Das wollte ich hören“, freute ich mich und schloss mich mit Jin gemeinsam der Hochzeitsgesellschaft an.

    27

    -beim Hochzeitsessen-

    Xenias Sicht:

    „Hast du schon die schon die gefüllten Teigtaschen probiert?“, schmatze mein Freund und schob mir, ohne auf eine Antwort zu warten, eine in den Mund. „Mhm…nein“, meinte ich mit vollem Mund und kaute glücklich auf dem weichen Teig herum. Lächelnd streckte ich meinen Daumen nach oben, und gab Suga somit die Bestätigung, auf die er gehofft hatte.

    Teigtaschen waren eigentlich nicht mein Fall, aber das war mir gerade sowas von egal. Überglücklich beobachtete ich meine Freunde, wie sie alle an dem Tisch saßen, plauderten und lachten. Mama saß neben Herrn Nam Lee am Kopf des Tisches und sah ihn aus verliebten Augen an. Konnte mein Leben momentan eigentlich schöner werden?

    „Na Schwesterherz“, grinste Sofie und blieb mit ihrem Teller hinter mir stehen, um sich ebenfalls einige Teigtaschen zu schnappen. „Hä, meinst du mich?“ Verdutzt drehte ich mich zu ihr um. Sofie kicherte. „Na wen denn sonst!“ Etwas verwirrt lachte ich ebenfalls. „Tut mir leid, aber das „Schwester-Zeugs“ ist für mich immer noch ungewohnt!“

    „Wem sagst du das!“, kommentierte Suga mit vollem Mund. „Einfach nur creepy, wenn ihr mich sagt!“ Er riss seine Augen weit auch und schnitt eine gruselige Grimasse. Sofie und ich lachten.

    Jins Sicht:

    Ich schaffte es nicht, ich konnte meine Augen einfach nicht von ihr wenden. Verliebt starrte ich Rose von der Seite an. Ihre Augen funkelten, wenn sie lachte. Ich sehe sie so gerne lächeln….

    Irgendwann bemerkte sie mich und versteckte sich verlegen hinter ihrer vorgehaltenen Hand. „Hey, lass das. Du machst mich ganz verlegen!“

    „Wieso denn?“, fragte ich frech und starrte sie nur noch mehr an. „Jin, lass das!“, kicherte sie verlegen und drückte meinen Kopf zu Seite.

    „Ach bitte, sucht euch endlich ein Zimmer“, stöhnte Jungkook genervt und warf eine Olive nach mir. Jimin und V lachten und klopften Jungkook tröstend auf die Schulter. „Reden wir weiter, wenn da mal eine Freundin hast!“ Der rümpfte angeekelt die Nase. „Ich, nein, sicher nicht!“

    „Rose, hast du fertig gegessen?“, erkundigte ich mich und sah auf die Uhr. „Wieso? Müssen wir noch wo hin?“ Verwirrt stellte sie ihr Glas wieder zurück auf den Tisch. „Nein, aber ich würde dir noch gerne etwas zeigen?“ „Und was?“ „Das siehst du dann schon! Komm einfach mal mit!“

    Ich stand auf und Rose folgte mir, wenn auch noch etwas verunsichert. „Das mit dem Zimmer suchen, war eigentlich nicht wörtlich gemeint!“, rief uns Jungkook noch hinterher und lieferte damit allen anderen einen Grund in schallendes Gelächter auszubrechen.

    Als wir außer Sichtweite der andren waren, griff ich nach Roses Hand und zog sie in den kleinen verwachsenen Garten, der Hochzeitslokation. „Mach die Augen zu!“, befahl ich ihr. „Wieso?“, fragte Rose verwirrt. „Frag nicht, und mach’s einfach“, grinste ich breit. Rose seufzte und schloss die Augen. „Ich sage dir Jin, wenn das wieder mal einer deiner Scherze ist, dann…..“

    Bevor sie ausreden konnte, zog ich Rose weiter und führte sie vorsichtig bis zu meinem Zielort. Ich hatte sie vorhin schon entdeckt, als wir zum Essen hierhergekommen waren. Es war eine kleine Schaukel. Sie baumelte zwischen zwei kleinen Kirschblütenbäumen an einer großen alten Trauerweide.

    Die Seile, an der das simple Holzbrett hing, waren mit orangen und geben Rosen geschmückt und dazwischen hatte jemand grüne Zweige eingeflochten. Es war wie im Märchen….

    „Du kannst die Augen jetzt aufmachen“, meinte ich und wartete ihre Reaktion ob. Rose öffnete ihre Augen und blinzelte gegen die hellen Sonnenstrahlen. Doch schnell erkannte sie es und ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus.

    „Sie ist wunderschön“, staunte Rose fasziniert und setzte sich auf das Holz zwischen den Blumen. „Woher wusstest du, dass sie hier hängt?“ „Mein Geheimnis“, grinste ich, trat hinter sie und gab ihr einen kleinen Schubs.

    Ich schubste sie immer weiter an. Dann sagten wir lange nichts. Aber das brauchten wir auch gar nicht…….
    Ich sah ihr einfach zu wie sie lachend auf und ab schaukelte und der Wind durch ihre Haare wehte.

    Langsam ging die Sonne unter und ich hörte, von weitem, wie sich die ersten Hochzeitsgäste verabschiedeten. „Ich glaube wir müssen dann los!“ Nur zur Sicherheit warf ich noch einen kurzen Blick auf die Uhr. Nein, wirklich. Die Zeit war wie im Flug vergangen.

    „Ok, ich komm schon!“, grinste Rose. Sie beugte sich nach vorn und lies mit einer Hand die Schaukel los. „Was hast du vor?“, fragte ich etwas besorgt. „Ich springe!“, meinte Rose, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. „Du fängst mich doch auf, oder?“

    „Bleibt mir wohl nichts alles über“, lachte ich zurück und streckte die Arme nach ihr aus. Noch einmal schaukelte Rose nach vorne und nach hinten, dann lies sie los und sprang.
    Ich muss gestehen, für eine Moment, hatte ich Angst, ich würde sie nicht rechtzeitig abfangen, doch ich schaffte es und sie landete sicher in meinen Armen…….., nur eben nicht im Stehen.

    Zusammen plumpsten wir auf den Boden und purzelten durch das weiche Gras. Als wir zum Stilltand kamen, blieb Rose, ohne etwas zu sagen, keuchend unter mir liegen. Dann kicherte sie plötzlich los. Kurz hatte ich wirklich Angst, ich könnte sich beim Aufprall verletzt haben, doch ihrem Glucksen zu urteilen, war alles Bestens.

    Als ich aber nichts von mir gab, hörte sie auf zu lachen. Verwundert sah sie mich aus ihren großen braunen Augen an und zog mir ein kleines Blatt aus den Haaren. „Alles OK?“, fragte sie vorsichtig. Mein Herz wummerte wie wild, als sie besorgt eine Hand auf die Stirn legte.

    Mein Kopf spielte verrückt und ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Was machte dieses Mädchen nur mit mir. „Nein“, hauchte ich nur knapp. „Nichts ist OK“ und dann küsste sie sanft.

    Roses Sicht:

    Als er meine Lippen mit seinen umschloss breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Brust aus. Endlich. Darauf hatte ich schon den ganzen Tag gewartet. Es war unser dritter Kuss, doch er fühlte sich noch besser, als die ersten beiden an.

    Überglücklich und mit geröteten Wangen, legte ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an mich ran. Kurzerhand küsste ich ihn zurück. Zusammen rollten wir weiter durch die Wiese, bis ich auf ihm lag und er unter mir.

    Jin grinste. „Ungewohnt, aber gefällt mir!“ Nun war er es, der mich an sich ranzog und zurückküsste. „Auf das habe ich schon den ganzen Tag gewartet“, flüsterte er und rollte wieder etwas weiter. „So ein Zufall“, lächelte ich. „War das vielleicht das Grund, warum du mich hierhergebracht hast?“, flüsterte ich zurück.

    „Vielleicht“, meinte Jin mit einem geheimnisvollen Lächeln. Dann schloss ich wieder die Augen und wartete bis Jin erneut seine Lippen auf meine legen würde…..

    28

    -am nächsten Tag in der Früh-

    Roses Sicht:

    Gähnend rubbelte ich mir den Schlaf aus den müden Augen und öffnete ein Fenster. Ich lies frische Luft in mein Zimmer und zog gleichzeitig die Jalousien hoch. Die Sonne schien und es waren keine Wolken am Himmel zu sehen. Das würde ein schöner Tag werden, da war ich mir sicher!

    Verschlafen, aber glücklich zog ich meine Kuschelsocken an und machte mich auf zum Frühstück. Auf dem Weg ins Esszimmer rannte ich beinahe gegen Jin, der ebenfalls mit halbgeschlossenen Augen seinem Zimmer taumelte

    „Oh, guten Morgen“, lächelte ich noch etwas benommen. „Guten Morgen“, grinste Jin zurück und streckte gähnend seine Arme von sich nur um mich in eine herzliche Umarmung einschließen zu können.

    Es war seltsam. Wir waren immer noch kein Paar, doch es fühlte sich trotzdem schon so an. Auch wenn wir gestern jeder in unserem Bett geschlafen hatten, war es doch noch ein wunderschöner Abend gewesen.

    Ich war noch bis spät in die Nacht hinein bei Jin gewesen. Wir haben noch lange geplaudert und zusammen Filme geguckt. Als ich dann fast in Jins Armen eingeschlafen wäre, hat er mich vorsichtig aufgeweckt und in mein Zimmer gebracht.
    Heute würde er mich in der Arbeit besuchen kommen. Drauf freute ich mich schon wie verrückt…

    Doch dann waren da noch die anderen Gedanken. Die Gedanken, die mich daran erinnerten, wer ich war und was ich hier eigentlich zu tun hatte. Insgeheim wünschte ich mir, nie wieder ich werden zu müssen und für immer meine Rolle weiterspielen zu können. Das würde dann bedeuten, dass ich für immer mit Jin zusammenbleiben könnte….

    Doch ich wusste nur zu gut, dass das nicht möglich war. Vermutlich war es auch besser so.

    Auch wenn ich Angst davor hatte, irgendwann Jins Herz brechen zu müssen, wusste ich doch, dass er mich auch irgendwann wieder vergessen würde. Es gab so viele nette Mädchen und er würde bestimmt jemand besseren als mich finden. Da war ich mir sicher…..

    Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Papa.

    „Geh schon vor“, löste ich mich aus Jins Armen. „Ich komm gleich nach!“ „Ist gut“, lächelte er sanft und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Soll ich dir auch einen Tee machen?“, erkundigte er sich. „Ja bitte!“ Ich wartete bis er um die Ecke war, dann hob ich ab.

    „Guten Morgen, Papa. Was gibt’s?“ „Rose ich brauch neue Infos von dir! Ich seufzte innerlich. „Klar doch! Was willst du wissen?“ Der Kuli meines Vaters klickte am anderen Ende der Leitung und ich hörte, wie er sich etwas zum Schreiben zur Hand nahm.

    „Weißt du, wo deine kleinen Freunde heute hingehen werden? Irgendwelche Ausflugsziele, oder ähnliches?“ Ich dachte nach. Theoretisch wusste ich wo Emila und V heute spazieren gingen. Die beiden hatten heute ein Date und ich hatte Emilia gestern beim Essen einige Tipps für romantische Plätze gegeben. Doch würde ich das verraten wäre das mehr als fatal für die beiden.

    „Äh….ich….ich..!“, stotterte und überlegte mir fieberhaft, was ich ihm verraten konnte, ohne zu großen Schaden zu verursachen. „Rose, kann es sein, dass du etwas weißt, dass du mir nicht verraten willst“, warf mir mein Vater mit strengem Ton vor.

    „Ich hoffe für dich, dass du so professionell warst, dich nicht mit deinen Zielpersonen anzufreunden, oder etwa doch?“ Mein Herz setzte für einen Moment aus und ich japste nach Luft. „Nein, nein. Natürlich nicht“, stritt ich schnell seinen Vorwurf ab.

    „Na dann mal raus mit der Sprache“, befahl mein Vater nun schon mit deutlich strengerem Ton. „Ich kann dich auch jederzeit wieder jemand neues hierherschicken und dich zurückholen. Dann hat das ganze für dich hier ein Ende.

    Panik stieg in mir hoch. Und ich sah mich unsicher um. Es war niemand zu sehen. Ich räusperte mich. „Jimin und J-Hope gehen heute an den Strand baden. Du weißt schon, der wo du immer mit Mama gemeinsam warst!“ Kurz herrschte Stille zwischen uns und ich hörte, wie sich mein Vater etwas notierte.

    „Ich hätte fast mein Vertrauen in dich verloren, Rose. Ich hoffe das ist dir klar!“ Mit diesen Worten legte er auf. Ich hielt für einige Sekunden die Luft an, doch ich konnte meine Tränen nicht aufhalten. Eine nach der andern kullerten sie mir über die Wangen und tropften auf den schönen Teppich am Boden.

    „Nein“, dachte ich und wischte mir schniefend die Augen trocken. „So schnell würde ich nicht aufgeben! Ich würde es schaffen! Wenn ich das hier erledigt hatte würde mein Vater stolz auf mich sein.“

    Ich amtete noch einmal durch, dann ging ich zu den anderen ins Esszimmer.

    -währenddessen bei „Connys Cupcakes“-

    Felix Sicht:

    Es war fünf Minuten nach acht. Conny war schon da. Sie musste den Laden gerade erst aufgesperrt haben, denn das Schild hing noch verkehrt herum in der Eingangstür. Ich wendete es so, dass einem nun in fetten Buchstaben „OPEN“ entgegenlachte.

    „Hallo“, meinte ich kaum hörbar und stellte meinen Rucksack hinter den Tresen ab. „Morgen, Felix!“, lachte Conny freundlich wie immer und winkte mir fröhlich zu. „Hast du Hunger? Es sind noch Cupcakes von Rose da. Sie hat das letzte Mal doch ein bisschen zu viele gemacht!“

    Beim Anblick der süßen Versuchungen lief mir das Wasser im Mund zusammen. Hungrig starrte ich in den Karton, der vor ihr am Tisch stand. „Hab‘ ich mir ja gedacht“, kicherte Conny, ohne eine Antwort abzuwarten und reichte mir einen von den sättigenden Schoko-Cupcakes mir Marzipan.

    „Rose kommt dann um 10:00 Uhr“, erklärte sie, klappte den Karton zu und band sich eine Schürze um. „Da!“ Sie warf mir ebenfalls eine zu, die ich geschickt mit einer Hand abfing. „Und sei ein bisschen freundlicher zu ihr. Wenn ich sie wäre hätte ich Angst vor dir!“

    Ich biss genüsslich in den Cupcake. „Ich bin wie ich bin, ob sie mich mag oder nicht, ist nicht mein Problem!“ Conny verdrehte die Augen und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich hätte gedacht du magst sie!“ „Ich mag sie ja auch“, meinte ich schmatzend und biss ein weiteres Mal in den Cupcake.

    „Ja und warum strengst du dich dann nicht mehr an, nett zu ihr zu sein!“, konterte Conny geschickt und setzte sie auf die Tresen. Ich schnaufte verächtlich. „Du weißt genau warum!“

    Etwas verärgert beförderte ich das Cupcake Papier in den Mülleimer und wusch mir die Hände. „Versuchs doch wenigstens einmal!“, versuchte es Conny noch einmal. „Bei mir hat es schließlich auch ganz gut funktioniert!“ Sie grinste breit.

    Ich drehte den Wasserhahn ab und sah ihr direkt in die Augen. „Ja, aber bei dir ist das auch was ganz anderes!“
    Verwirrt legte sie den Kopf schief. „Wie ist das jetzt bitte gemeint?“ Ich wollte etwas sagen, doch dann überlegte ich es mir anders.

    „Ach vergiss es!“, winkte ich ab. Dann schnappte ich mir noch schnell einen weiteren Cupcake und verschwand in der Küche.

    29

    -einige Zeit später am Strand-

    Jimins Sicht:

    Hast du noch Sonnencreme? Meine ist leer!“, klopfte ich mit wenig Erflog auf die Unterseite der Sonnencremeflasche. „Klar!“ J-Hope warf mit seine zu und lehnte sich wieder entspannt zurück in seine Liege.

    Großzügig verteilte ich die Sonnencreme auf meinem Oberkörper und meinem Gesicht. J-Hope beobachtete mich mit hoch gezogenen Augenbauen „Noch ein bisschen mehr, und man kann dich im Sand panieren!“ Er grinste breit.

    „Besser als ein Sonnenbrand“, konterte ich selbstsicher und warf ihm die Flasche zurück. „Ihhhh, die ist ja voller Sonnencreme“, ekelte er sich und ließ die Flasche mit spitzen Fingern zurück in seinen Rucksack plumpsen.

    „Wollen wir nicht endlich ins Wasser gehen?“, quengelte J-Hope nun schon zum dritten Mal. „Du kannst ja schon mal vorgehen! Ich warte noch ein bisschen, bis die Sonnencreme eingezogen ist!“ J-Hope verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Da kannst du aber lange warten!“

    Ich lachte und setzte mir meine Sonnenbrille auf. J-Hope wartete noch kurz, ob ich meine Meinung ändern würde, doch als ich keine Anstalten dazu machte, stand er auf und trottete langsam zum Wasser. „Du verpasst was!“, rief er noch und watete die ersten Schritte hinein ins Meer. „Jaja“, rief ich und lehnte mich zufrieden zurück in die Liege.

    Endlich hatte ich Zeit nur für mich.

    Bei uns ging es wie immer drunter und drüber. Da war es auch mal ganz angenehm sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Und was gab es da Besseres, als einen Nachmittag an meinem Lieblingsstrand.

    Die Stelle des Strandes, an dem wir uns befanden, kannten nur Einheimische und so war es über die Jahre eine Art Geheimtipp geworden. Noch dazu kam, dass wir hier sein konnten, ohne Angst haben zu müssen von Leuten mit Kameras, oder verrückten Fans verfolgt zu werden. Wir konnten hier so wie ganz normale Menschen mit Badehosen herumlaufen, ohne darüber nachzudenken, wie wir im Moment aussahen.


    -eine halbe Stunde später-

    Halb dösend lag ich immer noch am Strand und lies mir die warmen Sonnenstrahlen auf die Haut scheinen. Ich seufzte glücklich.

    „Jimin!“, schrie J-Hope. Widerwillig öffnete ich die Augen und deutete mit den Armen an, dass e Ruhe geben sollte. „Jimin!“, schrie er wieder. Ich seufzte. Wie oft sollte ich ihm noch sagen, dass ich nicht ins Wasser kommen würde. Ich wollte hier einfach nur liegen und die Sonne genießen.

    Etwas unwillig setzte ich mich auf und blinzelte durch meine Sonnenbrille gegen die Sonne. Ich erkannte J-Hope der wild mit den Armen wedelte und aufgeregt auf- und abhüpfte. „Was ist?“, schrie ich ihm entgegen. Es war schwer festzustellen, was er mir sagen wollte. Er war so weit weg, dass ich ihn weder gut hörte noch seinen Gesichtsausdruck deuten konnte.

    „Ich versteh dich nicht!“, fügte ich noch wild gestikulierend hinzu. Da rannte J-Hope los und sprintete auf mich zu. „Hinter dir!“, hörte ich ihn keuchend rufen. „Jimin, hinter dir!“, wiederholte er sich.

    Ich riss herum. „Verdammt noch mal!“, entkam es mir. „Was machen die denn da!“ J-Hope hatte mich mittlerweile erreicht und verfrachtete in Windeseile alle seine Sachen in seinem Rucksack. „Mach schnell! Ich bin nicht heiß darauf wie du, Jungkook und V auf der Titelseite dieses Klatschblattes zu landen!“ Er drückte mir ein T-shirt in die Hand. „Da, zieh das an!“ Ich schaffte es endlich mich aus meine Schockstarre zu lösen und zog mir blitzschnell das Teil über den Kopf.

    Im Hintergrund hörte ich, wie die Reporter und Fans die Treppe zum Strand hinuntereilten. Panik kam in mir hoch. „Hast du alles?“ J-Hope hatte seinen Rucksack bereits über die Schulter geworfen und sah mich gestresst an. Ich sah mich noch einmal um.

    „JIIIIMIIIIINNN, J-HOOOOOPEE!“, kreischten einige Mädchenstimmen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. „Nichts wie weg hier“, murmelte ich und wir rannten los.

    -währenddessen im BTS-Apartment-

    RMs Sicht:

    In einem gleichmäßigen Rhythmus klopfte ich mit dem Bleistift auf den Block, der vor mir am Schreibtisch lag. Ich dachte nach.

    Es war nun schon einige Tage her, aber der Vorfall im Kino mit V, Jungkook und Jimin ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Das konnte doch alles gar nicht möglich gewesen sein?
    Woher hätten sie wissen können, dass die drei an diesem Abend dort sein würden? Niemand hatte es weitererzählt und die Karten waren eigentlich auf Sofies Namen reserviert worden.


    Das macht einfach alles keinen Sinn.

    Grübelnd starrte ich die kleinen Figuren in meinem Zimmer an, die ich über die Jahre gesammelt hatte und in den Regalen fein säuberlich aufgereiht hatte. „Secret, secret….“, murmelte ich leise. Irgendwann hatte ich schon von dieser Zeitung gehört.

    Ich öffnete den Web-Browser meines Computers und gab „Secret – Zeitung“ in die Suchleiste ein. 14005 Ergebnisse sprangen mir entgegen. Ich öffnete die erste Seite und überflog den Text. Es war ein Betroffenen Bericht. Hier schrieb ein junger Produzent eines bekannten Musiklabels, dass er von einem hübschen Mädchen übers Ohr gehauen wurde, die anscheinend für diese Zeitung arbeitete.

    „Sie hat mich um den Finger gewickelt…..und nach einigen Drinks und einigen Versprechungen hat sie mich dazu gebracht ihr strengvertrauliche Informationen über das kommende Debüt einer bekannten K-Pop Band zu entlocken. Sie war einfach gerissen. Ich hatte keine Ahnung. Sie hat mich getäuscht…………..“, stand es in dem Artikel.

    Ich lies die Maus los und ließ mich in meinen Stuhl zurückfallen. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte kein Verständnis für diese Zeitung. Journalisten sollten Recherche Arbeit machen und Gesellschaftskritik üben, aber keine Menschen ausspionieren. Das war nicht richtig.

    Plötzlich ging die Tür auf und Sofie kam herein. „Sind V und Emilia schon weg?“, erkundigte sie sich sichtlich in Sorge. „Nein, wieso? Was ist los? Ist etwas Schlimmes passiert?“ Sofie lächelte und hielt mir einenbraunen Strohkorb entgegen. „Nein, nein. Sie haben nur ihren Picknickkorb vergessen!“

    Erleichtert sank ich zurück in meinen Sessel. Sofie kniff die Augen zusammen und studierte den Text den ich mir eben durchgelesen hatte. „Was ließt du da?“, erkundigte sie sich. „Nicht so wichtig“, winkte ich ab und deutete auf den Korb.

    „Beeil dich lieber die zwei zu finden, sonst gehen sie noch ohne Essen außer Haus!“ „Ah, ja stimmt!“, lächelte Sofie und huschte aus dem Zimmer. Schnell schloss ich die Internetseite. Ich wollte nicht, dass das hier irgendjemand entdeckt und sich Sorgen machte.

    Solange ich mir nicht sicher war, würde ich erst Mal selbst nachforschen. Nur nichts überstürzen….

    Sofies Sicht:

    Ich riss die Eingangstür auf und rannte in den Vorgarten des Apartments. „V, Emilia! Wartet!“ Meine beiden Freunde sparzierten gerade händchenhaltend durch das Gartentor und drehten sich überrascht zu mir um.

    „Stopp! Ihr habt euer Essen in der Küche vergessen!“ Als sie den Korb sahen, schlug V sich die Hand vor die Stirn. „Ach, das hätten wir fast vergessen, danke!“ Mit hungrigen Augen nahmen die beiden den Korb entgegen. „Danke noch einmal fürs Essen kochen!“, bedankte sich Emilia. „Du hast das Kimchi aber eh nach deinem und nicht nach Jins Rezept gemacht, oder?“

    Ich knirschte verlegen mit den Zähnen. „Ja, aber sag das nicht Jin!“ V und Emilia grinsten breit. „Würden wir nie“, meinten sie im Chor und winkten mir zum Abschied. „Viel Spaß!“, rief ich ihnen noch nach. Dann schlossen sie das Gartentor hinter sich und machten sich auf den Weg.

    Stolz sah ich ihnen nach, wie sie Hand in Hand die Straße entlang spazierten….

    30

    -kurze Zeit später-

    RMs Sicht:

    Ich saß am Küchentisch und blätterte in der Zeitung, als plötzlich die Tür aufgeschlagen wurde und Jimin und J-Hope atemlos hineinstürmten. Schnell knallten sie die Tür mit einem „wumms“ wieder hinter sich zu und lehnten sich keuchend dagegen.

    Sie waren total verschwitzt und sanken erschöpft zu Boden. Sofie die gegenüber von mir saß und für die Uni lernte, klappte ihr Buch überrascht zu und stand auf. „Was ist los?“, fragte sie besorgt und ging auf die beiden keuchenden Gestalten zu.

    „Sie……sie….haben……..uns….uns….sch…schon wieder……entdeckt!“, schnappte Jimin nach Luft und lehnte seinen Kopf gegen das Holz der Tür. „Wer ist wir?“, erkundigte ich mich und sah etwas verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Die, die….uns letztens…i…im Kino….fotografiert haben!“
    Sofie und ich sahen uns aus großen Augen an.

    Nun kamen auch Xenia und Suga, Jin und Jungkook dazu und warfen uns allen fragende Blicke zu. „Was geht denn hier ab?“, gähnte Suga der hinter Xenia aus deren Zimmer taumelte. „Ich hab’s immer noch nicht ganz verstanden“, runzelte Sofie die Stirn. „Also noch einmal langsam! Wer hat euch verfolgt und was wollten sie von euch?“

    Jimin und J-Hope hoben flehend die Hände. „Wartet!“, keuchten sie. „Einen….Moment…..noch. Wir….wir….brauchen….erst ein…bisschen Luft!“
    Wir warteten etwas bis sich ihr Atmen wieder etwas reguliert hatte, dann reichte ich jedem ein Glas Wasser und sie begannen zu erzählen.

