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Schattenkrieger - Dunkle Geheimnisse

Nachts entstehen mehr Schemenbiester als je zuvor. Die tapferen Schattenkrieger müssen die Welt, die sie nun kennen, vor einem düsteren Schicksal bewahren. Die Konzentrationspunkte verschieben sich schneller, und führen mehr Schemenbiester aus dem Jenseits in die Welt der Lebenden.
Als auch noch die mysteriösen, wenn auch eher seltenen, Anti-Schatten auftauchen, beginnt es erst recht brenzlig zu werden. Die Schattenkrieger werden diesen Geheimnissen wohl auf den Grund gehen müssen...

Schön wäre es, wäre dies das einzige Problem, das sich einem in den Weg stellt. Die nicht-Schatten des SonnenClans werden nach dem Tod ihres einstigen Anführers Regenstern von einer brennend heißen Dürre geplagt. Das Wasser droht zu versiegen, und doch haben die anderen Clans mehr als genug davon. Nebel- und HimmelClan jedoch denken gar nicht an Wassermangel, sondern bezichtigen sich lieber gegenseitig als Hunde und Beutediebe.
Das kann wohl kaum ein gutes Ende nehmen - es sei denn, auch hier giebt es findige Katzen, die diese Konflikte lösen können.


Der Link für Infos, Hierarchie und RPG zu dieser FF ist hier:
https://www.testedich.de/quiz39/quiz/1456343995/Schattenkrieger-MMFF-Hierarchie-InfosAnmeldung

    1
    Die Sonne brannte unbarmherzig auf Wachholdersees Rücken. Sein Kopf schmerzte, seine Zunge schien in Staub paniert zu sein, ein alter Putzlappen in einer vertrockneten Mundhöhle. Der Boden unter den Pfoten des Heilers war zu einer rötlichen Kruste festgebacken, und in kleine Schollen aufgesprungen. Jeder Schritt auf diesem Untergrund hätte einer Katze aus einem anderen Clan flammenden Schmerz zugefügt, doch Wachholdersee tappte einfach weiter. Einer SonnenClan Katze machte so etwas nichts aus. Dennoch sehnte er sich danach, seine heißgelaufenen Ballen in kühles, erlösendes Wasser zu tauchen. Er konnte sich daran erinnern, wie er einmal über das federnde Gras im Gebiet des NebelClans gelaufen war: Bei jedem Tritt hatte das Wasser unter ihm nach oben gespritzt, und sein Bauchfell durchnässt. Damals fand er das noch widerlich, doch zu der Zeit gab es ja auch noch genügend von diesem Zeug in seinem Territorium. Nun bückte er sich vorsichtig zu einem der letzten Bäche hinab, die es dort zu finden gab. In langen, tiefen Zügen genoss er das zwar lauwarme, und trotzdem erfrischende Wasser, bis sein Magen damit bis zum Rand vollgepumpt war. Der stechende Schmerz zwischen Wachholdersees Schläfen ließ allmählich nach, doch verschwand nicht gänzlich. Er freute sich schon auf die gut aklimatisierte Ordensgrotte, mit ihren unterirdischen Bachläufen und Wasserfällen. Dort gab es alles, was ein Katzenherz verlangte, um ein gesundes Leben zu führen. »Wachholdersee!«, rief da jemand hinter ihm. Er wirbelte herum, die Ohren hoch aufgestellt. »Was ist passiert, Flockenwirbel?«, fragte er schnell. War wieder ein Ältester umgekippt? Er starrte Flockenwirbel wie gebannt an. Wann rückte sie endlich mit der Sprache raus? Die schöne, weiße Kätzin, die ihn gerufen hatte, warf ihm einen rätselhaften Blick zu, den er nicht entschlüsseln konnte. »Sag schon!«, kommandierte er schließlich. Am Ende kollarbierte er hier selbst noch! Sie hielt seinem Blick stand und blinzelte kurz. »Ich soll dich zum Lager holen. Himmelpelz hat sich das Pfotengelenk verstaucht, oder so...« Erleichtert atmete Wachholdersee aus. »Das kriegen wir schon wieder hin. Ich komme sofort.«

