Kapitel 6: DIE QUIDDITCH-AUSWAHL
„Ich glaube, ich kann das nicht!“
Mit einem angsterfüllten Gesicht ließ Cho sich auf einen der Sessel im Gemeinschaftsraum fallen und blickte hilflos zu den anderen. Betty, die sich mit einem Buch auf einem Sessel unter dem großen Fenster fläzte, schaute auf.
„Jetzt reiß dich mal zusammen! Du willst es doch!“
Skye, die zwar selbst aufgeregt war, aber Cho trotzdem trösten wollte, tätschelte ihr unbeholfen die Schulter.
„Das wird schon.“
„Es ist doch nur ein Auswahlspiel“, gab Padma verständnislos hinzu, was Cho mit einem bösen Blick quittierte.
„Ihr geht jetzt, und zwar sofort!“, befahl Emma mit strenger Stimme und erhob sich vom Sofa vor dem Kaminfeuer, um Cho auf die Beine zu ziehen.
„Wenn sie sich weigert, musst du sie zur Not zwingen“, sagte Marietta zu Skye. „Ich will kein Erbarmen sehen.“
Skye nickte nur; Chos Aufregung machte ihr klar, was gleich passieren würde und sie umklammerte ängstlich ihren Sauberwisch. Emma schob Cho aus der Tür des Gemeinschaftsraumes und schubste sie zur Treppe.
„Viel Glück“, wünschte Padma noch, bevor auch Skye von Emma nach draußen bugsiert wurde.
„Was ist, wenn sie mich nicht nehmen?“, fragte Cho ängstlich, während sie zusammen die Wendeltreppe des Ravenclaw-Turmes hinunterliefen.
Sie war ganz blass um die Nase und sah aus, als würde sie gleich zusammenbrechen.
„Dann wirst du schon drüber hinwegkommen“, sagte Skye.
„Grant Page aus meinem Jahrgang will sich auch bewerben“, quengelte Cho. „Der ist sicher besser als ich!“
„Was für eine Position möchte er denn?“
„Hüter.“
„Oh man, Cho, dann ist das doch egal, ob er nun besser ist.“
Das beruhigte Cho nicht im Geringsten; Skye war froh, als sie sie sicher nach draußen gebracht hatte und die Mädchen sich dem Feld nährten, wo man aus der Ferne schon eine blau-bronze gekleidete Menschenmenge sehen konnte.
„Hi Cho!“, grüßte sie ein blonder Junge, der munter mit geschultertem Besen zu ihnen stieß.
„Hallo Grant“, sagte Cho mit schwacher Stimme und Skye fürchtete schon, sie würde gleich anfangen, zu hyperventilieren.
Als sie am Quidditch-Feld ankamen, wurde aber auch Skyes Aufregung immer größer. Die Mannschaft stand in voller Montur zusammen, umringt von mehreren kleinen Grüppchen Ravenclaws mit Besen. Skye fröstelte leicht, es war ein kühler Tag und die Sonne war hinter den Wolken verschwunden, was die Stimmung noch düsterer machte. Sie drückte aufgeregt ihren Besen an sich und musterte die Konkurrenz. Zwar kannte sie nur wenige der Ravenclaws, denn es waren viele ältere Schüler, die ziemlich lässig wirkten, doch Skye hatte trotzdem großen Respekt vor ihnen.
Da gellte ein Pfiff über das Feld und sofort wurde es mucksmäuschenstill, denn der Captain Arthur Wright trat hervor.
„Willkommen zu dem diesjährigen Auswahlspiel für das Ravenclaw-Team!“ Gut gelaunt sah er in die Runde. „Es freut mich, dass ihr alle gekommen seid. Ich will euch gar nicht so auf die Folter spannen, wir werden gleich anfangen. Was ihr nur wissen solltet ist, dass ihr nur für zwei Positionen spielen könnt. Jäger und Hüter. Wir haben schon wunderbare Spieler für den Rest, und ich bezweifle, dass irgendjemand so gut ist und sie übertrifft. Die anderen Teams machen das vielleicht anders, aber das ist eine Art kleine Tradition bei uns.“
Cho warf Skye einen hoffnungslosen Blick zu. Sie wollte Sucherin werden, aber die Chancen schienen wirklich gering.
„Wir kriegen das schon hin, warte einfach noch“, hauchte Skye in ihre Richtung und wendete sich dann wieder nach vorne.