    -eine halbe Stunde später-

    Jins Sicht:

    Mir fehlten die Worte. Schön langsam war das mehr als einfach nur gruselig. Wenn das so weiterging, würden wir in Zukunft nicht mehr außer Haus gehen können und auch nur noch einen Funken Privateben haben.

    Es war uns alles ein Rätsel woher diese Menschen wussten, dass die beiden zu dieser Zeit am Strand gewesen waren. Immerhin erzählen wir es weder weiter, noch posteten wir irgendetwas in den Sozialen Medien, das ihnen einen Hinweis dazu liefern hätte können.

    Ich sah zu Jungkook, der mittlerweile vor Wut kochte. Unserem jüngsten war seine Privatsphäre heilig und er konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn er in unpassenden Momenten gestört wurde. Und, dass dasselbe nun auch J-Hope und Jimin passiert war, machte ihn nur noch wütender.

    Er ballte angespannt die Fäuste. „Können die uns nicht einfach in Ruhe lassen!“, kommentierte er etwas lauter, als wir es von ihm gewohnt waren. „Und ich wette mit euch, das ist morgen auf der Titelseite dieser blöden Zeitung! Und überhaupt, denken die nicht mit? Wir sind auch nur Menschen! Können die uns nicht wenigstens in unserer Freizeit in Ruhe lassen?“

    Ich legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken in der Hoffnung, dass er sich wieder etwas einkriegen würde. Doch Jungkook schlug meine Hand weg und sprang auf. „Nein, das ist nicht fair“, schrie er. „Warum machen Menschen so etwas!“ Mit diesem Worten rannte er aus dem Wohnzimmer und verdrückte sich stinksauer in seinem Zimmer.

    Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Nur einige Sekunden später hörten wir auch schon wie laute Musik aus seinem Zimmer kam.

    Jimin und J-Hope wollten sich schon auf den Weg machen, um ihn zu beruhigen, doch Sofie hielt sie zurück. „Nein, lasst ihn! Er wird sich schon wieder beruhigen. Jetzt bringt das doch alles nichts!“

    Jimin und J-Hope ließen sich wieder zurück auf die Couch fallen und starrten mit einem leeren Blick in die Runde. „Und was jetzt?“, meldete sich Xenia.

    „Ganz ehrlich?“, gestand RM „Ich weiß es nicht!“

    -währenddessen bei „Connys Cupcakes“-

    Roses Sicht:

    Vorsichtig platzierte ich auf jedem kleinen Cupcake, den ich gerade mit einer kleinen weißen Haube versehen hatte, eine rote Kirsche. Sie sahen zum Anbeißen aus.

    Noch im selben Moment sah Felix um die Ecke und beobachtete mich interessiert. „Was gibt’s“, fragte ich vorsichtig. Er sah gerade recht freundlich drein, da wollte ich nicht, dass er schon wieder eine finstere Miene aufsetzte. „Sind die Kirschbomben schon fertig?“, erkundigte er sich schnell. „Siehst du doch“, präsentierte ich stolz meine kleinen Mini-Cupcakes mit Kirschtopping.

    „Sehen verdammt lecker aus!“, lächelte Felix kaum merkbar. „Oh, der kann ja auch lachen“, wunderte ich mich und musste ebenfalls schmunzeln. „Willst du?“ Ich hielt ihm eine Kirsche entgegen. Er kam nicht näher, sondern erspähte sie lieber aus gegebenem Abstand.

    Schließlich nickte er, öffnete seinen Mund und machte eine auffordernde Handbewegung. Ich sah ihn verwirrt an. Er schmalzte, etwas genervt, dass ich sein Zeichen nicht verstanden hatte, mit der Zunge. „Wirf sie mir zu! Ich fang sie auf!“ Ich zog die Stirn in Falten.

    „Das kannst du?“ „Klar! Die Frage ist eher, ob du gut genug werfen kannst!“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Na das werden wir ja gleich sehen!“

    Wir gingen beide in Position. Ich konzentrierte mich und warf.
    Die Kirsche flog in hohem Bogen durch die Küche. Ich verfolge sie wie in Zeitlupe auf Felix Mund zuflog und war umso überraschter, als er sie gekonnt abfing. Ich freute mich wie verrückt und warf beide Arme in die Luft. Jubelnd klatschte ich in die Hände.

    Felix machte eine übertrieben tiefe Verbeugung. „Du wirfst besser, als ich es dir zugetraut hätte“, gab er zu und kam auf mich zu. Ich reichte ihm das Tablett mit den Cupcakes. „Tja“, ich grinste stolz. „Sind die abgezählt“, fragte er noch bevor er sich wieder aus der Küche verdrückte. „Nein, wieso?“, wollte ich wissen.

    Doch er winkte nur schnell ab. „Ach nicht so wichtig.“
    Im nächsten Moment war auch schon wieder so schnell verschwunden, wie er gerade eben noch in der Küche aufgetaucht war.

    Felix Sicht:

    Auf dem Weg zurück zu Conny, die immer noch gestresst hin und hersauste, verdrückte ich genüsslich einen der kleinen Cupcakes. Sie schmeckten wie immer hammermäßig.

    „Kannst du bitte bei Tisch 4 die Bestellung aufnehmen“, fragte Conny im Vorbeigegen und warf mir einen flehenden Blick zu. Ich nickte nur, weil mein Mund immer noch voll mit dem Kuchen war. „Hast du was im Mund?“, wunderte sie sich.

    Ich schüttelte den Kopf. Und verdrückte mich schleunigst zu Tisch 4.

    -am Abend-

    Kalte Abendluft blies mir entgegen und ich fingerte im Dunkeln an meinem Fahrradschloss herum. Conny hatte bereits abgeschlossen und sich auf den Heimweg gemacht. Rose stellte noch die Sessel im Außenbereich auf die Tische und legte die Sitzpolster zurück in eine Box.

    Als sie fertig war kam sie auf mich zu und leuchtete mir mit der Taschenlampe. „Danke“, murmelte ich. „Dieses blöde Schloss…..“ Fluchend hantierte ich daran herum, bis es mit einem „KLACK“ aufsprang. Erleichtert atmete ich auf.

    Ich steckte das Schloss in meinen Rucksack und befreite mein Rad aus dem Fahrradständer. „Dann bis morgen!“, verabschiedete sich Rose zögerlich mit einem freundlichen Lächeln und winkte mir zum Abschied.

    Sie drehte sich um und machte sich auf den Heimweg. Kurz überlegte ich aber dann….
    „Rose, soll ich dich ein Stück mit dem Rad mitnehmen?“
    Überrascht drehte sie sich zu mir um.

    „Ich meine, natürlich nur, wenn du auch willst!“ Rose dachte nach. „Warum eigentlich nicht“, meinte sie schließlich.

    Langsam fuhr ich auf sie zu und sie setzte sich auf den Gepäckträger. „Gut festhalten“, warnte ich sie, hatte aber nicht daran gedacht, dass sie sich ja an mir festhalten musste.
    Sie legte ihre Hände an meine Hüften und krallte sich in mein T-Shirt.

    Etwas verlegen sah ich wieder nach vorne. Kurzerhand trat ich in die Pedale und wir sausten los.

    31

    Roses Sicht:

    Der kalte Wind wehte mir durch die Haare, als Felix mit mir durch die spärlich beleuchteten Gassen fuhr. Ich fröstelte und war verwirrt. Ich wusste eigentlich gar nicht, wie ich mich nun fühlen sollte. Es war seltsam ihm so nahe zu sein, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich wohl in seiner Nähe.

    „Du musst mir sagen, wenn ich falsch fahre“, meinte Felix und drehte sich kurz zu mir um. Ich nickte verlegen. Dann fuhren wir weiter. Wir zogen lange Schatten am Asphalt und ich legte den Kopf in den Nacken, um die Sterne am Himmel glitzern zu sehen.

    Es war ein schöner Abend.

    „Wo wohnst du eigentlich?“, fragte ich neugierig, um unser Schweigen zu brechen. „Wieso willst du das wissen?“, entgegnete mir Felix knapp. „Nur so“, murmelte ich und hatte mich eigentlich schon damit abgefunden keine Antwort auf meine Frage zu bekommen.

    „Schau auf die rechte Seite!“ Ich machte, was Felix sagte und drehte den Kopf zu Straßenseite. „Siehst du das kleine weiße Haus am Ende der Straße?“ „Ja! Da wohnst du?“ Felix zögerte. „Naja, wirklich eindrucksvoll ist es jetzt nicht, aber es gehört mir!“

    Ich lächelte. „Ich finde es schön…….Es ist…..niedlich!“ Felix lachte auf. „Also es niedlich aussehen zu lassen, war jetzt nicht gerade mein Ziel, aber gut!“ Ich grinste ebenfalls. Wir sausten an dem kleinen Haus vorbei und fuhren weiter die Straße hinauf.

    „Du musst mich nicht bis nach Hause führen“, beharrte ich und zupfte ihm vorsichtig am Pullover. Felix hielt an und drehte sich zu mir um. „Bist du sicher?“ „Ja“, lächelte ich. „Mein Haus ist gleich hier um die Ecke, das schaffe ich gut zu Fuß!“

    Ich ließ Felix‘ Pullover los und stieg vom Fahrrad ab. „Danke, noch einmal! Ähm…ja…, dann bis morgen!“ Ich lächelte und winkte ihm zum Abschied. „Bis morgen“, erwiderte Felix und sah mir noch etwas nach. Ich traute mich nicht mich umzudrehen, also ging ich immer weiter.

    Irgendwann warf ich doch einen Blick über die Schulter, doch dann war Felix auch schon verschwunden.

    -kurz darauf in Jins Zimmer-

    Jins Sicht:

    Ich saß in meinem Bett und zupfte gedankenverloren auf meiner Gitarre herum. Es war nun schon spät und Rose war immer noch nicht zurück von der Arbeit. Ich saß auf die Uhr. Schön langsam machte ich mir Sorgen.

    Plötzlich hörte ich wie jemand die Haustür öffnete und sich die Schuhe auszog. Mit leisen Schritten ging diese Person durch den Flur und machte schließlich vor meiner Tür halt. Es klopfte.
    „Jin……Jiiiin!“

    Ich stand auf und öffnete die Tür.

    Rose stand vor mir und sah mich aus müden Augen an. „Mann, ich hätte schon gedacht du kommst gar nicht mehr!“ Erleichtert zog ich sie in mein Zimmer und schloss die Tür hinter ihr. „Tut mir leid“, rechtfertigte sich Rose und lies sich auf mein Bett fallen. „Es war heut so viel los, da haben wir erst zwei Stunden später zugemacht!“

    „Hauptsache du bist jetzt da!“, lächelte ich glücklich und legte mich neben sie. „Wars wenigstens schön?“ Rose drehte sich zu mir und stützte ihren Kopf auf den Ellbogen. „Und wie! Ich glaube Cupcakes sind jetzt meine neue Leidenschaft!“

    Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse und kitzelte sie am Bauch. „Hey, ich hätte gedacht, das bin ich!“ Rose gluckste los und drückte mich von ihr weg. „Ja, ja, das bist du, aber bitte hör auf mich zu kitzeln“, kicherte sie verzweifelt.

    Ich tat das Gegenteil und drückte sie einfach an mich. „Sind V und Emilia schon wieder da?“, erkundigte Rose sich. „Mhmm, sie sind vor etwa drei Stunden heimgekommen!“ „Und wie war ihr Date? Haben sie etwas erzählt?“ Ich musste lachen. „Nein, sie haben sich gleich auf ihr Zimmer verdrückt!“

    Rose grinste breit. „Das heißt es war ein voller Erfolg!“ „Ja, so kann man es auch sagen“, flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

    Da roch ich etwas, das ich bisher so noch nicht an ihr gerochen hatte…...

    Männerparfüm.

    Ich stutze und sah Rose überrascht an. „Was ist?“ Verwundert setzte sie sich auf. „Du riechst ganz anders!“, meinte ich etwas verwirrt. „Wie? Was meinst du mit „anders“?“ „Du riechst nach einem anderen Mann!“

    Rose sah mich entgeistert an und es herrschte eine seltsame, noch nie dagewesene Stille zwischen uns. Dann aber, verstand sie.

    „Achso!“ Sie lachte auf. „Felix hat mich mit dem Fahrrad nach Hause gebracht“, erklärte sie schnell. „Ich habe mich eigentlich über sein Angebot gefreut, ich war ja sowieso schon spät dran!“ Ich nickte langsam. Freute mich aber ganz und gar nicht über das, was ich da hörte.

    „Felix also“, murmelte ich und lies mich wieder zurück aufs Bett fallen. Diesen Typen sollte ich mir in Zukunft doch noch genauer ansehen….

    „Magst du ihn?“, flüsterte ich irgendwann. Wir starrten beide die Decke an. „Ja“, murmelte Rose. Ein Stechen breitete sich in meinem Herzen aus. „Aber nicht so wie du denkst“, fügte sie schnell hinzu und drehte ihren Kopf auf meine Seite. „Wie denke ich denn?“, bohrte ich nach.

    Sie schloss für einen Moment die Augen und legte dann ihre Hände auf meine Wangen. „Ich habe keinerlei Gefühle für ihn! Das musst du mir glauben!“ Ich spürte wie ich vor Erleichterung ein und ausatmete. „Wirklich?“, fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach. „Wirklich!“, lächelte Rose und kuschelte sich wieder an mich.

    Wir schwiegen wieder eine Weile. Dann sprach ich etwas aus, das mir schon lange auf der Seele lag. „Aber für mich schon?“ Rose sah mich lange an. „Für mich hast du schon Gefühle?“ Mein Herz pochte wie wild, als sie mich aus ihren großen braunen Augen ansah.

    Sie hielt für einen Moment die Luft an. Große Angst breitete sich in mir aus. Ich sah ihr ihre Traurigkeit an. Es war wie damals auf dem Hügel am Stadtrand…..

    Dann begann sie plötzlich zu weinen. Doch sie lächelte. Dicke Tränen kullerten ihre Wangen herunter und tropften auf den weichen Stoff der Bettdecke. „Klar habe ich Gefühle für dich“, weinte sie leise. „Ich liebe dich doch!“

    Mein Herz machte einen Satz und ich begann beinahe selbst zu weinen. Doch bevor sie das merken konnte, zog ich sie an mich und umarmte sie.

    32

    -am nächsten Morgen bei „Connys Cupcakes“-

    Roses Sicht:

    Ich war ratlos. Gedankenverloren rührte ich in dem fluffigen Teig meiner Bananen-Cupcakes und starrte aus dem Fenster auf die Straße.

    Ich war gestern in Jins Armen eingeschlafen und es war wunderschön gewesen. Doch es zerlöcherte mich innerlich, dass das alles Teil meiner Rolle war. Natürlich hatte ich wirklich Gefühle für ihn! Ich liebe ihn doch! Und das war kein Spiel und auch keine Lüge, wie alles andere sonst. Doch das machte es nur noch schlimmer.

    Viel einfacher wäre es doch, wenn er mir völlig egal wäre. Dann könnte ich, wenn ich meinen Job erledigt hatte, einfach gehen und ihn für immer vergessen.

    Schon oft hatte ich mit dem Gedanken gespielt ihm einfach die Wahrheit zu sagen und alles zu gestehen. Doch meine Angst war zu groß. Zu groß ihn danach für immer zu verlieren. Denn ich war mir sicher, Jin und die anderen würden mich in der Luft zerreißen, wenn sie davon erfuhren. Und das könnte ich ihnen nicht einmal übel nehmen…

    Und dann war da auch noch Papa. Meinen Papa, den ich nicht enttäuschen wollte und so furchtbar vermisste. So oder so. Es würde nicht gut für mich ausgehen. Denn würde ich meinen Freunden alles gestehen, würde mein Vater mir die Hölle heiß machen. Und würde ich meinem Vater die Kamera geben, würde alles an die Öffentlichkeit gelangen und ich würde das Leben meiner Freunde vernichten.

    Kurz gesagt: „Ich bin am Arsch!“


    „Rose? Hast du Felix gesehen? Der sollte schon längst da sein!“ Conny sah um die Ecke und warf mir einen besorgten Blick zu. „Nein!“, rief ich zurück. „Ist sein Fahrrad noch gar nicht da?“, erkundigte ich mich. „Nein“, meinte Conny nachdenklich. „Rose, schön langsam mache ich mir wirklich Sorgen um ihn!“ Conny kam näher und lehnte sich neben mich an den Tisch.

    Sie sah mich bittend an. Irgendwie wusste ich, was sie mich fragen würde, bevor sie es ausgesprochen hatte. „Kannst du bitt kurz nach ihm sehen? Ich kann hier leider nicht weg, aber es würde mich wahnsinnig beruhigen, wenn ich wüsste, dass bei ihm alles in Ordnung ist!“

    Ich klopfte den Löffel am Rand der Schüssel ab und legte ihn zur Seite. „Klar, kann ich machen“, meinte ich und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ich bin mir sicher, es geht ihm gut!“ „Danke“, atmete Conny erleichtert aus. Sie sah wirklich fertig aus, da wollte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen.

    „Weißt du wo Felix wohnt?“, erkundigte sie sich, als wir gemeinsam die Küche verließen. Ich nickte. Sie sah mich überrascht an. „Woher denn?“ Es war mehr ein Vorwurf als eine Frage und es fühlte sich an, als würde es ihr nicht gerade gefallen, dass ich bereits wusste wo ich hinmusste. „Er hat mich letztens nach Hause gefahren. Da hat er mir auch gleich gezeigt, wo er wohnt“, murmelte ich, als wäre es die unwichtigste Tatsache der Welt.

    Conny zog eine Augenbrauche nach oben. „Aha!“ Kurz schwiegen wir. Dann lächelte sie plötzlich wieder, als wäre nichts gewesen. „Du kannst mein Rad nehmen“, bot sie mir freundlich an. „Dann bist du schneller!“ „Danke“, lächelte ich etwas unsicher und setzte mich auf den Sattel.

    „Na dann bis nachher!“, winkte sie zum Abschied. „Komm mit guten Nachrichten wieder!“ Ich winkte zurück und fuhr los.
    Schnaufend trat ich in die Pedale und versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen, welchen Weg Felix und ich gemeinsam zurückgelegt hatten.

    Wenn ich ehrlich war, war Felix bei allen meinen Problemen ja wohl das kleinste. Es war komisch. Ich mochte ihn, aber nicht so, wie ich Jin mochte. Aber doch fühlte ich mich in seiner Gegenwart wohl, so als würde ich ihn schon ewig kennen.
    Ich war mir nur nicht ganz sicher, was ich für ihn war. Und das machte mir Sorgen…

    -20 Minuten später-

    Als ich bei Felix‘ kleinem Haus ankam, lehnte ich mein Rag gegen die Hausmauer und klopfte an die Tür. Doch niemand öffnete. Es war weder eine Regung durch das kleine Glasfenster zu sehen, noch hörte man Schritte aus dem Inneren des Hauses kommen.

    Langsam machte ich mir auch Sorgen.

    Möglichst unauffällig lugte ich durch das kleine Fenster und versuchte etwas im Inneren zu erkennen. Es brannte Licht, doch ich sah niemanden. Plötzlich hörte ich etwas. Das Fenster war nicht ganz geschlossen, sondern einen Spalt breit geöffnet. Ich lauschte.

    Schweres Atmen und leises Stöhnen drang aus dem Inneren. Zwischen durch redete jemand doch, dieser jemand sprach wohl mit sich selbst, denn es war keine weitere Person zu hören.

    Kurz entschlossen ging ich zurück zur Tür und drückte die Klinke herunter. Das alles beunruhigte mich. Ich musste einfach wissen, was los war.

    -im Haus-

    Als ich die Tür wieder hinter mir schloss, sah ich mich erst einmal im Haus um.

    Es war alles sehr spärlich eingerichtet, doch seltsamer Wiese hatte es doch etwas Heimeliges. Einige Jacken hingen an einem Kleiderständer und zwei Paar Schuhe waren fein säuberlich darunter platziert worden. Am Boden lag ein brauner Teppich, der wohl weniger als Dekoration, sondern vielmehr als Staubfänger fungierte.

    An den Wänden hingen einige Bilder. Gleich am Eingang stand ein Foto einer schönen jungen Frau. Es war eine Art Altar, der liebevoll dekoriert und verziert worden war. Ich betrachtete es genauer. Sie hatte große braune Augen, und sah Felix verdammt ähnlich. Ob das seine Mutter war?

    Gleich daneben entdeckte ich ein weiteres Foto. Darauf war dieselbe Frau, ein kleiner lachender Junge und ein Mann abgebildet. Nur, dass das Gesicht des Mannes nicht erkennbar war, denn jemand hatte es mit einem schwarzen Filzstift unkenntlich gemacht. Ob das Felix mit seiner Mutter und seinem Vater war? Er sah dem Jungen auf dem Foto schon sehr ähnlich…..

    Neugierig griff ich nach dem Bild. Dabei übersah ich den Briefbeschwerer, der neben mir auf der Kommode stand. Ich erwischte ihn mit dem Ellbogen und er viel polternd zu Boden. „Scheiße“, fluchte ich. Und hielt mir noch im selben Augenblick eine Hand vor den Mund.

    Hatte mich Felix gehört? Mit dem Bild in der Hand bückte ich mich nach dem Briefbeschwerer in der Form einer kleinen Statue.

    Doch bevor ich mich wieder aufrichte konnte, stand plötzlich jemand hinter mir und packte mich am Kragen.
    „Was soll das?“, krächzte eine heißere Stimme. „Was machst du da? Lass sofort das Bild los!“ Ich zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum.

    Voller Entsetzen und mit aufgerissenen Augen starrte ich in das blasse Gesicht von Felix, der gefährlich hin- und hertaumelte. „Rose?“ Er schien ebenso überrascht zu sein wie ich und lies mich augenblicklich los.

    Schnell stellte ich das Bild zurück an deinem Platz. „Ähm….ich….äh…Conny wollte, dass ich mal nach dir sehe, weil du ja nicht zur Arbeit erschienen bist und so…..“ Verlegen sah ich zu Boden. Auch wenn ich seine Augen noch nie gesehen hatte, weil seine Haare im Weg warnen, traute ich mich doch nicht ihn anzusehen.

    Felix stöhnte auf und stützte sich an der Kommode an. Schweißperlen liefen über sein leichenblasses Gesicht und sein ganzer Körper zitterte. „Felix!“ Besorgt machte ich einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn stützen, doch er lies mich nicht. „Keine Sorge!“, versuchte er mich abzuwimmeln. „Mir geht’s gut! Du kannst wieder gehen!“

    Doch kaum hatte er das gesagt, sackte er völlig in sich zusammen. Schnell griff ich nach seinem Arm und gab ihm damit Halt. „Du bist Vieles, aber sicher nicht gesund“, meinte ich und hockte mich vor ihn. „Komm ich bring dich zurück ins Bett!“

    Felix war zu schwach, um dazu etwas zu sagen. Also lies er es einfach zu, als ich meinen Arm um ihn legte, ihn hochzog und ich vorsichtig zurück in sein Schlafzimmer brachte.

    33

    Als wir am Bett angekommen waren, platzierte ich ihn vorsichtig auf der weichen Matratze und deckte ihn zu.
    Felix atmete schwer und wandte sich schweißgebadet hin und her. Besorgt legte ich ihm eine Hand auf die Stirn. Sie war glühend heiß. Er hatte Fieber.

    Schnell lief ich zum Badezimmer, das gleich neben an war. Ich suchte nach einem Waschlappen und einer Schüssel. Nach kurzem Kramen fand ich beides in einem kleinen Schrank unter dem Waschbecken. Hastig stellte ich die Schüssel unter den Wasserhahn und lies kaltes Wasser hineinfließen. Dabei warf ich immer wieder einen Blick über die Schulter, nur um mich zu vergewissern, dass mit Felix immer noch alles okay war.

    Es schien ihn ganz schön erwischt zu haben. Vermutlich irgendein Virus, der umging. Doch warum hatte er niemanden verständigt? Er hätte doch anrufen können! Ich bin mir sicher Conny hätte das Cafe für heute geschlossen und sich um ihn gekümmert, wenn sie das gewusst hätte.

    Als die Schüssel voll war, beförderte ich sie vorsichtig an sein Bett und tunkte den Waschlappen ein. Mit zwei zügigen Handbewegungen drückte ich ihn aus, wischte seine Haare zur Seite und legte ihm den nassen Stoff auf die glühend heiße Stirn.

    Felix zuckte etwas zusammen, als die Kälte in ihn hineinfuhr, beruhigte sich aber gleich wieder und sein Gesicht entspannte sich. Es schien ihm gut zu tun, denn er hörte auch auf sich stöhnend hin und herzuwälzen.

    „Warum hast du denn niemanden gesagt, dass es dir nicht gut geht“, fragte ich mit sanfter Stimme und tupfte ihm mit dem kalten Waschlappen die Schweißperlen von der Stirn. Felix öffnete Augen. Sie waren glasig und etwas gerötet, trotzdem war es neu für mich ihm plötzlich in die Augen sehen zu können.

    Sie waren groß und braun und er hatte lange Wimpern, auf die ein jedes Mädchen neidisch sein würde. Sie sahen fast so aus wie meine, nur dass seine noch etwas dunkler waren. Oder lag das einfach nur am Fieber?