    Dunkelheit umgab Kirschpfote, als sie sich aus dem Lager schlich. Kirschpfote? Nein, Cherry wäre jetzt ihr Name! Mit der windschnellen Gewandtheit, die jedem Schatten eigen war, stahl sie sich hinfort, ohne einen Geruch zu hinterlassen, ein Geräusch, irgendeine Wahrnehmung. Und dann rannte sie. Sie sauste so schnell sie konnte über die Grenzen der Territorien hinaus, immer weiter auf ihr Ziel zu. Nach einer sehr kurzen Zeit stand sie schließlich vor einem magisch versiegelten Tor, das unsichtbar inmitten eines gruseligen, kleinen Gehölzes lag. Sie durchschritt den Schutzzauber, der sie passieren ließ, und verschwand einfach im Boden. Kurzzeitig war um sie herum alles schwarz. Sie hörte nichts, spürte nichts, und sah, logischerweise, auch nichts. Nach ein paar Sekunden stand sie dann unvermittelt im Portalraum des Ordens-Hauptquartiers, mehrere Meter unter der Erde, und dennoch war es taghell, als würde die Sonne durch den Dreck und das Gestein strahlen.Oder wohl eher der Mond, dachte sie sich und tappte in einen der vielen, abzweigenden Höhlenarme. Der kalte Stein unter ihren Pfoten fühlte sich glatt und fest an, und dennoch verrieten feine Rillen und die auf ewig eingemeißelten Markierungen der Wellen, dass es hier mal recht nass zugegangen war. Cherry verließ schließlich den Gang und stand in einem weiteren, diesmal größeren Hohlraum, von dem wieder mehrere Tunnel tiefer ins Erdreich führten. Seit sie denken konnte, war das hier ihr zweites Zuhause gewesen, und doch verlief sie sich ab und zu. Dennoch trabte sie zielsicher weiter. Stimmengewirr. Trappelnde Pfötchen. Ja, sie war richtig abgebogen. Einen Augenblick später stand sie in einer der riesigen Trainingsgrotten. Das hier war die Halle für Ausweich-Übungen und Vorbereitung für die Nutzung von Magie. Cherry grinste. Sie freute sich schon tierisch darauf, ihre Fähigkeiten zu verbessern. »Cherry, du bist zu spät!«, wurde sie direkt von Ash getadelt. Sie zog den Kopf ein, wusste aber, dass er es nicht böse mit ihr meinte. »Ich bitte um Verzeihung, Meister!«, sagte sie hastig und verbeugte sich leicht vor ihrem heutigen Coach. Er nickte nur, und streckte dann eine Pfote aus. »Heute lernst du, wie du dich gegen Magie verteidigst. Auch, wenn du erst als Lakai lernen wirst, selbst welche anzuwenden, sind wir verpflichtet, die Abwehr schon den Kadetten beizubringen.« Ash spannte die Zehen der ausgestreckten Pfote an, und bewegte diese ein Stück nach vorn. Cherry japste überrascht, als ein dunkler Hauch sie erfasste, und sie sich am Boden festkrallen musste, um nicht auf den Hintern zu fallen. Der Krieger fuhr unbeirrt fort:»Schemenbiester können diese Magie zwar nicht anwenden, aber diese „Anti-Schatten“ verwenden Zauber, so wie wir.« Sie zuckte zusammen, als er das Wort „Anti-Schatten“ in den Mund nahm. So ein Teil hatte schon zwei richtige Krieger zusammen getötet! »Wenn du später als Lakai das erste mal mit raus darfst, musst du wissen, wie du einem Zauber mehr oder weniger entgehen kannst. Klar?« Ash setzte seine Pfote wieder auf den Boden. »Klar!« Cherry setzte sich ganz gerade hin, und wartete darauf, was er als nächstes tun würde, als jemand in die Grotte hineinplatzte. »Ash!«, rief Wood, »Wir brauchen dich noch draußen! Shadow ist verletzt, und wir brauchen jemanden, der für sie einspringt!« Der Angesprochene blickte kurz bedauernd in die großen, enttäuscht-besorgt dreinschauenden Augen der Kadettin, dann verschwand er mit wehendem Schwanz hinter Wood. »Und was ist jetzt mit mir...?«, murmelte Cherry mehr zu sich, als zu jemand anderem. Jetzt durfte sie sich die liebe lange Nacht langweilen.