„Um euer Können etwas einschätzen zu können, würde ich euch nun bitten, ein paar Runden zu fliegen“, sagte Arthur Wright. „In Fünfergruppen. Auf die Besen, hopp, hopp!“
Einige der Ravenclaws, die wohl etwas anderes als Hüter oder Jäger werden wollten, lösten sich missmutig aus der Menge und liefen zurück Richtung Schloss, der Rest bestieg die Besen. Aufgeregt beobachtete Skye die erste Gruppe, die in die Höhe schoss. Darunter war auch Grant Page, der ganz vorne flog und ziemlich schnell war. So wie in der zweiten Fünfergruppe waren aber auch ein paar Leute dabei, die nicht ganz so gut Fliegen konnten.
Und dann war endlich Skye an der Reihe.
Das vertraute Gefühl der schier unendlichen Freiheit breitete sich in ihr aus, als sie sich in die Höhe schraubte. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht und sie wurde immer schneller; die Tribünen waren mittlerweile nurnoch ein brauner, formloser Schleier. So fühlt es sich also an, ein Quidditch-Spieler zu sein, dachte sie bewundernd.
Skye fand, dass Wright die Gruppe ruhig noch etwas länger in der Luft hätte lassen können, doch mit einem Pfiff dirigierte er sie wieder nach unten und schickte die vierte und letzte Gruppe los.
„Nun gut“, sagte er schließlich, als sich alle wieder versammelt hatten. „Manche von euch sollten wirklich noch üben. Ihr“ - er deutete auf ein paar Leute, die verteilt zwischen den anderen standen - „könnt gehen. So wird das nichts. Bewirbt euch bitte erst im Team, wenn ihr wenigstens fliegen könnt.“
Manche der Ravenclaws schimpften leise, doch irgendwann machten sich auch diese auf den Weg zurück ins Schloss. Es waren fünf Leute und Skye fiel ein Stein vom Herzen, da ihre Chancen schon ein wenig größer geworden waren.
„Beginnen wir mit den Hütern“, sagte Wright dann. „Wer will alles Hüter werden? Ihr da? Nicht mehr? Gut, kommt her. Der Rest von euch kann sich auf die Tribünen setzten. Roger, Randolph, ihr bleibt hier.“
Der Großteil der Ravenclaw-Menge trottete gemächlich in Richtung der Tribünen; es waren nur wenige, die die Position des Hüters begehren zu schienen. Arthur Wright redete mit dem kleinen Grüppchen, das sich - angeführt von Grant Page, der selbstbewusst ganz vorne stand - um ihn versammelt hatte.
„Vielleicht sollte ich auch wieder reingehen“, sagte Cho enttäuscht, als sie sich neben Skye auf die Bank plumpsen ließ. „Arthur Wright hat es doch eben gesagt: Es werden nur Hüter und Jäger gesucht. Ich habe also gar keine Chance. Und überhaupt weiß ich gar nicht, warum ich mir solche Hoffnungen gemacht habe.“
Skye beobachtete nachdenklich das Geschehen auf dem Feld, wo ein rothaariges Mädchen vor den Torringen hin- und herflog, während Roger Davies und Randolph Burrow Angriffe starteten, dann wendete sie sich wieder Cho zu.
„Ich finde, du solltest hierbleiben“, sagte sie aufmunternd. „Wir können Arthur Wright ja fragen, ob du auch mal dein Können zeigen darfst.“
„Ich weiß nicht . . .“
„Aber dann bleibst du wenigstens, um mir zuzusehen. Und danach fragen wir, ich habe schließlich versprochen, dich ins Team zu zwingen.“
Das sagte Skye in einem so strengen Tonfall, dass Cho es scheinbar nicht mehr wagte, ihr entgegenzusetzen und stumm die verschiedenen Hüter beobachtete. Grant Page war wirklich sehr gut, das fiel Skye direkt auf. Er hielt jeden Ball und das tat er so entspannt und lässig, als könne er es selbst mit geschlossenen Augen. Auch Wright sah zufrieden aus, als die wenigen Hüter gespielt hatten. Er redete kurz mit ihnen und dann löste sich die Gruppe auf. Nur einer blieb zurück und der Rest schlenderte wieder zum Schloss.
Als er dann ein ziemlich eindeutiges Handzeichen machte, setzte Skyes Aufregung wieder ein und ihr wurde ein wenig schlecht.