    „Wen hätte ich denn anrufen sollen“, keuchte er unter Schmerzen. „Naja, Conny zum Beispiel!“, erklärte ich und tunkte den Waschlappen erneut in das kalte Wasserbad. Felix verzog das Gesicht, als ich erneut seine Stirn kühlte. „Das würde ihr doch nur Umstände machen“, murmelte er und schloss wieder die Augen. „Sie soll sich keine Sorgen um mich machen!“

    Ich lachte auf. „Tja, die hat sie sich aber gemacht! Sonst wäre ich gar nicht hier!“ Seine Mundwinkel zuckten und er zog die Decke näher an sein Gesicht. „Conny…..“, murmelte er wie in Trance und griff nach meiner Hand. „Conny, wo bist du?“ Ich sagte kurz nichts. Ich war überrascht. Wollte er nicht eben noch, dass sie nicht herkommt?

    „Conny“, murmelte er wieder. „Bist du das?“, fragte er nun und klammerte sich an meine Hand. Ich legte ihm beruhigend meine Hand auf seinen Arm. „Nein, ich bin’s Rose!“

    Das Fieber schien mittlerweile so hoch zu sein, dass er halluzinierte. Ich machte mir zunehmend Sorgen um ihn. Er musste endlich einschlafen. Mit etwas Schlaf würde das Fieber bestimmt herunter gehen.

    Ich griff nach meinem Handy, das immer noch in der Hosentasche steckte und sendete eine Nachricht an Conny.
    „Bin bei Felix. Er hat Fieber. Kannst du schnell kommen? Er fragt die ganze Zeit nach dir!“

    Dann legte es wieder beiseite und drückte Felix Hand. „Conny! Conny!“, wiederholte er nun schon etwas lauter und sein schwerer Atmen kam zurück. „Shhhht“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Conny ist bestimmt gleich da!“

    Er tat mir so Lied. Irgendwie musste ich ihn ablenken, bis Conny da sein würde.

    Vorsichtig strich ich ihm die nassen Haare aus dem Gesicht. „Auf dem Foto, dass da vorne beim Eingang steht……Ist das deine Mutter?“, versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. Felix nickte angestrengt. „Und das Foto daneben……Bist das du mit deiner Mutter und deinem Vater?“ Er schüttelte hastig den Kopf.

    „D….das…..ist nicht mein Vater……nicht mein Vater“, wiederholte er bestimmend. Ich runzelte die Stirn. „Und wer ist das dann?“ Felix schluckte und öffnete wieder die Augen. „Mein Stiefvater, das ist mein Stiefvater! Ich hasse ihn!“

    Ich sah wie Tränen in seine Augen stiegen und drückte schnell wieder seine Hand. „Okay, lassen wir das. Du musst mir das nicht erzählen!“, versuchte ich ihn schnell wieder auf andere Gedanken zu bringen, doch er fuhr fort.

    „Er ist der Grund warum meine Mutter jetzt tot ist!“, schnaufte er verächtlich. Ich zögerte kurz, doch dann wurde ich doch neugierig. „Und dein echter Vater?“ „Kenne ich nicht“, murmelte er. „Ist vor meiner Geburt abgehauen.“ Er machte eine kurze Pause. „Und dann hat meine Mutter diesen Arsch geheiratet!“ Eine Träne kullerte über seine heiße Wange.

    „Sie hat ihn geliebt, aber mich konnte er nie leiden, weil ich nicht sein leibliches Kind war! Und als sie dann bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes gestoben ist, wollte er mich nicht mehr! Er hat mich einfach weggegeben. Wie Müll, den man nicht mehr braucht!“

    Ich schluckte. Sein Stiefvater musste ein richtiges Monster gewesen sein. Wie konnte man ein Kind einfach weggeben. Selbst wenn es nicht sein leibliches Kind war. Er hätte es doch genau so lieben können wie sein eigenes.

    „Ich war erst sechs Jahre alt…..sechs Jahre….“, weinte er nun und vergrub sein Gesicht im Polster. Als ich ihm dabei zusah, zerriss es mit beinahe das Herz. Ich wollte etwas sagen, doch plötzlich stand eine keuchende Conny im Schlafzimmer und beobachtete voller Entsetzen die Szene.

    „Ach du meine…..“ Sie eilte zu ihm ans Bett und griff nach seiner Hand, die immer noch in meinen Händen lag. „Felix!“ Als er ihre Stimme hörte, öffnete er erneut die Augen, in die plötzlich wieder etwas Leben huschte.

    Ich wich zurück und überlies ihr meinen Platz. „Ich lass euch dann mal alleine“, meinte ich und legte Conny zum Abschied die Hand auf die Schuler. „Kümmere dich gut um ihn“, lächelte ich ihr zu. Conny nickte. „Danke, Rose!“

    Als ich wieder im Flur war, warf ich noch einmal einen Blick auf das Bild seiner zerbrochenen Familie. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie musste ich es mir noch genauer ansehen. Irgendetwas stimmte hier nicht.

    Kurzerhand schnappte ich mir das Bild und verließ das Haus. „Tut mir leid Felix. Aber ich bring‘s dir dann wieder“, entschuldigte ich mich murmelnd und machte mich auf den Weg ins Apartment.

    -spät am Abend im BTS-Apartment-

    Es war schon spät am Abend und ich hatte mich zurück in mein Zimmer verzogen. Jin war den ganzen Tag in der Stadt gewesen und so war es recht einfach gewesen, ihm etwas aus dem Weg zu gehen.

    Es war nicht so einfach für mich, weil mich das schlechte Gewissen immer mehr zerfraß, wenn ich in seiner Nähe war. Trotzdem vermisste ich ihn aber, wenn er nicht da war. Ich weiß, das wiederspricht sich, aber das ist nun einmal so!
    Ich knipste die Schreibtischlampe an und setzte mich. Das Foto hatte mir den ganzen Tag keine Ruhe gelassen und nun hatte ich endlich Zeit es mir genauer anzusehen.

    Vorsichtig strich ich über die glatte Oberfläche des Fotopapiers und betrachtete die Gesichter der Menschen genauer. Seine Mutter wirkte so glücklich auf diesem Bild und auch Felix strahlte über beide Ohren. Würde man es nicht wissen, könnte man denken, das wäre die perfekte Familie. Wären da nur nicht die schwarzen Striche über dem Gesicht des Mannes.
    Ich sah genauer hin und wurde etwas stutzig.

    Dann hatte ich eine Idee. Ich griff nach dem Nagellackentferner und einem Wattestäbchen, die auf meinem Schreibtisch standen. Ich öffnete die Flasche und tunkte ein Ende des Stäbchens in die stinkende Flüssigkeit. Vorsichtig fuhr ich mit dem Ganzen über das Gesicht des Mannes.

    Zuerst veränderte sich nichts, doch dann lösten sich nach und nach die schwarzen Striche des Stiftes auf und man konnte Teile des Gesichtes erkennen.

    Konzentriert kniff ich die Augen zusammen, bis keine schwarze Tinte mehr übrig war.

    Noch im selben Moment setzte mein Herz aus und ich hielt mir voller Entsetzten die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien.

    34

    Geschockt starrte ich in die Augen meines eigenen Vaters.
    Meine Hände zitterten wie verrückt. Schnell legte ich das Bild zu Seite und wagte kaum zu atmen.

    Ich hörte meinen eigenen Herzschlag hämmern und es breitete sich ein schrilles Fiepen in meinem Kopf aus. Instinktiv legte ich mir meine Hände auf die Ohren und drückte zu. Ich wollte das es aufhörte. Ich wünschte, ich hätte das alles nie herausgefunden.

    Tränen stiegen mir in die Augen, als ich immer noch geschockt auf das Familienfoto auf dem Tisch starrte. Konnte das alles denn überhaupt wahr sein? Oder war das alles nur ein riesengroßer Irrtum? Wer weiß, vielleicht hat Felix wegen des Fiebers dummes Zeug geredet?

    Tränen kullerten langsam über meine kalten Wangen und tropfen auf die blaue Jeansjacke. Angestrengt versuchte ich mich mit einem langen, kontrollierten Atemzug zu beruhigen.

    Das Fiepen war immer noch da, doch ich spürte wie es langsam leiser wurde. Unter Schock griff ich noch einmal nach dem Foto und starrte die Personen darauf an.

    Wenn Felix‘ Erzählungen wahr waren, dann war er mein Halbbruder und seine Mutter meine Mutter. Vorsichtig strich ich über das Gesicht der hübschen, lachenden Frau. „Mama“, dachte ich. Mein Vater hatte mir nie ein Foto von ihr gezeigt. Er hat mir immer weiß gemacht, er würde es nach ihrem Tod nicht noch einmal ertragen, sie zu sehen. Und so hat er alle Erinnerungen an sie gleich nachdem sie fort war vernichtet.

    Das einzige was ich von ihre wusste, stammte aus Erzählungen von ihm, als ich noch ein Kind gewesen war. Ich biss wütend die Zähne zusammen. Sie sahen alle so glücklich auf dem Foto aus. Wie gerne wäre auch ich ein Teil dieser scheinbar perfekten Familie gewesen.

    Doch als mein Blick wieder auf Felix fiel stutzte ich.
    Warum lebte er alleine? Warum war er nicht als mein Halbbruder mit mir aufgewachsen und was war er geschehen, dass mein Vater sich nicht um ihn gekümmert hat?
    All diese Fragen geisterten in meinem Kopf herum, doch ich fand keine passendenden Antworten darauf.

    Plötzlich vibrierte mein Handy und „PAPA“ erschien auf dem Display. Ich schreckte auf und starrte panisch auf das summende Teil. Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, drückte ich ihn weg und schob das Handy unter mein Kopfkissen.

    Unpassender ging es ja wohl nicht mehr……
    Wahrscheinlich wollte er wieder neue Informationen von mir, aber die konnte ich ihm auch per SMS schicken. So oder so. Mir war das gerade alles etwas zu viel. Das musste ich erst mal verarbeiten.

    Bevor ich mich ins Bett legte, versteckte in einem Geheimfach meines Rucksacks. Ich nahm mir fest vor, morgen noch einmal zu Felix zu fahren. Ich hatte so viele Fragen an ihn, die er mir einfach beantworten musste……

    -am nächsten Morgen im Wohnzimmer-

    Vs Sicht:

    Gemütlich saßen wir alle zusammen und schlürften Tee und Kakao. Es war gerade erst 9:00 in der Früh und alle waren noch etwas verschlafen. Trotzdem liebte ich gemeinsame Vormittage auf der Couch. Es gibt nichts Schöneres, als sich zusammenzukuscheln und endlich mal über alles gemeinsam reden zu können.

    „Wer kommt heute mit mir mit? Ich würde gerne einen kleinen Ausflug in den Park machen. Picknicken und Fotos machen!“, schlug ich voller Vorfreude vor. Die anderen sahen schnell zur Seite und taten beinahe so, als hätten sie mich nicht gehört. „Hallo? Hat keiner Lust mitzukommen?“ Jungkook, Jimin und J-Hope schüttelten die Köpfe.

    „Nur über meine Leiche“, meinte auch Suga. „Aber warum?“, fragte ich enttäuscht und lies traurig die Hände sinken. ‚
    „Versteh das jetzt nicht falsch“, erklärte Jimin. „Das liegt nicht an dir, aber ich hab‘ echt keinen Bock schon wieder vor einer Horde verrückter Fans und Paparazzos abzuhauen! Lass uns doch lieber hier im Haus etwas gemeinsam unternehmen!“
    Ich sah Jimin aus großen Augen an. „Aber….“

    „Jimin hat recht“, meinte nun auch RM. „Nach den Vorfällen der letzten Tage, ist es vermutlich besser, erst mal keine Ausflüge zu machen. Und auch, wenn mir das genau so wenig wie euch gefällt, sollten wir das Haus in Zukunft nicht gemeinsam mit den Mädchen verlassen! Die Gefahr ist einfach zu groß, dass wir einmal gemeinsam entdeckt werden. Und ihr wisst, was dann passiert!“

    Nach dieser Ansage zuckten nicht nur Jimin und ich, sondern auch Suga, Jin und die Mädchen zusammen. Und auch wenn Rose immer noch auf ihrem Zimmer war und schlief, wusste ich, dass ihr die Neuigkeiten gar nicht gut bekommen würden.
    Innerlich sammelte sich brodelnde Wut bei mir an. Doch als ich Emilias Hand in meiner spürte, wusste ich, dass es besser war, RMs Entscheidung zu akzeptieren, anstatt mich jetzt darüber aufzuregen. Ich nickte.

    Jins Sicht:

    „Na toll“, dachte ich und seufzte. „Die Abendspaziergänge, die ich in den nächsten Tagen mit Rose machen wollte, konnte ich mir nun sonst wo hinkleben!“

    Ich wollte gerade RM eine Frage stellen, um eventuell dieser Vorschrift zu entgehen, als Rose plötzlich aus ihrem Zimmer eilte und noch während dem Gegen in ihre Schuhe schlüpfte. Auch die anderen bemerkten sie und drehten sich interessiert zu ihr um. „Oh, guten Morgen Rose!“, lachte RM.

    „Guten Morgen“, grüßte die nur äußerst flüchtig und schulterte ihren Rucksack. „Wo willst du hin“; fragte ich sie verwundert. „Ich muss was klären“, erklärte sie knapp. Ich runzelte die Stirn. Was war denn nun los?

    „Und mit wem?“, bohrte ich weiter nach, als sie in ihre Jacke schlüpfte. „Mit Felix“, erklärte sie gestresst. „Es ist wichtig!“ Felix schon wieder. Ich ballte die Fäuste. „Soll ich mitkommen“, erkundigte ich mich schnell und hoffte auf ihre Zustimmung. Doch Rose schüttelte nur den Kopf. „Nein, danke. Das schaffe ich schon alleine!“

    Dann öffnete sie dich Eingangstür und verließ die Wohnung.
    Ich sah ihr ratlos nach.

    -zwanzig Minuten später-

    Roses Sicht:

    Als ich Felix‘ kleines Haus betrat entdeckte ich einen kleinen Zettel an der Pinwand im Flur. „Frühstück steht im Kühlschrank! Lass es dir schmecken!“, stand da in geschwungener Handschrift. Der Zettel musste von Conny sein. Wie lange sie gestern wohl noch hier gewesen war?

    Als ich das Schlafzimmer betrat, bemerkte ich Felix, der mit offenen Augen im Bett lag und die Decke anstarrte. Auch er hörte meine Schritte und setzte sich auf, um besser sehen zu können, wer den Raum betreten hatte.

    „Rose? Was machst du so früh schon hier?“, krächzte er etwas heißer. Er sah immer noch krank und fiebrig aus, wirkte aber schon deutlich kräftiger, als gestern und er schaffte es sogar, mir ein kleines Lächeln zu schenken.

    „Übrigens danke, dass du gestern für mich da warst. Ohne dich wäre ich bestimmt…..“ „Ja, ja!“, unterbrach ich ihn. „Das habe ich gerne gemacht. Aber du musst mir jetzt gut zuhören!“ Ich trat zu ihm an Bett und Felix starrte mich verwirrt an und musterte mich genauer.

    „Was ist denn los? Du siehst so fertig aus, als hättest du kaum geschlafen! Oder bist du etwa auch krank?“ Ich hielt kurz inne. „Wow, danke“, dachte ich. „Da ist man einmal ungeschminkt und schon denken die anderen, es geht einem nicht gut!“

    „Nein, nein! Alles OK!“, winkte ich schnell ab und kramte in meinem Rucksack. „Aber ich muss dir was Wichtiges zeigen.

    „Du wist nicht glauben, was ich gestern herausgefunden habe!“

    35

    Felix Sicht:

    Meine Sicht war vom Fieber immer noch etwas verschwommen, also kniff ich konzentriert die Augen zusammen, um die Menschen auf dem Bild zu erkennen.

    „Hey, das ist doch….“ Verärgert griff ich nach dem Bild und drückte es beschützend an mich. Ich warf Rose einen misstrauischen Blick zu. „Was denkst du eigentlich wer du bist, dass du einfach meine Familienfotos mitnehmen kannst!“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf.

    Rose schluckte und fühlte sich sichtlich schuldig. „Tut mir leid! Bitte lass mich erklären, dann verstehst du mich vielleicht besser!“ Sie sah mich mit einem flehenden Blick an.

    Ich musste kurz überlegen. Eigentlich waren mir diese Fotos heilig und jeder der sie ohne meine Erlaubnis anfasst, ist gestorben für mich. Aber als ich so darüber nachdachte, interessierte mich doch, was Rose mir erzählen wollte. Da sie so früh bei mir aufgekreuzt war, musste es wohl etwas Wichtiges sein. Andererseits hätte sie es mir ja auch später mitteilen können.

    „Na gut“, verzieh ich ihr. „Dann erkläre mal!“ Rose wollte gerade loslegen, als ich auf das Bild in meinen Händen einen weiteren Blick warf und stutze. Die schwarzen Striche! Sie waren verschwunden! Verwirrt sah ich zwischen dem sauberen Gesicht meines Stiefvaters und dem von Rose hin und her.
    „Wieso?….Hast du etwa……? Wie kommst du auf die Idee……?“

    Rose legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Warte! Lass mich erst mal von vorne erzählen! Ich verspreche dir, du verstehst dann warum!“ Langsam, aber total verwirrt nickte ich. Rose räusperte sich. „Also alles begann damals, als ich auf meinem Lieblingshügel im Gras lag….“
    Und dann erzählte Rose alles von Anfang an.

    Sie erzählte, von ihrem Vater, der der einzige war, der ihr nach dem Tod ihrer Mutter noch geblieben war. Von dem Auftrag ihres Vaters undercover bei einer K-Pop-Gruppe einzuziehen und diese auszuspionieren. Wie sie sich dabei in den ältesten der sieben verliebt hatte und nun in einer riesen Sinneskrise steckte.

    Während sie sprach sagte ich kein Wort. Ich hörte ihr einfach nur zu.

    Ich verstand nur zu gut, was es bedeutete ohne Mutter aufzuwachsen und ohne die Unterstützung meines Vaters leben zu müssen…..


    „Das heißt, den Job im Cafe brauchtest du nur, um deine Rolle glaubwürdiger zu spielen?“ Rose nickte. „Wobei ich sagen muss, dass ich mit dem Cupcake backen eine kleine Leidenschaft von mir entdeckt habe!“ Sie lächelte.

    Mein Schädel brummte immer noch, doch ich lies es mir nicht anmerken. „Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, kommst du aus der ganzen Situation nicht mehr raus, oder? Also, du willst deinen Vater stolz machen, aber möchtest deinen neuen Freunden auch nicht schaden!“

    Rose seufzte erleichtert. „Ja, genau das ist mein Problem! Bin ich froh, dass das Ganze nicht falsch bei dir angekommen ist!“ „Nein im Gegenteil“, meinte ich. „Ich versteh dich nur zu gut!“

    Ich hielt kurz inne. Das alles ergab schon Sinn, doch ich verstand noch immer nicht, was das mit mir und mit meiner Familie zu tun haben sollte. Also hielt ich ihr das Bild unter die Nase.

    „Und was genau hat das alles mit mir zu tun?“ Rose strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und atmete tief ein und aus. Sie streckte die Hand aus und deutete auf den Mann auf dem Foto. „Das ist dein Steifvater, oder?“

    Sie sah mir tief in die Augen und wartete gespannt meine Antwort ab. Ich nickte. „Ja, das ist er. Mein leiblicher Vater hat mich und meine Mutter schon sehr früh verlassen. Sie hat kurze Zeit später meinen Steifvater kennengelernt und wir sind gemeinsam in ein kleines Haus gezogen. Da war ich etwa zwei Jahre alt!“

    Rose tippte noch einmal auf das Gesicht des Mannes. Nun schon etwas energischer und ich bemerkte, wie sie angespannt ihre Zähne zusammenbiss. „Felix, der Mann da auf dem Foto, ist nicht nur dein Stiefvater…“ Sie machte eine kurze Pause. „………er ist auch mein leiblicher Vater!“

    Mein Herz setzte für einen Moment aus und ich starrte sie ungläubig an. „Wie?....Nein!……Das, das kann nicht sein….“, stotterte ich und sah abwechselnd das Foto und Rose an. „Das würde ja bedeuten………..“, fuhr ich fort und wagte kaum meinen aktuellen Gedanken fertig auszuführen.

    „Mama ist bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes gestorben……“, murmelte ich perplex und bemerkte nun erst die Ähnlichkeit zwischen Roses und Mamas Augen. Roses Lippen zitterten und sie fuhr mit einem Finger über das Bild meiner Mutter. Sie sprach das aus, wozu ich nicht im Augenblick nicht im Stande war…

    „Auch meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben und das ist mein Vater….. Also ist meine Mutter deine Mutter!“ Sie sah zu mir auf. „Das macht uns zu Halbgeschwistern, oder?“ Ich schnappte nach Luft und brachte immer noch kein Wort heraus.

    Rose sah mich noch kurz an, dann kramte sie in der Tasche nach ihrem Handy. Sie klickte auf ein Foto und hielt es mir unter die Nase. Drauf konnte man sie und einen Mann sehen, der ohne Zweifel mein Stiefvater war.

    Ich atmete entgeistert aus und rubbelte mir meine brennenden Augen. „Das alles…..passiert das gerade wirklich? Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich musterte Rose ausgiebig.

    „Du….du bist meine Schwester?“ Rose nickte hastig und ich merkte wie auch sie Mühe hatte ihre Tränen zurückzuhalten. „All die Jahre……“ Mir kullerten dicke Tropfen über die Wangen und verschlechterten meine sowieso schon eingeschränkte Sicht.

    Auch Rose schluchzte los, doch es waren keine Tränen aus Traurigkeit. Es waren Freudentränen und sie lächelte. Sie hatte dasselbe Lachen wie Mama und sie war genauso schön dabei.

    „All die Jahre hätte ich gedacht, ich würde dich niemals kennenlernen“, weinte ich nun los. Rose lies das Bild los und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und ich hatte keine Ahnung, dass ich überhaupt einen Bruder habe!“

    Schluchzend öffnete ich meine Arme und sie lies sich hineinfallen. „Ich dachte schön ich wäre ganz alleine“, wimmerte Rose und vergrub ihr Gesicht in meine Pulli. Ich drückte sie fest an mich und streichelte ihr sanft über die Haare.

    „Jetzt nicht mehr!“, flüsterte ich. „Jetzt nie wieder!“

    -währenddessen in BTS Apartment-

    Vs Sicht:

    „Das alles geht mir so auf die Nerven!“ Wütend trat ich mit dem Fuß gegen die Couch und bereute es schon im nächsten Moment, als sich ein höllischer Schmerz in meiner Zehe breit machte. „Auuuu!“, jaulte ich auf und sprang verärgert durch‘s Wohnzimmer.

    „Da, lass deine Aggressionen am Polster aus!“ Jimin warf mir ein großes Kissen zu und widmete sich dann wieder seinem Schokokuchen. Wütend boxte ich ihn auf die Seite und stemmte die Hände in die Hüften. „Mann das ist nicht dasselbe! Und außerdem halte ich es hier drinnen nicht mehr aus! Ich möchte endlich raus und was unternehmen! Ist euch denn noch gar nicht langweilig hier?“

    Jungkook schnippte eine Münze in die Höhe und fing sie geschickt wieder auf. „Doch es ist langweilig! Aber du hast RM gehört und sind wir doch mal ehrlich, er hat doch recht!“

    Ich schnaufte verächtlich. „Wir können uns aber nicht für immer hier verstecken! Das wäre doch kein Leben!“ J-Hope kam zu mir und legte mir kumpelhaft eine Hand auf die Schulter. „Was hältst du davon, wenn wir eine Runde auf der X-Box spielen?

    Ich wette mit dir um meine Schokoriegelsammlung, dass ich gewinne!“ Meine Stimmung verbesserte sich augenblicklich und setzte ein breites Lächeln auf. Das Angebot war einfach zu verlockend. „Warum eigentlich nicht“, meinte ich selbstsicher.

    Als Jimin und Jungkook das hörten, rissen sie herum und ihre Augen leuchteten begeistert auf. „Deine
    Schokoriegelsammlung?“, wiederholten sie im Chor. „Wir sind dabei!“ „Ich bereite schon mal alles vor“, grinste Jimin und lief in sein Zimmer, um die Spielekonsole zu holen.

    Als J-Hope die rege Beteiligung an seiner Idee bemerkte, knirschte überrumpelt mit den Zähnen. „Na toll! Wenn Kookie mitspielt wars das mit meiner Schokoriegelsammlung!“ Ich sah ihn empört von der Seite an. „Und mir hättest du es nicht zugetraut zu gewinnen?“

    J-Hope grinste verlegen und ich verstand, dass ich damit völlig ins Schwarze getroffen hatte. „Na warte!“, rief ich, schnappte mir das Kissen und lief J-Hope nach, der bereits kreischend die Flucht ergriffen hatte.


    36

    -eine Woche später-

    Roses Sicht:

    Die Tage waren wie im Flug vergangen und ehe ich es mir versah, war eine Woche rum. Die Blüten der Kirschenbäume waren mittlerweile abgefallen und lagen nun wie ein pastellrosaroter Blütenteppich am Boden. Man merkte jedoch erst wie launisch der Frühling sein konnte, als immer wieder die Sonne mit den dicken Regenwolken um den Platz am Himmel stritt.

    Ich verbrachte praktisch die ganze Woche bei Felix zuhause. Gemeinsam mit Conny, die mittlerweile Bescheid wusste, dass wir Geschwister waren, pflegte ich ihn gesund, bis er wieder bereit dazu war im Cafe weiterzumachen.

    Der Vorteil an der Krankenpflege war, dass wir Zeit hatten. Genug Zeit über alles zu reden, was in unserem Leben in den vergangen Jahren passiert war.

    Ich erfuhr viel über meinen Bruder, was ich ihm so gar nicht zugetraut hätte., aber auch über meinen Vater, was mich verdammt wütend machte. Denn er war es gewesen, der Felix mit sechs Jahren in ein Heim stecke, weil er, laut eigener Aussage, seinen Anblick nicht mehr ertragen könne. Felix meinte, er hätte meinen Vater damals zu sehr an unsere Mutter erinnert und da er auch nicht sein leiblicher Sohn war, hatte er keine Gewissensbisse gehabt, ihn einfach fortzuschicken.