    Ja, ich weiß... Dieses 1. Kapitel könnte etwas mehr Action gebrauchen. Aber hey, Kapitel ist Kapitel xD Und das auf dem Bild soll ein Schemenbiest sein.

    2
    »Bringt sie in die Plätschergrotte, schnell!« Aiden sprang voraus. Er schlidderte um eine Ecke, durch mehrere verzweigte Tunnel, bog einmal links und zweimal rechts ab, bis er schließlich rutschend zum Stehen kam. Tagsüber verstauchte Pfoten und dehydrierte Älteste, in der Nacht dann Fleischwunden und Prellungen. Er wäre ja gern mal etwas zur Ruhe gekommen, aber das war für ihn als Schatten, objektiv gesehen, ja theoretisch nicht relevant. Er eilte, eilte wohlgemerkt, nicht hastete, durch die Plätschergrotte, sein Allerheiligstes, und trug alle magischen oder nicht magischen Medikamente zusammen, die er finden konnte. Besonders stolz war er auf die Heilkräuter, die er selbst gezüchtet und mithilfe einiger anderer Katzen mit Zaubern belegt hatte. Er drückte mit routinierten Pfotenbewegungen den Saft aus ein paar fetten Blättern, den er mit einer Rindenschale auffing. »Für die Blutgerinnung...«, murmelte er vor sich hin, und mischte schnell noch ein paar zerstoßene andere Kräuter in die grünliche Flüssigkeit, bis sie zu einer Art Brei geworden war. Viel besser als Spinnweben, wenn man eine Blutung stoppen wollte! Inzwischen war Shadow in den Raum geschafft, und behutsam auf eines der komfortablen Moospolster gelegt worden. Aiden packte sich die Schale mit dem Heilmittel und trug sie zu ihr. Shadows Atmung ging verhältnismäßig normal, ihr Herzschlag war beschleunigt, aber regelmäßig - lediglich ihr Blutverlust könnte einem Sorgen machen. Und dennoch schmunzelte sie irgendwie. »Dieses Biest hat mich ganz schön erwischt...« Ihre Stimme klang brüchig und war recht leise. Aiden beäugte den tiefen Schnitt an ihrer linken Hüfte. Blut quoll daraus hervor, als wollte es Shadows ganzes Fell benetzen, und ein Teil davon färbte bereits das Moospolster rot. »Das sieht man. Und du solltest dich jetzt nicht bewegen...«, empfahl er seiner Patientin, die das Gesicht verzog und die Nase rümpfte. Er tunkte eine Pfote in die betäubend bitter riechende Paste, und verschmierte sie auf ihrer Wunde. Shadow war lange nicht mehr so hart erwischt worden. Sie biss die Zähne zusammen schaute weg. »Das war dieser bescheuerte Anti-Schatten! Hat mich einfach beim Windbruch im HimmelClan-Gebiet angefallen, wie ein Hund!« Aiden drückte ihr beschwichtigend eine Pfote auf die Schulter. »Bleib ruhig. In ein paar Nächten bist du wieder auf dem Damm, keine Sorge.« Keine Sorge? Ein Anti-Schatten war immer ein Grund, auf der Hut zu sein.