„Du musst runter!“, sagte Cho aufgeregt und zeigte hektisch auf das Feld, das sich schon mit den anderen Ravenclaws füllte.
Skye bereute ihre Entscheidung, im Ravenclaw-Team spielen zu wollen schon etwas, da aufgenommenen zu werden plötzlich fast unmöglich schien, doch tapfer stellte sie sich neben ein älteres Mädchen, das recht vertrauenswürdig aussah.
„Wie ich sehe, gibt es viele potenzielle Jäger“, sagte Wright mit gut gelaunter Stimme. „Das ist gut. Besonders wichtig ist, dass ihr miteinander interagiert. Deshalb werdet ihr in Dreierteams zusammen spielen, das geht auch wunderbar auf. Und der gute Randolph hier“ - er klopfte dem großen Jungen neben sich kräftig auf die Schulter - „springt als Hüter ein. Viel Glück.“
Dann lief er durch die Reihen und teilte die Ravenclaws in Dreiergruppen auf. Skye wurde mit dem Mädchen neben sich zusammengesteckt, die ihr freundlich zulächelte, und dann kam auch noch ein kräftig aussehender Junge dazu, der etwas miesepetrig dreinblickte.
Schon stieg die erste Gruppe in die Luft; allesamt wirkten sie sehr aufgeregt und warteten gespannt darauf, dass Arthur Wright den Quaffel freigab. Es war eine Quälerei für Skye, den ersten zwei Dreierteams zuzusehen, wie sie über das Feld fegten und versuchten, Tore zu werfen. Randolph Burrow war nämlich ein sehr guter Hüter, und das, obwohl er als Jäger spielte; so wurden Skyes Hoffnungen immer kleiner.
„Gruppe drei, macht euch bereit“, sagte Wright dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit.
Zitternd bestieg Skye ihren Besen; sie atmete tief durch und warf noch einen Blick zu Cho auf den Tribünen, die dort saß und einen Daumen in die Höhe reckte.
„Und . . . los!“
Nach dem Moment, in dem Wright den Quaffel warf, ging alles ganz schnell. Wie der Junge und das Mädchen sauste Skye sofort in die Höhe. Sie drückte sich ganz nah an den Besen, um besonders flink zu sein, und es ging schneller als gedacht, da hatte sie den Quaffel schon in der Hand. Für einen kurzen Momenten war sie jedoch eingeschüchtert und passte deswegen zu dem Jungen, der gleich danach Richtung Torringe flog. Sie beobachtete, wie er zielte, sah genau, wie Randolph Burrow seinen Besen herumriss und wusste direkt, dass der Quaffel nicht durch den Ring gehen würde. Mit einem dumpfen Klatschen kickte Burrow den Quaffel wieder zurück in die Richtung der Drei, und diesmal reagierte Skye schneller. Sie fing den Quaffel und wusste, dass sie jetzt eine gute Chance hatte, wenn sie nicht zweifelte.
Anstatt ihn abzugeben, raste sie nämlich auf das Tor zu.
Und da kamen ihr ihre Handball-Kenntnisse zugute: Sie musste täuschen, um treffen zu können, das wurde ihr sofort klar. Während des Fluges wandte sie sich zur Seite, machte eine Bewegung, als würde sie dem netten Mädchen den Quaffel abgeben wollen, doch drehte sich im letzten Moment wieder zu den Torringen. Man sah in Burrows Gesicht, dass er damit nicht gerechnet hatte und durch die Passtäuschung war es eine Leichtigkeit für Skye, ein Tor zu machen.
Nach diesen Erfolg war Skyes Aufregung wie weggeblasen. Sie merkte, dass Quidditch im Grunde nichts anderes als Handball auf Besen war, und so widmete sie sich ganz dem Spiel; sie täuschte, trickste und traf. Es war wie eine Trance, die erst beendet wurde, als Arthur Wright pfiff.
„Gut gemacht, alle drei Teams“, sagte Wright zufrieden, als Skye, das Mädchen und der Junge auf dem Boden landeten. „Ich habe jetzt aus jeder Gruppe jemanden ausgewählt, der weiterkommt.“
Manche der Ravenclaws warfen sich bei dieser Ankündigung nervöse Blicke zu, auch Skye konnte die Entscheidung gar nicht abwarten und hing gespannt an Wrights Lippen.