    Als Felix mir dann von seiner schweren Zeit erzählte, die er danach im Heim durchmachen musste, war ich entsetzt. Es musste grausam gewesen sein, mit der ständigen Angst leben zu müssen, niemanden mehr zu haben, der für einen da ist und dabei auch noch die Hoffnung auf ein glückliches Leben zu verlieren.

    Ganz ehrlich, es zerfraß mich innerlich, dass ich ihn Jin nicht als meinen Bruder vorstellen konnte…

    Immerhin. Wenn ich ihn jetzt so ansehe, bin ich ehrlich stolz auf ihn, was er trotz seiner schlechten Ausgangssituation alles erreicht hatte. Immerhin, er besitzt ein eigenes Haus, hat einen Job und konnte sich mehr oder auch weniger in die Gesellschaft integrieren.

    Trotzdem. All das brachte mich dazu das Bild meines Vaters das erste Mal gründlich zu überdenken.

    Parallel zu meinen neuen „Familienproblemen“ verfolgte mich aber auch der ständige Gedanke an Jin. Je länger die Lüge zwischen uns andauerte, desto komischer fühlte es sich zwischen uns an. Er wusste genau, dass ich ihm etwas verschwieg und trotzdem redeten wir nie darüber.

    Wir sprachen über andere Dinge, sahen uns gemeinsam unsere Lieblingsfilme an, oder probierten neue Rezepte zusammen aus. Und auch, wenn die gemeinsamen Stunden mit Jin, schön waren, ging ich ihm doch immer mehr aus dem Weg.

    Innerhalb des Apartments herrschte eine katastrophale Stimmung. Ab dem Moment, als die Jungs alle Spiele einmal durch hatten, beklagten sie sich doch immer mehr darüber, sich eingesperrt zu fühlen. Ich merkte, wie nicht nur die Jungs, sondern auch die Mädchen vermehrt schlechte Stimmung hatten und diese auch an einander ausließen.

    Ach Mann……. Und das alles nur wegen mir!


    Jins Sicht:

    Dieser Felix ging mir so gehörig auf die Nerven! Ständig erzählte Rose nur von ihm. Felix hier, Felix da. Blah, blah, blah….. Ich kann das alles nicht mehr hören!

    Mittlerweile fühlte es sich so an, also würde sie mehr Zeit bei ihm, als bei mir verbringen. Ja gut, er ist krank und sie kümmert sich um ihn, aber muss sie das immer einen ganzen Nachmittag tun?

    Es ärgerte mich, wenn sie spät abends heimkam und nach dem Parfüm eines anderen Mannes roch. Es war als wäre er immer bei ihr sein und das hielt ich beim besten Willen nicht aus.

    Vielleicht wird es schön langsam Zeit ihr zu zeigen, wie ernst ich es eigentlich meine. Ob sich das alles zu meinen Gunsten ändern würde, wenn ich sie fragen würde, ob sie meine Freundin sein möchte?

    Ich weiß nicht…..


    -Sonntag Nachmittag-

    Roses Sicht:

    Ich saß auf der Couch und blätterte in einem italienischen Kochbuch, das Jin mit vor Kurzem geliehen hatte. Auf den ersten Blick fand ich jedoch keine Gerichte, die mich wirklich ansprachen, also schlug ich es wieder zu und legte es vor mich auf den Tisch.

    „Na, heute gar keine Krankenpflege?“
    Jin kam um die Ecke und ließ sich neben mich zwischen die weichen Kissen plumpsen. Ich schüttelte den Kopf.

    „Ne, Felix ist schon wieder gesund! Morgen beginnt er wieder zu Arbeiten!“ Jin atmete erleichtert auf. „Na, endlich“, flüsterte er kaum hörbar. Fügte aber noch ein:“ Das ist aber schön zu hören!“, hinzu und setzte ein unschuldiges Lächeln auf.

    „Du magst ihn nicht, oder?“ Ich legte den Kopf schief und wartete auf eine Antwort. Ich war doch nicht blöd. Als würde ich das nicht mitbekommen, dass er sich immer meinem Rücken bei den anderen über Felix aufregt. Dabei hatte er doch gar keinen Grund eifersüchtig zu sein….

    „Naja, definiere „mögen““, grummelte Jin und sah etwas beschämt zu Boden. „Ich kenne ihn ja auch nicht!“ Ich schnalzte genervt mit der Zunge.

    „Genau das ist der Punkt! Du kennst ihn gar nicht! Schon mal daran gedacht, dass es auch ein ganz netter Typ sein könnte!“
    Da lachte Jin auf und sah mich schief an. „Klar, das ist auch meine größte Angst. Dass er so nett ist, dass er mehr als ein Freund für dich ist.“

    Und da verstand ich erst, was Jin in all den Tagen so fertig gemacht hatte. Er hatte Angst, ich würde mich in Felix verlieben. Nun musste auch ich lachen und meine Miene hellte sich auf. Ich drückte Jins Hand und lehnte mich gegen seine Schulter.

    „Jin, du musst dir da wirklich keine Gedanken darüber machen! Wir sind nur gute Freunde und das wird auch so bleiben! Glaub mir!“ Ich kuschelte mich in den weichen Stoff seines Pullis und sog den mir so vertrauten Geruch in mich auf.

    Ich spürte wie Jin bei meinen Worten erleichtert ein und ausatmete und wie sich sein Brustkorb dabei hob und senkte.
    „Okay! Vielleicht hast du recht!“ Er machte eine kurze Pause und legte dann seinen Arm um mich. „Morgen komme ich euch im Cafe besuchen! Da kannst du ihn mir ja vorstellen!“

    Mein Herz machte einen riesen Satz. „Perfekt! Ich mache deine Lieblingscupcakes!“ Nun lächelte er endlich wieder und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

    Da bemerkte er sein Kochbuch, das vor uns auf dem Wohnzimmertisch lag. „Hast du was gefunden, dass dich interessiert?“ Zielstrebig griff er nach dem Buch und blätterte einige Seiten um. Ich schüttelte den Kopf und schnappte mir das Buch.

    Beschützend drückte ich es an mich und lächelte. „Aber du kannst mir ja dein Lieblingsrezept aus dem Buch zeigen und wir kochen das dann gemeinsam. Was denkst du?“ Jins Augen leuchteten auf. „Bin dabei!“ Er zeigte auf den dicken Bildband. „Da ist ein Pesto-Rezept drin, du wirst es lieben!“

    Kurzerhand schnappte er mich an der Hand und zog mich in die Küche hinein.

    37

    -am nächsten Tag-

    Jins Sicht:

    „Können wir nicht endlich wieder rausgehen?“ V goss großzügig Milch über seine Cornflakes und lies noch einige Erdbeeren hineinplumpsen. „Ich meine, es ist jetzt doch bereits eine Woche um und es ist nichts passiert! Vielleicht haben die jetzt aufgegeben und suchen sich andere, die sie belagern können?“

    RM, der neben mir saß und nachdenklich in seinem Tee rührte, stoppte mit seiner Beschäftigung und legte den Löffel mit einem klirrenden Geräusch auf die Untertasse. Er räusperte sich. „Ja, vielleicht hast du recht V. Und trotzdem, ich gehe dieses Risiko bestimmt nicht ein!“

    Sofie kam um die Ecke und setzte sich mit ihrer Müslischüssel, in der Joghurt und frische Früchte waren, neben ihren Freund. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und widmete sich dann ihrem Frühstück. „Seid wann bist du wach?“, fragte sie selbstverständlich und bemerkte dabei gar nicht die schlechte Stimmung, die am Tisch herrschte.

    Als keine Antwort kam sah sie auf und starrte uns verwundert an. „Was ist denn los? Hab ich was verpasst?“ V schnaubte und stand ruckartig wieder von seinem Platz auf. „Dein Freund ist ätzend! Das hast du verpasst!“ Mit diesen Worten lies er seine Cornflakes ohne Aufsicht wieder in im Milchbad zurück und verdrückte sich aus dem Esszimmer.

    Nun sah sie mich an. „Jin?“ Ich hatte eigentlich gehofft mich aus dieser Diskussion raushalten zu können, doch so einfach machte sie es mir anscheinend nicht. „V will wieder rausgehen, aber RM ist dagegen!“ Ich wollte, dass es möglichst unparteiisch klang, doch das klappte anscheinend nicht.

    So fing ich auf einmal einen bösen Blick von RM ein. „Jetzt dreh die Geschichte doch nicht so, dass ich der Böse bin! Ich will doch nur, dass wir nicht ein Drittes Mal auf der Titelseite dieser blöden Zeitung landen!“ „Schon gut!“ Sofie legte beschwichtigend ihre Hand auf seine. „Das weiß ich doch!“

    RM kriegte sich wieder ein und ich merkte wie der Ärger aus seinen Augen verschwand. Sofie verwickelte RM in ein Gespräch und versuchte ihn ganz offensichtlich von seinen Sorgen abzulenken. Ich sah noch einige Minuten stumm aus dem Fenster, dann brachte ich mein Geschirr in die Küche.

    Bloß nicht auffallen! Schließlich war ich derjenige, der sich heute aus diesem Apartment schleichen würde, um heimlich Rose im Cafe zu besuchen. Denn auch, wenn die Mädchen rein und rausgehen durften, wann sie wollten, galt für uns Jungs, dass wir Ausflüge, vor allem in die Stadt, vermeiden sollten.

    -einige Zeit später bei Connys Cupcakes-

    Roses Sicht:

    Vorsichtig rollte ich kleine Marzipankugeln und bestäubte diese mit rosa gefärbtem Puderzucker. Dann drückte ich sie auf meine neue Cupcake-Kreation und im Handumdrehen verwandelten sich die Kugeln in die Backen eines kleinen Bären.

    „Süß“, grinste Conny, die mir interessiert über die Schulter sah. „Ich hoffe sie schmecken auch so gut wie sie jetzt aussehen!“, lächelte ich zufrieden und reichte sie Conny. „Da bin ich mir sicher“, meinte diese und brachte die Fracht sicher aus der Küche in den Verkaufsbereich.

    Heute war ein recht ruhiger Tag im Cafe und nicht so überfüllt wie sonst. Das war angenehm, denn so hatten wir endlich Mal Zeit uns nebenbei etwas zu unterhalten.

    Im nächsten Moment öffnete jemand die Tür und betrat noch immer etwas verschlafen den Raum. „Felix!“ Als Conny ihn bemerkte, lies sie alles stehen und liegen und rannte auf ihn zu. Überglücklich fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht!“

    Nur mal so nebenbei! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Conny in der vergangenen Woche mindestens genau so viel gelitten hat wie Felix. Nur mit dem Unterschied, dass er derjenige war der 40 Grad Fieber hatte.

    Amüsiert beobachtete ich die Szene und grinste. Nach kurzem Überlegen war ich mir sicher. „Jap, noch ca. ein Monat und die beiden würden ein Paar sein!“

    Weil jetzt mal ehrlich. Auch wenn er ihre Signale bis jetzt bestimmt nicht als so ernst wahrgenommen hat und sie vielleicht etwas zu naiv war, um seine unterschwelligen Nachrichten zu verstehen, waren sie doch wie für einander geschaffen.

    Schließlich lies er sie los und lächelte sie noch kurz glücklich an, dann kam er auch zu mir. „Wie geht’s, Schwesterchen!“ Ich grinste und boxte ihm gegen die Schulter. „Gewöhn dir das bloß nicht an! Ich bin zu alt, um verniedlicht zu werden!“ „Wen nennst du hier alt? Ich bin sechs Jahre älter als du! Schon vergessen?“, motze er etwas beleidigt und umarmte mich dann doch noch.

    Als ich vorgestern bei ihm gewesen war, ging es ihm doch noch nicht so gut. Umso erleichterter war ich, ihn nun in so gutem Zustand anzutreffen.

    Jins Sicht:

    Möglichst unauffällig parkte ich mein Auto in einer Nebengasse und machte mich auf zu dem kleinen Cafe, indem Rose seit etwa einem Monat arbeitete. Nach etwa zwei Minuten Fußweg erkannte ich es an seiner gemütlich gestalteten Terrasse und dem Schild, auf dem, in geschwungenen Buchstaben, „Connys Cupcakes“ stand.

    Voller Vorfreude gleich Rose bei der Arbeit beobachten zu können, öffnete ich die Tür und trat ein.
    Doch dann versetzte mir ihr Anblick einen stechenden Schmerz in der Brust.

    Rose stand da, inmitten der ganzen Tische und Cupcakes und lag einem jungen, gutaussehenden Mann in den Armen. Er hatte viel zu lange schwarze Haare und sah so aus wie V, wenn er sich wieder mal weigerte zum Frisör zu gehen. Nur mit dem Unterschied, dass das lustig war, doch dass was ich hier mit ansehen musste, war alles andere als lustig.

    Wut kochte in mir hoch und ich ballte die Fäuste. Ich sah Roses Gesicht nicht, denn sie stand mit dem Rücken zu mir, doch sie schien sich auch nicht zu wehren. Ganz im Gegenteil! Sie schien sich richtig wohl zu fühlen. Ich schnaubte.

    Verletzt und aufbrausend ging ich mit schnellen Schritten auf die beiden zu und zog Rose am Handgelenk von ihm weg.
    „Jin?“ Überrascht starrte sie mich aus ihren großen braunen Augen an. „Was machst du denn schon hier? Ich hätte gedacht du kommst erst in einer Stunde!“ Misstrauisch sah ich zwischen den beiden hin und her. „Ich hab mir gedacht ich überrasche dich! Aber denkst du wirklich, dass du gerade diejenige bist die die Fragen stellen darf?“

    Ich deutete auf Felix und bemühte mich angestrengt ihn nicht anzubrüllen, was in der Welt im einfiel einfach meine Freundin zu umarmen.

    Oh…………wartet.

    Mist.

    Sie ist ja noch immer nicht meine Freundin…..

    Rose sah mich etwas verunsichert an und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Felix zu uns kam und mir seine Hand entgegenstreckte.

    „Hi, ich bin Felix!“

    Ich lachte verächtlich auf. „Dachte der wirklich, dass das etwas ändern würde?“

    38

    Roses Sicht:

    Überfordert sah ich zwischen meinen beiden Jungs hin und her. Jin sah aus, als würde er gleich über meinen Bruder herfallen und Felix bemühte sich sichtlich die Situation unter Kontrolle zu bringen.

    Er streckte Jin freundlich seine Hand entgegen, doch Jin ignorierte das gekonnt. Schnaubend stemmte dieser die Hände in die Hüften und lies endlich mein Handgelenk los.

    In meinem Kopf ratterte es und ich versuchte verzweifelt eine geeignete Erklärung für das alles zu finden, ohne Jin mein großes Geheimnis verraten zu müssen. Felix bemerkte meinen hilfesuchenden Blick und räusperte sich.

    „Keine Sorge! Rose und ich sind nur Freunde!“ Mein Bruder schlug mir kumpelhaft gegen die rechte Schulter und setzte ein breites Grinsen auf. Jin schein seine Erklärung nicht ganz zu glauben und kniff misstrauisch die Augen zusammen.

    Da entkam ich meinen Gendanken und versuchte den Konflikt auf eine ganz andere Art zu entschärfen. Ich lächelte und griff nach Jins warmer Hand. „Was ist denn? Sag bloß du bist eifersüchtig?“

    Jin sah ertappt aus dem Fenster und schüttelte schnell den Kopf „Ich? Eifersüchtig? Wie kommst du denn darauf?“ Zerknirscht umschloss er meine Finger und ich merkte, wie er sich langsam wieder beruhigte.

    „Hat jemand von euch Lust auf Cupcakes?“ Plötzlich huschte Conny um die Ecke und hielt uns duftende Schokocupcakes unter die Nase. „Das ist Roses neue Kreation, also freut euch auf eine wahre Geschmacksexplosion!“

    Ich lächelte Conny dankend zu. Jin und Felix vergaßen für einen Moment, ihre kleine Auseinandersetzung und verschlangen die braunen Kuchen schon mit ihren Blicken. Genüsslich leckten sie sich über die Lippen und griffen nach den kleinen Versuchungen.

    Ich atmete erleichtert auf.

    Gerade noch einmal gut gegangen.

    -am Nachmittag im Apartment-

    Verschwitzt zog ich meine Jeansjacke aus und warf sie lieblos aufs Bett. „Erst mal duschen!“, dachte ich erschöpft und schlurfte mit meinem Handtuch und frischer Kleidung ins Bad.

    Zu meiner Erleichterung verlief Jins Besuch im Cafe dann doch nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Auch wenn ich wusste, dass er Felix noch nicht 100% vertraute, stellte ich doch fest, dass sie sich relativ gut verstanden.

    Wobei ich mir auch denken kann, dass der viele Zucker und die Schokolade eine nicht eine ganz unwichtige Rolle gespielt hatten. Essen verbindet. Das sagt man doch, oder? Auf jeden Fall haben die beiden, ganz zu meiner Erleichterung, bestimmt zehn Cupcakes zusammen verschlungen und sich dabei angeregt unterhalten. Kur darauf war ihnen dann auch schon kotzübel, aber das war ein anderes Problem.

    Trotzdem. Ewig konnte das nicht so weitergehen. Irgendwann würde das alles rauskommen und ich musste Jin erzählen, dass Felix in Wahrheit mein Bruder ist…


    Heißes Wasser prasselte über meine Schultern. Ich schloss die Augen und atmete den Dampf und den Duft meines Shampoos ein. Sanft massierte ich die Seife in meinen Haaransatz. Es roch nach Eukalyptus und Minze.

    „Knock, knock!“

    Plötzlich klopfte es an der Tür. „Wer ist da?“ Meine Ohren waren voll mit Seifenschaum und so drehte ich für einen Moment das Wasser ab. „Jimin!“ Ich runzelte die Stirn. Was war denn so wichtig, dass es mich beim Duschen stören musste? „Ich wollte dir nur sagen, dass dein Handy läutet.

    Zumindest klingelt deine Jeansjacke seit fünf Minuten und das geht uns allen schon gehörig auf die Nerven. Könntest du bitte abheben?“

    In mir gingen die Alarmglocken los. Oh Gott! Sie durften auf keinen Fall das Handy Display sehen. Was wenn Papa dran war? Und meine Jacke! Hatte Jimin meine Jacke schon abgesucht? Hatte er die Kamera entdeckt?

    Panisch wischte ich mir den Schaum aus dem Gesicht. „Komme schon!“, rief ich zurück und taumelte aus der Dusche. Blitzschnell schlang ich mir ein großes Handtuch um den nackten Körper. Verärgert bemerkte ich im Spiegel, dass meine Haare immer noch voller Seife waren. „Ach egal“, dachte ich und stürmte aus dem Bad.

    „Rose?“ Ungläubig sahen mir J-Hope, Jungkook und V nach, die im Wohnzimmer auf der Couch saßen, als ich nur in ein Handtuch gehüllt an ihnen vorbeiflitzte. „Hoffentlich hält der Knoten“, flehte ich innerlich und hielt ihn zur Sicherheit mit beiden Händen bei meiner Brust zusammen.

    In meinem Zimmer angekommen hechtete ich auf mein Bett zu auf den immer noch die Jacke lag, wie ich sie vorhin zurückgelassen hatte. Begleitete von dem Klingen meines Handys griff ich in die Tasche und zog es heraus.
    Es war Papa. Ich hatte recht gehabt.

    Schnell strich ich mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hob ab.

    „Verdammt noch mal Rose“, brüllte mich mein stinkwütender Vater durch den Hörer an. „Was denkst du, wer du bist, dass du mich einfach wegdrücken kannst!“ Ich schloss für einen Moment zähneknirschend die Augen und erinnerte mich an den Abend als ich das mit Papa und Felix herausgefunden hatte. Seitdem hatte ich mich nicht mehr bei ihm gemeldet und seinen Anruf damals habe ich aus Trotz einfach abgewürgt.
    Ich raufte mir die Haare. Das war ein Fehler gewesen.

    „Mir reicht es jetzt!“, keifte er weiter. „Du kannst deine Sachen packen! Ab morgen bis du hier raus und kannst wieder die Büroarbeit übernehmen! Du meldest dich nicht, du gibst mir nur Informationen weiter, wenn ich dich darum anbettle und ich will gar nicht erst wissen, wie oft du deine Jacke mit der Kamera ausgezogen hast!“

    Das schlechte Gewissen packte mich, als ich einen Blick auf die Jacke am Bett warf.

    „Nein“, flüsterte ich zuerst ganz leise. „Was?“ Erzürnt knirschten die Zähne meines Vaters in der Leitung. „Nein, ich will nicht!“, wiederholte ich wieder, nur nun schon etwas lauter. „Du willst nicht weg?“ Ich hörte wie in meinem Vater wieder die Wut hochkochte und konnte mir nur zu gut vorstellen, wie rot sein Kopf gerade war.

    Seltsamer Weise war mir das aber total egal. Es kümmerte mich nicht, ob mein Vater mich nun hassen würde, oder auch nicht. Es war mir egal, ob er mir wieder mit etwas drohte. Ich hatte einfach genug von all dem. Ich schloss kurz die Augen und ballte die Fäuste so fest zusammen, sodass sich meine Nägel in meine nackte Haut bohrten.

    „Ja, ich will hier nicht weg!“, schrie ich nun zurück. „Ich mag die Jungs! Sie sind nett zu mir und ich habe einen Job gefunden, der mir Spaß macht! Mir reicht es jetzt! Ich bin nicht dein Handlanger! Ich bin deine Tochter! Hast du das etwa vergessen? Du als mein Vater, solltest dich um mich sorgen, und mich für meine Erfolge loben. Stattessen belügst du mich mein Leben lang und verschweigst mir, dass ich einen Bruder habe! Du bist nicht mein Vater! Ich hasse dich!“

    Stinksauer legte ich auf und warf mein Handy keuchend aufs Bett.

    Meine Wut war verschwunden. Alles was sich in den letzten Tagen in mir aufgestaut hatte, hatte ich nun herausgeschrien.

    Ich starrte die Wand an und fühlte mich plötzlich so leer.
    Leer und ganz alleine….


    Liebe Leser,
    ich entschuldige mich noch einmal, dass so lange nichts kam. Aber um es kurz zu sagen: Jetzt bin ich wieder voll da!:)
    Ich hab schon einige gute Ideen für die folgende Storyline und freue mich auf die letzten(voraussichtlich) 12 Kapitel und ein mal etwas anderes Ende:)
    Ich wollte mich an dieser Stelle mal bei euch bedanken, dass ihr mir alle immer so nette Kommentare da lasst, die mich wirklich zum Weiterschreiben motivieren, auch wenn ich mit meinen Ideen mal am Ende bin:)

    Ihr seid wirklich tolle Leser. Und ich freu mich über de vielen tollen Ideen, die ihr mir schon alle vorgeschlagen habt:)
    Danke:)

    Ich würde mich auch sehr freuen, wenn alle, die das noch nicht getan haben, ein "Gefällt mir" und eine Sterne-Bewertung dalassen würden.
    (Ich hab da so ein persönliches Ziel meine eigenen Ff-Bewertungen zu übertreffen: D)


    LG und Hab euch lieb:)

    Fleur 0109

    39
    Jins Sicht:

    Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, als ich Rose im Nebenzimmer schreien hörte. „Ich hasse dich!“, schallte es durch die geschlossene Tür und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Mit wem sprach sie? Mein sie mich?

    Verunsichert ging ich einen Schritt nach dem anderen auf ihr Zimmer zu und öffnete vorsichtig die Tür. „Rose?“ Bereit jederzeit vor fliegenden Schuhen, oder Kissen auszuweichen, lugte ich um die Ecke und hielt nach ihr Ausschau.

    Rose stand mit dem Gesicht zur Wand und ignorierte mich einfach. Sie zeigte keine Regung und die Wut, die ich in ihrer Stimme gehört hatte, war wie weggeblasen. „Rose? Alles okay bei dir?“, fragte ich noch einmal und kam ihr langsam immer näher, bis ich schließlich nach ihrer Hand griff.

    Da drehte sich Rose um und sah mich mit einem völlig leeren Blick an. Ich erschrak. So hatte ich sie noch nie gesehen. Ich legte meine andere Hand auf ihre Wange und versuchte so ihr Gesicht zu mir zu drehen. Doch das brachte nichts. Rose starrte weiterhin an mir vorbei.

    Plötzlich lies sie meine Hand los und ging wie ferngesteuert auf das Bett zu. Sie griff nach ihrer Jacke und sah sie lange an. „Rose, was hast du vor?“ Ich sah ihr verwirrt zu und beobachtete, wie sie die Jacke schnappte und zurück in ihren Koffer stopfte.

    Demonstrativ zog sie den Zipp des Koffers zu und schob diesen zurück unter ihr Bett. Zufrieden starrte sie auf ihr Werk.
    Ich hatte noch immer keinen blassen Schimmer davon, was das hier werden sollte.

    Im nächsten Moment sah sie auf einmal mich an. Ihr Blick durchbohrte mich förmlich, doch er wirkte plötzlich viel sanfter und freundlicher. „Rose, was ist passiert? Du weißt doch, du kannst mir alles sagen!“, versuchte ich es weiter etwas aus ihr herauszubekommen.

    Da kam sie mit schnellen Schritten auf mich zu und umarmte mich fest. „Danke, dass du immer für mich da bist!“, flüsterte sie mir ins Ohr und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Sie wollte mich gerade wieder loslassen, doch ich lies sie nicht.

    „Hey, langsam! Du kannst hier nicht so eine Horrorfilm-reife Vorstellung abliefern und mir dann gar nicht erklären, was los ist!“ Ich drückte sie weiterhin fest an mich und wartete auf eine sinnvolle Antwort.

    Doch die kam nicht.

    „Ich bin endlich frei“, nuschelte Rose in meinen Pullover hinein. „Und jetzt kann ich mein Leben leben, wie ich es möchte!“ Wenn ich ehrlich bin verstand ich nicht ganz, was sie mir damit sagen wollte, also nickte ich einfach. „Das ist doch gut, oder?“ Sie lächelte. „Ja, das ist es!“

    Als wir da so standen, verlor die Welt um uns herum ihre Bedeutung und ich wollte Rose die eine Frage stellen, die mir schon seit Wochen auf dem Herzen lag. Langsam wiegten wir hin und her und ich legte mein Kinn auf ihren Kopf.