    Ash flog förmlich über den Waldboden, immer dem wehenden Schwanz von Wood hinterher. »Shadow und ich waren mit drei anderen auf einer Mission. Ich weiß nicht, ob sie noch auf ihren Pfoten stehen...«, presste dieser hervor und sprang über eine gewaltige Wurzel. Ash folgte flink. »Dann sollten wir uns wohl beeilen!« Er spitzte die Ohren. Er konnte spüren, wie die Schmerzen der anderen Ordenskrieger in seinen Krallen kribbelten. Es war das eigentümliche Gefühl, das jeder Schatten bekam, wenn ein Kampf kurz bevorstand. Allzeit bereit... Und schon fanden sich die beiden in eben dieser Auseinandersetzung wieder. Überall klebte das nach Öl stinkende, klebrige, schwarze Blut der Schemenbiester, quer über die Lichtung verteilt, und vermischte sich mit dunkelrot schimmernden Pfützen. Zwei große, schwarze Haufen aus Fell lagen am Boden, ein Biest stand noch. Und da war noch etwas Anderes. Mit rot glühenden Augen prügelte sich eine hünenhafte, katzenartige Gestalt mit den übrigen Schattenkriegern. »Ein Anti-Schatten!«, fauchte Wood, fuhr seine blitzenden Krallen aus und stürzte sich in das Getümmel. Blut spritzte meterweit, Fellfetzen flogen. Ash bekam noch mit, wie Wood seine Zähne im „Fell“ des Anti-Schattens vergrub, bevor er sich selbst auf das letzte verbleibende Schemenbiest warf. Es war bereits geschwächt, weswegen es einem flink geführten Schattenschlag des Kriegers nicht entrinnen konnte. Es gab ein dumpfes Geräusch, als Ash's starke Pfote gegen den Körper der Bestie prallte, und diese jaulend und wie eine Stoffpuppe über die Lichtung flog. Verrecke, du elendes... Er setzte der aufgebracht kreischenden Kreatur nach, um ihr das Licht auszublasen. Doch, von der Todesangst getrieben, rappelte sie sich unverhofft schnell auf. Ash sah nun lange, dunkle Klauen auf sich zu fliegen, denen er sich nicht ganz entziehen konnte. Er fluchte, rollte zur Seite, riss eine Pfote nach oben und stieß das Untier mit Hilfe seiner Magie weg. Blut lief ihm in die Augen, und trübte seine Sicht, doch er sah seinen Widersacher klar und deutlich auf sich zu stürmen. »Denkst du wirklich, du könntest mich so leicht besiegen, Abschaum?«, gellte sein Schrei, als das Schemenbiest bereits mit vor Blut gluckernden Atemzügen sein Leben aushauchte, mit ausgerissenem Kehlkopf. »He, Ash! Ka-« Woods Ruf wurde unterbrochen, als der Anti-Schatten ihn von sich weg schleuderte. Der besudelte, verdreckte Kater duckte sich unter den sensengleichen Fängen des Monsters weg. »Kannst du uns jetzt helfen?«, komplettierte er seinen Satz. Ash nickte atemlos, dann sammelte er seine Kräfte. »Hört mir mal zu! Wenn wir alle gleichzeitig-« Auch er wurde mitten im Satz gestört, da ein Schattenstoß ihn von den Beinen fegte. Stöhnend rappelte er sich auf und blockte eine weitere Attacke ab, wobei er leicht taumelte. »Wenn wir alle gleichzeitig den Schattenschlag anwenden, wird das Vieh mausetot sein!« »Einen Versuch ist's wert!«, gab Wood zurück. Die anderen Krieger nickten ebenfalls. »Jetzt!« Alle fünf stießen sich kraftvoll vom Boden ab, hoben eine ihrer Vorderpfoten, und stießen diese dann mit Wucht gegen den muskulösen Körper des Anti-Schattens. Dieser brüllte überrumpelt auf, und sackte dann, mit gebrochenen Knochen, in sich zusammen. »Wir haben es geschafft, Leute!«, jubelte einer der Krieger.

    Mehr Action:3 Und das nächste Kapitel spielt wieder bei den normalen Clans, keine Sorge ;) Ich denke, ich werde das abwechseln.