„Aus der ersten Gruppe, du“, sagte er und zeigte auf einen großen Jungen, den Skye auf etwa fünfzehn Jahre schätzte. „Aus Gruppe zwei bist du weiter.“ Nun nickte Arthur einem anderen Jungen zu, der so aussah, als würde er vor Freude gleich platzen. „Und aus Gruppe drei“ - er ließ seinen Blick über Skye und die anderen beiden schweifen - „du.“
Als Arthur auf Skye zeigte, wäre sie am liebsten in die Luft gesprungen, so glücklich war sie. Selbst, wenn sie jetzt nicht ins Team käme, hatte sie dennoch die Zufriedenheit, dass sie unter den besten Drei war.
„Glückwunsch“, sagte das Mädchen aus ihrer Gruppe zu Skye und lächelte zaghaft, obwohl man merkte, dass sie enttäuscht war. Der Junge blieb still, er schien etwas mürrisch und drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stiefelte vom Feld.
„Nun, so was kann vorkommen“, sagte Arthur mit einem gleichgültigen Blick auf den Jungen. „Aber an den Rest von euch: Danke, dass ihr es versucht habt. Irgendwann brauchen wir sicher noch Jäger.“
Ein paar gemurmelte „Danke“ und „Ciao“ waren aus der Gruppe zu hören, die sich dann aber auch langsam entfernte. Zurück blieben nur Skye und die zwei anderen Jungen.
Etwas eingeschüchtert musterte Skye ihre Gegner. Beide waren älter als sie, und schienen um einiges muskulöser. Sie hoffte nur, dass es ihr wenigstens einen Vorteil verschaffen würde, dass die beiden durch ihre Masse nicht so wendig wie Skye waren.
„Jetzt wird es natürlich härter“, erklärte Arthur mit ernster Stimme. „Ihr werdet nicht nur Tore werfen müssen, sondern auch Klatschern ausweichen. Dafür spiele auch ich mit“ - er ließ seinen Schläger lässig kreisen - „und mein Treiber-Kollege Jason. Aber glaubt ja nicht, dass ich deswegen weniger auf euch achten kann. Die gute Emily wird nämlich auch ein Auge auf euch haben.“
Er deutete mit seinem Schläger zur Tribüne, wo die freundlich herunterwinkende Emily Abercrombie mit Roger Davies saß, und gab den drei Auswahlspielern dann ein Zeichen, die Besen zu besteigen.
„Auf die Besen, fertig und . . . los!“
Sein Startpfiff gellte laut in Skyes Ohren und sie schoss augenblicklich hoch in die Luft. Aus dem Augenwinkel sah sie die zwei anderen Jungen das gleiche tun; Burrow nahm wieder vor den Torringen seine Position ein und Wright und der andere Treiber Jason Samuels schwangen schon unheilverkündend ihre Schläger.
Einer der Jungen ging direkt in den Quaffelbesitz über und flog Richtung Tor; diesmal wollte Skye sich nicht zurückhalten, sie sauste ihm hinterher und bat sich unauffällig zum Abgeben an. Er passte ihr den Quaffel zu, sie sah, wie der Ball durch die Luft auf sie zuschoss. Aber es war nicht der einzige, da kam ein anderer Ball angerast. Ein Klatscher. Skye konnte den Quaffel gerade noch fangen und drehte sich in einem Anfall von Übermut in einer Faultierrolle nach unten, um dem Klatscher auszuweichen. Alles war auf den Kopf gedreht und sie sah die Überraschung in Burrows Gesicht, also warf sie den Quaffel kopfüber und gerade, als der Ball durch den rechten Torring segelte, hörte sie hinter sich ein lautes Krachen.
Skye drehte sich um und sah, wie der Junge, der ihr eben den Ball zugepasst hatte, zu Boden trudelte; er hatte die Hand über seiner Nase und Blut spritzte ihm hinterher.
„MACHT WEITER!“, brüllte Wright.
Skye riss sich nur schwerfällig vom Anblick des blutenden Jungen los, denn sie wusste, dass der Klatscher, der für sie bestimmt gewesen war, ihn getroffen hatte. Aber sie musste weitermachen, um zu gewinnen, das war ihr ebenso klar.
Der andere Junge jedoch hatte einen entgeisterten Ausdruck auf dem Gesicht, er schien eingeschüchtert und verharrte einfach in der Luft. Skye nutzte diese Chance, um den Quaffel zu fangen, dachte gar nicht daran, auf den anderen Jungen zu achten, und warf wieder. Es schien ihn gar nicht zu interessieren, er flog langsam zu Boden und dann ertönte Arthur Wrights lauter Pfiff, gerade als der Quaffel schon wieder durch den Torring ging.