    „Du Rose?“ „Mhmm?“ Ich schloss für einen Moment die Augen und schluckte. „Willst du meine Freundin sein? Also du weißt schon, so ganz offiziell?“

    Rose hörte auf sich hin und herzuwiegen und sah mich aus ihren großen braunen Augen an.

    Roses Sicht:

    Da war sie also. Die Frage, vor der ich mich die ganzen Wochen lang so gefürchtet hatte, weil es sich für mich fasch angefühlt hätte, mit „JA“ zu antworten. Die Frage, die ich mir aber insgeheim so sehr gewünscht hatte, dass ich es kaum fassen konnte, dass das gerade tatsächlich passierte.

    Was sollte ich sagen? „Ja, nein, ich weiß nicht, mir ist schlecht - bitte gib mir einen Kübel – ich muss mich gleich übergeben?“ Mal ganz abgesehen davon, dass in mir tausende Schmetterlinge um die Wette flogen, machten meine Gedanken Rückwärtssaltos. Es war einfach verrückt.


    „Verdammt, ja“, stieß ich plötzlich hervor und fiel Jin um den Hals.

    Es war Zeit mit meinem alten Leben abzuschließen und ein neues zu beginnen. Denn wer weiß, vielleicht passte Rose Park besser zu mir, als ich es anfangs zugeben wollte.

    Nun konnten wir beiden wieder lachen. Wir lachten vor Freude und wir lachte vor Glück. Wir lachten, weil einfach alles perfekt war.

    Jin legte beide Hände an meine Wangen und zog mich sich heran. „Warte!“, sagte ich schnell. Er stoppte und lies mich verwundert los. „Kim Seokjin! Ich liebe dich!“ Dann legte ich meine Hände auf seine Wangen und küsste ihn.

    Ich küsste ihn, wie ihn zuvor noch nie geküsst hatte. Denn nun tat ich es, ohne schlechtem Gewissen, aus ganzem Herzen.

    -währenddessen in Felix‘ Haus-

    Felix Sicht:

    Vorsichtig strich ich den Stoff meines Anzugs glatt und betrachtete mich im Spiegel. Es war ungewohnt. Nach dem heutigen Frisörbesuch konnten nicht nur ich, sondern auch alle anderen wieder meine Augen sehen.

    Es waren nur 4cm gewesen, doch es waren 4 cm, die mich nun bei jedem Blick in den Spiegel wieder an meine Mutter erinnerten. Es waren dieselben Augen, in die ich jedes Mal sah, wenn ich mich mit Rose traf. Anfangs machten mich diese Augen traurig, weil ich sie mit dem größten Verlust meines Lebens verband, doch nun war das nicht mehr so.

    Nun hatte ich Rose.

    Ich öffnete den obersten Kopf meines Hemds und sah auf die Uhr. Eigentlich sollte sie jeden Moment da sein. Ich war nervös. Das hier war alles so neu für mich…..

    -zurück im BTS-Apartment-

    RMs Sicht:

    Ich saß vor meinem Laptop und schnitt an meinem neuen Song herum, als Jungkook stinkwütend in mein Zimmer polterte und sie demonstrativ vor mit aufbaute. Er schnaubte.

    Ich schenkte ihm, wie immer, wenn er seine Phasen hatte, nur bedingt meine Aufmerksamkeit und nah seufzend die Kopfhörer ab. „Was gibt’s denn?“, erkundigte ich mich und rechnete schon mit dem schlimmsten wie: V hat meine Lieblingschips geklaut, oder Jimin hat schon wieder meinen Kleiderschrank durchwühlt, doch es war viel unterhaltsamer als das.

    „Sag Jin, er und Rose sollen leiser rummachen! Ich halte das nicht aus! Diese ständigen Knutschgeräusche gehen mir so auf die Nerven! Bäh, ekelhaft ist das!“ Er stampfte angefressen mit dem Fuß auf und sah mich bockig an.

    Kurz schaffte ich es mich zusammenzureißen, dann lachte ich laut los. Ich hielt mir den Bauch vor Lachen und mir kamen langsam die Tränen.

    Jungkook sah mich, entsetzt von meiner Reaktion, an. „Wie kannst du da lachen? Das meine ich vollkommen ernst!“ Trotzig stemmte er die Arme in die Hüften und warf mir verurteilende Blicke zu.

    „Ja“, lachte ich weiter. „Und ich meine es total ernst, dass ich da sicher nicht reingehen werde! Lass sie doch! Sie sind alt genug, um im Bett rumzumachen!“ Jungkook wollte entrüstet zu einem Konter ansetzen, als ich fortfuhr.

    „Und wenn dich das so stört, dann setz dir doch Kopfhörer auf!“ Ich grinste breit und warf ihm meine extra großen Bluetooth-Kopfhörer zu.

    Er fing sie auf und sah mich ungläubig an. „Dein Ernst?“
    „Sein Ernst“, grinste Sofie, die plötzlich in mein Zimmer kam und eine Kanne Tee auf meinem Schreibtisch abstellte.
    „Aber wenn du willst kannst du mit mir und Xenia ins Studio gehen, da ist alles schallgedäm…..!“

    „Nee, lass mal!“, meinte Kookie knapp. „Da bleib ich lieber bei den Kopfhörern.“

    Und so schnell und aufbrausend, wie er gekommen war, verschwand er auch wieder. Sofie und ich seufzten. „Zeit, dass der eine Freundin hat!“, meinte ich. „Genau das wollte ich auch gerade sagen!“, grinste Sofie frech.

    Erschöpft setzte sich neben mich auf die Couch und starrte auf meinen Laptop.

    „Also, wie weit bist du schon?“

    40

    -am nächsten Tag-

    Roses Sicht:

    „Und, wie fühlt man sich so, frei von allen Pflichten?“ Felix boxte mir neckisch in die Seite und wuschelte mir durch die Haare. Ich lächelte. „Seltsam, aber aufregend!“, stellte ich fest und hakte mich bei ihm unter.

    „Und wie fühlt man sich so, wenn man sein erstes Date hatte?“, ärgerte ich meinen Bruder. Felix lief rot an. „Das….äh….das war doch kein Date!“ Ich lachte auf. „Du kannst schlecht lügen, das weißt du, oder?“ „Ich lüge nie!“, grummelte Felix und kratze sich verlegen am Hinterkopf.

    Ich kicherte los. „Da, schon wieder!“ „Was?“ „Immer, wenn du lügst werden deine Ohren knallrot!“ Schnell legte er seine Hände auf die Ohren und sah mich schmollend an. „Gar nicht wahr!“

    Kurz schwiegen wir und schlenderten die Straße hinab direkt auf eine Blumenwiese zu. Der Wind wehte durch meine Haare und ich sog den Geruch der Margariten und Wiesenkräuter in mich auf. Ah, ich liebe den Frühling!

    „Und?“ „Und was?“, fragte Felix immer noch etwas peinlich berührt. „Na, habt ihr euch geküsst, oder nicht?“ Felix sah mich entrüstet an und ich konnte beobachten, wie das Blut erneut in seine Ohren schoss und sie förmlich zum Glühen brachte.

    „Was geht dich das an?“, stotterte er perplex. „Naja, ich bin deine kleine Schwester! Hab ich da nicht ein wenig recht etwas von deinem Privatleben zu erfahren!“, grinste ich frech. Felix sah mich völlig überrumpelt von der Frage an. „Du…äh…ich…ich geb dir gleich was von meinem Privatleben“, scherzte er schnell und wollte sich auf mich stürzen.

    Ich quiekte auf und wich seiner Attacke. Flink wie ein Wiesel flitze ich in die hohe Blumenwiese und lies mich ins weiche Gras plumpsen. Felix warf sich auf mich und kitzelte mich von oben bis unten durch.

    Als uns beiden schließlich vor lachen schon die Tränen in die Augen stiegen, ließen wir wieder von einander ab und entschieden uns dazu noch einige Minuten nebeneinander im Gras liegen zu bleiben.

    Wir starrten in den Himmel und blinzelten gegen die Sonnenstrahlen. „Da, schau mal! Siehst du das kleine Wolkenschwein da oben?“ Felix lächelte und deutete auf eine kleine deformierte Wolke über uns. „Das ist doch kein Schwein“, lachte ich auf. „Das ist eindeutig eine Kuh!“ „Da kennst aber seltsame Kühe“, meinte er und suchte den Himmel nach weiteren Wolkentieren ab.

    Die Zeit verstrich und wie redeten wie immer über dies und das und hatten dabei eine Menge Spaß. Erst jetzt wurde mir klar, was ich all die Jahre verpasst hatte…

    Irgendwann aber, wurden wir wieder ernster.

    „Und? Wirst du es ihm sagen?“ Felix drehte den Kopf zu mir und sah mich lange von der Seite an. Ich schluckte. „Keine Ahnung“, murmelte ich. „Ich hab Angst davor….“ Felix hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie. „Ich bin da, wenn du mich brauchst, das weißt du, oder?“ Ich nickte und schloss die Augen.

    „Wenn ich das mache, wird er mich auf ewig hassen!“ Ich sagte das ganz leise, doch Felix hatte es ganz deutlich verstanden. Er drückte meine Hand. „Wenn er dich liebt, wird er dir vergeben“, versuchte er mir Mut zu machen.

    Ich drehte meinen Kopf zu meinem Bruder. „Und was, wenn nicht? Denkst du nicht, es wäre besser, es einfach so zu belassen, wie es gerade ist?“ Felix sah mich lange an. „Das musst du entscheiden! Es ist dein Gewissen, dass damit kla kommen muss, dass du ihm nie die Wahrheit gesagt hast, nicht meins! Aber du musst mit deiner Entscheidung auskommen, Rose!“

    Ich seufzte.

    „Komm her!“ Felix streckte die Arme nach mich aus und ich kuschelte mich traurig an ihn. „Es wird schon alles gut werden! Du wirst schon sehen!“ Langsam strich er mir über die Haare und drückte mich an sich. Leise schluchzend tropften meine Tränen auf sein T-Shirt.

    „Felix, ich habe Angst!“ „Ich weiß“, meinte er mit einer beruhigenden Stimme und wiegte mich sanft hin und her. „Aber manchmal ist es besser Angst zu haben, als sich vor nichts zu fürchten!“ Ich nickte und schloss die Augen. „Ich bin froh, dass ich dich hab!“, flüsterte ich. „Und ich erst“, erwiderte Felix.

    -währenddessen im BTS-Apartment-

    Jins Sicht:

    Mit geschwollener Brust und einem breiten Grinsen setzte ich mich zu den anderen ins Wohnzimmer. Suga musterte mich und warf mir einen verurteilenden Blick zu. „Du kannst dann aufhören so herumzulaufen, dein Dauergegrinse sieht echt dämlich aus!“ Xenia und Sofie kicherten.

    „Geht nicht!“, grinste ich weiter. „Das hat sich schon so verkrampft, ich kann das nicht mehr lockern!“ Suga seufzte. Ich klopfte verzweifelt gegen meine Wangen, die mittlerweile ganz hart waren. „Warte, ich helfe dir!“, erklärte V und kniff mir grob in beide Wangen. „AUUU“, heulte ich auf und lockerte empört meinen Kiefer.

    „Da, bitte, hab‘ ich gern gemacht!“ Nun war V es, der über beide Ohren grinste. Etwas beleidigt rubbelte ich mir über meine Wangen, die nun zwar wieder locker waren, doch nur noch mehr schmerzten als zuvor.

    „Hey! Sei nicht so grob“, schimpfte Emilia ihren Freund. Dann wandte sie sich mir zu. „Also ich finde es total toll, dass ihr jetzt auch ein Paar seid, also ich meine so ganz offiziell.“ Ich lächelte stolz. Das hörte sich toll an. Rose und ich ein Paar…..

    „Heißt das, dass sie jetzt hierbleibt und auch bei uns wohnt? Also in Jins Zimmer?“, erkundigte sich Jungkook. Jimin boxte ihm in die Seite. „Jungkook!“, ermahnte er ihn. „Hey, das war eine ganz neutrale Frage“, wehrte er sich. „Ist schon Ok“, erklärte ich Jimin. „Ja, Jungkook, das heißt es!“

    Jungkook seufzte. Er sah zu RM, der gemütlich mit Sofie im großen Couchsessel Platz genommen hatte. „Wenn da so ist, brauch ich wieder deine Kopfhörer“, meine er knapp und versuchte dabei möglichst sachlich zu bleiben.
    Ich sah verwundert in die Runde, doch alle wussten was gemeint war.

    Sie warfen sich vielsagende Blicke zu, dann prusteten sie los. „Hey, hab‘ ich was nicht mitbekommen?“ Suga und J-Hope schüttelten sich vor Lachen und standen auf. Auch die anderen gingen, ohne mir zu sagen, was gerade so lustig war.
    „Hey!“, schrie ich ihnen hinterher. „Kann mir einer sagen, warum jetzt alle Lachen?“

    -zurück bei Rose und Felix-

    Roses Sicht:

    Wir hatten uns entschieden wieder den Heimweg anzutreten, also haben wir uns aufgerappelt und schlenderten nun zurück durch die kleinen Gassen von Seoul.

    „Wollen wir morgen wieder eine kleine Runde gehen?“, fragte Felix und kickte einen kleinen Stein vor sich her. „Klar!“, meinte ich. „Du könntest Conny mitnehmen“, schlug ich vor. Mein Bruder verdrehte die Augen. „Aber natürlich nur als gute Freundin“, fügte ich schnell hinzu.

    „Mmm, vielleicht“, überlegte er. „Und du Jin!“ Ich lachte auf. „Dann versteht er vielleicht endlich, dass du nichts von mir willst!“ Felix sah mich verwundert an. „Was, das denkt er immer noch?“ Ich nickte. „Er hat immer noch diesen eifersüchtigen Blick drauf, wenn ich von dir rede!“ Felix grinste.

    „Du redest von mir?“ Ich hob beschwichtigend die Hände. „Natürlich nur Gutes!“ Ich kicherte frech. „Ja, ist klar, Rose. Nur Gutes!“ Felix schubste mich etwas, zog mich aber gleich wieder zu sich, als hinter uns ein schwarzer Combi näherkam.

    „Achtung“, warnte er mich, als das Auto immer näherkam. Es fuhr langsam, beinahe zu langsam für diese Gegend.

    Plötzlich hielt es neben uns an und der Fahrer lies die Autoscheibe herunter. „Hallo ihr zwei! Ich wollte nur fragen, ob ihr den Weg ins Zentrum kennt! Ich kenn mich hier leider nicht aus! Ich bin mit meiner Familie auf Urlaub hier!“

    Der Mann sah freundlich aus und nahm seine Sonnenbrille ab. Er holte einen Stadtplan hervor und hielt ihn uns hin.

    „Klar“, lächelte mein Bruder freundlich und erklärte dem Herren den kürzesten Weg anhand des Plans. „Also zuerst müssen Sie hier die Hauptstraße entlang fahren und dann…..“

    Plötzlich ging die Tür hinter mir auf. Jemand zog mich nach hinten und drückte mir ein Tuch auf den Mund. Ich schrie, doch es kam kein Ton heraus. Ich zappelte hin und her, doch mir wurde schwindelig. Es roch komisch. Dann hörte ich wie die Autotür hinter mir zufiel und mir wurde schwarz vor Augen.

    41

    Felix‘ Sicht:

    Ich riss herum, als ich hinter mir etwas poltern hörte. Voller Schrecken starrte ich auf meine zappelnde Schwester und den vermummten Mann, der sie in den schwarzen Combi zog. Ich schrie auf und wollte zu ihr hechten, doch der Mann, dem ich gerade noch behilflich gewesen war, hielt mir nun ein scharfes Messer an die Kehle.

    „Denk nicht mal daran“, knurrte er und drückte fester zu. Ich schluckte und mir kamen die Tränen. „Rose!“, schrie ich verzweifelt, doch im nächsten Moment fiel die Wagentür hinter ihr zu.

    In mir brodelte es und ich versuchte mir angestrengt, mögliche Fluchtwege auszumalen. Doch nichts. Ich konnte hier nicht weg. Einen Schritt nach vorne und mir würde die eiskalte Klinge im Hals stecken. Ich ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. „Was wollt ihr von ihr!“, schrie ich wütend.

    Der Mann lächelte. „Was wir von ihr wollen? WIR wollen gar nichts! Wir machen nur unsere Arbeit, das ist alles!“ Er wollte gerade den Griff an meiner Kehle lockern und sich zurück in den Wagen verziehen, als die Wagentür erneut aufging und der vermummte Typ herauskam. Er stolperte mit schnellen Schritten auf uns zu.

    „Hey, wir haben ein Problem! Die Kleine hat ihre Jacke nicht an! Was sollen wir jetzt machen?“ Mein Angreifer starrte ihn fassungslos an und raufte sich die Haare. „Verdammte Scheiße! Hast du nicht vorhin gesagt, sie hat sie an!“ Der Typ in Schwarz sah zu Boden. „Ja, von weitem sah es aus als wäre es die Jacke, doch wie sich gerade herausgestellt hat ist es nur eine blaue Weste.“

    Ich sah zwischen dein beiden hin und her. Dann hatte ich eine Idee. „Meint ihr ihre blaue Jeansjacke? Die blaue mit den aufgestickten Blumen?“ Die beide sahen mich verdutzt an und der Typ im Auto lockerte das Messer an meiner Kehle. „Ich weiß wo sie ist! Wenn ihr mich gehen lasst, bringe ich sie euch!“

    Er lachte auf und sah mich mit einem misstrauischen Blick an. „Und woher sollen wir wissen, dass du zurückkommst? Du könntest auch einfach gehen und nie wiederkommen!“ Ich drückte seinen Arm etwas von mir weg und kniff wütend meine Zähne zusammen. „Stimmt, das könnte ich. Aber ihr habt ein Mädchen, dass mir sehr viel bedeutet. Ich könnte sie nie im Stich lassen. Also……ich hätte ich einen Deal für euch!“

    Die beiden warfen sich unsichere Blicke zu, bevor sie wieder mich ansahen. Dann nickten sie. Ich grinste stolz. „Also, folgendes: Ich besorge euch die Jacke, dafür lasst ihr mich mit ihr mitgehen!“ Der vermummte Mann flüsterte dem andren etwas ins Ohr. „Warum solltest du das wollen?“, grummelte er misstrauisch. „Ich hätte gedacht ihr wollt nur die Jacke und das Mädchen! Ist es da nicht egal, wo ich bin und was ich will? Was kümmert es euch, wenn ihr mich einfach auch entführt? Ich mache keine Probleme! Ich komme einfach nur mit ihr mit!“

    Der Mann mit dem Messer überlegte kurz, dann gab er dem anderen ein Zeichen. Der vermummte Mann verschwand wieder im Wagen. „Deal! Steig ein! Bring uns die Jacke und wir bringen dich mit dem Mädchen zu unserem Auftraggeber!“
    Er deutete auf die Tür. „Steig ein!“

    -währenddessen im BTS-Apartment-

    Jins Sicht:


    Wo bleibt sie nur? Felix und sie waren jetzt schon vier Stunden unterwegs. Schön langsam machte ich mir Sorgen….

    „Na, wo ist denn deine gute Laune hin?“ Jimin setzte sich zu mir an den Tisch und schlürfte theatralisch an seinem Apfelsaftpäckchen. „Keine Ahnung“, murmelte ich. „Ich mach mir nur Sorgen!“ Jimin stutzte, drückte das leere Päckchen zusammen und warf es in den Mülleimer.

    „Ist Rose immer noch nicht da?“ Ich schüttelte den Kopf. Jimin versuchte mich aufzumuntern und legte mir einen Arm um die Schulter. „Vielleicht war letzte Nacht doch nicht so gut wie gedacht und sie ist abgehauen!“ Er grinste frech. Ich lachte verlegen auf und schubste ihn spielerisch zur Seite. „Ach hau doch ab!“

    „Bin schon weg“, kicherte er und verschwand in Jungkooks Zimmer. „Mach die Tür zu!“, hörte ich Jungkook fordern. „In diesem Haus weiß man nie welcher Art von Lärmbelästigung man ausgesetzt wird!“ Er warf mir dabei einen vorwurfsvollen Blick zu. Jimin kicherte.

    Dann viel die Tür hinter den beiden ins Schloss.
    Ich seufzte und stützte mein Kinn ab. Nachdenklich sah ich aus dem Fenster.

    Ob ihr etwas passiert war?

    -währenddessen im Combi-

    Roses Sicht:

    Langsam kehrte mein Bewusstsein zurück. Ich spürte Ruckeln der Räder des Wagens indem ich lag. Ich hörte Stimmen und roch stechendes Männerparfüm, dass sich im Autoinneren breit gemacht hatte. Doch ich roch auch etwas vertraute. Etwas das mich an jemanden erinnerte…..

    Ich riss die Augen auf und sah in Felix besorgtes Gesicht. „Felix?“ Überfordert wand ich mich hin und her. Mein Kopf brummte immer noch wie verrückt von dem Zeug, dass ich vorhin eingeatmet hatte und ich hatte so einen seltsamen Geschmack im Mund.

    „Shhht!“ Felix legte mir den Finger auf die Lippen. „Nicht so laut! Die beiden können dich sonst hören!“ Immer noch etwas verwirrt begutachtete ich die beiden breit gebauten Männer in der Fahrerkabine, die diskutierend und gestikulierend in eine Siedlungsstraße einbogen.

    „Was wollen die von mir?“, flüsterte ich und fasste mir an den pochenden Schädel. „Ich glaube, dass sind Mitarbeiter unseres, ich meine, deines Vaters“, flüsterte mir mein Bruder zu. Ich sah ihn entsetzt an. „Warum sollte mich mein Vater entführen lassen?“

    Felix legte den Kopf schief. „Ach komm Rose, denk doch mal nach!“ Da viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich fluchte. „Verdammt, genau! Wie konnte ich das vergessen! Diese verfluchte Jacke!“ Felix nickte. „Dein Vater will wahrscheinlich zum einen das Filmmaterial und zum anderen auch dich zurückhaben!“ Ich sah kurz an mir herab.

    „Aber ich hab‘ die Jacke doch gar nicht an!“ Felix zeigte mir noch etwas leiser zu sprechen. „Ja, das war der Fehler deiner Entführer. Aber ich habe mit ihnen einen Deal gemacht!“ „Einen Deal, spinnst du? Man macht keine Geschäfte mit Entführern und vor allem nicht mit denen, die mein Vater schickt!“ „Deswegen holen wir sie jetzt auch“, erklärte er. Ich boxte ihn fassungslos in die Seite. „Sie holen? Ihnen die Kamera aushändigen? Sag einmal hast du sie noch alle?“

    Mein Bruder grinste. „Jetzt warte doch mal! Ich habe einen Plan!“ Ich sah ihn schief an. „Du? Einen Plan? Was für ein Plan soll das sein?“ Felix grinste breit und lehnte sich zu mir herab. Dann flüsterte er mir ins Ohr:“ Also, das alles geht so: Zuerst muss ich………………………………“

    42

    -beim BTS-Apartment angekommen-

    Roses Sicht:

    Der vermummte Mann zerrte mich aus dem Wagen und hielt mein Handgelenk fest umschlossen. Meine Haut brannte und in meinem Kopf drehte sich immer noch alles. „Hey! Nicht so grob!“, beschwerte sich mein Bruder bei meinem Entführer und warf ihm einen finsteren Blick zu. Doch der ignorierte ihn einfach und drückte nur noch fester zu.

    Felix Plan war ausgeklügelt. Er hatte mir eben im Auto erklärt, wie wir da beide wieder heil rauskommen könnten und mich überzeugt bei seinem Plan mitzuspielen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das alles auch so klappen würde, doch……was hatten wir zu verlieren?

    „So, und wer holt jetzt die Jacke?“, fragte der Entführer mit dem Messer ungeduldig. „Sie!“ Mein Bruder deutete auf mich. „Das Mädchen? So war das nicht ausgemacht!“, beschwerte er sich. Felix nickte. „Mag sein, aber so ist es am unauffälligsten. Oder wollt ihr etwa einbrechen, wenn sie auch ganz einfach durch die Eingangstür gehen kann?“ Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu.

    Der vermummte Typ gab mir einen Schubs. „Gut, dann macht schon! Wir haben nicht ewig Zeit!“ Plötzlich trat der andere näher an meinen Bruder heran. „Und damit ihr nicht auf blöde Gedanken kommt…..“ Er zückte erneut sein Messer und drückte es Felix an die Kehle. Haben wir hier eine kleine Erinnerung an dich, was dich dazu bewegen sollte, auch wieder zurück zu kommen.“

    Ich sah meinen Bruder aus angsterfüllen Augen an. Doch der lächelte nur sanft. „Keine Angst Rose! Es wird alles gut! Komm einfach mit der Jacke zurück!“ Er zwinkerte mir unauffällig zu. Ich nickte.

    -im Haus-

    Jins Sicht:

    Als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte, sprang ich auf und lief zum Eingang. „Rose!“ Als ich meine Freundin entdeckte hüpfte mein Herz vor Glück auf und ab. Erleichtert rannte ich zu ihr und drückte sie an mich. „Ich hab‘ mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du so lange?“

    Rose sah mich lange an und kuschelte sich dann wieder an mich. „Felix und ich haben uns kurz in die Wiese am Hügel gelegt und sind dann eingeschlafen! Wir haben erst bemerkt wie spät ist es ist, als wir wieder aufgewacht sind!“

    Mir viel ein Stein vom Herzen. „Gott sei Dank! Ich hab‘ schon mit dem Schlimmsten gerechnet.“ Kurz sah ich auf. „Ist er auch noch da?“ Rose nickte. „Ja, er wartet noch draußen vor der Tür. Ich will ihm noch den Pulli zurückgeben, den er mir letztens geborgt hat.“

    Ich verzog das Gesicht. Musste das sein? Er ist doch nicht ihr Freund. „Jetzt schau nicht so“, lächelte Rose und wuschelte mir durch die Haare. „Es war nur eine nette Geste, weil mir kalt war! Nicht mehr und nicht weniger!“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und lies mich los. „Bin gleich wieder da! Ich bring ihm nur den Pulli raus.“

    Und schon flitze sie auch schon an mir vorbei in ihr Zimmer. Ich seufze. Vielleicht machte ich mir einfach zu viele Sorgen? Ich lächelte und fasste mir an die Stelle an der Wange, wo eben noch ihre Lippen gewesen waren.