    3
    Wellenjunges bohrte frustriert seine Krallen in den weichen Holzboden. Warum mussten seine Geschwister... Nun ja, soviel gewandter sein als er? Sie konnten jetzt schon wie die älteren Schüler in den Ästen über dem Lager herumtollen, heimlich wohlgemerkt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Als würden sie schon für Blattwechsel in diesem Wald leben, und nicht nur für drei-vier Monde! Wellenjunges selbst konnte zwar einen Baum mehr oder minder gut besteigen, aber zwischen seinem Besteigen eines Baumes und den Dingern, die seine Geschwister da oben drehten, lag ein himmelweiter Unterschied. Dann gab er sich einen Ruck, und setzte sich auf. Wenn ich nur hier rumsitze und Trübsal blase, werde ich auch kein guter Kletterer!, dachte er sich, atmete einmal tief ein- und aus, und tippelte dann auf einen der vom Hauptstamm ab gabelnden, schlankeren Nebenstämme zu. Die Rinde des Baumes war glatt, aber recht weich, wodurch sie dennoch für die kurzen Krällchen des Jungen genügend Halt bot. Der kleine, helle Kater robbte den flacheren Teil des dicken Astes hoch, und presste sich anschließend dicht an ihn, als es steiler wurde. »Hi Wellenjunges! Kommst du mit zu uns hoch?«, tönte es da von oben. Wellenjunges' Blick flog in die Richtung, aus der die Stimme kam. Seine Schwester hatte ihn fröhlich eingeladen, mit zu ihr und Glutjunges hochzukommen. Die beiden saßen in schwindelerregender Höhe etwa fünf Fuchslängen über dem jungen Kater, in einer Astgabel, die gerade noch genügend Platz für ihn bieten würde. Disteljunges lehnte sich gefährlich weit vor. »... Oder traust du dich nicht?« »Natürlich traue ich mich!«, fauchte Wellenjunges zurück, und ignorierte die Anmerkung von Glutjunges, dass sie doch bitte leiser sein sollen. Stattdessen schob er sich am Ast entlang, sorgsam darauf achtend, immer mit mindestens einer Pfote im Holz verkrallt zu sein. Unter den prüfenden Blicken seiner Geschwister zog er sich nach oben. In ein-zwei Schwanzlängen Entfernung keimte ein junger, und dennoch breiter Spross quer von Wellenjunges' Ast ab. Mindestens bis da hin musste er noch kommen! Mit entschlossen zusammengebissenen Zähnen kraxelte er an der Borke empor. Da! Der stattliche Absprosser war schon fast greifbar! Langsam, oder eher achtsam, wie Wellenjunges im Stillen bezeichnete, was er tat, hangelte er sich ein Stück nach links, zur Sprossachse, und fand schließlich festen Halt auf seiner ersten Etappe. Wieder wandte er den Blick gen Blätterdach, vor dem sich seine Geschwister wie zwei kleine Farbtupfen abzeichneten. »Hey, super!«, rief Disteljunges, woraufhin Glutjunges ihr rabiat die Pfote vor das lose Mundwerk schlug. »Psst, blöder Fellball!«, zischte er und warf ihr seinen Todesblick zu. Sie prustete in seine Pfotenballen, bei dem Versuch, schallendes Gelächter über ihren Bruder zu unterdrücken. Wellenjunges schüttelte den Kopf. Kätzinnen halt. Lachen über alles. Als er sich wieder auf seine Kletterroute konzentrierte, fiel ihm auf, dass ein Sprung als nächstes unvermeidbar war. Und unmachbar, für jemanden in seiner Größe! Wie sollte er das nur schaffen? Wie hatten die anderen das geschafft? Mittlerweile leicht verzweifelt starrte er von der Lücke zwischen ihm und dem nächsten Ast zu seinen Wurfgefährten. Sein Herz stockte. Wo zum Geier waren die? Vor ein paar Sekunden... Wellenjunges hielt sich gerade noch davor zurück, laut ihre Namen zu rufen. Nicht sehr weit unter ihm befand sich das Lager! Und dennoch kreischte er erschrocken auf, als etwas ihn am Nackenfell packte. »Heee!«, quiekte er mit weit aufgerissenen Augen, wandte sich und zappelte wie wild, strampelte mit den kurzen Beinchen. »Halt ftill, Wellnjungef!«, schnarrte jemand hinter ihm. »Mama? Was machst du denn hier oben?«, heulte der kleine Kater auf, und versuchte vergeblich, sich aus dem Griff Ährenscheins zu befreien. »Daffelbe follte irf dif phagen!«, kam die dumpfe, aber hörbar wütende Antwort der farnfarbenen Kätzin. »Iffab die bei'n annern!«, erscholl von oben Wolfswolkes Stimme an der Stelle, an der vorher Distel- und Glutjunges gesessen hatten. »Hier treipt ior drei Ftrauchdiebe euf alfo ftändig rum!« Wellenjunges zog einen Flunsch. Jetzt wussten seine Eltern, nein, viel schlimmer, SEINE MUTTER, wo er klettern übte. Toll. Und alles wegen seinen Geschwistern!