„FERTIG“, rief Wright laut und landete neben dem Jungen, der ganz blass geworden war, auf dem Boden.
Skye beobachtete die anderen Mitglieder der Mannschaft, die mit besorgter Miene hinzustießen.
„Warte noch kurz“, sagte Emily Abercrombie im Laufen zu ihr und verwirrt lief Skye wieder zurück zu der Tribüne, wo Cho zusammengesunken hockte.
„Was zur Hölle war da -“, begann Skye gerade verwirrt, da wurde sie von Wrights Pfiff unterbrochen.
„Ich glaube, er verkündet jetzt das Ergebnis“, sagte Cho mit einem schwachen Lächeln, das etwas kühler als sonst schien.
Sie sah traurig aus, und Skye fühlte sich deswegen sogar etwas schuldbewusst. Dann trottete sie wieder zurück zum Feld, wo Wright und der Rest der Mannschaft schon wartete.
„Wer will denn auch Quidditch spielen, wenn er Angst vor Blut hat?“, hörte Skye ihn noch ärgerlich zu Emily Abercrombie sagen, bevor er sich nach vorne wandte.
Zu ihrer Überraschung stand da auch Grant Page, der sie selbstbewusst angrinste.
„Also“, begann Wright an Skye gerichtet, „du konntest es dir wahrscheinlich schon denken, aber jetzt ist es offiziell: Du bist unsere neue Jägerin.“
Fröhlich grinste Skye. „Vielen Dank!“
Plötzlich schien ihr Körper wieder ganz entspannt, die Aufregung der letzten Woche war vollkommen von ihr abgefallen und sie fühlte sich, als würde sie auf einer Wolke hoch oben im Himmel schweben.
„Dann haben wir nach diesem etwas . . . chaotischen . . . Testspiel doch noch jemanden gefunden. Willkommen im Team, Grant und . . .“ Mit fragendem Blick sah er zu Skye.
„Skye“, ergänzte sie. „Skye Thomas.“
„Genau. Skye. Wir trainieren einmal die Woche, das erste Spiel wird im November gegen Hufflepuff sein, bis dahin haben wir noch etwas Zeit zum Üben. Wir . . . könnten uns doch mal vorstellen“, schlug er vor. „Ich bin Arthur Wright, Captain und Treiber.“
„Ich bin Emily, die Sucherin“, sagte das brünette Mädchen freundlich und zwinkerte Skye zu, die froh war, nicht das einzige Mädchen im Team zu sein.
„Nicht nur eine Sucherin, eine unglaublich geniale Sucherin“, ergänzte Arthur stolz.
„Ich bin der andere Treiber“, sagte ein dunkelhäutiger Junge neben Emily. „Achso, wie ich heiße? Ist ja gut, Arthur.Ich bin Jason. Jason Samuels.“
„Vielleicht nicht so gut wie ich, aber dennoch ziemlich klasse“, kommentierte Wright und klopfte Samuels freundschaftlich auf die Schulter.
„Das sind unsere Jäger“, erklärte Wright dann und zeigte auf zwei Jungen; der eine war recht klein und der andere groß und stämmig.
„Roger Davies“, stellte sich der Kleine vor.
„Und ich bin Randolph Burrow“, sagte der andere. „Wir sind jetzt deine Teamkollegen, Skye.“
Er grinste ihr zu und sie lächelte schüchtern zurück. Mit seiner dunklen Stimme und den vielen Muskeln wirkte er ziemlich einschüchternd, und Skye war froh, nicht gegen ihn, sondern mit ihm zu spielen.
„Und nun zu den ernsten Dingen“, sagte Wright, und sein scharfkantiges Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. „Wie ihr sicher mitbekommen habt, ist das Ravenclaw-Team das beste in Hogwarts. Hufflepuff - die können uns nicht schlagen, genauso wie in den Prüfungen, ganz einfach. Slytherin schummelt sich zum Sieg, und das wissen wir zu verhindern. Gryffindor hat zwar Harry Potter, aber ohne ihn? Ohne ihn sind sie aufgeschmissen. Das haben wir ihnen letztes Jahr beim Spiel ordentlich gezeigt. Die schlimmste Niederlage seit dreihundert Jahren war es für sie.