    -in Roses Zimmer-

    Roses Sicht:

    Gestresst wühlte ich in dem Kasten nach Felix‘ Pulli. Es war nicht gelogen. Den hatte er mir wirklich vor einigen Tagen geborgt, doch es ging nicht um ihn. Der Pullover sollte lediglich als Tarnung dienen, um meine Jacke rausschmuggeln zu können, ohne dass die Jungs etwas davon mitbekamen.

    Schließlich fand ich ihn und warf ihn auf mein Bett. Dann schnappte ich mir die Jacke aus dem Mistkübel. „Kamera, Kamera, Kamera“, murmelte ich leise vor mich hin, als ich fieberhaft nach der Blume suche, in der der kleine Spion versteckt war.

    Mein Herzschlag setzte einen Moment aus, als ich sie entdeckt hatte. Vorsichtig griff ich nach meiner Nagelschere und setzte sie am Stoff an. Mit kontrollierten Schnitten, öffnete ich den Stoff um die Kamera, bis ich sie schließlich herausholen konnte. „Hab ich dich“, lächelte ich zufrieden und steckte sei mir in die Hosentasche.

    Als nächstes schnappte ich mir Nadel und Faden, die ich für den Notfall immer mit mir herumschleppe und nähte den Stoff an der zerschnittenen Stelle wieder zusammen. Hastig wicktelte ich den Pullover um meine Jacke und eilte wieder aus meinem Zimmer.

    „Aufpassen“, warnte mich RM, den ich beinahe über den Haufen gerannt wäre. „Tut mir leid“, entschuldigte ich mich schnell und lies ihn verdattert stehen.

    Jin saß mittlerweile auf der Couch und beobachtete, wie ich zur Tür ging. Ich lächelte ihn etwas unsicher an. Ich fühlte mich schlecht ihn so belügen zu müssen. „Bin gleich wieder da“, erklärte ich. Jin streckte mir einen Daumen entgegen und deutete mir an mich zu beeilen. „Mach weiter! Ich muss dir was zeigen!“ Er sah so glücklich aus….

    Ich machte die Tür auf und trat ins Licht.

    Aus der Ferne sah ich Felix, der immer noch in Gewalt der beiden Männer war. Der vermummte Typ deutete an näher zu kommen und wollte mir entgegen gehen, doch mein Bruder sagte etwas zu ihm. Ich kniff die Augen zusammen. Ob unser Plan aufgehen würde?

    Plötzlich lies der Mann mit dem Messer Felix los und mein Bruder kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Ich stockte. Felix rannte zu mir und griff nach dem Pulli! Er zog mich in eine kurze Umarmung und flüsterte mir ins Ohr. „Wenn ich sagen „LAUF!“, dann rennst du zurück ins Haus, okay?“ Ich nickte.
    Alles verlief wie geplant.

    Mit gelassenen Schritten ging Felix zurück zu den Männern. „Wo ist die Jacke“, meine der Vermummte forsch. Felix zog die Jacke im Gehen unter dem Pulli hervor und hielt sie hoch. Die beiden grinsten zufrieden.

    Als wäre es der kostbarste Gegenstand der Welt griffen die beiden nach der Jacke und begutachteten sie von allen Seiten. „Das ist sie“, meinte der Mann mit dem Messer und strich über den Stoff. „Der Boss wird zufrieden sein!“
    „LAUF!“, schrie Felix plötzlich. Und ich rannte.
    Ich rannte so schnell wie ich konnte zurück in Haus, schloss die Tür hinter mir und sperrte ab.

    Felix Sicht:

    Als ich sah, wie Rose im Haus verschwunden war und die beiden Männer überfordert zwischen uns beiden hin und hersahen, drehte ich mich ebenfalls um und sprintete los. Der vermummte Mann brüllte auf und wollte mich einfangen, doch der andere hielt ihn zurück.

    „Lass ihn doch! Die Jacke haben wir ja jetzt!“ Der vermummte Mann blieb stehen. „Und das Mädchen?“ Kurz überlegte der andere. „Der Boss wird verstehen, wenn wir sie nicht mehr holen konnten. Wir können da unmöglich reingehen! Du hast den Jungen doch gehört, da ist alles videoüberwacht!“

    Der vermummte Typ grunzte unzufrieden. „Dass wir das Mädchen jetzt nicht haben, beichtest du ihm aber. Damit möchte ich nichts zu tun haben!“ Der andere nickte. „Ist gut, aber lass uns jetzt abhauen!“

    Aus meinem Versteck aus beobachtete ich, wie sie in den Combi stiegen und davonbrausten. Ich atmete erleichtert aus. „Puh, noch mal gutgegangen!“

    43

    Roses Sicht:

    Fix und fertig sank ich zu Boden. Das alles war wirklich zu viel für mich gewesen. Ohne Felix, hätte ich das alles nie geschafft!
    Erleichtert lehnte ich den Kopf gegen die kalte Eingangstür und schloss die Augen. War es jetzt endlich vorbei? Konnte ich nun nach vorne sehen und ein neues Leben beginnen? Schwer atmend und mit gemischten Gefühlen starrte ich die Wand an.

    Ich musste es wenigstens versuchen! Schließlich hatte ich gerade alles, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Naja, alles bis auf einen Vater……….., der mich liebt…….
    Ich seufzte.

    „Rose?“ Jin rief aus dem Wohnzimmer nach mir. Er klang besorgt. Schnell stand ich auf und strich mein T-Shirt glatt. Ich setzte ein Lächeln auf. „Komme schon!“

    -am nächsten Tag-

    Felix Sicht:

    Die Stunden vergingen, in denen ich in meinem Bett lag und nachdenklich die Löcher in meiner Decke zählte. Die Sache mit Rose und meinem Stiefvater lies mir einfach keine Ruhe. Es war zu einfach gewesen, aus all dem rauszukommen. Klar, der Plan war aufgegangen, die Entführer waren weg und hatten die Jacke, ohne die Kamera mit den wertvollen Videoaufnahmen, mitgenommen.

    Doch mein Stiefvater ist nicht dumm. Er wird schnell merken, dass seine Laufburschen übers Ohr gehauen wurden, und das wird ihn nur noch wütender machen.

    Insgeheim hoffte ich ja, er würde es einfach sein lassen und Rose ihr Leben genießen lassen. Doch ich wusste, dass das nicht so kommen würde. Er war nicht die Art Mensch, die einfach so aufgibt.

    Es war nicht grundlos, dass ich all die Jahre keinen Kontakt mehr zu meinem Stiefvater gesucht hatte. Er ist kein guter Mensch. Ja, vielleicht hat er unsere Mutter geliebt, doch mit ihrem Tod, ist auch die Liebe zu seinen Kindern verschwunden. Vermutlich fühlte er sich Rose gegenüber nur verantwortlich, weil sie seine leibliche Tochter ist. Ich dagegen, war ihm nur noch eine Last. Ein Grund mehr für ihn, mich einfach fortzuschicken…..

    Die Wut in mir kochte hoch, wie immer, wenn ich an ihn denken musste. Ich ballte die Fäuste und richtete mich auf.
    Nein, dieses Mal würde ich es nicht zulassen, dass er eine Familie zerstört. Es war zwar keine biologische Familie, aber Rose und ihre Freunde hatten eine bessere Beziehung zueinander, als so manche Eltern zu ihren Kindern.
    Also koste es was es wolle, ich würde meinen Vater aufhalten! So viel war sicher.

    -währenddessen im BTS-Apartment-

    Roses Sicht:

    „Rose, wir gehen in shoppen in die Stadt. Möchtest du mitkommen?“ Sofie, Xenia und Emilia kamen mit einem freundlichen Lächeln auf mich zu. „Sofie kennt auch einen echt guten Italiener hier in Seoul“, fügte Xenia hinzu. „Und ein Abstecher in die Karaoke-Bar hier um die Ecke, wäre auch geplant!“

    Die drei sahen mich erwartungsvoll an. „Wir haben uns nur gedacht: Du wohnst jetzt schon so lange hier, und eigentlich machen wir doch viel zu wenig gemeinsam. Ich meine, wir Mädchen müssen zusammenhalten. Schließlich leben wir mit sieben Jungs unter einem Dach, die ab und an auch echt anstrengend werden können!“ Emilia grinste, als V das hörte und ihr einen fragen Blick zuwarf.

    „Keine Angst“, flüsterte sie ihm zu. „Wir halten es gerne mit euch aus!“ Sie zwinkerte ihrem Freund zu und der lächelte zufrieden zurück. Ich schmunzelte. Sie waren schon süß die beiden….

    Das Angebot der drei war echt toll und ich freute mich wirklich darüber, doch irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet jetzt Zeit mit Jin zu verbringen. Ich hatte ihn so lange in Unwissen gelassen und ihn so oft belogen, da wollte ich wenigstens jetzt die Chance ergreifen und so viel wie möglich mit ihm zusammen unternehmen.

    Ich trat etwas verlegen auf meinem Platz hin und her. „Also, das ist wirklich lieb von euch – mich mitnehmen zu wollen, doch ich habe schon etwas mit Jin vor!“ Unsicher sah ich zu ihnen auf. Es sollte nicht unhöflich sein und ich wollte auf keinen Fall, dass sie dachten, ich würde nichts mit ihnen unternehmen wollen…..

    Sofie lächelte und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Kein Problem! Dann kommst du einfach das nächste Mal mit. Es gibt ja noch genug Tage, an denen wir etwas unternehmen können!“ RMs Freundin winkte mir zum Abschied. „Dann machen wir uns mal auf den Weg in die Stadt!“ Emilia und Xenia verabschiedeten sich ebenfalls und verschwanden aus dem Wohnzimmer.

    „Lassen die uns jetzt alleine hier?“, kommentierte Suga, der gerade erst die Kopfhörer abgenommen hatte und sich verwirrt umsah. Jimin grinste breit und boxte ihm gegen die Schulter. „Ja, Mann jetzt gehört das Haus uns Männern!“ Er wollte gerade in ein Gejubel ausbrechen, als er mich bemerkte und enttäuscht die Hände sinken ließ.

    Ich lächelte verlegen. „Ach ja, Rose ist ja noch da!“ J-Hope, RM, V, Suga und Jungkook musterten mich kurz misstrauisch.

    Dann verwandelte sich ihr unsicherer Gesichtsausdruck in ein freches, breites Grinsen. „Ach egal“,, meinte Suga und legte demonstrativ seine Füße auf den Couchtisch. „Sie wird uns schon nicht verpetzen."

    Dann wandten sie den Blick von mir ab und verfielen in ein Jubelgeschrei. Jungkook tat es Suga gleich, während Jimin, V und J-Hope die Musik lauter drehten und sich Chips und Schokolade aus der Küche holten, um diese schmatzend und bröselnd auf dem Sofa zu verschlingen.

    Sofie würde austicken, wenn sie das hier sehen würde.

    Gespannt beobachtete ich die Szene. Die würden nachher gewaltigen Ärger bekommen, so viel war sicher.

    Plötzlich schnappte mich jemand am Arm und legte mir die Hand vor die Augen. Ich schrie auf, doch die Musik war so laut, dass keiner der Anderen auf meinen Hilfeschrei hörte.

    Ich stolperte zurück in ein Zimmer und die Tür fiel hinter mir zu. Da nahm die Person die Hand von meinen Augen und ich riss herum. Ich lachte auf und sah in ein strahlendes Gesicht, das ich nur zu gut kannte.

    „Jin, hast du mich erschreckt! Wehe du machst das noch einmal, dann….!“ Schmollend schubste ich ihn etwas nach hinten und versetzte ihm einen sanften Tritt. „Was dann?“, ärgerte er mich und zog mich wieder zu sich.

    Ich kämpfte mich frei und ging rückwärts aufs Bett zu. „Dann….., dann werde ich…“ Jin kam mir wieder näher. So nah bis ich schließlich seinen Atmen spüren konnte. „Mich küssen?“ Er legte die Hände an meine Hüften und schnitt eine Grimasse. „Bist du sicher, dass du das willst?“ Ich lachte auf.

    Ich schnipste ihm verlegen gegen die Stirn. „Lass das du…..“ „…weltweit gutaussehender Mann?“, vollendete er meinen Satz. „Du kennst mich doch zugut“, grinste er breit und sah mir tief in die Augen.

    Ich seufzte. „Ach lass doch den Blödsinn und komm einfach her!“ Schmunzelnd schnappte ich ihn am Kragen und küsste ihn.

    Er lehnte sich gegen mich. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten um.
    Gut gefedert landeten wir auf der weichen Matratze des Betts. Wir lachten.

    In diesem Moment war ich so glücklich, es war, als wären alle meine Sorgen wie weggeblasen. Blöd nur, dass dieser Moment nicht von sehr langer Dauer war. Denn Schon im nächsten Augenblick wurde ich wieder zurück in die Realität des Lebens gerissen…….

    44

    -währenddessen im Wohnzimmer-

    RMs Sicht:

    Zufrieden stopfte ich mir gerade eine Hand voll Schokolade in den Mund, als es plötzlich an der Tür läutete. Die Musik war so laut, dass Jimin und V, die die Couch in ein Trampolin verwandelt hatten, davon nichts mitbekamen. Suga hatte wieder seine Kopfhörer aufgesetzt und döste im großen Couchsessel. Derweil schleppten J-Hope und Jungkook gelassen immer mehr Snacks aus der Küche ins Wohnzimmer.

    „Wer kann das um die Uhrzeit sein?“, dachte ich und schlurfte zur Tür. Mit einem Ruck öffnete ich sie und starrte in das Gesicht eines Mannes, der etwa so alt wie mein Vater war. Nur mit dem Unterschied, dass er nicht freundlich aussah. Ganz im Gegenteil das Stechen seines Blickes lies mich instinktiv zusammenzucken.

    „Wer………..sind Sie?“, fragte ich perplex. Doch der Mann schubste mich schnaufend zur Seite und betrat einfach das Apartment. Noch im selben Moment bemerkten auch die anderen, dass jemand gekommen war und drehten die laute Musik ab. „Wer ist das?“, flüsterte V und lies verwirrt seine Chipspackung sinken.

    Als er Anstalten machte, weiter zu gehen, stellte ich mich ihm in den Weg. „Hey! Stopp! Wer sind Sie und was wollen sie von uns? Was soll das? Sie können doch nicht einfach eintreten!“ Der Mann grinste verächtlich und sah mich mit einem abschätzigen Blick an. „Geh mir aus dem Weg, verdammt!“

    Meine Freunde warfen sich geschockte Blicke zu. J-Hope zückte sein Handy und ich war mir sicher, dass er bereit war die Polizei zu verständigen. Doch soweit kam er gar nicht, denn der Mann brüllte plötzlich auf. „ROOOOSSEEE!“

    Der gerade noch friedlich schlafende Suga fuhr geschockt hoch und legte seine Hand fassungslos auf sein rasendes Herz. „Ach du Scheiße, was ist denn hier los?“ Unter anderen Umständen hätte ich vermutlich gelacht, doch das war alles andere als lustig!

    Wer war dieser Typ? Und was um Himmels Willen wollte er von Rose?

    Alles Fragen, auf die ich schon in den nächsten Minuten so einige Antworten erhalten sollte.

    Rose Sicht:

    „ROOOOSSEEE!“ Als ich die Stimme meines Vaters brüllen hörte, löste ich mich von Jin und erstarrte für einige Sekunden. Mir rutschte mein Herz in die Hose und Panik stieg in mir hoch.

    „Wer ist das?“, fragte Jin überrascht und wir standen aus dem Bett auf. „Ich…ähm….das….äh….ich…..“ Stotternd senkte ich meinen Blick. Mir war zum Heulen zu Mute. Ich schloss für einen Moment die Augen. Konnte das alles nicht einfach ein beschissener Traum sein? Als ich die Augen öffnete, starrte mich Jin immer noch ratlos an.

    „Wollen wir nachsehen gehen?“, fragte er, als wäre es die harmloseste Frage der Welt. „Nein, nein, nein“, schrie ich innerlich. „Das wollen wir nicht! Bitte Boden verschluck mich doch einfach!“ Doch leider. Das passierte nicht.
    Meine Gedanken überschlugen sich und ich wollte hier einfach nur noch weg.

    „Komm schon. Jetzt hab dich nicht so!“, lächelnde Jin unwissend, was ihn dort erwarten würde. Er schnappte mich am Handgelenk und zog mich aus dem Zimmer. „Nein, Jin warte! JIN!“ Doch er ignorierte mein Flehen und macht erst Halt, als wir meinem Vater gegenüberstanden.

    Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als wir alle im Wohnzimmer versammelt waren. Jin bereute es vermutlich bereits in dem Moment, mich hier hergezerrt zu haben, als er in das wütende Gesicht meines Vaters sah.

    Ich senkte den Blick. Ich machte mich dafür bereit ein Donnerwetter über mich ergehen zu lassen, das sich gewaschen hatte. Und so kam es auch.

    „Und sowas soll meine Tochter sein? Ignoriert meine Befehle! Widersetzt sich mir und hat keinerlei Skrupel mich hinterrücks auszutricksen!“ Er kam tobend auf mich zu und riss mich unsanft von Jin weg. Der war so verwirrt, dass er zu langsam war, um mich von dem Griff meines Vaters zu befreien.

    „Tochter?“, stieß Jungkook plötzlich hervor. „Ich dachte, du hast keine Eltern mehr!“ Die andere warfen sich verwirrte Blicke zu und Gemurmel breitete sich im Raum aus.

    Mein Vater grinste hämisch. „Oh, sie haben dir deine kleine Geschichte wirklich bis zum Ende abgekauft?“ Er tätschelte mir mein Kinn. „Gut gemacht, Rose!“ Ich wandte verletzt mein Gesicht ab. „Kleine Geschichte?“ RM fang langsam seine Worte wieder. Er runzelte die Stirn und ging langsam auf mich zu.

    Er kniff die Augen zusammen. „Ist das dein Vater Rose?“ Ich zögerte, doch nickte langsam. Mein Vater lachte auf. „Und heißt du wirklich Rose Park?“ Ein Stechen breitete sich in meiner Brust aus. Ich schüttelte den Kopf. „Wie heißt du wirklich?“, bohrte RM weiter, der langsam zu verstehen begann, was hier vor sich ging.

    Ich schluckte und hielt den Kopf weiterhin gesenkt. „Mein echter Name ist Rose Kim Un!“ Keiner wagte zu atmen und es breitete sich Stille im Wohnzimmer des Apartments aus. „Kim Un, wie der Chef dieser berühmten Klatsch-Zeitung?“, erkundigte sich v kaum hörbar.

    Mein Vater zog mich weiter in Richtung Ausgang. „Schlaues Bürschchen!“, grinste er. „Doch leider auch nicht so schlau, wie es nötig gewesen wäre!“ Er drückte grob mich vor sich her. „Hast du die Kamera?“ Ich fühlte das kleine Teil in meiner linken Hosentasche und nickte.

    „Gut, dann können wir ja gehen! Es war schön sich mit euch zu unterhalten, doch wir müssen jetzt leider los.“ Er zog meine Kopf nach oben, sodass ich gezwungen war, meinen Freunden in die Augen zu sehen. „Komm Rose, verabschiede dich! So schnell wirst du sie bestimmt nicht wiedersehen!“

    Tränen rannen über meine Wangen, als ich Jins fassungslosen Blick sah. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt, die vor Wut zitterten. „Rose, wieso?“ Mehr brachte er nicht hervor.

    Mein Vater wollte mich aus der Wohnung ziehen, als RM mich am Arm festhielt. „Einen Moment noch“, meinte er. Und ich merkte, wie sein sonst so sanfter Blick etwas abwertendes gehässiges in sich trug. „Du warst es die die Informationen weiteregegeben hat, wo wir uns in der Freizeit aufgehalten haben. Dank dir, waren wir am Titelblatt dieser Zeitung und habe uns kaum noch vor die Tür getraut! Stimmt doch, oder?“

    Ich konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören. Ich sah noch einmal in die Gesichter meiner Freunde, doch keiner von ihnen hatte auch nur einen Anteil an Mitleid für mich. Sie alle mussten mich wirklich hassen, für das was ich getan hatte.

    Ich wischte mir die Tränen ab. „Ja, das war ich. Es war mein Job euch auszuspionieren und an Informationen für meinen Vater zu kommen!“ Jin sackte in sich zusammen und atmete schwer. Ich wollte zu ihm rennen, doch mein Vater hielt meinen Arm immer noch fest umschlossen.

    Ich wurde wütend. Mir tat das alles hier so furchtbar leid. Wie gerne würde ich jetzt die Zeit zurückdrehen und meine Fehler ungeschehen machen.

    Jin weinte nun ebenfalls. „War….war das alles nur eine Lüge? Nur ein Spiel? Hast du nur mit mir gespielt Rose?“ Um mich drehte sich alles und ich bemühte mich nicht einfach loszuheulen.

    „Anfangs ja“, schluchzte ich entschuldigend. „Aber dann……, dann habe ich mich wirklich in dich verliebt! Das musst du mir glauben!“ Jin sah auf und weckte einen Schimmer Hoffnung in mir.

    Plötzlich meldete sich Jungkook. „Glaub ihr kein Wort Jin. Sie hat und die ganze Zeit belogen, warum sollte sie jetzt die Wahrheit sagen!“ Ich ballte die Fäuste. Nein, nein sie verstanden das komplett falsch.

    „Weil ich ihn liebe“, schrie ich verzweifelt und wollte zu Jin laufen, doch mein Vater zerrte mich zurück. „Gib mir mal lieber die Kamera, bevor du noch auf blöde Gedanken kommst!“ Ich zitterte vor Wut, als ich das kleine Ding aus meiner linken Hosentasche zog.

    „Welche Kamera?“ Völlig perplex starrte Jimin auf den kleinen Spion in meiner Hand. Mein Vater lachte hämisch. „Na, warum denkt ihr denn, hat Rose jeden Tag dieselbe Jacke getragen?“ RM zählte derweil eins und eins zusammen und riss geschockt beide Augen auf.

    „Die Blumen in der Jeansjacke! Darin muss sie versteckt gewesen sein!“ „Du bist gut“, grinste mein Vater. „Nur blöd, dass das ganze Filmmaterial jetzt an die Öffentlichkeit kommt, das dieses kleine Wunderding für mich aufgenommen hat.“

    Die Gesichter der Jungs wurden kreidebleich. Ich wusste nur zu gut woran sie gerade dachten. All die Momente, mit ihren Freundinnen gemeinsam, ihre privaten Gespräche, bei denen ich anwesend war. All das war auf dieser Kamera.

    „Na komm schon!“, forderte mich mein Vater auf. „Gib mir die Kamera Rose!“

    Ich hielt sie in meiner Hand umschlossen und bemerkte die Angst in den Gesichtern von RM, Suga und V. Dann sah ich zu Jin. Ich zögerte. Für einen Moment schloss ich meine Augen und lauschte nur auf das tickende Geräusch der Uhr.

    Kurzerhand ließ ich die Kamera fallen und trat mit dem Fuß darauf. Mit einem Knacken zersprang sie in tausende kleine Teile……

    45

    Mein Vater starrte mich voller Entsetzen an. Sein Gesicht verfärbte sich rot und ich konnte bereits spüren, dass er in den nächsten Sekunden in die Luft gehen würde. Es sei denn, er würde seine Wut auf andere Weise los werden…..

    Und so kam es auch. Drohend hob er die Hand und holte aus. Verängstigt kniff ich die Augen zusammen und wartete auf das klatschende Geräusch der Ohrfeige.

    „PATSCH!“ Und da war es auch schon. Stille machte sich im Raum breit und ich hörte nur mein pochendes Herz. Aber was war das? Verwundert fasste ich mir an die Wange. Ich fühlte rein gar nichts! Kein Pochen, kein Stechen, nicht einmal ein leichtes Kitzeln. Verdutzt öffnete ich die Augen.

    „Jin?“ Er stand wirklich vor mir und hatte den Hieb an meiner Stelle eingesteckt. Fluchend rieb er sich die glühende Wange. „Jin, warum…?“ Er drehte sich kurz zu mir um und ich sah wie dicke Tränen über seine Wangen kullerten. „Kein Kind der Welt, sollte von seinen Eltern geschlagen werden“, schluchzte er mit verweinten Augen und stellte sich an RMs Seite.

    Mein Vater war derweil zu Boden gesunken und versuchte verzweifelt die Einzelteile der zerstörten Mini-Kamera zusammenzusuchen. „Nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein!“

    Ich nutzte die Zeit solange mein Vater abgelenkt war und wandte mich an die anderen. „Es tut mir so leid“, meinte ich mit Tränen in den Augen und ging einen Schritt auf Jin zu, doch der wich angewidert zurück.

    „Geh weg“, wimmerte er und wischte sich die Tränen vom Gesicht. „Geh weg, ich mag dich jetzt nicht sehen!“ Seine Unterlippe bebte. Es zerbrach mir das Herz. „Bitte Jin! Lass mich doch erklären!“, versuchte ich es weiter, doch er wandte sich fassungslos ab und stürmte in sein Zimmer.

    „Bitte!“, wandte ich mich nun an RM. „Lasst mich euch wenigstens die ganze Geschichte erzählen!“ Jimin raufte sich die Haare und sagte das, was sich alle in diesem Moment dachten. „Ich glaube du hast schon genug erzählt“, erklärte er hart. „Mach was Jin gesagt hat und geh einfach!“

    Ich suchte nach dem Mitgefühl in Vs Augen, nach dem Lächeln in J-Hopes Gesicht und den freundlichen Grübchen auf RMs Wangen, doch nichts davon war da. Alles war verschwunden. Fassungslos und wie in Trace drehte ich mich um und rannte los.