    Es war ein herrliches Wetter, als Minzsturm am Morgen aus dem Kriegerbau gekrochen war. Die Sonne hatte geschienen (auch, wenn man den Eindruck hatte, dass sie den SonnenClan mehr mochte als alle anderen Clans), und nur wenige, heitere Schäfchenwolken hatten sich am ansonsten strahlend blauen Himmel getummelt. Ein laues, sanftes Lüftchen hatte fröhlich mit Minzsturms verwuscheltem Fell gespielt, und die Grashalme sanft in seinem süßen Lied gewiegt. Jetzt braute sich in dem grauen Etwas über dem Kopf des Katers ein Unwetter aller ersten Güte zusammen. Schwere, tiefhängende Wolken türmten sich undenkbar hoch übereinander, bis Minzsturm sich fragte, ob es bei so hohen Regentürmen nicht auch beim SternenClan schüttete. Unten auf der Erde jedenfalls goss es wie aus Kannen. Der sonst eher unordentliche Pelz des Katers lag nun wie mit Bücherleim angeklatscht an seinem Körper. »Ey, Minzsturm, siehst gut aus!«, rief Sturmschatten frech durch den peitschenden Regen. »Ich lach dann später.«, gab er schmunzelnd zurück, bevor er sich zurück in den Kriegerbau trollte. Er blieb im Eingang stehen und hielt Kirschpfote an, die pitschnass draußen an ihm vorbeitrottete. »Kirschpfote, willst du nicht mal bei Aschenbein reinschauen? An Regentagen braucht unser alter Haudegen doch ein bisschen Gesellschaft.« Er zwinkerte ihr zu, woraufhin sie die Augen verdrehte und in Richtung Ältestenbau rannte. Dann gesellte Minzsturm sich zu den anderen Kriegern, die Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Er wurde sofort von seiner Schwester, Buntspechtflug, begrüßt. »Minzi, so kommst du auf gar keinen Fall hier rein!«, lachte sie. Irgendwer im Hintergrund schnaubte belustigt. »Nicht?«, fragte er, und versuchte, sich an ihr vorbei zu quetschen. »Ja. Erst musst du dich trocknen!« Die Kätzin schob ihren Bruder in den erdigen Gang zurück. »Wie ihr wünscht, euer Hoheit.« Er machte einen gespielt koketten Knicks, verbunden mit einem Kopfnicken, und fing dann an, sich die Wassertropfen aus dem Fell zu lecken. Buntspechtflug gluckste. »Bei dem Wetter kommt es dem HimmelClan zumindest nicht in den Sinn, uns Beute zu klauen!«

    Ich hab mein bestes getan, aber an manchen Tagen bin ich halt nicht von der Muße geküsst ._. Das Kapitel tut's trotzdem, oder?