So ist das bei uns nicht. Wir haben nicht nur einen, sondern sieben geniale Spieler. Wenn einer fehlt, sind wir trotzdem unschlagbar. Und ich möchte, dass das so bleibt.“ Er funkelte Grant Page und Skye drohend an. „Ihr müsst alles geben. Immer. Ich erwarte, dass die Jäger spielen, als wären sie nicht drei, sondern eine Person. Ich erwarte, dass der Hüter
jeden Ball hält. Ich erwarte, dass die Treiber die Klatscher nicht nur schlagen, sondern sie beherrschen. Und ich erwarte, dass der Sucher - ja, tschuldige, Emily, ist ja gut - die Sucher
in ihrem Gegner immer einen Schnatz voraus ist.“
Nach dieser beeindruckenden Rede war es erst still, das ganze Team schien sie erst einmal verarbeiten zu wollen, bis dann schließlich Samuels anfing, zu klatschen, in seinem Gesicht ein breites Grinsen. Als jedoch niemand miteinstimmte, hörte er langsam wieder auf und murmelte etwas von: „Gut, dann eben nicht, ihr Spielverderber . . .“
„Genug für heute“, sagte Wright dann. „Ihr könnt gehen.“
Erleichtert machte sich die Mannschaft auf zum Schloss zurück; Samuels erzählte Burrow und Davies von seinen neusten Versuchen in der Ovomancy, bei denen er herausgefunden hatte, dass Ende Oktober etwas Schreckliches geschehen würde, weil der Eidotter besonders weit links gefallen war. Grant Page gesellte sich bald zu den drei Jungen dazu, und schließlich standen nurnoch Skye, Emily und Wright auf dem Feld. Die beiden älteren Spieler unterhielten sich leise, aber schließlich traute Skye sich, auch etwas zu sagen.
„Ähem . . . Ich wollte noch etwas fragen“, sagte sie zögerlich.
Wright und Emily verstummten und wandten sich ihr zu.
„Ich habe noch eine Freundin hier und die hätte es gerne als Sucherin versucht . . .“ - sie deutete nach hinten zu der Tribüne, wo Cho noch immer saß - „Geht das?“
„Nein, ich habe es doch am Anfang erklärt, ihr -“, sagte Wright streng, wurde dann aber von Emily unterbrochen.
„Arthur will sagen, dass es ihm leidtut, aber deine Freundin muss sich da noch ein wenig gedulden. Nächstes Jahr ist aber mein Platz frei und da könnte sie es probieren“, erklärte Emily freundlich und legte Wright beschwichtigend die Hand auf den Arm.
Enttäuscht bedankte sich Skye; in ihren Gedanken überlegte sie schon, wie sie das Cho sagen sollte.
„Herzlichen Glückwunsch“, wünschte diese mit kühler Stimme, als sich die beiden bei den Tribünen trafen und wieder zum Schloss schlenderten.
„Ich habe Arthur wegen dir gefragt. Also, Emily meinte, du könntest es nächstes Jahr noch probieren.“
„Und was, wenn ich es nächstes Jahr gar nicht mehr will?“, fragte Cho in einem nun zickigen Ton, so, als würde sie Streit suchen.
„Aber, warum -“
„Ach, es war doch von Anfang an klar, dass das nicht klappt!“
„Was? Jetzt sei doch -“
Skye musste ihr Tempo beschleunigen, um mit Cho mitzuhalten, bis diese dann plötzlich stehen blieb und sich mit einem flammenden Blick umdrehte.
„
Was soll ich sein?
Du verstehst das einfach nicht! Ich liebe seit langem die Tutshill Tornadoes und ich liebe Quidditch und wollte es seit ich klein war unbedingt selbst spielen! Und
du . . . du kommst einfach an, übst ein wenig und es klappt! Das ist nicht
fair!“
„Meine Güte, Cho, jetzt komm doch mal -“
Aber Skye konnte ihren Satz nicht mehr beenden, denn Cho war einfach weitergerauscht; das lange schwarze Haar wehte ihr hinterher und sie würdigte Skye keines Blickes.
„- runter“, endete Skye leise.
Aber sie fühlte sich in keinster Weise schuldig. Warum auch? Cho hätte sich das auch denken können; sie selbst hatte es sogar in den Sommerferien gesagt. Also schlenderte Skye gemütlich weiter. Von solch dramatischen Anfällen wollte sie sich ihr Glück nicht verderben lassen.
BILD: Ein Hogwarts-Quidditch-Wappen
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