    Ich rannte und rannte immer schneller. Vorbei an meinem Vater, der immer noch seine blöde Kamera beweinte, vorbei an meinen Freunden, die kein nettes Wort für mich übrighatten und vorbei an dem Leben, das ich mir in den letzten zwei Monaten aufgebaut hatte. Alles war nun vorbei. Für immer aus und vorbei….

    -währenddessen auf dem Weg zum BTS-Apartment-

    Felix Sicht:

    Wie ein verrückter trat ich in die Pedale. Ich musste mich beeilen, bevor es zu spät war. Ich hatte Angst. Angst um Rose. Angst um meine Schwester.

    Keuchend bog ich in die Siedlungsstraße ein, in der das Apartment der Jungs lag. Im nächsten Moment drückte ich die Bremse und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Keinen Zentimeter zu spät, denn sonst hätte ich Rose über den Haufen gefahren.

    Sie sah mich geschockt an. Ihre Augen waren rot und komplett verweint und ihre Haare völlig zerzaust. „Rose? Was ist passiert?“, fragte ich aus der Gewohnheit heraus. Doch ich wusste ganz genau was los war.

    Schnell stieg ich von meinem Rad ab und fixierte es mit dem Ständer.

    Da erholte sich meine Schwester von dem Schrecken und löste sich aus ihrer Schockstarre. Als ich aber auf sie zukam und die Hände nach ihr ausstreckte, warf sie sich in meine Arme und begann bitterlich zu weinen.

    -währenddessen im BTS-Apartment-

    Jins Sicht:

    „Knock, knock! Knock, knock!“

    RM klopfte jetzt schon eine halbe Ewigkeit an meine Tür und rechnete immer noch damit, dass ich aufstehen und ihm öffnen würde. Doch der konnte mich mal. Ich würde hier nicht rauskommen! Nicht, bis es für mich wieder einen Grund geben sollte mich in mein altes Leben zurückzubegeben.

    „Jin, mach auf!“, bat RM mit sanfter Stimme. „Jin, bitte! Lass mich doch einfach rein!“ Ich ignorierte ihn weiter und sagte kein Wort.

    Draußen hörte ich das Gemurmel meiner Freunde. Vermutlich sprachen sie über Rose.
    Rose……

    Wenigstens war das ich echter Vorname. Ich grunzte verächtlich. Und putzte mich theatralisch die Nase. Ich war sowas von enttäuscht von ihr, aber vor allem enttäuscht von mir, so blöd zu sein, und auf sie reinzufallen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das alles echt gewesen wäre.

    Ich schluchzte weiter und drückte mir ein Kissen aufs Gesicht. Vermutlich hat sie sich auch noch verstellt und nur so getan, als würde sie mich mögen. Es war ja auch ihr Job……

    Ich schüttelte den Kopf. Nein, so durfte ich nicht denken.
    Plötzlich hörte ich die Stimmen der Mädchen. „Gott sie Dank wart ihr eben nicht da!“, hörte ich V erleichtert sagen. „Wieso? Was ist passiert?“, erkundigte sich Sofie. Dann wurde das Gemurmel wieder leiser und ich konnte es kaum noch verstehen. Vermutlich erzählten sie was vorgefallen war….

    Nach einigen Minuten klopfte es erneut an meiner Tür. Es war Sofie. „Jin! Willst du reden?“ Ihre Stimme war wie immer sanft und beruhigte mich ein wenig. Ich verzog das Gesicht und drückte mein Gesicht in die Bettdecke. „Nein“, jammerte ich mit brüchiger Stimme und zog die Nase auf.

    Sofie seufzte. „Dann mach die Tür auf! Wir müssen ja nicht reden. Ich kann auch einfach nur für dich da sein.“ Ich überlegte einen Moment. Dann stand ich auch und sperrte die Tür auf. Trotzdem öffnete ich sie nicht.

    Als Sofie eintrat hörte ich auch die anderen nacheinander in das Zimmer zappeln. „Ich hab nicht gesagt, dass ich alle reinkommen dürft“, motzte ich. „Zu blöd“, grinste Sofie sichtlich bemüht mich wieder aufzumuntern. „Jetzt sind sie aber schon da!“

    „Auf ihn!“, schrie Jungkook plötzlich. Mit einem Kriegsgeheul hüpfte einer nach dem anderen auf mich drauf und knuddelte mich von allen Seiten. Auch die Mädchen warfen sich zwischen uns und nach einer wilden Knuddel-Schlacht endeten wir glucksend im Bett.

    „Hab gar nicht gewusst, dass wir zu zehnt in das Bett passen“, gluckste Emilia und kuschelte sich an V. „Fernsehabende werden in Zukunft hier abgehalten“, fügte Xenia schnell hinzu. „Niemals!“, widersprachen Sofie und ich gleichzeitig. „Dann ist das ganze Bett voller Brösel!“

    Die andern verdrehten kichernd die Augen und brachen in schallendes Gelächter aus.

    Dankend drückte ich Sofies Hand und schloss die Augen.

    Auch wenn es ab und an anstrengend war mit diesen neun Nervensägen in einem Haus zu leben, war ich doch so dankbar sie meine Freunde nennen zu dürfen. Wir mögen es zwar, uns ab und an zu ärgern, doch wenn es drauf ankommt, sind wir doch immer für einander da….

    46

    -etwa eine Stunde später bei Felix zuhause-

    Felix Sicht:

    Der Wasserkocher klickte und ich goss das dampfende Wasser in drei große Tassen ein. In jeder lag ein anderer Teebeutel. Früchtetee für Rose, Kräutertee für Conny und Jasmintee für mich. Ich wartete kurz bis der Tee etwas eingezogen war, dann trug ich die drei Tassen vorsichtig auf einem Tablet in mein Schlafzimmer.

    Rose lag immer noch im Bett und hatte ihren Kopf auf Connys Schoß platziert. Ich war ihr wirklich dankbar, dass sie so schnell gekommen war, denn ich konnte hier emotionale Unterstützung echt gut gebrauchen.

    Für meine Schwester war nun schon das zweite Mal in einem Monat die Welt zusammengebrochen. Auch, wenn sie schon vorher mit dieser Reaktion ihrer Freunde gerechnet hatte, war es doch etwas ganz anderes diese Abweisung auch im realen Leben zu erfahren. Klar, es tat weh. Das konnte ich wirklich verstehen.

    Als ich mit Rose zuhause angekommen bin, habe ich erst mal eine gefühlte Ewigkeit damit verbracht ihr gut zuzureden ihr zu versprechen, dass alles wieder gut wird. Doch das blockte sie einfach ab und heulte weiter wie ein Schlosshund in mein Lieblingskissen rein.

    Erst als ich Conny verständigt hatte und sie sich zu ihr gesetzt hat, hörte sie plötzlich auf zu weinen. Ich war erleichtert. Conny hatte einfach eine besondere Wirkung auf Menschen. Das war nur eines der vielen Dinge, die ich wirklich an ihre schätzte……

    „So der Tee ist fertig!“ Ich stellte das Tablet auf den Nachtkasten und reichte Conny ihre Tasse. Sie lächelte. „Danke!“ In mir kribbelte es, wie immer wenn sie mich ansah.

    Da setzte sich auch Rose schniefend auf und griff nach der Tasse mit dem Früchtetee. „Ist das Kirsche?“, wimmerte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ich nickte. „Ja, der von deiner Lieblingsmarke!“ Ihre Wangen bekamen wieder etwas Farbe und ich freute mich, dass etwas leben in ihr Gesicht zurückkehrte, als die den Dampf des Tees einatmete.
    Schweigend schlürften wir unseren Tee.

    Irgendwann stellte Rose ihre Tasse ab. Ihr Blick hatte sich verändert. Sie sah kein bisschen mehr leidend aus. Ganz im Gegenteil sie wirkte fast wütend. „Was ist? Woran denkst du?“, fragte ich überrascht.

    „Das ist alles seine Schuld“, meinte meine Schwester knapp und kramte nach dem Telefon. „Wenn er da nicht reingeplatzt wäre, wäre alles gut gegangen! Er hat mir alles kaputt gemacht!“ „Was hast du vor?“, erkundigte sich nun auch Conny und stellte ihren Kräutertee zu Seite.

    „Ich nehme ihm das, was ihm am meisten bedeutet!“
    Ich sah kurz zu Conny. Sollte das Bedeutsamste für einen Vater nicht sein Kind sein? Doch ich ahnte schon, dass Rose auf etwas komplett anderes aus war.

    Sie drückte eine Taste auf ihrem Handy und wartete darauf, dass jemand abhob. „Chloe?“ Rose drückte das Handy fester ans Ohr und sie lächelte kurz, als sie die Stimme einer Frau hörte. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie weiter.

    Conny und ich folgten dem Gespräch. Nach fünf Minuten legte sie wieder auf und sah nun schon deutlich besser aus. „Und?“, fragte ich gespannt. „Geht klar“, meinte Rose zufrieden und griff noch einmal zu einem Taschentuch, um sich die Nase zu putzen. „Chloe macht das für mich. Sie ist die Beste!“ „Wollte sie gar nicht wissen, was genau passiert ist?“, erkundigte ich mich verwundert. „Nein, sie weiß bereits alles Wichtige, weil sich mein Vater im Büro so aufgeregt hat, dass es alle Mitarbeiter mitbekommen haben.“

    „Und du bist sicher, dass sie auf deiner Seite ist?“ Rose sah mich selbstsicher an. „Zu hundert Prozent!“

    -am nächsten Morgen im BTS Apartment-

    RMs Sicht:

    „Arghh!“ Fluchend rieb ich mir den Nacken. Mir tat alles weh. „Na, schlecht geschlafen?“, ärgerte mich Sofie und drückte mir einen Gutenmorgenkuss auf die Wange. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Ich weiß nicht, wie weich Jins Bett war, aber den Boden davor kann man nicht wirklich mit Wolken vergleichen!“ Sofie kicherte und setzte sich neben mich.

    Gestern Abend wollten wir nicht, dass Jin die ganze Nacht über alleine sein muss, und so haben wir uns dazu entschieden, einfach alle in seinem großen Bett zu schlafen.

    Das hat ja anfangs auch ganz gut funktioniert. Doch als mir V und Jungkook mitten in der Nacht ihre Füße ins Gesicht gestreckt haben, hat es mir gereicht und ich habe mich einfach auf den Boden gelegt.

    Tja, und jetzt? Jetzt spüre ich jeden einzigen Kochen in meinem Körper……


    Jimin, Jungkook und V dackelten um die Ecke und sahen immer noch müde aus. „Morgen“, krächzten sie im Chor und plumpsten einer nach dem anderen auf einen Sessel. „Oje!“, kommentierte Sofie besorgt um die Jüngsten drei. „Habt ihr etwa auch schlecht geschlafen?“

    V hatte Mühe die Augen offen zu halten und blinzelte gegen das Licht. „Geschlafen?“, er lachte sarkastisch. „Kein Auge habe ich zubekommen! Und weißt du auch wieso?“ Sofie schüttelte den Kopf. V grunzte verächtlich. „Dann hast du einen sehr tiefen Schlaf!“ Sofie runzelte die Stirn.

    „Dein Freund schnarcht, falls du das noch nicht mitbekommen hast! Und das nicht gerade leise!“ Ich wollte mich gerade gegen die Anschuldigung wehren, als Xenia, Emilia und Suga um die Ecke schlurften. „Was gibt’s zum Frühstück?“ Suga inspzierte den Tisch und war sichtlich enttäuscht, dass noch nichts darauf stand.

    „J-Hope ist noch beim Bäcker! Der sollte jeden Moment wieder da sein“, erklärte meine Freundin. „Och Mann ich hab‘ schon so Hunger“, motzte V und hielt mit seinen verschlagenen Augen nach Emilia Ausschau. Die lachte, als sie ihn so sah und setzte sich zu ihm auf den Schoß.

    „Jin schläft noch?“, erkundigte ich mich bei Xenia, die als Letzte aus seinem Zimmer gekommen war. Sie nickte. „Immer noch! Wie ein Stein!“ „Hey“, beschwerte sich Suga. „Das Stein-sein ist meine Rolle!“ Alle lachten und die Stimmung entspannte sich langsam wieder.

    Plötzlich kam J-Hope um die Ecke. Er hatte frische Brötchen mitgebracht und frische Erdbeeren. Doch die Zeitung, die unter seinen rechten Arm geklemmt war, schien ihm noch viel wichtiger zu sein.

    Er hatte die Augen aufgerissen und legte mir den Bogen mit der aufgeschlagenen Titelseite vor die Nase. „Ihr werdet nicht glauben, was heute Morgen in der Tageszeitung erschienen ist!“ Alle standen auf und sahen mir gespannt über die Schulter.

    „Ach du Scheiße“, traf es Suga auf den Punkt und mir bleib der Mund offenstehen. „Also damit hätte ich nicht gerechnet“, gab nun auch Jungkook seinen Senf dazu.

    Ich starrte immer noch ungläubig auf die Schlagzeile und konnte gar nicht fassen, was da in dicken schwarzen Buchstaben geschrieben stand: „CEO Kim Un vor Gericht – seine Methoden waren alles andere als legal“

    Leise las ich vor.

    „Gestern Abend erhielt die Polizei von einem Insider Informationen darüber, wie die bekannte Zeitung „Secret“ zu ihren so genannten „Geheimnissen“ kommt. Denn so, wie nun bekannt wurde, wurden nicht nur versteckte Mikrophone und Kameras, sondern auch falsche Ausweise und Daten verwendet, um an Aussagen prominenter Menschen zu kommen, die diese unter anderen Umständen so nie gemacht hätten………“

    Die anderen sahen mich geschockt an. „Glaubt ihr dasselbe, was ich denke?“, fragte ich in die Runde. Meine Freunde nickten. „Weckt bitte jemand Jin auf! Das müssen wir ihm zeigen und zwar schnell!“

    47

    -währenddessen bei Felix zuhause-

    Roses Sicht:

    Ich war müde. Müde und fix und fertig.

    Ich hatte kaum geschlafen und mein Hunger hielt sich in Grenzen. Und auch wenn ich in der Früh stolz meinen Erfolg aus der Zeitung erfuhr, war doch immer noch alles wie zuvor. Ich hätte gedacht es würde sich etwas ändern, wenn mein Vater für all das büßen müsste, was er getan hat, doch ich fühlte mich kein bisschen besser.

    Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich sogar selbst noch schuldiger als zuvor. Ja, mein Vater musste sich nun für seine Taten rechtfertigen, aber ich? Ich sitze hier seelenruhig, obwohl ich kein bisschen besser bin als er.

    Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr schämte ich mich dafür mich nicht schon früher gegen ihn aufgestellt zu haben.

    Es hatten sich so viele Promis gemeldet, die glauben von meinem Vater übers Ohr gehauen worden zu sein und ihn nun anklagen. Seine Firma war für die nächsten Wochen erst mal lahmgelegt und der Name der Zeitung („Secret“) war somit genug in den Dreck gezogen geworden, um nie wieder offiziell genannt zu werden.


    Ich schlurfte ins Bad und schnappte mir meine Zahnbürste. Ich drückte etwas Zahnpasta darauf und steckte sie mir schlecht gelaunt in den Mund. Missmutig warf ich einen Blick in den Spiegel und erschrak, als ich meine tiefen Augenringe und die zerstrubbelten Haare sah. Ich sah wirklich schrecklich aus…..
    Nachdenklich starrte ich mich im Spiegel an und putzte mir die Zähne.

    Wer war ich eigentlich? Was hatte ich in den letzten Jahren gemacht? War ich eigentlich wirklich ich gewesen? Oder hatte ich all meine Träume für meinen Vater fallen gelassen? Wo ist mein Platz auf der Welt? Und wer möchte ich eigentlich sein?

    All diese Fragen schossen mir in den Kopf, doch……………..ich hatte keine eindeutige Antwort darauf.
    „Traurig“, sagte ich zu mir selbst. „Rose, du bist wirklich zu bemitleiden! Wie kannst du nur so blöd sein und gar nicht wissen, wer du bist!“ Ich war wütend auf die Rose, die ich da im Spiegel sah. Sie war all die Zeit so abhängig wie ein kleines Kind gewesen. Sie hatte nie eine eigene Meinung und hat immer brav nach der Pfeife ihres Vaters getanzt.

    Angeekelt von mir selbst spuckte ich die Zahnpasta ins Waschbecken. „Aber damit ist nun Schluss!“, dachte ich und spülte mir den Mund aus. „Schluss für ein und alle mal!“

    -eine halbe Stunde später-

    Felix Sicht:

    „Rose, komm mal!“ Ich legte gerade Nudeln in das kochende Wasser und rührte einmal um. Rose kam gelassen mit ihrem Laptop unterm Arm in die Küche. „Was gibt’s?“ Sie sah schon viel munterer aus, als kurz nach dem Aufstehen und das Leben war in ihre Augen zurückgekehrt.

    Erleichtert lächelte ich sie an und hielt ihr ein Bünden Karotten entgegen. „Könnstest du mir helfen? Dann sind wie schneller!“ „Klar!“ Rose schnappte sich das orangene Gemüse und schnippelte los. Sie summte eine Melodie und war wirklich konzentriert.

    Ich beobachtete sie eine Weile, dann aber musste ich sie einfach fragen. „Rose? Warum bist du denn so plötzlich gut gelaunt?“ Es war seltsam. Ich meine, Frauen haben ja Stimmungsschwankungen, aber so extrem?

    Rose lächelte und deutete auf ihren Laptop. „Ich habe jetzt einen Plan!“ Ich sah sie überrascht an. „Und der wäre?“ Rose wischte die Karottenstücke in die Pfanne und fuhr fort. „Ich gehe auf Reisen!“

    Ich starrte sie für einen Moment einfach nur an. „Du? Auf Reisen?“ Mir blieb der Mund offenstehen. Rose nickte. „Ja, ich glaube es ist das Beste für mich, wenn ich eine Weile mal rauskomme und mir ein bisschen die Welt ansehe! Ich möchte wissen wer ich bin und das kann ich hier nicht!“

    Ich wusste nicht ganz was ich davon halten sollte, also fragte ich vorsichtig weiter. „Warum kannst du das nicht auch hier machen?“ Meine Schwester legte den Kopf schief und sah mich vielsagend an. „Du weißt genau warum!“ Ich biss auf meine Unterlippe. „Wegen Jin?“ Rose nickte.

    „Ich schaff das nicht! Ich kann ihm so nie wieder unter die Augen treten.“ Ich verstand sie und drückte sie kurz an mich. „Und du bist dir sicher, dass du raus aus Korea willst?“ Rose nickte erneut. Ich seufzte. „Wie lange?“ „Weiß ich nicht. Kommt drauf an, wie lange ich brauche um ich zu werden!“

    Ich musste lächeln und kostete, ob die Nudeln schon fertig waren. Dann wandte ich mich wieder an meine Schwester. Ich stand ihr gegenüber, sah sie lange an und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Rose, du weißt, dass ich dich unterstütze. Egal was du vorhast!“ Sie grinste.

    „Hätte nichts anderes von meinem großen Bruder erwartet!“ Ich war stolz auf Rose und schloss sie in eine feste Umarmung ein. „Ich hab‘ dich lieb!“, flüsterte Rose in meine Pullover hinein. „Ich dich auch“, flüsterte ich zurück und ich musste fast ein bisschen weinen.

    -am Nachmittag-

    Ich sah auf die Uhr. 15:30. Rose packte bereits ihre Sachen zusammen und traf bereits die letzten Vorbereitungen, um auf ihre geplante Rundreise zu gehen. Den Flug für ihr erstes Reiseziel: Frankreich, haben wir gerade eben noch gemeinsam gebucht. Es war ganz einfach gegangen und ich wunderte mich direkt, wie einfach es heutzutage war Reisen zu planen und zu buchen.

    Rose wollte jedoch in kein Hotel, sondern bestand darauf vor Ort alles selbst zu finden und auszukundschaften. Rose eben.

    Doch eine Sache, die lies mir die ganze Zeit über schon keine Ruhe. Es war ja schön und gut, dass Rose Jin in nächster Zeit nicht wiedersehen wollte, doch ich konnte das was passiert war zwischen den beiden nicht einfach so stehen lassen.

    Weil mal ehrlich. Es ist doch offensichtlich, dass sie sich lieben. Ja, gut, ihre Liebe basiert auf einer riesengroßen Lüge, aber ist das nicht egal, wenn sie Gefühle für einander haben. Schließlich waren die nicht gelogen.

    Das alles beschäftigte mich ziemlich und so hatte ich kurzerhand die Entscheidung getroffen Jin und die anderen einfach mal über Rose und die Geschehnisse der letzten Jahre aufzuklären. Soweit ich das von meiner Schwester mitbekommen habe, hatte sie nicht einmal die Chance gehabt ihren Standpunkt zu erklären und sich recht zu fertigen bzw. sich zu entschuldigen, oder ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen. Also, wollte ich das nun für sie tun.

    Denn ich finde, wenn Jin und Rose schon getrennte Wege gehen, dann sollten sie wenigstens alles geklärt haben, um nicht ewig an der Sache hängen zu bleiben und ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.


    „Bin kurz Weg!“, rief ich und schnappte mir den Haustürschlüssel. „Ist gut“, kam es aus dem Schlafzimmer. Schnell schlüpfte ich in die Schuhe und trat auf die Straße.

    Ich blinzelte gegen die Sonne und atmete den Geruch der Blätter und des Grases ein. Es war ein schöner Tag. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.

    48

    -kurz darauf im BTS-Apartment-

    RMs Sicht:


    Es klopfte. „Gehst du?“, fragte Sofie und räumte ihren Teller ab. „Ich weck Jin auf! Der soll endlich raus aus dem Bett!“ Ich nickte und schlurfte zur Tür. Hoffentlich war es nicht wieder eine dieser Umfragen. Ich hasste das, wie die Pest.

    „Hi!“ Überrascht sah ich in die großen braunen Augen eines jungen Mannes. Er war etwa in Jins Alter. Vielleicht ein bisschen älter. Die anderen waren bei dem Klopfen hellhörig geworden und gesellten sich nach und nach zu mir. Neugierig musterten sie unseren Besucher.

    „Äh, wer bist du?“, fragte Jungkook beinahe etwas unhöflich. „Oh, tut mir leid. Ihr kennt mich ja noch nicht! Ich bin Felix!“ Freundlich lächelte uns der Junge an und verbeugte sich höflich. Da verstand ich erst. „Ah, bist du der Freund von Rose, mit dem sie im Cafe arbeitet, oder?“

    Felix nickte. Als ich Rose erwähnte verdunkelten sich die Gesichter meiner Freunde wieder. Ich konnte das verstehen. Wenn ich ehrlich war, war ich selbst mehr als enttäuscht von ihr. Eigentlich hatte ich eine ganz gute Menschenkenntnis, doch bei Rose hatte die letztlich wohl doch versagt.

    „Wenn du wegen Rose da bist, brauchst du gar nicht lange zu bleiben“, knurrte J-Hope. „Die wohnt nicht mehr hier!“ Felix senkte den Kopf. „Ich weiß, dass ist ja auch der Grund, warum ich gekommen bin!“ „Das versteh ich nicht!“ Jimin runzelte die Stirn.
    „Wenn ihr mich reinkommen lasst, erklär ich euch alles!“ Er machte einen Schritt in die Wohnung hinein. „Darf ich?“ Ich warf den anderen kurz einen Blick zu, dann nickte ich. „Ja, komm rein!“ Felix sah sich kurz um. „Ist Jin auch da?“

    Xenia deutete auf sein Schlafzimmer. Sollte jeden Moment daraus taumeln!“ Und so war es auch. Jin zappelte keine zehn Sekunden später mit verstrubbelten Haaren vor Sofie her und ging zielsträbig auf den Frühstückstisch zu. Als er Felix sah, erstarrte er aber zu Eis und riss überrascht die Augen auf.
    „Was macht der denn da?“

    Felix Sicht:

    Ich seufzte erleichtert, als ich Jin erblickte. Es war an der Zeit, dass er die ganze Wahrheit erfährt. „Jin ich weiß, dass du böse und enttäuscht von Rose bist, aber es gibt da etwas, dass du nicht weißt und ich finde, das solltest du wissen, bevor sie geht!“

    „Sie geht?“ Jin sah mich aus großen Augen an. „Wohin?“ „Sie will für eine Zeit auf Reisen gehen!“ Jin wollte noch weiter Fragen stellen, doch ich hielt ihn zurück. „Bitte, warte noch. Ich erzähl dir gleich alles andere, was du wissen willst, aber zuerst musst du noch etwas ganz anders erfahren!“

    Jin sah seine Freunde und mich verwundert an. „Und das wäre?“ Ich schluckte. „Ich bin nicht Roses bester Freund!“ Jin lies enttäuscht die Arme fallen. „Hab ich’s mir ja gedacht! Du und Rose ihr wart ein Paar. Also hat sie mich auch noch diesbezüglich angelogen!“

    Ich schüttelte wild den Kopf. „Nein, nein, das hat sie nicht! Du lässt mich ja gar nicht ausreden! Ich wollte sagen: Ich bin nicht Roses Freund ich bin ihr Bruder!“

    Stille.

    Alle hielten die Luft an bis Suga leise flüsterte:“ Hat er das gerade wirklich gesagt?“ Xenia nickte langsam und macht ihren Mund wieder zu, der eben noch geschockt offen gestanden hatte. Jin stand auf und ging auf mich zu. „Du….du….bi….bist ihr……Bruder?“

    Es war eine seltsame Situation. Deshalb nickte ich einfach.
    „Ja, und das ist erst ein Teil der Geschichte! Aber ich denke, es ist besser, wenn ich erst mal von ganz vorne beginne!“

    -eine Stunde und dreißig Minuten später-

    Jins Sicht:

    Fix und fertig starrte ich Felix an. Felix, der Bruder von Rose, der mir gerade das Brett vom Kopf geschlagen hatte, das ich die letzten Wochen mit mir herumgeschleppt hatte.