    4
    Flussstern blickte von einem erhöhten Ast aus auf seinen Clan herab. Er beobachtete gerne seine Katzen, egal wie alltäglich und langweilig ihre Tätigkeiten waren. Er wollte sie alle ›studieren‹, wollte mehr über sie wissen, auch über die Katzen, denen er nicht sehr nahe stand. Er wollte sie verstehen. Und bei seinen Beobachtungen fiel ihm immer wieder etwas auf. Ein seltsames Phänomen, das sich alle paar Monde wiederholte. Flusstern sah immer wieder diese... Wie sollte er es formulieren? ... ›Anderen‹ Katzen. Diese mit dem federnden Gang, mit den seit dem frühen Jungenalter straffen Muskeln, der bewundernswerten Kraft und diesem geheimnisvollen Funkeln in den Augen. Er war stolz auf seinen Clan, immer, wenn er ein Junges sah, das diese Merkmale der Stärke an sich trug. Der Kater hob den Blick, und schaute mit leicht besorgtem Gesicht zu Ährenscheins Schützlingen, die leichtsinnig und -füßig durch das Geäst turnten. Glutjunges und Disteljunges hatten dieses gewisse etwas an sich, von dem Flussstern nicht wusste, was es war. Wellenjunges mühte sich eher minder geschickt hinter den beiden her. »Glutjunges! Disteljunges! Wellenjunges! Runter da, sofort!« Er wollte nicht, dass sich eines der Kleinen verletzte. Niemand wollte das. Die drei Jungen maulten zunächst, kraxelten dann aber wieder auf den Boden der Tatsache zurück, dass sie zu jung zum Klettern waren. »Flussstern! Flussstern! Komm schnell, das musst du dir ansehen!«


    Silver schaute zu Cherry. Das Grinsen der beiden Kätzinnen sprengte beinahe den Rahmen ihrer vor Stolz glühenden Gesichter. »Wir sind Lakaien, Cherry! Wir dürfen jetzt mit raus!« Mit bebenden Flanken huschten die zwei durch die verzweigten, festlich erleuchteten Höhlengänge. »Aidy hat gesagt, er gibt uns was von dem Stevia-Kraut! Dieses süße Zeug, weißt du noch?« Silver nickte begeistert, als sie die Plätschergrotte betraten. Sie hörten ihr fröhliches Kichern von den wortwörtlich kalkweißen Wänden wiederhallen. Se blieben in der Mitte des sauber und steril duftenden Raumes stehen. »Mehr Beherrschung, Mädels! Was sollen die Meister nur sagen, wenn sie euch mit so kindlich ungebremsten Emotionen sehen?« Die Kätzinnen wirbelten wie ertappt herum. Hinter ihnen war Aiden unbemerkt in sein Refugium geglitten, ein schiefes Schmunzeln umspielte seine Lippen. »Wir bitten um Verzeihung, Meister.«, sagte Silver sofort, verdrehte dabei aber leicht die Augen, genau wie Cherry es tat, bevor sie den Kopf neigte. »Und ihr zwei Naschkatzen seid natürlich hier, um eure Prämie für das erfolgreiche Bestehen des Kadettenalters einzuholen?« Eiliges Nicken folgte. Shadow richtete sich in ihrem Nest auf und warf einen unverborgen neidischen Blick auf Silver und Cherry, denen gerade eine hübsche, zuckersüße Portion Stevia ausgehändigt wurde. Silver musste fast schon wieder loskichern. Aha, die ›große Shadow‹ ist wohl auch so versessen in Süßkram? Cherry mampfte zufrieden die grünen Blätter. »Das ist das einzige, um was ich einen Hasen beneide. Den ganzen Tag süße Blätter fressen!« »Jaja, Cherry. Du und Hasen. Ab jetzt seid ihr zwei wohl eher Hasenfüße.«, bemerkte Aiden, während er sich sorgfältig die Pfoten wusch. »Hawenfüfe?«, fragte die Kätzin mit den grünen Augen zwischen den Blätterm und schluckte kurz. »Anfänglich werden junge Lakaien fast nur mit weglaufen beschäftigt sein. Ihr wisst schon, die Rückzugstaktik. Die Schemen immer weiter von den Clans und dem Quartier weglocken und so.«, erklärte Aiden und schüttelte etwas Wasser aus seinem Fell. »Ach, hier seid ihr zwei! Esst euren Süßkram auf, und kommt dann in die Trainingsgrotte 3! Zackig!« Und schon war Wood wieder im Eingang der Plätschergrotte verschwunden. Der Heiler zuckte mit einem Ohr. »Er bringt euch heute die ersten Grundlagen für die Nutzung der Magie bei. Beeilt euch lieber! Er muss noch andere Hasenfüßchen unterrichten!« Sir, ja, Sir., dachte Silver nur etwas bitter. Was für ein Stress das immer war! Aber andererseits... Magie!


    Es lebe das kurze Kapitel.

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