    „Wie konnte ich die ganze Zeit über nur so blind sein“, hauchte ich und raufte mir enttäuscht die Haare. Felix legte mir mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Du hast keine Schuld Jin, woher solltest du das denn auch wissen! Rose hat sich ja auch alle Mühe gegeben ihr wahres Leben geheim zu halten“
    Auch meine Freunde saßen immer noch sprachlos vor mir.

    Und das war etwas Besonderes, denn normalerweise gab es keine ruhige Minute in dieser Wohnung. „Wir sollten uns bei Rose entschuldigen“, meinte V plötzlich.

    „Es war zwar nicht richtig, was sie getan hat, doch ich kann sie voll und ganz verstehen!“ Emilia nickte. „Ja, du hast recht!“
    Meine Gedanken überschlugen sich währenddessen. Rose, meine liebe Rose. Ich hatte ihr nicht einmal die Möglichkeit gegeben sich zu erklären. Ich hatte sie einfach verurteilt und bin in mein Zimmer gerannt….

    All meine Wut gegen Rose, hatte sich ganz plötzlich in Luft aufgelöst und ich wollte sie nur noch zurückhaben. Wollte mich bei ihr entschuldigen und sie fest an mich drücken. Ihr sagen, wie sehr ich sie liebe und sie darum bitten einfach alles zu vergessen und von vorne zu beginnen.

    „Was willst du jetzt tun?“, fragte mich RM, der bemerkt hatte, wie ich grübelte. „Ich werde sie bitten zu uns zurückzukommen“, sagte ich ganz entschlossen und stand auf. „Ich werde sie zurückholen und dann wird sie für immer bei mir bleiben!“

    Suga verdrehte die Augen. „Übertreib nicht, das ist ja zum Kotzen!“ Xenia boxte ihm in die Seite und lächelte mich entschuldigend an.

    Felix sah plötzlich besorgt auf die Uhr. „Ich will dich ja nicht beunruhigen, aber ihr Flieger geht schon in zwei Stunden. Ich sollte sowieso gleich wieder zuhause sein. Ich will mich ja auch noch von ihr verabschieden!“

    Jin schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein! Nachdem ich mit ihr gesprochen habe, wird sie sich das bestimmt anders überlegen!“ Roses Bruder knirschte mit den Zähnen. „Na, wenn du das glaubst!“

    -eine Stunde später am Flughafen-

    Roses Sicht:

    „Bist du sicher, dass du alles mit Hast?“ Felix und Conny lächelten mich traurig an. „Jetzt seht mich nicht so an, ich komme ja wieder!“ Bevor einer von den beiden zu weinen begann, umarmte ich sie und drückte sie fest an mich. „Danke für alles!“, flüsterte ich.

    Als ich sie wieder los lies, zog ich Felix kurz an mich ran. „Und frag sie endlich?“ Felix sah mich überrascht an. „Sie was fragen?“ Ich verdrehte die Augen. „Na, ob sie deine Freundin sein will!“ Felix grinste breit und schubste mich weg. „Hä, wie kommst du denn auf die Idee?“ Er zwinkerte mir zu und ich verstand.

    „Achja!“ Ich kramte in meiner Jackentasche nach dem Zettel. „Und könntest du den Jin geben? Ich will nicht, dass das alles so zwischen uns stehen bleibt und wollte mich wenigstens anständig bei ihm entschuldigen!“

    Felix nickte, griff aber nicht nach dem Brief.

    „Ich glaube, den kannst du ihm auch selber geben“, lächelt Felix geheimnisvoll. Ich hielt inne und musterte meinen Bruder misstrauisch. „Felix? Was hast du schon wieder angestellt?“ Der drehte sich aber auch schon um und winkte mir zum Abschied. „Ich bin dann mal Weg! Viel Spaß noch! Schreib mir, wenn du angekommen bist!“

    „Felix!“ Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Was sollte das schon wieder?“

    „Ähm, Rose?“ Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich die Stimme eines Mannes hörte, die ich unter hundert anderen erkennen würde. Ich riss herum und sah in Jins gutaussehendes Gesicht.

    Mein Herz setzte für einen Moment aus.

    „Jin? Was machst du denn hier?“

    49

    Jins Sicht:

    Ich lächelte. Und ging einen Schritt auf sie zu, doch Rose wich zurück. „Was soll das?“, fragte sie erneut. „Warum bist du hier?“

    Ihre abweisende Art versetzte mir einen Stich ins Herz und das Lächeln auf meinem Gesicht erstarb. „Dein Bruder, er war bei uns und hat uns alles erzählt!“ Ich schluckte, als ich Roses entsetztes Gesicht sah. „Er hat euch alles erzählt? Alles alles?“ Ich nickte.

    Sie wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie. „Rose! Ich will, dass du weißt, dass mir das alles egal ist!“, versuchte ich den ersten Schritt zu machen. „Ich habe völlig voreilig reagiert.

    Ich hätte dir erst die Chance geben sollen dich zu erklären!“
    Ich wollte nach Roses Hand greifen, doch sie versteckte schnell ihre Arme hinter dem Rücken. Sie sah mich aus großen Augen an. „Nein Jin, du hast nichts falsch gemacht! Ich habe den Fehler gemacht nicht du, also ist all das hier auch meine Schuld!“

    Ich suchte nach passenden Worten, doch da waren keine. „Jin, es tut mir alles so leid, was passiert ist! Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es tun!“ Ich merkte wie Rose die Tränen in die Augen stiegen. „Rose ich…“

    „Nein, bitte sieh mich nicht so an!“, schniefte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. Doch ich hörte nicht auf sie und sah sie weiterhin aus traurigen Augen an. „Können wir das nicht einfach vergessen und hinter uns lassen?“, versuchte ich es ein zweites Mal.

    „Lass uns einfach von vorne beginnen! Mir ist egal was dein Vater getan hat!“ Ich legte meine Hand an Roses Wange. Sie lies es zu.

    „Jin, was mein Vater getan hat, habe auch ich getan. Ich bin nicht besser als er!“ Ich wurde wütend. „Das stimmt nicht! Du bist um Welten besser als er. Du bist mitfühlend, kümmerst dich um deine Freunde und bist der freundlichste Mensch, den ich kenne!“

    Rose lächelte und ihr kullerte eine Träne über die Wange. „Wie kannst du das sagen, wenn ich dich und all deine Freunde verraten habe und euch hinter eurem Rücken ausspioniert habe!“ Ich drehte ihren Kopf so, dass sie gezwungen war, mir direkt in die Augen zu sehen.

    „Rose, das alles…..das warst nicht du! Das war dein Vater, der dich dazu gebracht hat! Du bist diejenige, die sich liebevoll um deinen Bruder gekümmert hat, als er krank war, und die mit der ich über all meine Sorgen reden kann! Das bist du Rose!“

    Roses Oberlippe zitterte, wie immer, wenn sie gleich weinen musste. „Sag sowas nicht!“, brüllte sie plötzlich. „Warum musst du immer so nett zu mir sein! Kannst du mir nicht einfach böse sein? Das wäre viel einfacher!“

    Dicke Krokodilstränen tropfen auf meine Hände. Rose wollte sich losreißen, doch ich lies sie nicht. Mein Herz klopfte wie wild. Es machte mich fertig, sie so zu sehen.

    Roses Sicht:

    Ich konnte nicht mehr. Ich konnte Jin einfach nicht mehr ansehen. Jedes Mal, wenn ich in seine Augen sah, erinnerte mich das an all die schrecklichen Dinge, die ich getan habe. Es schmerzte, und versetzte mir jedes Mal aufs Neue ein Stich ins Herz.

    „Jin!“, rief ich verzweifelt. „Lass mich bitte einfach gehen! Vergiss mich einfach! Geht wieder nach Hause und sei glücklich!“ Jin sah mich entsetzt an und zog mich am Handgelenk zurück an sich ran. „Wie kannst du das nur sagen? Was bildest du dir ein!“ Jin war außer sich und hielt mit größter Anstrengung seine Tränen zurück.

    So hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich schluckte und hörte auf mich gegen seinen Griff zu wehren. „Wie kannst du nur denken, ich könnte jetzt glücklich sein?“ Ich sah ihn aus großen fragenden Augen an. „Rose! Ich war doch erst so richtig glücklich, als du da warst!“

    Mein Herz setzte für einen Moment aus.
    „Wie kannst du nur denken, es würde mir besser gehen, wenn du weggehst? Ich will nicht, dass du weggehst! Ich will, dass du hier bei mir bleibst! Für immer!“

    Meine Hände zitterten und die Welt um uns herum verschwand. Ich sah nur noch Jin. Wie er da vor mir stand und mich aus flehenden Augen ansah, ihn nicht zu verlassen.

    Meine Gefühle übermannten mich. Ich machte einen Schritt auf Jin zu und legte meine Lippen auf seine. Ich schloss die Augen und fühlte wie eine Träne nach der anderen über meine Wange kullerte.

    Jin umschloss mich mit einem Armen und drückte mich schluchzend an sich. Als er mich zurückküsste, lies ich los. Ich vergaß für einen Moment, alle Gründe, warum ich mich von ihm fernhalten wollte und lies mich einfach auf das Glücksgefühl ein.

    Ich roch sein Parfüm, spürte seine Hände und schmeckte seine Lippen. Wie ich das vermisst hatte…..

    Plötzlich wischte Jin mir die Tränen von den Wangen und öffnete wieder seine Augen. „Bitte Rose, bleib bei mir! Geht nicht weg!“ Meine Hände verkrampften sich in seinem Pullover. „Jin…….ich…………ich kann nicht!“ Ich sah ihn lange an.

    Dann legte ich meine Stirn gegen seine und schloss die Augen. Ich prägte mir alles ein, so gut ich es konnte, um diesem Moment nie wieder zu vergessen. Nach einigen Sekunden löste ich mich von ihm.

    „Warum kannst du nicht?“ Jin hatte sich beruhigt und die Wut war aus seinen Augen verschwunden. Zurück, war nur die Enttäuschung und die Angst geblieben. „Ich muss erst herausfinden wer ich bin!“

    Es war eine Überwindung diese Worte zu sagen und zerriss mir förmlich das Herz. „Aber ich weiß, wer du bist!“, versucht mich Jin zu überzeugen. „Du bist Rose Kim Un und ich liebe dich!“

    Ich hielt inne. Das war das Schönste, das er je zu mir gesagt hatte…..

    „Aber es geht hier nicht darum, ob du weißt wer ich bin, sondern darum, ob ich das weiß. Und ich habe das Gefühl mein Leben lang nie ICH gewesen zu sein!“ Jin schwieg. „Bitte lass mich gehen und gib mir Zeit, mich selbst zu finden!“

    Eine Durchsage ertönte. „Alle Passagiere des Fluges nach Paris/Frankreich begeben sich bitte zum Gate D!“ Ich sah auf meine Uhr. In 20 Minuten ging mein Flieger. Ich sah wieder zu Jin auf und griff entschlossen nach meinem Koffer.

    Jin wusste was meine Entscheidung war. „Nein, Rose! Bitte, bleib!“

    „Ich kann nicht“, wiederholte ich mit zittriger Stimme. „Aber ich werde wiederkommen. Irgendwann. Das verspreche ich!“ Mit einem Stechen im Herzen griff ich nach Jins Hand und drückte sie.

    „Doch solange ich weg bin, sei bitte glücklich. Und wenn du das nicht kannst, weil du mich vermisst, dann vergiss mich bitte. Finde jemand anderes und lebe dein Leben. Sei einfach Jin!“

    Ich griff in meine Jackentasche und holte den Brief heraus, den ich zuvor schnell zurückgesteckt hatte. „Den wollte ich dir eigentlich geben, bevor wir uns hier getroffen haben. Aber ich finde, du solltest ihn trotzdem noch haben!“

    Jin wollte ihn öffnen, doch ich hielt ihn zurück. „Nicht hier! Ließ ihn zuhause!“ Jin nickte. Ich lächelte traurig. Er schien aufgegeben haben mich überreden zu wollen. „Danke Jin“, dachte ich. „Danke, dass du mich gehen lässt.“

    Ich sah ihn noch kurz an, dann lies ich seine Hand los und ging einige Schritte von ihm weg. Jin lies die Hand sinken, lies mich aber nicht aus den Augen. Ich drehte mich langsam um. „Rose, warte!“, rief er plötzlich. Ich blieb stehen.

    Seine Stimme zitterte, als er fortfuhr. „Was ist, wenn ich dich nicht gehen lassen kann. Was ist, wenn ich dich nicht vergessen kann?“ Ich hielt mir die Hand vor den Mund, als mir erneut die Tränen in die Augen schossen. Dann atmete ich tief durch und schluckte meinen Klos herunter.

    Ich wandte mich um und lächelte.

    „Jin, manchmal muss man Menschen gehen lassen, auch, wenn man sie über alles liebt!“

    Mit diesen Worten kehrte ich ihm den Rücken zu und griff nach meinem Koffer. Mit schnellen Schritten eilte ich aus der Halle, vorbei an Menschen, Koffern und Flughafenarbeitern, ohne mich auch nur noch ein einziges Mal nach ihm umzudrehen.

    ENDE…

    50

    Special Chapter:

    Der Brief

    Jin,

    ich kann nicht oft genug sagen, wie leid mir das alles tut. Was ich getan habe, hätte nie geschehen dürfen und es kann auch nicht ungeschehen gemacht werden. Ich wünschte wirklich, ich könnte die Zeit zurück drehen….

    Ich hoffe, eines Tages können du und die anderen mir meinen Fehler verzeihen.

    Als ich dich an jenem Tag bei der Kochshow das erste Mal gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, was für ein toller Mensch du in Wirklichkeit bist. Es hat gedauert, und ich habe mich nicht sofort in dich verliebt, aber dann, ganz plötzlich, war alles anders.

    Ich erinnere mich an jedem Tag bevor ich einschlafe an unsere Nacht unter dem Sternenhimmel, an den Kuss in der Küche, die Hochzeit, auf der wir gemeinsam waren und an das erste Mal, als du mir gesagt hast, dass du mich liebst.

    Bevor ich dich gekannt habe, wusste ich nicht wie sehr man einen Menschen lieben kann, doch du hast mir gezeigt, dass es diesbezüglich keine Grenzen gibt.

    Als ich dann herausgefunden habe, dass ich all die Jahre einen Bruder hatte, hat es mich innerlich fast zerrissen, weil ich dir davon nichts mitteilen konnte. Ich hätte es dir doch so gerne gesagt, doch ich hatte Angst. Angst davor, dass dann die Wahrheit herauskommt und ihr mich alle hasst.

    Hätte ich damals doch nur gewusst, dass das sowieso passieren würde….

    Ich schreibe diesen Brief, weil ich mich von dir verabschieden möchte. Mir ist wichtig, dass du weißt, dass es mir leidtut, bevor ich gehe. Ich kann das alles nicht wieder gut machen, aber ich kann dich darum bitten mich nicht ewig zu hassen….

    Und auch, wenn wir jetzt getrennte Wege gehen und ich nicht weiß, ob wir uns je wiedersehen, möchte ich doch, dass du weißt, dass ich mich wirklich in dich verliebt habe und dich noch immer aufrichtig liebe. Das ist das einzige woran ich nie gezweifelt habe…..

    Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du deinen Weg im Leben findest.

    Werde glücklich!

    In Liebe,

    Rose

    51

    -ein Jahr später-

    Roses Sicht:

    Als ich die Treppen aus dem Flugzeug herunterging, blieb ich für einen Moment stehen und schloss die Augen. Die Sonne war gerade aufgegangen und hatte sich wärmend über die Stadt unter mir gelegt. Ich sog den vertrauten Geruch in mich auf und lächelte.

    Endlich. Ich war wieder zu Hause.

    Seid meiner Abreise aus Korea war ziemlich genau ein Jahr vergangen. Nun war wieder Frühling. Die Jahreszeit, in der es kein Wasser, sondern hellrosa Blütenblätter regnet, die sich wie ein Teppich auf deinen Weg legen.

    Wie ich das vermisst hatte. Es war schon komisch. Vor einem Jahr noch, war ich froh einfach weg zu sein, und ganz neue Länder und Städte zu entdecken, doch nach und nach habe ich gemerkt, wie sehr mir meine Heimat fehlt.

    Es waren tolle Erfahrungen, die ich gesammelt hatte. Nicht nur, dass ich Freunde in fast allen Ländern Europas gefunden habe, nein ich hatte auch mich selbst gefunden. Es hat gedauert, doch nach langen Wanderwegen, einer Bergbesteigung, vielen Erkundungstouren und neuen Bekanntschaften, weiß ich nun endlich was ich will.

    Ich will wieder zurück nach Hause und mein Leben leben und zwar nach meinen Regeln. So, und da war ich nun. Doch auch wenn ich lange weg war, ist die Zeit hier nicht stehengeblieben.

    Vor etwa einer Woche habe ich erfahren, dass ich Tante geworden war. Grund genug wieder zurück zu kommen und von vorne anzufangen. Felix wollte eigentlich, dass ich viel früher zurückkomme, doch nach mehreren Versuchen mich davon zu überzeugen, hatte er schließlich aufgegeben.

    Als er mich dann vor einer Woche angerufen hat und sagte, was Sache war, habe ich sofort meine Sachen gepackt und bin aufgebrochen. Ich hoffe nur, das war keine erfundene Geschichte, um mich herzulocken….

    Aber selbst wenn, es war sowieso Zeit wieder zurückzukommen.


    -in der Ankunftshalle-

    Als ich meinen Koffer vom Gepäckband geholt hatte und durch die Passkontrolle durch war, ging ich durch einen langen Gang, der bis zur Ankunftshalle des Flughafens führte. Sie ist mein Lieblingsort an jedem Flughafen. So viele Menschen, die sich küssen, umarmen und sich sagen, wie sehr sie sich vermisst haben. Gibt es etwas Schöneres?

    Als ich eintrat, hatte ich das Gefühl mich würden hunderte Menschen anstarren. Ich suchte die Menschenmengen, nach zwei bekannten Gesichtern ab und wurde auch fündig. „Felix! Conny!“, schrie ich und winkte ihnen aufgeregt zu.

    Die beiden entdeckten mich und lachten mir überglücklich entgegen. Schnell machte ich mich auf den Weg und drückte mich durch die anderen wartenden Menschen, um zu meinem Bruder und seiner Freundin zu kommen.

    „Rose!“ Felix empfing mich mit offenen Armen und drückte mich fest an sich. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Ich hab‘ dich so vermisst!“, schluchzte er und drückte sein Gesicht in meinen Pulli. Ich lachte. „Weinst du etwa?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nur etwas im Auge!“ Conny und ich grinsten einander an. Es hatte sich doch nicht so viel verändert, seit ich weg war!

    Plötzlich entdeckte ich etwas, das mir zuvor nicht aufgefallen war. Conny trug eine kleine rote Tragetasche und darin lag ein kleines sabberndes Wesen. Es hatte rote Pausbacken, klitzekleine Fäuste und riesengroße braune Augen mit langen dunklen Wimpern.

    Mein Herz machte einen Satz und mir kamen die Tränen. „Oh Gott ist das…?“ „Das ist deine Nichte“, lächelte Conny stolz. „Willst du sie mal halten?“ Ich nickte. Behutsam nahm sie das Baby aus der Tragetasche. Ganz vorsichtig, legte sie das Kind in meine Arme und zeigte mir, wie ich den Kopf richtig stützen sollte.

    Ich war völlig überwältigt. Ich hatte noch nie in meinem Leben etwas so Süßes gesehen. „Wie alt ist sie?“ fragte ich überwältigt. „Sie ist jetzt schon drei Wochen alt“, erklärte mein Bruder stolz. „Sie heißt Mina“, fügte Conny hinzu. „Wie eure Mutter.“

    Ich schniefte und wischte mir eine Träne von der Wange. „Oh, hallo meine Kleine. Du bist ja viel süßer, als dein Papa dich beschrieben hat!“ Mina sabberte und musterte mich aus ihren großen braunen Augen. „Du siehst aus wie dein Papa“, flüsterte ich und strich ihr sanft über den Kopf. „Sie sieht aus wie unsere Mama“, verbesserte mich Felix und trat neben mich. „Sie hat ihre Augen!“ Wir lächelten.

    Sanft strich ich mit meiner Hand über Minas klitzekleine Faust. Sie öffnete sie und umschloss meinen Finger mit ihrer Hand. Sie war so zuckersüß.

    „Wie war die Hochzeit?“, erkundigte ich mich etwas enttäuscht, weil ich ja nicht da gewesen war. „Wir haben noch nicht geheiratet!“, grinste Felix. Überrascht starrte ich ihn an. „Habt ihr nicht?“ Conny grinste ebenfalls. „Nein, haben wir noch nicht!“ Ich konnte das nicht fassen. „Wieso nicht?“

    „Ich kann doch nicht ohne meine Trauzeugin heiraten“, lächelte mein Bruder und wuschelte mir durch die Haare. Mir blieb der Mund offenstehen. „Ihr habt gewartet? Nur für mich?“ Conny und Felix nickten. Ich wandte mich wieder an meine Nichte, die glücklich brabbelnd in meinen Armen lag. „Mina, du hast die besten Eltern der Welt! Das darfst du nie vergessen!“ Mina lächelte.

    -eine Woche später-

    Zufrieden wischte ich meine mehligen Hände in die Schürze und trat an die Theke. „Ich seh‘ kurz nach Mina!“, meinte Conny. „Kannst du kurz hier die Stellung halten?“ Ich nickte. „Klar, lass dir Zeit. Ich hab‘ hier alles unter Kontrolle!“

    Conny lächelte dankend und verschwand im Nebenraum, den sie und Felix in ein Kinderzimmer umgebaut hatten, sodass sie gleichzeitig arbeiten und sich um Mina kümmern konnten.
    Felix nahm währenddessen die Bestellungen auf und zwinkerte mich glücklich zu.

    Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und das Cafe war gut besucht. Seid dem ich wieder da war, boomte es wieder. Klar Meine Cupcakes konnte eben nicht jeder backen.

    „Was darf es denn für sie sein?“, fragte ich den Herren, der bereits darauf wartete seine Bestellung aufgeben zu können. „Einen Schoko-Cookie-Cupcake und drei Mal den Kokus-Traum bitte.“ Ich nickte und packte die Cupcakes in eine Schachtel zum Mitnehmen. „Hier bitte sehr! Das macht dann 10€ bitte!“ Der Mann nahm die Schachtel entgegen, bezahlte und verabschiedete sich höflich.

    Zufrieden sortierte ich das Geld in die Kassa ein.
    Plötzlich ertönte das Glockenspiel, das eine kleine Melodie spielte, wenn ein neuer Gast das Cafe betrat. Ich sah auf. Und starrte den Mann, der das Cafe betreten hatte, entgeistert an.

    Er war aber mindestens so überrascht wie ich und konnte seinen Augen kaum glauben, als er mich hinter der Theke stehen sah. Er hatte sich nicht verändert in all der Zeit. Er sah immer noch unglaublich gut aus und sein sanfter Blick war immer noch derselbe.

    „Jin“, hauchte ich, als er langsam auf mich zukam. Es war ein komisches Gefühl, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. War er immer noch derselbe Jin, wie ich ihn damals kennengelernt hatte? Was war in seinem Leben passiert, in der Zeit, als ich weg war? Hatte er eine Freundin gefunden? Oder hatte er wirklich auf mich gewartet?

    All diese Fragen geisterten in meinem Kopf herum, als er schließlich einige Zentimeter von mir entfernt stehen blieb. „Hallo“, grüßte er mich vorsichtig. „Hi“, antwortete ich und schluckte. Warum fühlte ich mich plötzlich so glücklich. Hatte ich ihn wirklich so sehr vermisst?

    Mein Herz pochte wie wild, als er mir die Hand entgegenstreckte. Ich ergriff sie und wir sahen uns gegenseitig tief in die Augen. „Mein Name ist Kim Seokjin“, meinte Jin plötzlich. Ich überlegte Kurz. „Ich bin Rose, einfach nur Rose“, antwortete ich schnell.

    „Schön dich kennenzulernen, Rose!“

    Jin lächelte und ich lächelte zurück.

    ENDE (aber jetzt wirklich)




    ((cur))Lieber Leser,

    ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen, auch wenn sie ein etwas anderes Ende hat. Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommentare! Ich freue mich immer auf Rückmeldungen und Kritik. (Und wen das Ende total fertig macht, der kann sich schon auf die nächste FF freuen, denn da kommen die beiden natürlich auch wieder vor – ihr wisst ja mittlerweile, wie das bei mir läuft😊)

    Das hier war jetzt der vierte Teil meiner Ff Reihe. Natürlich geht es schon bald weiter mir der nächsten. (Jungkook Ff) Sobald ich angefangen habe und die Ff von Teste dich angenommen wurde, verlinke ich sie euch natürlich hier unter dieser Ff.

    Wie immer würde ich euch bitten meine Ff zu bewerten und ein „Gefällt mir“ dazulassen. Das ist nicht nur für mich, sondern für alle Autoren auf dieser Plattform wichtig, weil wir zum einen dadurch sehen, ob euch die Geschichte gefallen hat, aber auch eine Art Bestätigung für unsere Arbeit bekommen😊

    Danke:)

    Bis zur nächsten Ff – denn die kommt bestimmt😊

    LG Fleur 0109


    Teil 1-3 meiner Fanfiction-Reihe:

    Teil 1: BTS – Ein unvergesslicher Sommer (Namjoon Ff) https://www.testedich.at/quiz56/quiz/1536398506/BTS-Ein-unvergesslicher-Sommer

    Teil 2: BTS - Liebe, das gibt es nicht (Suga Ff)
    https://www.testedich.at/quiz57/quiz/1540481666/BTS-Liebe-das-gibt-es-nicht-Suga-Ff

    Teil 3: BTS – Winterzauber (V Ff)
    https://www.testedich.at/quiz58/quiz/1546074002/BTS-Winterzauber-V-Ff



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